Von Portorož nach Korfu – August 1998

02.08.1998

Sonntag, 02. August 1998

Sonntag, 02.08.98 – Aber nach der grandiosen Abschiedsnacht am 01.08.98 mit allen Helfern,Freunden und
Crews, mit großen Reden und großem Buffet, mitgroßen Geschenken und kleinen Tränen
mußte dann nur nochder Skipper Wolfgang aufgeladen werden und los ging´s:
GroßesHupkonzert, doch noch große Tränen und mit Glück und Hochwasserüber den
versteckten Festmacher geglitten, nichts konnte mich nochhalten!….bis vor die Einfahrt
von Piran: Wolfgang hatte nämlichnach der Reinigung des Dieseltanks vergessen, den
Vorfilter zu tauschen,und schon war der erste Anleger ein geschleppter, "Mon Dieux
JoJo"nahm uns längsseits, und wir nahmen es als gutes Zeichen!

Und die Crew, das sind zur Zeit Sylvia Buhr, Sabine Krayer, AngelikaLehr, Franz
Zellner, Matthias Poth und Lipso, konnte gleich zeigen, wiegut sie segeln können:
sekundenschnell war das Großsegel gesetzt!Nach dem Ausklarieren ging´s mit leichtem Wind
bis Porec zum Einklarieren.Und zum Weiterfeiern! Der "harte Kern" , also die
Familie, dieSkipper, die Warsteiner und der Chef stiegen Vera, der Wirtin vom
"Turm"auf das Dach und holten nach, wofür die letzte Nacht zu kurz war!Wolfgang
soll noch irgendwem die Haare geschnitten haben und lauter solcheGeschichten…

jedenfalls konnten wir am Montag erst gegen 13.30 h auslaufen und unszum Ausruhen, zum
Grillen und Gitarrespielen (Danke, Manfred!) nach 32schön gesegelten Meilen in die
Paltana-Bucht legen. Und seitdem gibtes auch ein ordentliches Logbuch!

03.08.1998

Montag, 03. August 1998

Montag, 03.08.98 – jedenfalls konnten wir am Montag erst gegen 13.30 h auslaufen und uns zum Ausruhen, zum Grillen und Gitarrespielen (Danke, Manfred!) nach 32 schön gesegelten Meilen in die Paltana-Bucht legen. Und seitdem gibt es auch ein ordentliches Logbuch!

04.08.1998

Dienstag, 04. August 1998

Dienstag, 04.08.98 – Ein wunderschöner Maestral (NW-Wind mit 3-4 Bft) schiebt uns über den Kvarner-Golf bisSusak. Die „Alessandra“ begleitet uns als letztes Schulschiff, damit wir nicht so ganz alleine sind. Um mich von oben zu fotografieren,und um sich von der Nordadria zu verabschieden, wandert die Crew zum Leuchtturm rauf. Oben angekommen blinkt er schon, die Flasche Wein muß also kurz nach Sonnenuntergang geöffnet werden, war nix mit Sundowner, zu langsam gelaufen! Zum Ausgleich darf die Crew oben auf dem Leuchtturm Schattenspiele veranstalten, falls also jemand an diesem Abend das Leuchtfeuer“Brdo Garba“ (Blz 2, 10s, 19M, 100m) peilen wollte und sich über die komisch veränderte Kennung gewundert hat, das war die Crew der Galateia!

05.08.1998

Mittwoch, 05. August 1998

Mittwoch, 05.08.98 – Was für ein Tag! Morgens sind wir mit einer kräftigen Bora im Hafen eingeweht, aber um 11.00 h macht sie eine Pause und wir legen ab. Und sobald wir das Lee von Mali Losinj hinter uns haben, steht die Logge stundenlang auf über acht Knoten, und das mit Arbeitsfock und zwei Reffs im Groß! Ilovik achteraus, Premuda achteraus, Ist und Molat achteraus, Veli Rat achteraus,Dugi Otok an Steuerbord und mit Sonnenuntergang und 57 Meilen später im Hafen Iz Veli geankert. Müde, aber glücklich paddelt sich die ganze Mannschaft an Land, ißt lecker zu Abend (Wolfgang und Lipso teilen sich ein riesiges T-Bone-Steak), und müde, satt und glücklich paddeln sie zurück…

