Von Korfu nach Portoroz

09.08.2004

Montag, 09. August 2004

Montag, 09.08.04 – Das Wochenende ist um, deshalb muss mein Skipper wieder arbeiten: Eine Flickstelle am Beiboot muss noch nachgearbeitet werden, die frisch gefüllten Gasflaschen gehören ordentlich verstaut, ein paar Tropfen Sprühöl an diverse bewegliche Teile, lauter so’n Kleinkram, der auf Segelyachten dann und wann zu erledigen ist.

10.08.2004

Dienstag, 10. August 2004

10.08.2004Dienstag, 10.08.04 – Heute kommen nämlich schon die ersten Gäste: Sylvia Buhr und Matthias Poth (beide beim ersten Törn, also 1998 von Portoroz hierher, und seitdem viele Male hier an Bord!) stellen schon morgens ihre Taschen unter Deck. Und weil der Tag noch lang ist, wird die Wiedersehensfeier gleich an einen Strand auf der Westseite der Insel verlegt, Handtücher in den Rucksack, Roller mieten und los!
Am Abend wird meine neue Mannschaft schon fast komplett, Gerdi Bauerfeind (auch schon oft hier an Bord gewesen, zuletzt mit Sylvia in Thailand!) und Barbara Lüdtke (war noch nie da und muss sich jetzt die ganzen alten Geschichten von den anderen anhören!!!) ziehen in die Achterkabinen ein.

11.08.2004

Mittwoch, 11. August 2004

Mittwoch, 11.08.04 – Nach dem fälligen Großeinkauf geht es wieder an den Strand, ist nämlich der schönste Strand auf Korfu! Außerdem kennt man mit der Weile schon die Nachbarn, Gianluca aus Rom und Pablo aus Kolumbien, der Masseur und der Sandwichverkäuferin grüßen auch schon wie alte Bekannte, und die deutschen Boccia-Spieler gewinnen ausnahmsweise gegen das Team aus Italien.
Zurück in der Marina fehlt dann nur noch Milorad Pavlek aus Stuttgart, der kommt passend zum Abendessen vom Flughafen, Willkommen an Bord!

12.08.2004

Donnerstag, 12. August 2004

Donnerstag, 12.08.04 – Nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung heisst es: „Leinen los!“ zur letzten Etappe meiner Weltumsegelung! Bei Flaute motoren wir bis nach Erikousa, das ist Griechenlands nordwestlichste Insel – und damit habe ich dieses Land komplett von den äußersten Ecken her durchquert, von Kastellorizon bis hierher! Unterwegs befreit Milo den CD-Wechsler von der verklemmten Norah Jones, Radio- und Fernsehtechniker haben heutzutage irgendwie nie Urlaub… In der schönen Bucht vor dem Kloster machen wir aber nur einen Zwischenstopp zum Schwimmen und zum Kochen und Essen. Barbara zaubert eine wundervolle Spaghettisauce! Wobei mir einfällt, das ich seit Korfu einen neuen Mitfahrer an Bord habe! Er heißt Basil und ist nach Wolfgang und Higgins (meinem Beiboot) nun der dritte Mann an Bord. Er trinkt täglich mehr als ein Glas Wasser, schmückt im Hafen den Cockpittisch und hängt beim Segeln in seinem Henkelpott über der Spüle. Und er produziert so reichlich Blätter, das Tomate mit Basilikum hier von nun an ein Standardgericht ist. Vielen Dank an Gisela für das tolle Abschiedsgeschenk!!!
Die Laurentiustränen, ein Sternschnuppenschwarm, der jeden August spektakulär erscheint, lassen auf unserer Nachtfahrt quer über die Straße von Otranto keine Wünsche offen, zumal kein Mond dieses Phänomen überstrahlt und natürlich hier draußen kein Restlicht stört. Ein gigantisches, natürliches Feuerwerk als Willkommensgruß in der Adria!

13.08.2004

Freitag, 13. August 2004

Freitag, 13.08.04 – Ein Glückstag, wie immer! Südwind! Unter Passatbesegelung bis nach Brindisi, wo ich einen schönen Liegeplatz im Yachtclub bekomme. Bella Italia! Die Mannschaft vertritt sich die Seebeine noch in der Altstadt, dann fallen alle müde in die Kojen. Aber die Wetterlage war so günstig, dass Wolfgang den 120 Meilen langen Schlag noch machen wollte, bevor der Wind wieder auf Nord dreht. Carpe Diem!

