Von Panama nach Panama

02.04.2008

Mittwoch, 02. April 2008

Mittwoch, 02.04.08 – Dieter entschwindet um sechs Uhr in der Frühe zum Flughafen, und weil Wwolfgang (Webers Wolfgang im Gegensatz zu WolgangT für Thiele, ihr kennt das ja mit zwei Wolfgangs an Bord!) WolfgangT beim Gepäcksuchen am Abend helfen will, verbummelt er den Tag im Hotel.
Am Abend finden sich dann erst die beiden Wolfgangs und dann auch die Gepäckstücke ein.
Der bequemste Weg zurück nach Colon ist das Taxi. Mit einem kleinen Umweg über den Yachtclub kommt meine Crew müde am späten Abend hier in der Marina an, gönnt sich noch einen kurzen Absacker im Cockpit und verschwindet in den Kojen.

03.04.2008

Donnerstag, 03. April 2008

Donnerstag, 03.04.08 – Gemütliches Eingewöhnungsfrühstück – und danach zum Einkaufsbummel nach Colon. Das geht prima mit dem Marinabus, für zwei Leute und zwei Wochen ist das ja auch nicht sooo viel, da bleibt noch Zeit für die Schiffs- und Sicherheitseinweisung.
Weil hier alle ganz verzweifelt wegen der Wartezeit auf den Kanaltransit sind, habe ich ein kleines Gebet für die anderen Yachten geschrieben, und damit das alle lesen können, vorsichtshalber auf englisch. Aber das kriegt ihr schon hin. ACP ist die Panamakanalbehörde (Autoridad del Canal de Panama), SIN ist meine Ship Identification Number , meine „Wartenummer”.

Dear Poseidon,
Mover of the Seas
Send us patience
As we have to wait so many weeks.
Send us freedom
To move from Your Atlantic kingdom to the Pacific one,
Send us the friendship
Of the Panamese people
On whom we rely.

Dear Aeolus,

Keeper of the Winds,
Send us gentle trade-wind-skies
That we can make good
Some of the time
We lost in waiting.
Send cool breezes to the anchorages
To ease the burden
Of sweat and mosquitoes.

Dear Athena,
Goddess of Wisdom,
Send understanding to the ACP
That delayed Canal-transits
Put us small boats
In the danger of being lost
In the nearing Pacific Cyclone season.
Send them the wisdom
To see that the value of dreams
Is higher
Than the value of money.

Galateia, daughter of the Seas. (SIN 3001122, waiting time: five weeks)

Bitte vervielfältigen und an die Kanalbehörden mailen!
(Auf dieser Webpage Panama Canal Authority findet ihr einen ‚Quick Mail Service‘.)

04.04.2008

Freitag, 04. April 2008

Freitag, 04.04.08 – Natürlich warten wir nicht hier in der Marina! Leinen los, raus aus dem Hafen, Kurs Nordost in Richtung San Blas Inseln. Eine schöne Vollzeugbrise aus dem Nordosten zwingt mich zwar zu ein paar Kreuzschlägen, aber weil wir mit einer finnischen Fahrtenyacht einen Regattagegner haben, macht das mal wieder richtig Spaß. Bei der ersten Begegnung liegt die etwas längere, aber ältere Yacht genau auf Kollisionskurs, und weil sie Wegerecht hat, liege ich nach dem Ausweichmanöver eine Bootslänge zurück. Aber vier Stunden später liege ich eine Bootslänge vorne – und nach einer taktisch klugen Wende zwischen den kleinen vorgelagerten Inseln bei Isla Linton sogar zwei bis drei. Schön dass ich gewonnen habe, aber noch schöner, dass ich ausnahmsweise mal nicht die einzige bin, die gegen den Wind nicht einfach den Motor anschmeißt. Außerdem schön: ein kleiner Tunfisch an der Angel und ein paar Delfine zur Begrüßung für WolfgangT.
Am Dschungelankerplatz hinter der Insel sorgt heute ein großer Affe am Ufer für Unterhaltung, der sich von den Yachties den aufrechten Gang abgeschaut hat.

05.04.2008

Samstag, 05. April 2008

Samstag, 05.04.08 – Am Morgen reicht der Wind nur zur Unterstützung, aber ab mittags wird es ein wunderbarer Segeltag hoch am Wind an der gebirgigen Küste entlang. 41 Meilen sind trotzdem ein langer Tag, und obwohl der traumhafte Ankerplatz zwischen den Chichime Cayos zum sofortigen Losschnorcheln, loswandern, lospaddeln einlädt, verbringen die beiden Wolfgangs den Abend ganz gemütlich an Deck und genießen fürs erste nur die Atmosphäre dieses wunderbaren Fleckchens Erde bei den Kuna-Indianern.

