Von Palma de Mallorca nach Korfu August 2011

Mittwoch, 17.08.11

Montag, 22. August 2011

Mittwoch, 17.08.11 Mein Stammgast Brigitte Drott reist ganz alleine aus Nürnberg an. Ich hätte ja mit allem möglichen gerechnet, aber nicht, dass auf diesem Traumtörn Plätze frei bleiben. Anscheinend ist das Mittelmeer zu normal für meine Exotik-verwöhnte Fangemeinde… Für zwei Crewmitglieder ist der Einkauf schnell erledigt, selbst in El Arenal findet man noch echte spanische Kneipen in der zweiten Reihe, und für die übliche große Erzählrunde am ersten Abend gehen Brigitte und Wolfgang einfach aufs Nachbarboot: Thomas und Sylvia von der „Thosyma“ sind gerade auf den ersten Meilen ihrer ersten Weltumsegelung, Seekarten und Hafenhandbücher sind schon stapelweise getauscht, jetzt muss nur noch der Zettel mit Thomas‘ Fragen zu allen möglichen Revieren abgearbeitet werden. Und weil Wolfgang mal wieder zu jeder Ecke dieser Welt abenteuerliche Geschichten weiß, wird es ein langer Abend.

Donnerstag, 18.08.11

Montag, 22. August 2011

Donnerstag, 18.08.11 Herrliches Segelwetter, nur noch schnell frisches Wasser in die Tanks und dann die Leinen los! Mit ein paar schönen Kreuzschlägen umrunde ich das erste Kap dieser Reise, Cabo Blanco. In der weiten Bucht von Es Trench liegen schon viele andere Yachten, aber hier könnte man die Spanische Armada verankern, ohne dass es eng würde.

Freitag, 19.08.11

Montag, 22. August 2011

Freitag, 19.08.11 Mit ein bisschen Glück dreht der Wind am Nachmittag von Nordost auf Südost. Der passt besser, weshalb der Vormittag noch mit gemütlichem Frühstück, einer Schwimmrunde und etwas Faulenzen verbummelt wird. Leider dreht der Wind später nur um ein paar Grad, aber ein weiteres Kap schaffen wir trotzdem: Ab Punta Salinas geht es an der Ostküste von Mallorca hinauf. In Puerto Petro gibt es zwar auch schon viele moderne Fincas, aber ansonsten ist die kleine Bucht ein Schmuckstück Mallorcas geblieben. Eher dörflich, ein winziger Hafen mit ein paar Kneipen, Pinien bis ans Wasser hinunter und glasklares Wasser am Ankerplatz.

Samstag, 20.08.11

Montag, 22. August 2011

Samstag, 20.08.11 Heute passt die thermische Winddrehung besser. Ein einsamer Delfin bringt Glück herbei, traumhaftes Segeln mit leichter Brise bis nach Cala Ratjada. Da bekomme ich trotz Hochsaison den letzen Platz am Gästekai, viele Dank an den Delfin! Brigitte ist überrascht, wie gemütlich der kleine Ort ist, und Wolfgang freut sich, dass die Spanier doch an vielen Stellen auf gröbere Bausünden verzichtet haben. Ist ja nicht der erste Ort, wo plötzlich ein ehemaliger Parkplatz zum baumbestandenen Park oder die Durchgangstraße zur Fußgängerzone umgewandelt wurde. Die Restaurants haben sich auch nicht auf Schniposa (Schnitzel, Pommes, Salat) spezialisiert, sondern bieten reichlich Tapas und andere Leckereien an, dazu gibt es dann noch erstklassige Livemusik in einem der größeren Cafés am Hafen.

Sonntag, 21.08.11

Montag, 22. August 2011

Sonntag, 21.08.11 Mit der Nordostecke Mallorcas bleibt das dritte große Kap im Kielwasser zurück. Menorca liegt vor dem Bug. Obenrum oder untenrum? Der Wind sagt obenrum. An der Nordküste gibt es unzählige Einschnitte in die dramatische Felswand hinein, die hier die Küstenlinie bildet. Und am allerschönsten Platz holen gerade die letzten Wochenendausflügler ihre Anker aus dem Sand, danach sind wir inmitten roter Felsen und grüner Kiefern alleine. Ein wunderbarer Sonnenuntergang perfektioniert den Kitsch. Die Koordinaten dieses traumhaften Fleckchens sind leider geheim, ihr hättet ja mitfahren können 😉

