Von Vibo Marina nach Mallorca – Mitte August 2018

Samstag, 11.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Samstag, 11.08.2018 The sailing Scotsmen (and woman!) fly home – und die neue Crew kommt an Bord! Monika und Rosi sind schon seit ein paar Tagen in Italien und reisen schon mittags per Zug an, Gabi kommt am Nachmittag dazu, Zeit für den Großeinkauf für die Reise nach Mallorca. Der nette Stegwart kennt den Besitzer des großen Supermarktes, und der schickt mal eben einen Mercedes Combi samt Chauffeur. So macht Shopping Spaß!

Wwolfgang hat schon einen Tisch im Restaurant nebenan reserviert, der erste geräucherte Schwertfisch des Törns wird verspeist – und dann kommt WolfgangG dazu, der zwar erst in der falschen Marina unterwegs ist, dann aber doch noch eine Pizza bekommt. Meine Gäste sind allesamt schon viele tausend Meilen hier bei mir an Bord gesegelt, man kennt sich – und der erste Abend ist gleich dementsprechend lustig…

Sonntag, 12.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Sonntag, 12.08.2018 Die Schiffs- und Sicherheitseinweisung können eigentlich alle auswendig, aber wegen der geplanten Nachtfahrten kommt doch noch ein bisschen extra dazu. Um 12.30 h sind alle fit für den Ableger, wir segeln los. Bis Tropea sind es eigentlich nur 12 Meilen, aber weil wir gegen einen leichten Westwind gemütlich aufkreuzen, werden 18 daraus. In Tropea wartet der reservierte Liegeplatz auf mich, und Gabi bekommt eine Sonderaufgabe. Wwolfgang traut sich nämlich nicht mehr in den Schiffszubehörladen, weil er vor drei Tagen schon zwei meiner alten türkischen Gasflaschen gegen funkelnagelneue italienische getauscht hat. Aber Gabi kennt ja noch niemand in dem Laden – und schon habe ich einen kompletten Satz in leuchtend blau.

Weil der Shuttle-service überlastet ist, gibt es das Tropea-Fitness-Programm: 196 Stufen vom Hafen bis in die Altstadt auf der Klippe. Aber das lohnt sich ja jedesmal wieder. Nicht nur wegen des Ausblicks. Essen gut, Wein gut, alles gut.

Montag, 13.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Montag, 13.08.2018 Viel Wind ist nicht. Und wenig auch nicht. Erst am Nachmittag reicht es für ein paar Meilen unter Segeln. Zum Trost übt eine riesige Delfinschule direkt vor meinem Bug Formationsspringen, sehr beeindruckend! Vor Panarea ist das Bojenfeld völlig ausgebucht, aber ich finde einen Ankerplatz mit Blick auf den Stromboli. Der raucht schon den ganzen Tag über, und als meine Mannschaft nach einem wilden Higgins-Ausflug zum Örtchen wieder im Cockpit sitzt, da gibt es das einzigartige Vulkanausbruchschauspiel im Viertelstundentakt. Das wirkt im Dunkeln ja erst richtig gut.

Dienstag, 14.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Dienstag, 14.08.2018 Gustav (mein Autopilot) übernimmt nach dem Anker-Auf-Manöver bald das Ruder, so kann sich meine Mannschaft auf das Bewundern der Kulisse konzentrieren. Der Stromboli achteraus, Panarea an Steuerbord, die wilden Klippen von Salina kurze Zeit später an Backbord und dann die ganze Inselgruppe der Liparis im Rückspiegel. Alicudi und Filicudi, ebenfalls Vulkane, bleiben an Steuerbord liegen, ich habe Kurs auf Palermo.

Am späten Abend wird die Etappe zum Wettrennen gegen zwei gewaltige Gewitter, die eigentlich erst für morgen früh gemeldet sind. Sehr, sehr gruselig, wenn man sieht, wie die dicken, gelborangenen Blitze ins Meer einschlagen und Wasserfontänen aufsteigen lassen… Aber ich gewinne das Rennen, und um 01.15 h erreiche ich den kleinen Hafen von Fossa del Gallo, einen Ferienvorort von Palermo unter dem gleichnamigen Kap. Ein freundlicher Stegwart mit dem noch freundlicheren Dackel Giacomino hilf beim Anlegen – und meine Crew ist gespannt, wie das hier im Hellen aussehen wird!

Mittwoch, 15.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Mittwoch, 15.08.2018 Nachts sind ja alle Katzen grau, aber tagsüber ist es hier plötzlich richtig bunt und voller Badegäste! Die nachts dunkel drohenden Felsenwände des Kaps sind heute eine helle, freundliche, riesige Schutzmauer gegen die Böen. Und da weiterhin schwere Gewitter gemeldet sind, habe ich Hafentag. Die Ortschaft lädt zum Stadtbummel ein, ein gutes Restaurant findet man auf Sizilien immer, und so kommt Wwolfgang zum besten Couscous mit Meeresfrüchten seines Lebens.