14.08.2004

Samstag, 14. August 2004

Samstag, 14.08.04 – Hafentag! Erstens bläst es draußen aus Nordwest und zweitens hat meine Crew Brindisi ja noch gar nicht richtig erkundet! Das führt natürlich zu diversen kleinen Abenteuern, am besten ist Milos Einkerkerung in einem Ministerium. Behörden machen nämlich auch in Süditalien pünktlich Dienstschluss, ohne Rücksicht auf Segler in den Nassräumen!

15.08.2004

Sonntag, 15. August 2004

Sonntag, 15.08.04 – Zwei Reffs ins Großsegel, die kleine Fock vorne: Hinein ins Gewühl! Das klappt auch eigentlich ganz gut, bis Wolfgang am frühen Nachmittag von der Küstenwache erfährt, dass der angepeilte Hafen von Ostuni leider bis auf unter zwei Meter versandet ist. Ein Ausweichhafen ist nicht in Sicht, und für den langen Schlag bis hinüber an die andere Adriaseite ist doch noch zu viel Wind aus der falschen Richtung. Am späteren Nachmittag brist es auf sieben Beaufort aus dem Norden auf, gut, dass wir umgedreht haben und schon wieder vor der gewaltigen Außenmole von Brindisi sind. Im Yachtclub bekomme ich einen schönen Platz am bekannten Schwimmsteg, das Abendessen im Club ist allein schon eine Reise wert, und nach dem Seegang draußen haben jetzt auch alle wieder guten Appetit!

16.08.2004

Montag, 16. August 2004

Montag, 16.08.04 – Wir wissen ja schon, wie es bei der Wetterlage draußen aussieht und schauen deshalb auch erst gar nicht genauer nach! Ich bleibe am Liegeplatz, die beiden netten Italiener nebenan mit ihrem alten Holzboot (alle irgendwie Jahrgang 1920) auch, meine Mannschaft wiederholt das Programm von vorgestern mit leichten Verbesserungen!

17.08.2004

Dienstag, 17. August 2004

Dienstag, 17.08.04 – Heute passt der Wind, Vollzeugbrise aus Ost, später auf Südost drehend! Zum Trost dafür, dass er dabei auch etwas nachlässt, spielen ein paar Delfine lange um meinen Bug. Ein kitschig-bunter Sonnenuntergang mit einem Mini-Green-Flash und Sundowner, Speckdatteln (Matthias‘ Spezialrezept!) und Kartoffelauflauf mit Pilzen, und später Unmengen Sternschnuppen, Satelliten im Formationsflug etc. machen den Abend und die Nacht auf dem Meer Wache für Wache unvergesslich.

18.08.2004

Mittwoch, 18. August 2004

18.08.2004Mittwoch, 18.08.04 – Der Golf von Kotor liegt am Morgen vor dem Bug! Die Einklarierungsformalitäten für Jugoslawien sind an der Zollpier von Herceg Novi schnell erledigt, um 13.20 liege ich an der Kirche „Madonna vom Fels“ längsseits. 200 Jahre lang haben Fischer und Seeleute Steine auf eine gefährliche Klippe gehäuft, und dann nochmal 100 Jahre lang Kirche und Wohnhaus gebaut, und so eines der schönsten Fleckchen Erde der Welt geschaffen. Ein pensionierter Professor macht eine Privatführung für meine Mannschaft, denn nicht nur der Bau an sich, sondern auch die Unmengen Mitbringsel der Seeleute sind schön: Vasen aus China, Gemälde aus Italien, Brokat aus Persien, grüner Marmor aus Griechenland, Wände voller Votivtafeln aus Silber, Schätze aus allen Teilen der Welt!
Der Golf insgesamt ist ein Amphitheater aus gewaltigen Bergen, grüne Hänge mit Dörfern, Kirchlein und Klöstern bis an die Baumgrenze hinauf erinnern an einen italienischen Alpensee, und ganz hinten, im verstecktesten Eckchen, da liegt Kotor mit seiner Festung! Wo ich vor genau sechs Jahren noch das allereinzige Schiffchen an dem langen Hafenkai war, da liegen jetzt ein kleiner Frachter, eine Fähre und ein Dutzend Yachten! Erst nach 1350 Stufen, am höchsten Punkt der Festungsanlagen, stellt sich wieder ein Gefühl von Ruhe in der Großartigkeit der Landschaft ein.

