Von Izmir nach Kusadasi – Sept 2012

Samstag, 08.09.12

Freitag, 14. September 2012

Samstag, 08.09.12 Die alte Crew entschwindet unausgeschlafen, aber voller Eindrücke und ansonsten bestens erholt im Morgengrauen – und die neue kommt an: Herzlich Willkommen an Bord für Dieter Thiele, der als einziger Gast den Luxus hat, die Steuerbord-Achterkabine zur Ankleidekammer umfunktionieren zu dürfen. Da schwingt er sich als erstes in eine kurze Hose, und wenig später ist er zusammen mit meinem Skipper beim Großeinkauf für den Törn nach Kusadasi. Die Schiffs- und Sicherheitseinweisung wird auch schon heute erledigt, und mit dem ersten gemeinsamen Abendessen im Marina-Restaurant hinter dem Kai ist der Tag schon wieder rum.

Sonntag, 09.09.12

Freitag, 14. September 2012

Sonntag, 09.09.12 Da ja alles schon erledigt ist, steht einem relativ frühen Ablegemanöver nichts im Wege. Das ist auch gut so, denn ab dem Mittag weht der Meltemi kräftig in den Golf von Izmir hinein – und ich will ja schließlich hinaus! So werden meine Segel nach und nach verkleinert, ab 13.30 habe ich schon ein  Reff im Großsegel und nur noch die Starkwindfock als Garderobe auf dem Vorschiff. Bis in die weite Ankerbucht hinter Kap Kum schaffen wir es trotzdem gut, der Wind bläst zwar auch hier, aber Seegang gibt es keinen. Schön einsam ist es hier, und weil ich etwas hin- und her schwoje, kommt Dieter zum ersten Mal in den Genuss des Buchtkinos: Der Blickwinkel auf die Landschaft ändert sich ja alle paar Minuten.

Montag, 10.09.12

Freitag, 14. September 2012

Montag, 10.09.12 Es bleibt den ganzen Tag schön hier. Und wir bleiben auch. Für perfekten Starkwind-Meltemi benötigt man ein Hochdruckgebiet über der Ukraine und eine Tiefdruckrinne über Rhodos und Zypern. Das haben wir heute. Das Meer ist weiß von Gischt. Wolfgang bereitet mal wieder eine Tortilla zu, das perfekte Seemannsessen: Lässt sich in einem Topf zubereiten, schmeckt gut, macht satt und fliegt auch bei Windstärke sieben nicht von der Gabel.

Dienstag, 11.09.12

Freitag, 14. September 2012

Dienstag, 11.09.12 Es weht weiterhin frisch, aber mit dem zweiten Reff im Groß komme ich im Schutz der Insel Uzunada gut nach Nordwesten vorwärts. Bis mich die Küstenwache stoppt. Niemand spricht ein einziges Wort englisch (wie die Jungs mal eine Rettung leiten wollen ist mir schleierhaft?!), aber schnell wird klar: Nördlich findet eine Schießübung statt, wir müssen nach Süden ablaufen, unten herum um Uzunada und dann auf die andere Seite des Golfes von Izmir in Richtung Foca. Das kostet mich einen halben Tag Aufkreuzen extra, vielen Dank…!
Immerhin kann ich nach dem Manöver, als die grauen Schiffe in ihre Militärbasis zurückwollen, ein paar Ausweichmanöver erzwingen, denn unter Segeln habe ich ja Vorfahrt. Die Rache des Kleinen Mannes…
Foca selber hat eine schöne, quirlige Altstadt, gute Restaurants und einen ganz netten Liegeplatz bei den Fischern für mich. Alles wieder gut… Der Fackelumzug der Stadtbevölkerung zu meinen Ehren wäre nicht nötig gewesen, obwohl mancheiner tatsächlich behauptet, es sei „Stadtbefreiungsgedenktag“ oder so ähnlich.

Mittwoch, 12.09.12

Freitag, 14. September 2012

Mittwoch, 12.09.12 Morgens zieht mich der Wind bis ins Lee von Lesbos, dann muss der Motor ein Weilchen helfen, und dann geht es in Rauschefahrt zwischen Chios und Cesme entlang nach Süden und dann nach Osten. Dieter genießt den Rückenwind nach all der Gegenansegelei und ist nicht vom Steuerrad wegzubekommen. Weil für die nächsten Tage nur schwache Winde gemeldet sind, darf ich mit ein paar Delfinen um die Wette durch die Ägäis brettern, bis es dunkel wird. Mit dem allerletzten Büchsenlicht schummele ich mich durch ein paar Fischfarmen, und mit Radar und Kartenplotter lotst mich Wolfgang dann in die toll geschützte Ankerbucht Sarpdere Limani. Dieter fragt sich, wie das hier wohl morgen im Hellen aussieht? 56 Meilen tolles Segeln und dann noch eine Nachteinfahrt, was für ein Tag!