06.08.1998

Donnerstag, 06. August 1998

Donnerstag, 06.08.98 – Gestern Abend hat sich die Crew den Bauch vollgeschlagen, heute werde ich vollgebunkert: Wir wollen nämlich in die Kornaten, und da sind die Supermärkte doch eher weit verteilt… Die Bilge voller Getränke und die Kühlschränke voller Hähnchenkeulen ziehen wir mit halbem Wind Richtung Zut, da plötzlich: ein Wasserbombenangriff von der parallel segelnden „Alessandra“! Eine Breitseite erwischt uns voll, aber dann sind auch bei uns Luftballons und Kondome mit dem raren Süßwasser gefüllt, denn Rache ist Seemanns Ehrensache! Die Seeschlacht endet erst, als beide Crews gleichmäßig naß sind, und dieses Unentschieden wird dann bei Toni (dem Skipper der „Alessandra“) am Ferienhäuschen auf Zut mit seiner Familie mit einem Verbrüderungsfest gefeiert. Ordentlich halbe-halbe mit den Hähnchenkeulen! Ich liege derweil vor Buganker und Achterleinen am Steg, und da die Bora böig einfällt, bewähren sich der neueAnker und die lange Kette das erste Mal; fühlt man sich doch gleich ganz anders, so als Schiff…
Freitag, 07.08.98 Buchten, bummeln, Seele baumeln lassen! Sagenhafte 9,3 Seemeilen schaffen wir trotzdem! Spannend wird nur die Durchfahrt durch die „Proversa Vela“ zwischen Kornat und Katina, aber Angelika, die Spezialistin für kniffeligeSituationen, bringt die alten Steinbaken genau in Deckung, und so rutschen wir sicher durch die nur 2,5 m tiefe Rinne. Noch eine kurze Kreuz, und wir ankern in der Uvala Mir am Silbersee auf Dugi Otok.

Na, und dann werden mir die Jungs und Mädels schon wieder romantisch! Erst Sundowner (diesmal pünktlich!) oben auf den Klippen und danach Silbersee bei Vollmond! Da wird’s doch langsam kitschig!

07.08.1998

Freitag, 07. August 1998

07.08.1998

Freitag, 07.08.98 – Buchten,bummeln, Seele baumeln lassen! Sagenhafte 9,3 Seemeilen schaffen wir trotzdem!Spannend wird nur die Durchfahrt durch die „Proversa Vela“ zwischenKornat und Katina, aber Angelika, die Spezialistin für kniffeligeSituationen, bringt die alten Steinbaken genau in Deckung, und so rutschenwir sicher durch die nur 2,5 m tiefe Rinne. Noch eine kurze Kreuz, undwir ankern in der Uvala Mir am Silbersee auf Dugi Otok.

08.08.1998

Samstag, 08. August 1998

Samstag, 08.08.98 – Zum Frühstück verholen wir uns an eine namenlose Klippe, die wir aus naheliegenden Gründen“Gassi-Insel“ taufen. Lipso liebt das Dinghi!! Und dann, bei leichtem Maestral, gleite ich mit stolzgeschwellter Brust durch die Kornaten: der Spinnaker wird zum ersten mal gesetzt! Schöner geht es nicht, wirklich!!! Ich lasse Euch hier mal ein bißchen Platz, damit Ihr Euch vorstellen konnt, wie schön das aussieht:
Aber der Platz reicht nicht, versprochen!!! Die Nacht verbringen wir gemütlich und sicher in der kleinen Marina auf Piskera, zum Dinner gibt es Kroatisches G’rösti (frisch erfunden!) bei Kerzenschein, achnä, wat war dat wieder schön heute….