Montag, 22.08.11

Montag, 29. August 2011

Montag, 22.08.11 Hier sofort wieder ablegen?! Man müsste verrückt sein… oder der Wind müsste passen. Tut er aber nicht, er weht aus Ost, und das wäre gegenan. Tagsüber kommen wieder ein paar Tagesausflügler vorbei, aber am Abend sind wir wieder alleine. Das ist schon immer merkwürdig: Sobald eine Bucht nicht als 100%ig geschützt im Hafenhandbuch steht, verkrümeln sich am Abend alle wieder, obwohl man hier bei Ostwind sicher wie in Abrahams Schoß liegt. Mein Anker liegt in 12 Metern Tiefe fest im Sand, Brigitte und Wolfgang machen sich einen gemütlichen Lese-, Koch-, Musikhör- und Rumbummeltag. Heute ohne Gitarre, aber dafür wieder mit vielen Leckereien aus der Pantry. Nur die Erbsensuppe, die gibt es erst morgen.

Dienstag, 23.08.11

Montag, 29. August 2011

Dienstag, 23.08.11 Der Wind dreht nämlich wie angekündigt auf Südost, und das passt für den ersten großen Schlag dieses Törns. Schon um 04.30 h holt meine elektrische Winsch den Anker an Deck, ein paar Meilen im Lee von Menorca muss der Motor schieben, aber dann geht es auf Rauschefahrt! Den ganzen tollen Tag lang steht die Logge selten unter sieben Knoten, und um 22.40 ist schon de Grenze zu Italien erreicht! Halbzeit auf dem Weg nach Sardinien. Gut, dass die Erbsensuppe nur zwischendurch aufgewärmt werden muss.

Mittwoch, 24.08.11

Montag, 29. August 2011

Mittwoch, 24.08.11 Der Wind wird schwächer… und schwächer… und schwächer… und weg ist er. Ab und zu reicht es tagsüber wieder für ein paar Meilen unter Segeln, aber meistens schiebt der Motor. Zum Trost kommt eine große Delfinschule längsseits und unterhält meine Crew mit wilden Kapriolen. Als Land in Sicht kommt, wechselt Wolfgang die Gastlandsflagge, wie immer unter Abspielen der Nationalhymne. Sardiniens Nordwestkap ist eigentlich eine Insel, und nur zwei Meilen südlich der Passage zwischen Festland und Insel liegt Stintino. Der alte Naturhafen ist um eine neue Mole erweitert worden und bietet reichlich Platz für durchreisende Yachten. Kaum sind meine Leinen fest, schwanken Brigitte und Wolfgang in die Altstadt und beruhigen ihre Seebeine bei Risotto Nero, Grigliata di Pesce und frischem, sardischen Weißwein.

Donnerstag, 25.08.11

Montag, 29. August 2011

Donnerstag, 25.08.11 Mit leichten Brisen durch glattes Wasser einmal quer über die Bucht bis zur Isola Rossa. Wunderbares, leichtes Segeln, weshalb sich die Crew auf das Betrachten der Landschaft konzentrieren kann. Hier war ich ja trotz meiner diversen Mittelmeerrunden noch nie! Und komischerweise Wolfgang auch noch nicht, alle anderen Törns gingen immer unten um Sardinien oder oben um Korsika! So komme ich ganz unverhofft doch noch mal durch die Straße von Bonifacio!
Isola Rossa ist ein kleiner, aufgeräumter Ferienort, in dem man eigentlich gar keinen Schlüssel für die Sanitäranlagen bräuchte. Weshalb Brigitte ihren auch gleich mal verliert 😉

Freitag, 26.08.11

Montag, 29. August 2011

Freitag, 26.08.11 Gemeldet ist Südwind, der aber um die Nordspitze Sardiniens bis auf Nordost umgelenkt wird.  Mein Skipper hätte es wissen sollen: Die Straße von Bonifacio kennt nur zwei Windrichtungen: Ost vor dem Mistral – und West während und danach. Der so fällige eher nervige, kabbelige Kreuzschlag nach Osten führt mich ohnehin bis vor die Hafeneinfahrt von Bonifacio, und als Wolfgang mich dort versuchshalber telefonisch anmeldet, ist er ganz baff: „Fahrt einfach an den Megayachten vorbei bis ganz hinten durch, da weißt euch dann die Besatzung vom Marina-Schlauchboot ein!“ Ist ja nicht zu fassen, einer der überlaufensten Häfen des westlichen Mittelmeeres hat einfach noch ein Plätzchen frei! Ist zwar ein bisschen eng zum Reinfahren, aber dafür auch mitten vor der Kneipenzeile. Die Einfahrt in den Fjord ist schon ein Erlebnis der Extraklasse, wohl einer der schönsten Naturhäfen der Welt, und ich darf das ja beurteilen!

