Von Martinique nach Antigua – 2018/19

Mittwoch, 26.12.2018 Die Wäsche ist gemacht, die Wassertanks sind voll, es kann weitergehen. Die Marina-Formalitäten dauern noch ein bisschen, aber dann bin ich unterwegs nach Norden. Der Diamond Rock bleibt dicht an Steuerbord liegen. Der eckige Fels mit seinen Fortanlagen galt bei den Briten lange Zeit als offizielles Kriegsschiff und konnte von der Franzosen nur eingenommen werden, indem sie eine Ladung Rumfässer in die Richtung des Diamanten treiben ließen…
Um die Ecke herum findet sich eine Festmacheboje für mich in der Bucht/Anse D‘Arlet, und als kleine Extra-Überraschung liegt zwischen meinem Liegeplatz und dem Ufer ein wunderbares Riff zum Schnorcheln!
Das kleine Örtchen ist heute weihnachtlich verschlafen, aber ein nettes, kleines Restaurant hat geöffnet und serviert kreolische Küche, lecker!

Donnerstag, 27.12.2018 Aus der großen Bucht von Fort de France weht der Passat beständig heraus, ohne Seegang aufzuwerfen. Da macht das Segeln mal besonders viel Spaß, fast schade, dass es bis St. Pierre nur 16 Meilen sind. Der Ort wurde 1902 bei einem Vulkanausbruch komplett zerstört, der Einzige Überlebende saß in der dickwandigen Gefängniszelle. Aus der ehemaligen Inselhauptstadt ist ein beschauliches Örtchen mit netter Promenade geworden.

Samstag, 29.12.2018 Es bläst mit mindestens fünf, in Squalls bis sieben Windstärken, der Regen reduziert die Sicht teilweise auf ein paar Meter, mein ohnehin schon im zweiten Reff befindliches Großsegel muss in den heftigsten Böen zwei Mal geborgen werden, der Seegang hat gut vier Meter Höhe und rollt ab und zu über mein Vordeck, die Gischt flutet ab und zu mein Cockpit, die Tölpel sausen im Kunstflug um mich herum, aber irgendwie ist das auch ein toller Ritt rüber nach Dominica!
Und ums Kap herum, also direkt hinter Scotts Head, da ist dann wieder Sonnenschein, Seegang eins bis zwei, noch ein paar Böen und die letzte Meile im Lee dann sogar unter Maschine bis an eine Ankerboje vor Roseau. Da ich mal wieder schön schnell war, bleibt noch Zeit, um einen Inselausflug für morgen zu organisieren.

Montag, 31.12.2018 Meine Mannschaft taucht mal wieder ab… heute Morgen am Scotts Head erst eine wunderschöne Korallenwand hinunter und dann zum Champagner Riff. Da blubbert es vulkanisch aus der Erde – und das passt ja gut zum Sekt, der heute Abend ja viel fließen wird!
Wir feiern aber nicht in Roseau, sondern 18 Meilen weiter nördlich in der Prince Rupert Bay. Die Meilen sind unter Delfinbegleitung schnell abgefahren, die Boje ist schon reserviert, das Jahresabschlussdinner wird kreolisch im Purple Turtle eingenommen – und zum Feiern hat die Genossenschaft der Wassertaxis Discjockey und Rumpunsch organisiert. Ein lustiges, schön bunt gemischtes Fest!

Dienstag, Neujahr 2019 Euch allen ein gutes Neues Jahr!!! Martin, unser Wassertaxler für die Tage hier, muss noch eine halbe Stunde vertröstet werden, bevor er wie verabredet meine Crew zum Schnorcheln ans Riff ums Kap herum chauffiert. Waren doch ein paar Rumpunsch mehr gestern…
Eine Schildkröte guckt auch mal eben, wer da unterwegs ist. Der erste Schnorchelplatz ist vor einer senkrechten Wand, vor die der Vulkan da hinten noch ein paar dicke Brocken geschmissen hat. Wild und schön. Am zweiten Platz vor einem kleinen Dorf will niemand mehr aus dem Wasser raus! Das liegt aber gar nicht am netten Riff, sondern am Platzregen. In Martins Speedboot wäre es ja viel zu nass, also lieber gleich weiterschnorcheln… und weiterschnorcheln…. und zwischendurch dem Kirchenchor (im Dorf ist Neujahrsgottesdienst) zuhören… und weiterschnorcheln… bis es irgendwann doch zurück an Bord geht… der abendliche Bummel durch den Ort wird dann auch noch sehr schön, nette Gespräche mit netten Menschen in netten Kneipen.