09.08.1998

Sonntag, 09. August 1998

Sonntag, 09.08.98 – Die Crew will den Skipper demnächst tatkräftiger beim Singen unterstützen und übt Shanties! Und das unter Spinnaker mit Kurs auf Sibenik und die Krka-Wasserfälle! Das bringt eine italienische Yacht dazu, ein Weilchen neben uns herzulaufen und zuzuhören, lustig! Kurz vor Sibenik haben wir dann plötzlich Kollisionsgefahr mit einer österreichischen Yacht, ich will ja nichts sagen, aber trotzdem: wenn vier Leute an Bord sind, dann sollte nicht einer lesen, einer Postkarten schreiben, eine das Bikinioberteil anziehen und einer unter Deck Bier holen, während der Autopilot den Kurs hält und die Sicht durch das bis an die Fußreling reichende Sonnensegel auf einen schmalen Tunnel voraus und achteraus begrenzt ist…auch lustig! Und auf der Fahrt den Krka-Fluß hinauf will mich dann niemand steuern, weil alle fotografieren müssen! Sehr lustig! Aber ich will mich nicht beschweren, weil ich in Skradin eine große Süßwasserdusche bekommen habe, das tut gut! Lipso und die Crew entsalzen sich auch, Matthias bekommt auf dem Steg die Haare seemännisch kurz gestutzt und Wolfgang zieht eine frische Hose an! Wir glänzen um die Wette! Abends gibt es Schinken, Käse und Wein bei Mate und Anka, und danach Skampis und Muscheln und Kalamari und, und, und…und ich genieße derweil das Bad im süßen Fluß!

10.08.1998

Montag, 10. August 1998

10.08.1998

Montag, 10.08.98 – Die Krka-Wasserfälle: Winnetou war nicht da, aber grandios soll’s ja trotzdem sein, Tuffsteinterassen, riesige Wasserkaskaden, natürliche Whirlpools und lauter so Zeugs.

Aber für Segelboote ist der Eintritt verboten, also warte ich in der Marina in Skradin.

11.08.1998

Dienstag, 11. August 1998

Dienstag, 11.08.98 – Heute ist Regattatag: Morgens fährt ein Taxifahrer mit Franz und Matthias zu einer Autogas-Tankstelle, wo unsere Gasflaschen aufgefüllt werden. Die Rallye Paris-Dakar findet dagegen im Schneckentempo statt! Die nächste Regattaveranstaltung ist wieder eine Rallye: mit Einkaufswagen voller Getränke und Lebensmittel durch die Innenstadt von Sibenik, Zielgerade ist quer über die vielbefahrene Uferpromenade! Nach dem Ableger (souverän am Ruder: Angelika) segeln wir mit zwei kleineren italienischen Yachten um die Wette und tun uns dabei ganz schön schwer, weil die kleinen, flinken Dinger einfach auf jeden Lufthauch anspringen. Bis ich mal in Fahrt komme, ist die Bö schon wieder vorbei! Aber dann setzt sich der Maestral aus Nordwest durch und wir sind auf und davon. Die nächste Regatta segeln Franz und ich alleine, einhand also, weil der Rest der Crew Mittagsschläfchen hält… Trotzdem versägen wir locker eine Elan 43! Ab Primosten können wir auf Raumschotskurs abfallen, die Mannschaft wird wach und wechselt meine Garderobe regattamäßig erst von Fock 1 auf große Genua, und dann auf Spinnaker. Von nun an haben wir keine Gegner mehr,sondern nur noch Opfer! Sylvia fährt Highscore mit 8,0 Knoten! Leider muß der Spinnaker das büßen, ein kleiner Riß am Unterliek… Mit abflauendem Wind laufen wir unter Segel in Split ein, die Mannschaft birgt im ruhigen Wasser das Großsegel und legt mich nach 40 tollen Meilen in die Marina im Innenhafen. Nach dem Abendessen verschwinden alle in die Altstadt, von wegen Kultur und so….Diokletians-Palast anschauen…. ich weiß schon, wie das wieder endet… um diese Uhrzeit…. ist doch längst geschlossen, das Museum….