 

Donnerstag, 16.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Donnerstag, 16.08.2018 Das Wetter passt wieder, der Wind reicht zum Segeln, Kurs West an einer der schönsten Küsten des Mittelmeeres entlang. Aber irgendwann ist Sizilien einfach zu Ende, und da liegt San Vito lo Capo. Den Hafen kenne ich als beschaulichen Fischerort – und das ist erst zwölf Jahre her. Mittlerweile liegen überall Marinastege, und im Stadtzentrum wuseln am Abend die Menschenmassen durch die Gassen. Die Kellner im „Delfino“ nehmen’s gelassen und wuseln mit, meine Mannschaft staunt. Wie man da blos den Überblick behalten kann?!

Freitag, 17.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Freitag, 17.08.2018 Ich sage es mal vorneweg: Von den folgenden 31 Stunden auf See konnte ich nur eine einzige segeln. Aber es passiert trotzdem viel: Ein winziger Vogel fährt eine Weile mit, insgesamt fünf Meeresschildkröten tauchen auf und wieder ab, Delfine kommen vorbei, ab und zu meldet das AIS einen Kontakt, in der Pantry wird lecker gekocht und der Sonnenuntergang ist ein unglaubliches Farbenspiel in blau, rot, gelb, lila, rosa, grau, schwarz, weiß und allen Zwischentönen. Als die Mondsichel untergeht, spiegeln sich die Sterne im Wasser und so bin ich der Mittelpunkt des Universums.

Samstag, 18.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Samstag, 18.08.2018 Leuchtquallen erhellen mein Kielwasser und Wetterleuchten den Horizont. In den frühen Morgenstunden bilden sich kleine Gewitterzellen, von denen wir zwei noch im Dunkeln per Radarpeilung ganz gut umfahren können. Um 06.00 h kommt nochmal ein Delfin vorbei, um 10.00 h ein gewittriger Schauer, der mein Deck kurz abspült, und um 13.30 h liege ich an einer Muring in Villasimius auf Sardinien. Marina und Siedlung sind eine echte Retortenstadt, aber ganz nett gemacht. Und wir haben nach der langen Strecke ja auch ein bisschen Komfort verdient. Und Gustav eine Pause.

Sonntag, 19.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Sonntag, 19.08.2018 Danke für den Fisch. Der Wetterbericht meldet wie immer Gewitter in Küstennähe, aber kein schlechtes Wetter für den Schlag rüber auf die Balearen. Aber erst einmal geht der Kurs ja heute an Sardiniens Südküste entlang, und die ist mal wieder spektakulär. Das Revier mit all seinen Buchten, kleinen und großen Städten, vorgelagerten Inseln und durch den Mistral im Seegebiet westlich Korsika/Sardinien sogar recht windsicherer Wetterlage ist noch einer der wenigen Geheimtipps im Mittelmeer. Am Südwestkap habe ich den Wind aber noch ziemlich aus West auf die Nase – und draußen ballen sich schwarze Wolken zusammen, und am Kap Spartivento, das wir gerade gerundet haben, entlädt sich gerade ein schweres Abendgewitter. Also doch noch ein Stopp in Teulada. Auch das ist wieder ein kleiner, neuer Hafen ohne Ortschaft, aber auch hier ist es gemütlich, viele Fahrtensegler treffen sich hier – und das kleine Marinarestaurant serviert den besten Schwertfisch vom Grill. Allein deshalb hat sich der ungeplante Halt gelohnt!

Montag, 20.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Montag, 20.08.2018 Frühstart mit Sonnenaufgang. Und mit Nordwind, den brauchen wir! Auf Backbordbug und mit schöner Vollzeugbrise geht es an den letzten Kaps und Inseln entlang raus auf das Mittelmeer. Die Dünung nervt ein bisschen, aber es läuft trotzdem prima! Einfach geradeaus! Kurs auf Spanien…

Pilzrisotto ist ja ein sehr seemännisches Gericht, weil es a) in einem Topf zubereitet werden kann, b) schmeckt, c) satt macht und d) auch bei sieben Beaufort nicht von der Gabel fliegt. Wir haben nur drei bis vier Windstärken, aber das ist ja auch prima so! Der zunehmende Mond begleitet mich in der ersten Nachthälfte.

Dienstag, 21.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Dienstag, 21.08.2018 Und in der zweiten Nachthälfte alle meine Sterne. Und die Leuchtquallen in meinem Kielwasser! Bei Sonnenaufgang kommt ein winziger Vogel an Bord und ruht sich aus, zwischendurch schläft der NNE-Wind kurz ein, kommt aber gleich aus NNW wieder. Die Dünung lässt nach und dreht ebenfalls auf eher seitlich, also nicht mehr von vorne, es sind erstmals seit über drei Wochen nirgendwo Gewitter zu sehen und deshalb ist das heute einfach nur ein perfekter Tag auf See. Auf der Badeplattform wird der Schönheitssalon eröffnet, meiner Mannschaft geht es bestens.