Donnerstag, 03.01.2019 Meine Crew will ja unbedingt noch einen Tunfisch angeln. Das klappt heute auf dem Weg nach Guadeloupe – und das passt prima für einen Ankerplatz ohne Kneipe oder ähnliches am Ufer. Die 40 Meilen bis zur Anse de la Barque sind schön und schnell abgesegelt, der Anker sitzt vor dem kleinen Palmenstrand sofort fest im Sand – und schon dürfen vier Bluefin-Filets in die Pfanne. Ganz kurz, Piff-Paff, wie die Wirtin vom Mandiba immer sagte… Guten Appetit!

Freitag, 04.01.2019 Ein paar Meilen weiter nördlich liegt ein nach Jaques Cousteau benanntes Unterwasser-Naturschutz-Gebiet um die Pigeon-Islands herum. Eine Gastboje ist leider nicht frei, aber vor dem belebten Strand mit den kleinen Kneipen und vielen Tauchbasen kann ich mich zwischen ein paar andere Yachten klemmen. Der Platz ist weltberühmt, war klar, dass ich da nicht alleine sein werde. Dagmar und Markus machen zwei Tauchgänge für morgen klar, danach bleibt reichlich Zeit zum Schnorcheln direkt um mich herum: Ein Klasse Riff mit vielen bunten Fischen, die anscheinend ganz genau wissen, dass sie hier nicht gejagt werden. Highlight ist aber eine sehr große Schildkröte, die kurz hinter meinem Heck munter Seegras futtert.
Abends munterer Salsa-Abend im Chez Loulouse…

Sonntag, 06.01.2019 Die letzte Überfahrt für diese Reise. Und damit der letzte kräftige Passsat, der letzte Squall, aber auch der letzte – und größte!- Mahi Mahi an der Angel. Die letzte Hafeneinfahrt ist dann die in den English Harbour auf Antigua hinein. Nelsons Dockyard ist Weltkulturerbe- und der weltberühmte Museumshafen hat tatsächlich einen Platz mitten im historischen Teil für mich. Superyachten haben ja auch irgendwie ein Anrecht auf Superliegeplätze. Seit fast genau 3000 Meilen ist meine Crew nun an Bord. Das darf gefeiert werden.

Montag, 07.01.2019 Die Zöllner hatten ja gestern schon ihren Spaß, und einer kommt wirklich zum Ständchen-Singen vorbei: Herzlichen Glückwunsch, lieber Christian!
Dagmar und Markus tauchen nochmal ab, Wolfgang und Christian bummeln durch die Museumsanlagen und das Städtchen Falmouth nebenan.

Mittwoch, 09.01.2019 Ich muss noch geputzt werden, da klebt noch Transatlantiksalz an meinem Rumpf. Aber dann ist der Abschied irgendwann da. Das war eine großartige Reise mit euch! Abschied nehmen ist ja immer nicht so toll… aber toll, dass es toll war!
Ich habe hier eine Woche Pause, die nächste Crew findet mich dann am Kai vor dem Restaurant „Galley“ – mitten im Weltkulturerbe English Harbour auf Antigua.

Donnerstag, 10.01.2019 In den Wochen ohne Gäste an Bord kriege ich ja immer großes Pflegeprogramm. Nebenbei lernt mein Skipper aber auch immer neue Leute kennen, heute zum Beispiel eine sehr nette Frisörin, die in ihrem Salon das Vater Unser auf Aramäisch mit deutscher Lautumschreibung hängen hat. Das ergibt ein sehr, sehr interessantes Gespräch und einen schicken Haarschnitt.

Samstag, 12.01.2019 Heute lernt Wolfgang die Crew von der „Delos“ kennen. Die haben den berühmtesten YouTube -Channel für Fahrtensegler, und der Skipper heiratet heute seine Freundin. Offizieler Termin war schon, aber so richtig schön auf der „Delos“ halt noch nicht. Damit es toll aussieht, verleiht Wolfgang meine kleine Flaggengala. Wenn ihr die „Delos“ mal googelt, die Hochzeitsbeflaggung ist von mir!

Sonntag, 13.01.2019 Mark hat ein Restaurant in St.Johns aber sonntags geschlossen. Deshalb fährt er mit meinem Skipper kreuz und quer über die Insel. Vielen Dank!

Montag, 14.01.2019 Andy ist einer der beiden Wirte hier im English Harbour – und der ist auch schon zum neuen Freundeskreis zu zählen.