06.04.2008

Sonntag, 06. April 2008

06.04.2008

Sonntag, 06.04.08 – Wwolfgang weiß ja schon, wie es hier auf der Insel und so aussieht. WolfgangT aber noch nicht. Also wird als erstes eine Runde über die südliche der beiden Inseln gedreht. Fast, denn an der Quelle am Südende baden gerade Kuna.Mädchen, deshalb geht die Runde kurz vor Schluss wieder rückwärts. Macht nichts, noch mal am weißen Palmenstrand entlang, noch mal den Ausblick zu den anderen kleinen Inseln genießen und noch mal an der kleinen Hütte am Nordende anhalten, zumal die Kunas hier einen gasbetrieben Kühlschrank haben und kühles Bier verkaufen. Ein paar andere Yachtbesatzungen sind auch noch da, Informationen werden ausgetauscht, Fahrtenseglerleben eben.
Mittags steht die Sonne schon fast senkrecht, die Schatten der Kokospalmen bilden nur noch dekorative Kränze um den eigenen Stamm herum.
Am Nachmittag wird die Unterwasserwelt erkundet. Weil das Außenriff hier nicht gut zugänglich st, beschränken sich meine beiden Wolfgangs auf das Innere der Lagune und entdecken immerhin einen Adlerrochen und einen Stachelrochen.

07.04.2008

Montag, 07. April 2008

Montag, 07.04.08 – Eine der Informationen von gestern war, das heute auf der Isla Maquina ein Dorffest stattfindet. Das sind nur ein paar Meilen, also nichts wie hin. Der Anlass für das Fest ist die „Jugendweihe” eines zwölfjährigen Mädchens, welches zu diesem Zweck die Haare auf den bei den Frauen üblichen Pottschnitt gekappt bekommt. Obwohl: Pottschnitt ist ungerecht, ist schon eher eine modische Kurzhaarfrisur.
Die Dorfbevölkerung ist schon im großen Gemeindesaal versammelt und genießt Chicha, das ist ein Gemisch aus Zuckerrohrschnaps und Kaffee. Die Frauen sitzen in der einen Hälfte des großen Palmdachbaus – die Männer in der anderen. Bei den Männern geht es zwar etwas förmlicher zu, weil die Chefs oder Häuptlinge ihr Chicha vom Mundschenk gereicht bekommen, aber bei den Frauen geht es ungleich lustiger zu. Die trinken und rauchen und lachen und schnattern was, das Zeug hält!
Auf dem Platz vor dem Saal tanzen die Jugendlichen zu Panflötenmusik ein paar traditionelle Reigen, schade, dass nur die Frauen Tracht tragen.
Prima Stimmung jedenfalls, kaum Zeit, zwischendurch mal Luft zu schnappen und eine Runde durch das winzige Inseldorf zu drehen.
Wie alle Kunadörfer in der Gegend ist nämlich auch dieses Eiland komplett mit Hütten bebaut. Mitten über das Inselchen verläuft der Hauptweg, von dem die einzelnen Grundstücke seewärts abgehen. Zwischen den Grundstücken ist manchmal Platz für ein schmales Gässchen, manchmal grenzen die Hütten direkt aneinander. Vorne sind eher die Wohnräume, zum Wasser hin dann Schlaf- und Badezimmer. Den Abschluss macht der Lokus, der einfach mit ein paar Balken über das Wasser hinaus gebaut ist. Von meinem Liegeplatz schaut man daher eher auf die Stillen Örtchen… Naja, und natürlich auf die Kanuländen, da hat ja auch jede Familie eine eigene.
Leider gehört zum Fest nur das Trinken, zum Abendessen ist meine begeisterte Crew deshalb schon zurück hier an Bord. An Land wird das Fest aber auch schon ruhiger, so ab zehn Uhr ist wieder Stille.