Mittwoch, 22.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Mittwoch, 22.08.2018 Die zweite Nacht ist noch besser als die erste. Die Dünung ist so gut wie weg, der Wind schwächelt zwar ein wenig, reicht aber meistens für ein wunderbar leises Dahingleiten, ein Kreuzfahrtschiff erleuchtet für eine Weile den Horizont, ansonsten kehrt Bordroutine ein. Wachwechsel alle zwei Stunden, Tee immer reichlich in der Thermoskanne und Sternschnuppen für alle Wünsche dieser Welt. Mit dem ersten Tageslicht erscheint die Silhouette von Mallorca vor meinem Bug. Es ist nach zwei einsamen Tagen ein bisschen unwirklich, wie nach und nach immer mehr Segelyachten, Motorboote und Ausflugsschiffe erscheinen. Das größte Gewusel ist dann im Hafen von Colom, aber der Yachtclub hat einen schönen Platz am Steg für mich  und nach 256 Meilen am Stück kommen meine Achterleinen erstmals wieder fest. Das war eine prima Überfahrt, fast alles gesegelt, meine Crew hat sich das leckere Abendessen redlich verdient

Donnerstag, 23.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Donnerstag, 23.08.2018 Da in Palma de Mallorca erstens alle Häfen belegt und zweitens alle Häfen viel zu teuer sind, wird der Crewwechsel am Samstag hier in Colom stattfinden. Womit wir zwei Tage zu früh dran sind. Weshalb ich gleich wieder auf Tour gehe. Vom Törn Mallorca-Korfu 2011 kenne ich noch einen schönen Ankerplatz eben ums Kap Salinas herum, da segeln wir gemütlich hin. Eine der letzten Buchten ohne Bebauung am Ufer, klares Wasser, ein schöner Strand, der gerade nach und nach von den Tagesausflüglern verlassen wird – und ein perfekter letzter Stopp nach all den aufregenden Meilen seit Vibo Marina in Kalabrien.

Doch noch kurz was zum Wetter: Durch die Trockenheit in Deutschland mit den extrem stabilen Hochdruckgebieten fließt einerseits beständig kühle Luft in den Mittelmeerraum. Zum Schlafen ist das dieses Jahr viel angenehmer unter Deck als letztes Jahr! Aber die kühle Luft erwärmt sich über dem warmen Wasser natürlich rasch, steigt auf und bildet überall Gewitter. Kleine, manchmal wirklich winzige über See, und große, manchmal furchteinflößende über den großen Inseln und an den Festlandsküsten. Selbst der Deutsche Wetterdienst spricht schon von „den“ Gewittern, als ob sie ganz normal wären. Ein Wasserproblem haben die Mittelmeeranrainer in diesem Jahr nicht. Kalabrien, Sizilien, Sardinien, Mallorca: Alles grün wie sonst nur im tiefsten Winter. Ich habe Glück gehabt bisher, aber Wwolfgang hat ein paar graue Haare extra bekommen…

Freitag, 24.08.2018

Dienstag, 11. September 2018

Freitag, 24.08.2018 Morgens ist es hier am schönsten. Noch niemand da. Kaum zu glauben, dass wir auf Mallorca sind. Meine Mannschaft schwimmt Runde um Runde um mich herum. WolfgangG kommt gar nicht mehr raus. Aber irgendwann müssen wir ja doch los, und der Tagestourismus fängt ja auch wieder an. Zeit für ein paar Meilen auf dem Meer. Der Rückweg nach Colom geht wieder an der Steilküste entlang, viele Höhlen und Buchten sorgen für ständig neue Aus- und Einblicke. In der Einfahrt zum versteckten Naturhafen (ohne den Leuchtturm würde man einfach daran vorbei segeln!) werden Großsegel und Genua geborgen, an der Tankstelle wird mein Dieseltank aufgefüllt, und mit eingespielter Rollenverteilung (WolfgangG und Gabi an der Muring, Monika und Rosi an den Achterleinen, Wwolfgang darf steuern) gelingt auch der letzte Anleger dieser wilden Reise von Kalabrien über die Liparischen Inseln über Sizilien über Sardinien nach Mallorca. 682,6 Meilen. Partytime. Der Yachtclub baut schon die Bühne, die Musikanlage und Unmengen Tische am Steg auf. Könnte aber sein, dass das nicht ausschließlich für mich und meine Crew ist. Könnte aber sein, dass es eine laute, lange Nacht wird….

Nachtrag: Meine Mannschaft komplett auf der Tanzfläche, die Nacht wird lang…