Samstag, 27.08.11

Montag, 29. August 2011

Samstag, 27.08.11 Und natürlich muss man in Bonifacio einwehen, sonst war man ja gar nicht richtig da! Sturmwarnung von Nizza bis Sardinien, heute bläst er, der Mistral! Hafentag, ich an der Mooring – und Brigitte und Wolfgang in den Mauern der grandiosen Altstadt auf der Klippe. An manchen Stellen schon fast auf der Kippe, denn es pustet einen fast aus den Schuhen…
Damit es meiner Minicrew nach dem Brigitte-drei-Gänge-Menü an Bord nicht langweilig wird, laden die Norweger von der Nachbaryacht zum Absacker.

Sonntag, 28.08.11

Mittwoch, 07. September 2011

Sonntag, 28.08.11 Kaya, die Norwegertochter, will natürlich die ganzen Galateia-Geschichten von Akis über Polyphem, Pygmalion bis zu Professor Higgins nochmal hören, weil sie gestern schon so früh ins Bett musste. Deshalb verzögert sich der Ableger ein bisschen, geht aber dann standesgemäß mit Muschelhorntuten über die Bühne – und schon bin ich wieder unterwegs. Die kleine Fock reicht für sechs Knoten Fahrt, der Mistral bläst weiterhin kräftig! Aber im Maddalena-Archipel ist der Seegang dann weg, herrliches Segeln zwischen den schönen Inseln an der Costa Smeralda. Brigitte entdeckt Schlumpfhausen, aber das ist noch zu nah zum ankern. Ich presche die Küste hinunter bis in den Golf von Olbia in eine kleine Bucht, das waren mal 35 schnelle Meilen! Einer deutschen Charteryacht ist der Wind zum Verhängnis geworden: Auf Kanal 16 wird der Notruf abgesetzt, die Küstenwache antwortet und birgt das gestrandete Schiff. Wolfgang klopft auf Holz…

Montag, 29.08.11

Mittwoch, 07. September 2011

Montag, 29.08.11 Kurs West in einen gemütlichen Segeltag hinein. Der Mistral hat sich schon ausgeweht, reicht aber noch für Großsegel und Fock. Ein Delfin kommt kurz zu Besuch, der Sonnenuntergang bringt einen Mini-Green-Flash und die Nacht wird leider flautig. Zeit für ein paar Takte Pavarotti.

Dienstag, 30.08.11

Mittwoch, 07. September 2011

Dienstag, 30.08.11 Bei Sonnenaufgang sitzen drei Heuschrecken am Niedergang. Besser als ein ganzer Schwarm! Ein Mini Schwertwal oder ein Delfin im schwarzen Frack springt einmal kurz hoch und verschwindet wieder, das Bord_Orakel antwortet auf die Frage „Werden wir in den nächsten Tagen günstigen Wind bekommen?“: „Nein, aber hoffe auf das Beste!“ , nachmittags reicht es doch für ein paar Meilen unter Segeln, aber um 18.10 h muss ich leider in Ponza an die Tankstelle. Brigitte nutzt die Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel, deshalb gibt es wenig später am Ankerplatz superleckere Hähnchenkeulen frisch aus der Pfanne.

Mittwoch, 31.08.11

Mittwoch, 07. September 2011

Mittwoch, 31.08.11 Frühstart auf dem Weg nach Süden. Genau wie gestern reicht der Wind nur am Nachmittag für ein paar Stunden unter Segeln, schade. Die Inseln Ventotene, Ischia und Capri (im Sonnenuntergang mit bleicher Mondsichel und natürlich mit Gesang!) bleiben achteraus zurück und  der Vesuv grüßt majestätisch hinter Neapel. Eine so ruhige Nacht eignet sich prima zum  Sternegucken. Wolfgang liebt ja den Andromeda-Nebel: Von dort aus sehen alle anderen Sterne (also die Milchstraße, unsere Heimatgalaxie) genau so aus, wie Andromeda von hier aus: nämlich winzig. Und wir sind noch viel winziger.