12.08.1998

Mittwoch, 12. August 1998

Mittwoch, 12.08.98 – Ich hab’s geahnt: Auslaufen um 14.10 h! Kultur!! Eß- und Trinkkultur allerhöchstens!!! Allerdings verpassen wir nicht viel, weil die schöne Wetterlage abschwächt und damit auch der Maestral, der uns bisher so schön hierher geschoben hat. Wir schaffen nur 26 Meilen und ankern in der Tarsce-Bucht auf Sv. Klement, das liegt gegenüber der Stadt Hvar auf der Insel Hvar, ist wirklich wahr! Die Romantik geht mal wieder mit der Crew durch: Wir haben abnehmenden Mond, fast Halbmond, und deshalb ist die erste Nachthälfte mondlos und voller Sterne. Gegen 22.00 h geht dann auch noch Jupiter auf, zwischen Wassermann und den Fischen. Eine Sternschnuppe jagt derweil die andere, erst spielen ein paar Italiener am anderen Ende der Bucht Gitarre, dann greift der Skipper in die Saiten und singt die Crew in den nötigenSchlaf.

13.08.1998

Donnerstag, 13. August 1998

Donnerstag, 13.08.98 – Der Morgen ist ja noch toll: Schwimmen im glasklaren Wasser, Lipso an Land rudern, Frühstück im Cockpit, alles wie es sein soll. Aber was dann kommt, hätte auch Freitag, der 13. sein können. Der Wind läßt uns im Stich. Was ja nicht so ganz tragisch ist, weil wir bisher wirklich Glück ohne Ende gehabt haben. Aber was über der Insel Korcula von weitem wie eine Gewitterwolke aussieht, entpuppt sich als Rauch eines riesigen Waldbrandes. Das heißt, eigentlich brennt der komplette Westteil der Insel. Ab 16.00 h Verdunkelt sich der Himmel und wir haben Ascheregen an Bord. Ab 16.30 h müssen wir die Luken schließen, weil ich sonst unter Deck auch noch schwarz vor Asche werde. Ein paar heimatlose Nachtfalter verirren sich an Deck. Das Wasser um uns herum ist mit Asche bedeckt. Löschflugzeuge sind am Himmel, aber das sind Mücken gegen einen Elefanten. Aschermittwoch? – Ascherdonnerstag! Franz macht vorsichtshalber das Radargerät an, aber so schlecht ist die Sicht dann doch wieder nicht. Kurz vor der Stadt Korcula am Ostende der Insel hört der Ascheregen dann auf, und wir können den Anlegeschluck in der Marina ungestört genießen. Die Kulisse ist eigentlich überwältigend, die Altstadt liegt direkt vor unserem Bug auf einer kleinen Halbinsel, die Berge der großen, gegenüberliegenden Halbinsel Peljesac erheben sich dahinter auf fast 1000 m Höhe, aber die Sonne geht hinter Rauchschwaden unter, und irgendwie drückt das die Stimmung. Was Marco Polo (Soll hier geboren sein!) dazu wohl gesagt hätte?

14.08.1998

Freitag, 14. August 1998

Freitag, 14.08.98 – Unter Maschine bis Dubrovnik – Gustav, unser Autopilot, macht das aber prima. Gegen die Langeweile werden Postkarten geschrieben, es wird Uno gespielt, Blödsinn gemacht und dann, weil es schon dunkel ist, gibt es noch eine spannende radargestützte Nachteinfahrt bis in die Marina Komolac. Auf dem Weg den Fluß rauf sind nämlich sämtliche Leuchtfeuer außer Betrieb!