19.08.2004

Donnerstag, 19. August 2004

Donnerstag, 19.08.04 – Schnell noch frische Lebensmittel vom Bauernmarkt an der Stadtmauer, und dann Frühstück unterwegs! Sind über 45 Meilen bis Dubrovnik, und der Wetterbericht meldet Flaute, da bin ich nunmal nicht so schnell wie unter Segeln! Um 15.30 h begrüßen uns große Delfine, wenig später liegt die erste Insel der Dalmatinischen Küste an Backbord, davon haben wir jetzt noch ca.1100 Stück vor uns! Aber erstmal geht der Kurs unter den Mauern des alten „Ragusa“ entlang, Dubrovnik ist auf seine trutzige Art sicher eine der schönsten Städte des Mittelmeeres, die Besichtigung von innen muss aber noch auf morgen verschoben werden! Ein kurzer Längsseitsanleger im neuen Hafen, dann ist das Einklarieren auch in Kroatien schnell erledigt, ein paar Meilen weiter flussaufwärts bekomme ich einen Liegeplatz in der überfüllten Marina Kolomac. Barbara und Gerdi haben unterwegs Ratatouille gekocht, so endet der Tag gemütlich und träge im Cockpit.

20.08.2004

Freitag, 20. August 2004

Freitag, 20.08.04 – Ab in die alten Gemäuer! Und vor allem oben drauf, denn das beste ist der traumhafte Rundgang auf der komplett erhaltenen Stadtmauer! Incl. Lästerstopp in der schattigen Weinlaube an der alten Kanone, mit abschließendem Abendessen im „Marco Polo“ und einem Tänzchen zu Live-Jazz auf dem polierten Pflaster, alles genau wie vor sechs Jahren… Natürlich mal wieder für Yachten gesperrt, ich bleibe in der Marina und genieße das Süßwasser des Flusses an meinem Rumpf! Und bin erstaunt, dass meine Spätheimkehrer nur die Bar plündern und gleich wieder verschwinden. Bis ich das Gejuchze aus dem Freibad höre: Mitternachtspoolparty, aha…

21.08.2004

Samstag, 21. August 2004

Samstag, 21.08.04 – Eine große Motorcharteryacht betreibt an der Tankstelle mal eben einen Crewwechsel. Das ist ja nicht wirklich besonders sinnvoll, vor allem, weil neben uns noch sechs andere Yachten Kreise drehen und auf Diesel warten. Macht aber nix, wir wollen heute nicht mehr besonders weit: Nur eben unter der schönen, neuen Brücke vor Gruz (dem Stadthafen) hindurch, einem Bungee-Springer zuschauen, dann die Passatbesegelung aufbauen und bei Südwind 13 Meilen nach Nordwesten segeln. Da gibt es laut Hafenhandbuch eine einsame Bucht, Luka Janska. Wolfgang hat aber den kroatischen Bauboom unterschätzt, die „verlassene Fischerhütte“ ist mit der Weile zur florierenden Kneipe geworden, Ferienhäuser säumen die Ufer und die einzige Yacht bin ich bei weitem auch nicht! Wird doch Zeit für ein neues Hafenhandbuch…
Kaum sitzt der Anker sicher im Grund brät Milo Unmengen superleckere Cevapcici. Und ein Gewitter bricht urplötzlich (allerdings vom Wetterbericht angekündigt) und mit stürmischen Böen los. Am Kneipensteg bricht Chaos aus, ein Fischerboot kommt zu spät in die Bucht und rutscht mit seinem slippenden Anker auf meine Kette, so dass ich für ein paar Minuten einen Längsseitslieger habe. Mein Motor tuckert beruhigend im Leerlauf, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, die Cevapcici werden unter Deck verspeist und nach einer guten Stunde ist der ganze Spuk vorbei, kühle Bora (Nordostwind) schiebt die Wolken nach Italien, der Absacker wird schon wieder im Cockpit serviert!

22.08.2004

Sonntag, 22. August 2004

22.08.2004Sonntag, 22.08.04 – Stahlblauer Himmel, unendliche Sicht, die süddalmatinische Küste mit ihren großen, grünen Inseln liegt ausgebreitet vor meinem Bug. Die Bora bläst noch gut, herrliches Segeln bis nach Mljet und dort im Inselwirrwarr des Naturhafens Polace ein einsamer Ankerplatz mitten im Wald. Gerdi und Milo schwimmen die Landfeste ans Ufer, Matthias und Wolfgang stimmen ihre Gitarren aufeinander ab und Barbara singt Jürgen-Markus- und Wolfgang-Petry-Songs!