Donnerstag, 01.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Donnerstag, 01.09.11 Der Stromboli erscheint im Morgendunst und bricht im Laufe des Tages mehrfach aus. Wer den bloß zwischendurch immer wieder einfängt?!
Eine schöne Schildkröte, ein paar Delfine – aber kein Wind bis zum Anleger in Tropea. In der neuen Marina findet sich ein Logenplätzchen für mich – und kaum bin ich vertäut, entschwinden Brigitte und Wolfgang in die Gassen der Altstadt auf dem schwindelerregenden Felsplateau.

Freitag, 02.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Freitag, 02.09.11 Da ich wegen der Strömungsverhältnisse erst ab 21.30 h an der Straße von Messina sein darf, es bis dort aber nur gute 30 Meilen sind, kann meine Mini-Crew noch einmal zum Stadtbummel auf den Felsen. Ein tolles Städtchen!
Wie so häufig in den letzten Tagen reicht der Wind wieder nur am Nachmittag zum Segeln, aber durch das Gewühl von Frachtern, Kreuzfahrtschiffen und Fähren in der Straße von Messina fährt man eh besser unter Maschine. Gerade im Dunkeln ist die Passage zwischen Skylla und Charybdis ja auch schon Abenteuer genug! Kurz nach Mitternacht ist es aber geschafft, den Rest der Nacht verschlummern meine Crew und ich in Reggio di Calabria, Willkommen im Ionischen Meer!

Samstag, 03.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Samstag, 03.09.11 Das Kap Spartivento hat meinen Skipper ja schon oft geärgert, heute bringt es nur eine kurze Brise, die bald wieder einschläft. Wolfgang kalkuliert die Dieselvorräte und entscheidet, dass es über den Golf von Tarent knapp wird. So muss zum ersten Mal in der 13-jährigen Kurs-West-Geschichte ein zweiter Tankstopp während eines Törns eingelegt werden. Nachteinfahrt nach Rocella Ionica.

Sonntag, 04.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Sonntag, 04.09.11 Zwei andere Yachten warten ebenfalls auf Diesel, aber die Tankstelle hat zu. Zwei Jungmafiosi nutzen die Chance, per Kanister Kraftstoff her zu karren und rechnen die Anfahrt mal eben bei allen drei Schiffen ab, was hier an Bord eher amüsiert, bei den deutschen Nachbarn aber gleich für teutonischen Unmut sorgt. Wir sind mal froh, dass die Jungs überhaupt gekommen sind.
Mit leichten Brisen schleiche ich die Küste hinauf, ein Delfin schaut kurz vorbei, Wolfgang bäckt frisches Brot und ab 23.40 h stecke ich meinen Bug in den Golf von Tarent. Alles Gute zum Geburtstag an Papa und Onkel Fritz!

Montag, 05.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Montag, 05.09.11 Südwind kommt auf! Endlich prima zum Segeln, Rauschefahrt mit ausgebaumter Fock. Leider kündigt der Scirocco Gewitter an, vorsichtshalber überquere ich die Straße von Otranto noch nicht. Otranto auszulassen wäre aber ohnehin schade gewesen: Die alte Römer-Byzantiner-Normannen-Staufer-Türken-Spanier-Franzosen-Italienerburg ist eines der besterhaltenen mittelalterlichen Städtchen Italiens. Brigitte und Wolfgang mittendrin, sind ja auch beide mittelalterlich 😉

Dienstag, 06.09.11

Mittwoch, 07. September 2011

Dienstag, 06.09.11 Eigentlich sollten in der Nacht ja die gefürchteten Gewitter durchziehen, aber ich liege in völliger Windstille und ohne einen Tropfen Regen im Hafen. Der Wind hat aber wie angekündigt auf Nordwest gedreht, und deshalb, sagt Wolfgang, gibt es auch keine Gewitter mehr. Stimmt nicht. Kaum sind wir draußen, ballt sich Gewitter Nr. 1 über Sta. Maria di Leuca zusammen. Gewitter Nr.2 zieht gaanz langsam über mich, bekommt aber kalte Füße und löst sich auf. Herrlicher Wind treibt mich mit bis zu 8,4 Knoten in Richtung Korfu, und über den albanischen Bergen stehen Gewitter Nr. 3 und 4. Nur über mir, da scheint die Sonne!
Hinter Korfu ist dann wieder Flaute, passend für die Nachteinfahrt in die Marina Gouvia. Am Steg steht schon Christian und nimmt die Leinen an, doppelte Freude: 1036 grandiose Meilen einmal quer über das Mittelmeer – und dann noch so nett Willkommen geheißen!
Zum Absacker im Cockpit gibt es die neuesten Nachrichten aus Deutschland – und die tollsten Geschichten unserer wilden Reise.