15.08.1998

Samstag, 15. August 1998

Samstag, 15.08.98 – Hafentag. Einen ganzen Tag lang lassen mich Crew und Skipper in Frieden und schauen sich die Altstadt von Dubrovnik an. Einen Reiseführer für das alte Ragusa kann ich Euch hier und jetzt nicht bieten, nur ein paar Neuigkeiten: Kriegsschäden gibt es keine und scheint es in der Altstadt auch nicht in größerem Maße gegeben zu haben. Oben auf der Stadtmauer sind zwei zusätzliche Kneipen eröffnet worden, das macht den Rundgang viel angenehmer… Und Wolfgang schafft es nicht mehr, auf dem schmalen Stein in der Mauer am Franziskanerkloster zu stehen, er ist wohl zu dick geworden! Nur Sabine packt es und erhält dafür Applaus auf offener Straße! War ein toller Tag, auch ohne zu segeln!

16.08.1998

Sonntag, 16. August 1998

16.08.1998

Sonntag, 16.08.98 – Wieder ein Tag voller Abenteuer! Diesmal mit Orden, Epauletten, Uniformen und allem, was Behörden sonst noch wichtig macht. Zuerst im Stadthafen von Dubrovnik, weil wir ausklarieren müssen. Der arme Skipper muß zum Zoll, zur Polizei und zum Hafenmeister. Und weil dem jungen Mann natürlich niemand glaubt, kommt vorsichtshalber ein Kontrolletti an Bord und guckt mal, ob alles in Ordnung ist… Gegen Mittag kommen wir dann aber doch von der Zollpier los und machen uns auf den Weg nach Kotor in Restjugoslawien. Ein letzter Blick auf die Wehrmauern, knapp dreißig Meilen unter Mithilfe des treuen Freundes aus Wolfsburg und wir laufen in den Golf von Kotor ein. Eigentlich soll man ja schon in Herceg Novi einklarieren, aber Wolfgang beschließt weiter zu fahren, da es schon so langsam dunkel wird. Die Mannschaft eines Aufklärungsbootes der jugoslawischen Marine beschließt allerdings, daß wir festmachen, und zwar längsseits…Und dann haben vier Jungs auf dem Aufklärer ziemlich viel Spaß mit unseren Pässen: Es dauert vier Einträge in ein wichtiges Formblatt, bis einer merkt, daß wir nicht alle mit Nachnamen-deutsch heißen! Aber es geht noch weiter, denn in Kotor sind wir aufgrund dieser Aktion schon angekündigt. Kaum sind die Leinen unter hafenamtlicher Mithilfe fest, bekommen wir Besuch vom Hafenmeister, vom Polizeichef, vom Oberzöllner und von einer anderen nicht genauer zuordnungsbaren, aber ebenfalls sehr wichtigen Persönlichkeit; und zwar gleichzeitig! DieStimmung sinkt, als Wolfgang den versammelten Wichtigkeiten ein kroatisches Crewlistenformblatt (weil durchschreibend!) vorsetzt, aber die Stimmung steigt wieder, als kroatisches Bier vorgesetzt wird. Der Vorsatz, das alles wirklich ganz ernst zu nehmen, wird dann auch noch fallen gelassen, als wir erfahren, daß ca. 75 US-Dollar bar zu bezahlen sind, wohingegen fünf bzw. (Geheimdienst?!) do 195 Dinar (zusammen ca. 20,-DM) am nächsten Morgen auf dem Postamt zu überweisen sind…

Zusammenfassend muß man aber sagen, daß uns sämtliche Würdenträger sehr zuvorkommend und höflich behandelt haben,ein bißchen umständlich ist das halt alles! Die Nacht verbringen wir einsam als einziges Schiff an der langen Mole von Kotor, die brodelnde Gerüchteküche hält wohl doch die meisten Yachties davonab, hierher zu fahren. Selbst schuld!

