Freitag, 02.05.08 – Traumhaft. Gute drei Windstärken aus Süd-Süd-Ost, leicht gekräuseltes Wasser und dazu der lange Atem aus dem Südmeer. Pazifik, wie er schöner nicht sein kann. Trotzdem bricht so langsam Unruhe aus, denn die Linie rückt immer näher! Am Cockpit-GPS läuft der Countdown – und um 16.45 h ist es soweit: Bei 088°32 W stecke ich meinen Bug über den Äquator und schwimme nun in der südlichen Hemisphäre. Wwolfgang hat natürlich wieder (wie bei meinem ersten Übertritt 2001) „Aus der Neuen Welt” von Dvorak aufgelegt, so viel Tradition muss sein! Der Sekt liegt schon seit Tagen auf Eis, die Gläser klirren, glückliche Gesichter im Cockpit bei diesem schönen und seltenen Moment. Aber wer sich an das Logbuch von 2001 erinnert, der weiß, dass der Äquator eine blaue oder blaugrüne Linie ist, die Poseidon als Alarmanlage entlang des nullten Breitengrades gespannt hat. Und auch dieses Mal musste ich leider ein Stückchen abreißen, anders geht es eben nicht. Kaum flattert das blaue Band am Achterstag, da kommt Poseidon auch schon mit Dreizack und Machete aus den Tiefen aufgetaucht und beschwert sich über den illegalen Grenzübertritt. WolfgangT und Karoline sind nämlich ohne Visa, sprich ungetauft über den Äquator gefahren! Das muss nachgeholt werden. Die beiden reuigen Sünder bekennen ihre Schuld und müssen für den ordentlichen Übertritt zunächst mal rasiert werden. Das geht mit der Machete und viel Rasierschaum aber prima, Poseidon hat trotz des Seegangs die scharfe Klinge fest im Griff. Mit einem ordentlichen Schwall Südmeerwasser wird der Rasierschaum dann abgespült und damit auch die Taufe vollzogen. WolfgangT heißt von nun an Murmel, weil er immer so gerne schläft, und Karoline heißt Pixel, weil sie sich auch auf der Südhalbkugel um die Computer der Segler kümmern soll. Als Geschenk hängt Poseidon noch einen Monsterfisch an die Heckangel, aber da meint er es zu gut, der Hochseehaken bricht glatt in der Mitte durch.
Die Nacht hält, was der Tag versprach: Sternenklar, eine wunderbare leichte Brise, ein kurzer Schwatz auf der Funkrunde mit Contadora Günther, Sternschnuppen, „unsere” nun schon liebgewonnenen Nachtvögel an steuerbord – traumhaft.