Donnerstag, 13.09.12

Freitag, 14. September 2012

Donnerstag, 13.09.12 Es sieht wunderschön aus! Hinten im Scheitel der Bucht befindet sich eine kleine, aber geschmackvolle Feriensiedlung samt Mini-Moschee, ansonsten gibt es Olivenhaine, Pinienwälder und glasklares Wasser zu bestaunen. Da es ohne Hoch über der Ukraine und ohne Tiefdruckrinne über Rhodos eine Weile dauert, bis die Thermik einsetzt, verbummeln Dieter und Wolfgang den Vormittag. Später treibt mich dann ein gemütlicher Südwest bis hinter das Inselchen Körmen Adasi. Ein paar Tagesausflügler packen gerade ihre Siebensachen, dann haben wir mal wieder ein magisches Plätzchen ganz für uns alleine. Eine Runde schwimmen, die verzeichneten heißen Quellen suchen, aber nicht finden, den Rest Linsensuppe von gestern vertilgen, Stille genießen. Oben funkeln die Sterne, und entfernt gegenüber funkeln die Dorflaternen auf Samos am Horizont. Schön weit weg, die Zivilisation.

Freitag, 14.09.12

Montag, 24. September 2012

Freitag, 14.09.12 Und als die ersten Tagesausflügler eintrudeln, da machen wir uns so ganz langsam aus dem Staub… „Ganz langsam“ trifft leider auch auf den Wind zu, denn es bleibt bis Kusadasi flautig. Dieter hat damit das seltene Glück, in nur einer Woche den kompletten Mix von „eingeweht wegen Sturm“ bis „Motorfahrt wegen Flaute“, von „Aufkreuzen“ bis „Vorwindkurs“, von „Großstadt“ bis „einsamer Bucht“  zu erleben. Sowas geht einfach nur auf Segeltörns… In der Marina bekomme ich einen Liegeplatz vor der Rezeption, da bin ich prima zu finden. Und deshalb schallt es wenig später „Onkel Wolfgang!“ durch die Marina, weilMerle (3 Jahre) und ihre Schwester Luca (2 Jahre) ihren Onkel erspähen. Die Eltern Claudia und Harald sind natürlich auch da, große Freude allerseitens! Und Dieter freut sich ebenfalls, denn so kann er den letzten Abend in großer Runde verbringen, das ist nach einer Woche Zweisamkeit mit meinem Skipper ja auch mal schön ;-)! Nächstes Jahr muss Dieter einfach ein paar von den Hannover96-Freunden mitbringen!

Samstag, 15.09.12

Montag, 24. September 2012

Samstag, 15.09.12 Dieter hat einen prima Pauschalpreis für die Taxi-Fahrt über Ephesus nach Izmir ausgehandelt, so endet ein abenteuerlicher Törn ganz gepflegt mit etwas Kultur in den Ruinen der antiken Stadt. Viel Spaß – und hoffentlich bis nächstes Jahr!
Luca, Merle, Claudia und Harald entern meine Kojen. Die Kinder sind zum ersten Mal an Bord und ganz aufgeregt. Irgendwann wird man ihnen dann erzählen müssen, dass es sie vielleicht gar nicht gäbe, wenn Claudia und Harald sich nicht 2005 eben hier an Bord zum ersten Mal getroffen hätten… Zum Abregen geht es in den Marina-Pool, das ist hier in Kusadasi ja alles Extra-Klasse.

Sonntag, 16.09.12

Montag, 24. September 2012

Sonntag, 16.09.12 Heute ist großes Probesegeln. Und das klappt natürlich prima. Claudia steuert mich vorsichtig aus der Parklücke, Harald und Wolfgang setzen die Segel und bei leichten Brisen segele ich einfach ein bisschen vor der Marina hin und her. Die Kinder finden’s prima, ich auch.

Montag, 17.09.12

Montag, 24. September 2012

Montag, 17.09.12 Wolfgang muss zur Polizei, weil sein Visum abläuft. Die nötigen Behördengänge sind aber schnell erledigt, deshalb reicht die Zeit am Nachmittag noch für einen Schlag hinüber nach Samos. Vollzeugbrise, schnelle Reise, einfaches Ankern in Posidonion. In der kleinen Bucht lädt ein kleines Fischlokal derartig typisch griechisch zum Essen ein, dass die Bordküche kalt bleibt und sich die Familie Koch/Weber per Beiboot direkt an den Tisch verholt.