17.08.1998

Montag, 17. August 1998

17.08.1998

Montag, 17.08.98 – Wolfgang steht um 06.30 h auf. Wolfgang steht um 06.30 h auf. Das muß manzweimal sagen, das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! Angeblich wegen einer Mücke in der Koje, aber schaden tut´s nichts, weil die Crew einen ausgedehnten Ausflug auf die alten Festungsmauern unternimmt, treppauf treppab und über schwindelerregende Stege bis in höchste Höhen, vorbei an einem Wallfahrtskirchlein bis auf die höchsten Zinnen der Burg. Und alles nur, um ein Foto von mir und der Altstadt von da oben zu machen! In der Mittagshitze wäre das sicher unangenehm gewesen, da ist es schon ganz gut, daß Wolfgang um 06.30 h! aufgestanden ist! Nach dem Großeinkauf (sehr billig, dadurch relativieren sich die Kosten für das Einklarieren!) und nach dem Ausklarieren (nochmal eine Stunde Papierkram!) legen wir ab und eine Stunde später wiederan.

An der kleinen, künstlichen Kircheninsel Madonna vom Felsen, und schon auf dem Weg dorthin geschieht ein kleines Wunder: Es regnet eineViertelstunde lang aus blauem Himmel! Bis die Crew das Duschzeug ausgepackt hat, ist es aber schon wieder vorbei; nix mit Haare waschen, die Damen! In der kleinen Kirche geht es dann mit dem Wundern weiter: Seeleute aus der Gegend haben aus aller Herren Länder Mitbringsel und Dankesgaben für Rettung aus Schiffbruch oder für die Heilung von einer Krankheit hier zusammen getragen, stundenlang könnte man sich das Sammelsurium anschauen, aber wir müssen ja weiter, mit dem Segen der Madonna vom Felsen auf Nachtfahrt! Kaum aus dem Golf raus, bekomme ich Hosenträger (Strecktaue aus Gurtmaterial) verpaßt, die Mannschaft zieht die Automatikwesten mit Lifebelt an, Matthias brutzelt Bratkartoffeln, die Wachen werden eingeteilt (Sabine mit Matthias, Sylvia mit Angelika und Franz mit Wolfgang), und wir durchsegeln eine ruhige Nacht mit leichten westlichen Brisen. Kann man nicht erzählen, muß man erleben!

18.08.1998

Dienstag, 18. August 1998

Dienstag, 18.08.98 – Gustav (der Autopilot) übernimmt zum Frühstück auf See das Ruder. Und weil alle faul sind, behält er es auch. Außerdem muß die Crew sich gegen Mittag konzentrieren, denn es wird geastronavigiert! Den Sextanten (nein, daß ist nichts versautes!) raus, eine Meßreihe vormittags, dann die Kulmination der Sonne genau erwischt, dann eine Meßreihe nachmittags und schon haben wir einen Schiffsort aus Mittagsbreite und zwei (bzw. dreimal zwei) gleichen Höhen für die Längengradbestimmung! Und weil die Mannschaft dem Skipper nicht vertraut, schaltet irgendwer von den ungläubigen Astronavigationsneulingen den GPS-Navigator ein und stellt fest, daß der auch funktioniert, jedenfalls kommt er auf das gleiche Ergebnis! Eine große Schule Delphine freut sich mit uns! Und der Kurs wird geändert: Da alle wieder wissen, wo alle sind, segeln wir ohne Zwischenhalt in Italien gleich weiter Richtung Korfu, und zwar zur Abwechslung mal wieder unter Spinnaker. Bordroutine stellt sich ein, einfach geradeaus segeln, Wachwechsel alle drei Stunden, den Sonnenuntergang genießen, der Weg ist das Ziel!