08.04.2008

Dienstag, 08. April 2008

08.04.2008

Dienstag, 08.04.08 – Da wundert sich mein Skipper, dass die Frauen morgens schon wieder zeitig auf den Beinen sind, längsseits gepaddelt kommen und Molas verkaufen wollen! Und weil die beiden Damen mal wieder besonders schöne Exemplare haben, werden sie auch noch welche los. Wwolfgang bestellt außerdem noch zwei Topflappen, die werden prompt ein paar Stunden später geliefert. Kurz vor dem Ableger schaut der nächste Besucher vorbei, ein Fischer verkauft zwei große Krebse, Wwolfgang läuft schonmal das Wasser im Mund zusammen…
Wieder nur ein paar Meilen weiter liegt Rio Sidra, bei diesem etwas größeren Dorf war ich ja schon vor vierzehn Tagen. Leider ist keiner von den semiprofesionellen Dschungelführern erreichbar, aber das wird morgen schon irgendwie klappen.
In der Wartezeit liest mein Skipper die letzten Seiten von Georg Forsters „Reise um die Welt”, und weil das ein völlig geniales Werk ist (der junge Forster begleitete Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung), das leider in Deutschland viel zu unbekannt ist, mache ich hier mal ausnahmsweise groß Reklame: Unglaubliche Beschreibungen der Welt und vor allem unglaubliche Einsichten in die Gesellschaften vom einfachen Stamm der Südsee bis zur Exaltiertheit der europäischen Mächte. Und auch noch toll „illustriert von eigener Hand”. Leider unglaublich teuer, Eichborn Verlag, aber Weihnachten ist ja schon bald wieder. Schöne Grüße an meine bibliophilen Freunde Gisi, Manfred und natürlich Roland (müsst ihr lesen!) und vielen Dank an Christian, von dem die Leihgabe an Bord ist. Wwolfgang blättert auch immer ganz vorsichtig um!

09.04.2008

Mittwoch, 09. April 2008

Mittwoch, 09.04.08 – Gubi ist zwar vorher noch nie als Dschungelführer unterwegs gewesen, aber so bekommt mein Expeditionsteam wenigstens noch mal völlig neue Einblicke von der Gegend. Anstatt über den bequemen Pfad über den Hügel führt Gubi meine Wolfgangs nämlich „einfach” den Fluss hinauf zum Wasserfall, das ist aber eine ganz schöne Kletterei!
Unten in den Gärten führt der Weg durch einen Friedhof, der wie ein stilles Dorf wirkt, da alle Gräber Palmdächer haben. Ab da dichtester Dschungel – und natürlich großes Abenteuer. Gut, dass man im Wasserfall so schön baden kann, trotz der Knabberfische. Abkühlung tut Not, dringend.
Wenigsten die An- und Abreise zum Fluss ist trockener als letztens mit dem Kanu – Gubi und die Wolfgangs fahren mit Higgins, meinem Beiboot. Und Higgins leckt natürlich nicht!
Im Dorf hat unterdessen ein Kinderfußballturnier begonnen, immer sieben gegen sieben, für mehr reicht der Platz zwischen den Hütten nicht. Zum Abschluss eines mal wieder reichlich mit neuen Eindrücken angefüllten Tages serviert der Kneipenwirt frisches Hühnchen aus der prähistorischen Pfanne.

10.04.2008

Donnerstag, 10. April 2008

10.04.2008

Donnerstag, 10.04.08 – Kontrollanruf beim Agenten: Vorgerückt auf den 26.04.! Ist mein Gebet doch erhört worden!
Und uns bleiben trotzdem noch ein paar Tage im Kuna-Paradies. Ist übrigens auch ein Segelparadies, der Passat bläst beständig mit drei, vier Windstärken, aber durch die vorgelagerten Riffe und Inseln ist das ganze Revier prima seegangsgeschützt und bietet hunderte von Ankerplätzen. Heute soll es mal ein einsamer sein, also segeln die beiden Wolfgangs und ich sieben Meilen gegen den Wind zu den Moron Channel Islands. Da war ich ja beim letzen Törn schon mal, heute fällt mein Anker aber eine gute Meile weiter östlich hinter einer kleinen Insel mit Palmen und weißem Strand, ihr wisst schon…
Drei andere Yachten verteilen sich auf die nächste Meile, so viel Platz ist nämlich hier. Muss nicht wirklich wegen Überfüllung geschlossen werden…
Gerade als meine Crew den Gemüsebestand durchforstet und feststellt, dass zum perfekten Tag noch ein wenig Obst fehlt, da kommen ein paar Fliegende Händler mit einer Schaluppe voller Köstlichkeiten vorbei: Frische Ananas. Pampelmusen, Kohl, selbst ein paar Coladosen wechseln den Besitzer.