23.08.2004

Montag, 23. August 2004

Montag, 23.08.04 – Im Kanal zwischen Korcula und der Halbinsel Peljesac bläst, wie so oft, kräftiger Westwind. Aber da es kaum Seegang gibt, macht das Aufkreuzen mal wieder Spass, Wende um Wende nähern wir uns dem Geburtsort Marco Polos. Ich bekomme einen der letzten Liegeplätze innerhalb der Marina, alle Spätankommer müssen an die Außenmole, und da zwingt der Wind die Skipper zu waghalsigen Manövern!
Korcula ist sowas wie ein Mini-Dubrovnik: Die Altstadt liegt auch auf einer Halbinsel, es gibt die venezianischen Stadtmauern noch, die Tore sind zu schmal für Autos, nur Fußgänger bummeln zwischen den alten Gemäuern und suchen sich Tische für das Abendessen, das schon aus allen Kneipentüren duftet!

24.08.2004

Dienstag, 24. August 2004

Dienstag, 24.08.04 – Auf der Insel Scedro gibt es auch wirklich noch einsame Buchten! Sylvia steuert mich an das Westufer, der Anker fällt auf sechs Meter Tiefe, Gerdi schäkelt die Landfeste an eine Pinie und bringt gleich frischen Rosmarin (für lecker Rosmarinkartoffeln!!) vom Ufer mit. Ein kleiner Kiesstrand im Scheitel der Bucht und kristallklares Wasser, aus dem Wolfgang einen Haikopf hochtaucht (Abfall von den Fischern, ein bisschen eklig, aber echt interessant!), ansonsten nur Zikadengezirpe und ein Fußweg zur anderen Inselseite. Und eine österreichische Crew, die später einläuft und die Einladung zum Mitsingen ausschlägt, obwohl sie selber auch Musik machen. Schade eigentlich. Und unter echten Fahrtenseglern auch ziemlich undenkbar.

25.08.2004

Mittwoch, 25. August 2004

Mittwoch, 25.08.04 – In der Nacht dreht der Wind auf Süd, bei den Österreichern slippt der Anker (Xenias Werk, Göttin der Gastfreundschaft?!), sie flüchten, eine andere Yacht ankert für ein paar Stunden neben uns, die Fischer kommen und gehen, zum Frühstück sind wir wieder alleine. Aber der Skipper drängelt: „Südwind! Selten genug um die Jahreszeit! Passatbesegelung! Raumschotsbrise! Raus hier, segeln gehen!!!!“
Die lange Insel Hvar bleibt an Steuerbord liegen, Sveti Klement an Backbord, Solta wieder an Steuerbord, 44 Meilen liegen am Abend in meinem Kielwasser – und die Stupin Bucht liegt vor dem Bug. War auch schon mal einsamer hier, damals, aber damals ist ja auch schon über 20 Jahre her!

26.08.2004

Donnerstag, 26. August 2004

Donnerstag, 26.08.04 – Um es mal ganz ehrlich zu sagen: Dass wir hier unten so viel Südwind haben, das liegt daran, dass ihr da oben in diesem Sommer so viel Regen habt. Ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen in Mitteleuropa, Woche um Woche Südwind in der Adria. Ich hoffe, ihr gönnt es mir, dass ich dadurch nicht so viel aufkreuzen muss! Und vielleicht tröstete es euch ja auch, dass der Regen auch seine guten Seiten hat!
Meine Mannschaft baut jedenfalls wieder die Passatbesegelung auf, um 12.40 ist Sibenik erreicht, unter Maschine geht es weiter durch enge Schluchten die Krka hinauf, ständig erwartet man Winnetou mit der Silberbüchse in der Hand, in der Gegend hier ist viel gefilmt worden!
In Skradin liege ich kaum am Marina-Steg, da muss meine Mannschaft nachschauen, ob es die Weinlaube von Mate und Anka noch gibt. Und es gibt sie noch! Anka ist zwar inzwischen Witwe geworden, aber die Kneipe sieht aus wie immer, samt Schinken unter der Decke! Schwiegertochter und Enkelin bedienen tagsüber, aber später am Abend, nach einem tollen Gesottenem Lamm im Gasthof „Toni“, da schenkt die Chefin selber aus und freut sich über einen meiner ausgedienten Wimpel, auf dem meine Mannschaft unterschreibt und auf dem die Daten der Weltumsegelung eingetragen sind, denn so ein wenig ist hier ja mein eigentliches Heimatrevier erreicht, denn 14-Tage-Törns ab Portoroz hatten hier üblicherweise ihren Wendepunkt!!

