Freitag, 27.04.01 – Um 03.48 h rrrrummmst es plötzlich fürchterlich, Funken stieben bis hoch in den Himmel, es kracht und knallt und tutet, und, oh riesengroßer Schreck, Klaus und Dieter haben auf 88°30′ West ein 3,8 Meter (so breit bin ich!) langes Stück aus dem Äquator rausgesegelt, das plötzlich quer durch das Cockpit hängt.
Zur Information und zum endgültigen Beenden der Diskussion, wie der Äquator denn nun aussieht: Der Äquator ist eine aus grünen und blauen, papierähnlichen Algen gewundene Leine (s. Foto!), die von Äquatorinstandhaltungsschiffsbesatzungen gepflegt und gewartet wird (wurde beobachtet!). Im Prinzip handelt es sich um eine Alarmanlage für die Meeresgötter der südlichen Meere, die die Ankunft von Schiffen auf der Südhalbkugel meldet.
Sehr interessante Konstruktion! (und hoffentlich machen die dreikommaacht fehlenden Meter nicht so viel aus!)
Zur Feier des Moments legt der Skipper erhabene Melodien „Aus der neuen Welt“ von Dvorak auf, dazu Rotwein und ganz viele wehmütige Gedanken, weil ich jetzt ganz schön weit weg von zu Hause bin…
Mit Sonnenaufgang kommen ein paar Südhalbkugelbegrüßungsdelfine vorbei, und nach dem Frühstück erscheinen wie aus dem Nichts Neptun und seine Sekretärin Stardust. Hat die Alarmanlage doch funktioniert.
Jetzt gibt es einen Anschiß wegen der Lücke.
Ich hab es ja geahnt.
Musste ja so kommen.
Dreikommaacht Meter lang.
Und auch noch mitgenommen, anstatt das hinter uns alles wieder schön zusammenzuknoten.
Jetzt haben wir den Salat.
Ogottogottogott. Und der Dreizack sieht vielleicht gefährlich aus. Dieter muss als erster vortreten, weil er der Älteste ist und Wachführer war.
Und Neptun schimpft. Wegen der Lücke. Und weil immer nur Rasmus geopfert wurde. Undundund.
Aber ganz zum Schluss darf Dieter dann doch ganz offiziell und feierlich und in Neptuns Anwesenheit den Äquatör mit der Schere durchtrennen. Und gleichzeitig wird er mit Rum umgetauft und heißt von nun an „Leatherman“.
So, sagt Neptun, überquert man offiziell den Äquator, und nicht nachts und heimlich und im Dunkeln! Als nächste muß Bärbel leiden: Zum Beweis ihrer Südhalbkugeltauglichkeit muss sie in Schwimmflossen und mit Schnorchel und Taucherbrille einmal um den Mast laufen, wird aber dann wegen guter Führung und wegen ihres großen Interesses an den Sternen der neuen Hemisphäre „Sternchen“ getauft.
Klaus hat es nicht so gut. Er muß eine ganze Dose „Balboa“-Bier durch einen Schorchel trinken, und mit der zweiten Dose wird er dann auch noch „Balboa“ getauft. Weil er ja eh an nichts anderes denkt, sagt Neptun!
Wolfgang kriegt berechtigterweise den Hauptteil der Strafpredigt. So ist das eben mit Skippern, die immer Recht haben wollen. Sie sind dann auch einfach an allem Schuld! Also auch an der Äquatormacke!
Gnädigerweise und unter der Auflage, einen schönen Liedertext über diese Reise zu dichten, wird er aber trotzdem getauft, und zwar auf „Wollux“, das ist der dritte Stern aus den Zwillingen, der vor Urzeiten mal auf die Erde gefallen ist und seitdem vergessen zu werden droht. Und weil Wolfgang sich ja doch immer um den Erhalt des Wissens um die Sterne und die Astronomische Navigation bemüht, darf er diesen Namen jetzt hier unten im Süden tragen. Na, da ist er aber gerührt!
Ich bin und bleibe eure Galateia, Schiffe werden nämlich nicht umgetauft, ist ja bekannt! Ich werde aber in den Äquatorfarben grün und blau geschmückt, das muss sein, sagt Stardust. Mit einem dreifachen „Willkommen, willkommen, willkommen!“ beschließen Neptun und Stardust die Zeremonie und verschwinden auf genauso magische Weise, wie sie gekommen sind!
Ein paar Minuten später tauchen Ben und Sabine ganz verschlafen aus ihren Kabinen auf. Haben die ganze tolle Aktion total verpennt! Na macht nichts, die beiden waren ja vorher schon mal auf der Südhalbkugel…
Ja und dann ist auch noch plötzlich Land in Sicht: San Christobal, Galapagos. Um 18.45 h fällt nach 881 wunderbaren Meilen in Puerto Baquerizo Moreno zwischen lauter anderen Yachten der Anker