11.04.2008

Freitag, 11. April 2008

11.04.2008

Freitag, 11.04.08 – Die anderen Yachten lichten Anker, jetzt gehört die Welt uns, soweit das Auge reicht. Drei Seeadler legen eine kleine Flugshow hin und streiten sich in den Palmwipfeln, ansonsten Ruhe. Vogelgezwitscher, der Wind in den Bäumen.
Andreas und Hans-Jürgen von der „Cosi fan Due” rufen an, sie liegen mit dem Kat drei Meilen weiter westlich bei einer Miniinsel mit einem Hotel. Wir sollen doch auf einen lustigen Abend rüberkommen. Machen wir!
Das Hotel besteht aus vierzehn Grashütten, eine davon ist der Speisesaal, eine das Büro, wo die beiden „Hotelangestellten” wohnen. Vierzig Palmen und ein fantastisches Schnorchelriff. Ein kleiner Blue Runner verliebt sich in WolfgangTs Badehose. Und ein ebenfalls fantastischer Fischschwarm am Ufer. Und vier „Hotel”-Gäste, mit denen der Abend dann auch wirklich lustig wird…
Echter Individualtourismus unter www.kuanidup.pa.kz

12.04.2008

Samstag, 12. April 2008

Samstag, 12.04.08 – Ich bekomme einen Viertanker! Ein schöner Danforth, halb begraben im Sand, aber prima in Schuss, Hans-Jürgen und Wolfgang bergen das gute Stück, ich freu mich.
Und segeln darf ich auch noch ein paar Meilen, bis hinter Dog Island. Da hat zwar gerade ein Touristenboot fast fünfzig Leute ausgespuckt, aber die sind am Abend alle wieder weg. Direkt neben mir liegt ein altes Wrack im flachen Wasser, traumhaft mit Korallen bewachsen und wie alle Wracks ein tolles Versteck für alle möglichen Fische. Die Insel selbst ist mal wieder soooo klein, dass man drumherumschnorcheln kann. Das Riff ist Weltklasse, überbordend mit Fischen und Korallen, Schwämmen und Anemonen, unbeschreiblich.

13.04.2008

Sonntag, 13. April 2008

13.04.2008

Sonntag, 13.04.08 – Und deshalb mutiert meine Crew zu Amphibien. Den ganzen Tag lang. Hier darf man nicht einfach weg.

14.04.2008

Montag, 14. April 2008

Montag, 14.04.08 – Kurs West. Zurück in Richtung Colon. Einfach nur tolles Segeln, die Sonne heute genau senkrecht über uns (Deklination gleich Schiffsbreitengrad), eine große Delfinschule in der Bugwelle, einundneunzig Zentimeter Raubmakrele an der Angel, die Affen am Ankerplatz hinter Isla Linton, und ein kleiner Gecko , der sich an Bord geschlichen hat gegen etwaiges Fliegegetier, das es aber zum Nachteil für den Gecko kaum gibt – ein toller Tag.

15.04.2008

Dienstag, 15. April 2008

Dienstag, 15.04.08 – Weil von der Makrele noch drei Große Filets übrig sind, beschließen WolfgangT und Wwolfgang, am Abend Freunde zum Essen einzuladen. Dafür reicht der Fisch bestimmt noch. Oder doch vielleicht knapp nicht? Angeln wir eben noch einen dazu: Schwarzflossentun, knapp acht Kilo, das reicht für die halbe Marina…
Zum Essen in der Shelterbay Marina kommen Andreas und Hans-Jürgen, Christoph aus der Schweiz und Evi und Wolfgang vom Kat „Sleipnir 2”.
Ein Filet bekommen die Japaner am Liegeplatz gegenüber, ein halbes nimmt sich Christoph für morgen noch mit nach Hause auf sein Schiff und ein halbes behält WolfgangT für morgen. Und trotzdem sind nach einem grandiosen Abendessen (Sashimi, Tun demi Crue, Makrele in Sesamkruste, Tunfisch außen kross und innen saftig, dazu eine tolle Gemüseplatte von Andreas) alle pappsatt, so viel Fisch ist das!

16.04.2008

Mittwoch, 16. April 2008

Mittwoch, 16.04.08 – Wwolfgang geht als linehandler auf die „Sleipnir 2”, WolfgangT haut das letzte Filet in die Pfanne und der Agent ruft an: Schleusungstermin am 20.! Sonntag! Juhuuuu!