27.08.2004

Freitag, 27. August 2004

Freitag, 27.08.04 – Die Krka-Wasserfälle. Müsst ihr selber hinfahren, müsst ihr euch selber anschauen, müsst ihr selber drumherum wandern und drin schwimmen. Winnetou war ja auch drin. Mit dem Schnorchelschilfhalm unter Wasser auf der Flucht vor den üblichen Bösewichtern!
Die Fotoapparate haben jedenfalls Dauerstress. Und das bleibt auch noch den ganzen Tag lang so, denn später am Abend, wieder bei Anka und ihrer Schwiegertochter und der Enkelin, da darf Wolfgang den Wimpel von gestern selber rechts oben über die Eingangstür nageln, und das muss natürlich auch geknipst werden. Und die zugehörige Feier mit Käse, Prsut (luftgetrocknetem Schinken) und hausgemachtem Wein und Schnäpsen auch! Und das Kneipenorchester, denn Matthias holt noch schnell die Gitarren von Bord…
(Trotzdem, und das im Gegensatz zu vor sechs Jahren, schwimmen Matthias und Wolfgang nicht quer durch die Marina zurück hierher an Bord, sondern finden noch den normalen Weg!)

28.08.2004

Samstag, 28. August 2004

Samstag, 28.08.04 – Schnell noch duschen, Sonnenbrillen auf, Katerfrühstück unterwegs…
Aber als dann am späten Vormittag erstens der Wind aufbrist und zweitens eine Delfinschule zu Besuch kommt, da sind alle wieder hellwach. Obwohl die Szenerie mal wieder eher zum Träumen anregt, denn nach dem Dschungel an der Krka erreichen wir die unwirklich kahlen Berge der Kornaten. Kontrastprogramm. Anstelle von grüner Flusslandschaft nun tiefblaues Wasser zwischen bleichweißen Karstinseln. Und davon Hunderte. Und deshalb findet sich auch, nach ein wenig Suchen, ein völlig einsames Fleckchen für uns. Durch die Weitläufigkeit des Revieres verlieren sich die ganzen Charterflotten aus Zadar und Biograd im Labyrinth der Wasserwege.
Milo kontrolliert den Anker, Barbara übernimmt die Backschaft und serviert gefüllte Tomaten und Paprika, ein fast voller Mond bescheint eine perfekt ruhige Nacht. (Gerdi: „Der ideale Ort für eine romantische Liebesnacht…“)

29.08.2004

Sonntag, 29. August 2004

Sonntag, 29.08.04 – Ist ja schließlich Sonntag: Also nur ein paar Meilen weiter bis in die Telascica-Bucht. Wo wir vor sechs Jahren noch ankern mussten, da hat die Nationalparkverwaltung heute Muringbojen ausgelegt. Wenn sie halten, dann ist das praktisch und auch besser für den Meeresboden, wir nehmen also trotz schlechter Erfahrungen eine, hier ist ja nicht Ägypten… An Land hat sich nicht viel verändert, der Silbersee liegt nach Abreise der Tagesausflügler ruhig und still, und oben auf den Klippen finden Sylvia, Matthias und Wolfgang genau das selbe Fleckchen zum Sonnenuntergangsbetrachten wie vor besagten sechs Jahren. Ist schon komisch, den ersten Teil meiner Weltumsegelung mit zum Teil den selben Freunden wieder rückwärts zu segeln! All die Geschichten!!
Wein, Wasser, Schinken, Käse, Brot, Sonnenuntergang, Steilküste, Vollmond, Flötenmusik – das grenzt mal wieder an Kitsch!

30.08.2004

Montag, 30. August 2004

Montag, 30.08.04 – Weiterhin Südwind! Unter Blister geht es an Dugi Otok entlang nach Norden, traumhaft! Premuda ist das anvisierte Tagesziel, und kurz vor dem Hafen verschwindet Wolfgang nochmal schnell zur Toilette. Und wird durch aufgeregt Rufe aus dem Cockpit gleich wieder gestört: „Komm mal schnell hoch, da steuert eine andere Yacht genau auf uns zu! Und noch eine!“ Mein Skipper zieht sich die Hose hoch, denkt sich: „Nach drei Wochen sollten sie jetzt aber eigentlich wissen, dass zwei sich begegnende Schiffe nach Steuerbord ausweichen müssen!“, er erreicht also etwas vorwurfsvollen Blickes das Cockpit und muss sich gleich hinsetzen! Die beiden Schiffe sind „Curieux JoJo“ und die dazugecharterte „Mapalomitz“! Mit Wolfgangs Eltern, mit Claudia, mit Viete und Didi, Lothar, Karin, Martin, Berthold, Konstanze, und natürlich mit den Bordhunden Lipso und Ella, und, auf der „Mapalomitz“ Christian, Wolfgang, Margarete, Monika, Norbert, Rosi, Brigitte und Rudi. Die „Mapalomitz“ -Crew singt „Wolfgang kommt heut wieder, heut wieder zurück…“, und Wolfgang heult. