Sonntag, 24.09.06 – Danke der Nachfrage, wir haben es überlebt: Um 09.00 h wird aus einer eigentlich gar nicht so hochdramatisch aussehenden Gewitterwolke ein schwerer Hagelsturm. Gegen den plötzlichen Winddruck ist es fast unmöglich, das Steckschott in die Halterung zu schieben, in den wenigen Sekunden, die das dauert, lagert sich der Hagel unter! Deck fast knöchelhoch im Niedergangsbereich ab. Monika bekommt Prellungen an den Fingern, ich werde durchgeschüttelt wie ein Cocktail in einer guten Bar. Stephan erwischt es auf dem Weg zu Toilette, er rettet sich in einen winzigen, verschlossenen Hauseingang, und es wird im doch mulmig, als der erste Müllcontainer vorbeischwimmt. Rosi schaufelt im Bikini mit dem Kehrblech Hagelkörner in die Spüle, Wolfgang zieht Ölzeug an, kann aber unmöglich nach draußen, das wäre lebensgefährlich. Auf dem Steg kann man nicht gehen, ohne dass der Wind einen sofort ins Wasser weht. Die Gischt würde dort das Schwimmen verhindern, bzw, das Atmen. Abwarten, hoffen. Nach den längsten 20 Minuten diesen Jahres wagt meine Mannschaft die ersten Schritte nach draußen. Schadensbilanz hier an Bord: Die neue Rollgenua hat sich (obwohl ja üblicherweise gar nicht in Betrieb) etwas abgewickelt, das Schothorn ist auf einen guten Meter pulverisiert. Der Hagel hat aus dem Cockpittisch eine Kraterlandschaft gemacht, machine-gun-style. Die Verteilerdose des Solarpaneels, welches glücklicherweise windabgewandt stand, ist glatt durchschossen. Das kleine Sonnensegel ist ausgerissen, die Schrift auf der Radarantenne ist auf die breiteren Buchstabenteile reduziert. Der Verklicker hat nun keine Winkelanzeige mehr, die Außenanzeige der Navi-Instrumente ist abgesoffen, kann aber später trocken gefönt werden. Der Schuhkorb ist leicht gerupft und am Radarreflektor hat es eine Kunststoffecke abgesprengt.
Schadensbilanz außerhalb, als der gruselige Eisnebel sich lichtet und man wieder sehen kann: Vier Yachten sind gestrandet, können aber glücklicherweise später freigeschleppt werden. Der Schwimmsteg ist in der Mitte durchgebrochen und muss geräumt werden. Zwei Caféterassen sind platt, bei einem Hotel sind fast alle Fenster auf der Westseite eingeschlagen. Blumenkübel, Mülleimer, Stühle: ein einziges nasses, hagelweißes Durcheinander. An den anderen Yachten sind viele Sprayhoods, Rollgenuas, Persennings etc. zerstört, eine Ketsch hat vor Anker liegend den Besanmast verloren. In den höheren Lagen der Gegend war der Wind zwar schwächer, aber die Hagelkörner größer, hier sind alle Autos zerdellt. Wir wissen von keinen Personenschäden, hoffentlich bleibt es dabei.
Weil der Steg ja sowieso entlastet werden muss, legen wir bei Flaute! um 11.15 ab und motoren bis in die Cala Portals zum Wunden lecken, schwimmen, die ersten Sonnenstrahlen einfangen, Rollgenua bergen, abregen. Zum Abend verholen wir in den Real Club Nautico di Palma, der Segelmacher holt die Genua ab, die Mannschaft geht früh schlafen. Tage, die die Welt nicht braucht.