Dienstag, 18.09.12

Montag, 24. September 2012

Dienstag, 18.09.12 An meiner Badeplattform versteckt sich ein Schwarm Seenadeln vor den Fischern, große Augen bei Luca und Merle! Am Strand wird später noch lustig rumgetobt – da klingelt Wolfgangs Telefon. Die Passbilder sind zu klein. Zurück nach Kusadasi… Behördenhordenhürden, da sind sie wieder mal. Macht nichts, Vollzeugbrise, schnelle Reise, einfaches Anlegen in der Marina. Die Woche ist ja eigentlich eine Freiwoche mit Familienbesuch und Kindertestsegeln, da muss ja auch nicht unbedingt eine große Rundreise draus werden.


Mittwoch, 19.09.12

Montag, 24. September 2012

Mittwoch, 19.09.12 Außerdem hat Kusadasi noch ein paar andere Vorteile: Während Wolfgang beim Fotografen sitzt, holt Harald Claudias Shopping-Vorsprung auf und deckt sich im Bazar mit Herrenhemden in Top-Qualität ein. Das dauert länger als des Skippers Behördenhürdenlauf, weshalb Wolfgang und Merle noch im Pool schwimmen üben. Und als Harald tütenbepackt wieder auftaucht, kann Merle ihm ihre Künste gleich am Strand neben der Marina vorführen. Da kann man nämlich auch prima schwimmen, sogar mit tollen Wellen – sagen die Kinder.

Donnerstag, 20.09.12

Montag, 24. September 2012

Donnerstag, 20.09.12 Luca fragt „Wohin fahren wir?“ – und Wolfgang antwortet „In eine Bucht!“ Davon gibt es nördlich von Kusadasi eine Menge, und in der Bucht, die nach acht Meilen auf Steuerbordbug vor dem Bug liegt, da ankern wir. Zwei Ausflugsboote legen gerade ab, es herrschen Ruhe und Abgeschiedenheit. Ein anderes Ausflugsboot kommt an, und für 45 Minuten (laut Animateursansage) hallen Techno-Klänge durch die Luft. Blondierte EndfünfzigerInnen im Rausch der Beats, da möchte man nicht nach der Nationalität fragen…Und dann ist wieder Ruhe. Harald tuckert mit den Kindern zum Strand und zu dem kleinen Café, aber der Wirt muss leider vermelden, dass die Saison schon um ist und er kein Eis mehr hat. Schade. Dann eben doch nur Hühner und Katzen gucken. Claudia schwimmt derweil eine Runde und begrüßt die Beibootausflügler als Seehund. Das ist schon immer faszinierend, wie schnell man die Knirpse begeistern kann!
Am frühen Abend treibt mich die Brise wieder zurück in die Marina, wo ich ans andere Ende des Stegs verlegt werde. Deshalb müssen Luca und Merle dringend eben zu Debbie, dem Nachbarschiffshund der letzten Tage, rüber laufen und Bescheid sagen, dass wir wieder da sind. Debbie freut sich. Und der Rest des belebten Fahrtenseglersteges (das macht die Marina-Leitung hier übrigens ganz geschickt!) auch, es sieht ja auch immer sehr, sehr nett aus, wenn die beiden „Schwimmwesten mit Beinen“ umher flitzen. Obwohl – Luca sieht eher aus wie eine Schwimmweste mit Hut!

Freitag, 21.09.12

Montag, 24. September 2012

Freitag, 21.09.12 Und das war es auch schon wieder mit dem kleinen Kindertörn zwischendurch. Viiiiel zu kurz!!!! Für nur eine Woche kommt ihr nicht mehr an Bord!!! Nächstes Jahr zwei Wochen, mindestens!
Ohne die Kinder ist es so still an Bord, dass Wolfgang fasst vergisst, sein Visum abzuholen.
Da Claudia in Merles Kindergarten auf schieres Entsetzen stieß, als sie von diesem Urlaub erzählte („Ist das nicht viel zu gefährlich?“), muss ich nochmals kurz feststellen, dass Segeln für Kinder total prima ist. Sie lernen wahnsinnig viel und schnell, sie finden die Kuschelkojen super, sie finden überhaupt die Überschaubarkeit des Raumes und die Nähe zu den Eltern toll, sie sind in jeder Altersstufe begeistert. Dieses Jahr hatte ich zwei-, drei-, sechs-, zehn-, fünfzehn- und siebzehnjährige- Kinder bzw. Jugendliche an Bord. Und die sind alle beim Abschied ziemlich traurig gewesen… Kinder fallen von Stühlen (gibt es hier nicht), von Leitern und Hochbetten (gibt es hier nicht) und von Fensterbänken (gibt es hier auch nicht). Aber sie fallen nicht von Booten. Da ist nämlich ein Zaun drumherum. Da aber rationale Argumente nicht immer automatisch die besten sind, versuche ich es mal anders: Man kann in Kusadasi total toll shoppen!!!!