19.08.1998

Mittwoch, 19. August 1998

19.08.1998

Mittwoch, 19.08.98 – Um 02.00h morgens erreichen wir das Ionische Meer. Mir gefällt es, wenigstens können die Eingeborenen hier meinen Namen auf Anhieb richtig aussprechen! Am frühen Nachmittag, 222 Meilen nach dem letzten Ableger, gehen wir in der Nordbucht von Othonoi vor Anker, morgens schon hat der Wind auf Südost gedreht, und der Himmel verdunkelt sich immer mehr, ein Gewitter zieht auf. Und das bringt Böen aus dem Norden! Also wieder raus aus der Bucht und um mehrere Riffe und Klippen herum auf die Südseite der Insel, die jetzt die geschützte Seite ist. Bis wir dort sind,hört das Gewitter wieder auf, spannend war’s, das Ölzeug wurde endlich eingeweiht, und ich habe eine verdiente Süßwasserdusche für mein Deck und das Tauwerk bekommen. In der kleinen Hafenbucht des Dorfes Othonoi fallen mein Anker und die wasserdichten Hüllen der Mannschaft, wir laden einen dänischen Aussteiger, der von seiner Visa-Karte lebt, zum Nudelessen ein, dann fällt, weil die Yachten etwas durcheinander schwojen, der zweite Anker, und dann fallen die letzten Hemmungen, denn es wird gesungen, bis ich wieder Platz zum schwojen habe: zwei Yachten neben uns gehen Anker auf und verholen sich in eine ruhigere Ecke…

20.08.1998

Donnerstag, 20. August 1998

Donnerstag, 20.08.98 – Korfu liegt seit Mittag vor dem Bug… Der Kassettenrecorder muß genäht werden und dann: Einmal noch in eine ruhige Bucht (militärisches Sperrgebiet,deshalb!), einmal noch ausgelassen sein und im Cockpit tanzen, endlich mal den Außenbordmotor an das Beiboot montiert, einmal noch Moussaka und Dolmades in einer griechischen Strandkneipe essen, einmal noch den nassen Dinghihintern, einmal noch Jupiter, den Skorpion, die unzähligen Sternschnuppen…

21.08.1998

Freitag, 21. August 1998

21.08.1998

Freitag, 21.08.98 – Eigentlich verholen wir nur noch in die Marina Gouvia. Der sonst so beständige Wind läßt uns im Stich, um exakt 13.50 h wird das letzte Bier vernichtet. Gedrückte Stimmung. Will keiner so recht anlegen. Muß aber sein. Fahren noch ein bißchen Zickzack. Sind dann aber doch da. Diesel aufgefüllt. Anlegefoto. Anlegedrink. 684,8 traumhafte Meilen nach dem ersten Ableger. So, genauso sollen alle anderen Etappen auch werden! Der Skipper ist stolz auf mich! Und sagt an dieser Stelle noch mal Dankeschön an Ihr wißt schon wen… (P.S.: Heute Abend lassen wir es krachen!!!!!!)

22.08.1998

Samstag, 22. August 1998

Samstag, 22.08.98 – Dramatische Szenen spielen sich am Steg ab. Umarmungen, Küsse, gute Wünsche… Aber die Flugzeuge warten nicht, und außerdem steht die neue Crew schon teilweise auf der Pier: Monika Seidl, Kerstin Kleemann, Norbert Geißler, Fritz Gerlach und Christian Hammann (sehr zu Wolfgangs Freude…) wollen mit mir zwei Wochen lang das Ionische Meer entdecken. Und am Abend geht’s mit der Entdeckerei schon los: Christian entdeckt eine Fischerkneipe abseits der Touristenströme, gerade gegenüber der Marina! Drei Minuten zu pullen mit dem Beiboot! Wolfgang will dann eben das Dinghi auf die andere Seite des Steges rüberrudern und entdeckt dabei, daß die Marina noch eine lange, unbeleuchtete Außenmole hat, um die er herum muß. Die erste rübergeruderte Hälfte der Mannschaft entdeckt dann, daß die Fischerkneipe keinen Anlegesteg hat, der nächste ist in Nachbars Garten zwei Häuser weiter. Der Pfad in die Kneipe wird aber auch noch entdeckt, und die zweite Hälfte hat es dann auch schon leichter! Außerdem ist die Fischerkneipe, oh welche Entdeckung!, ein vorzügliches, gut besuchtes Fischlokal! Die meisten anderen Gäste sind etwas feiner angezogen, aber von denen ist keiner mit dem Boot vorgefahren worden!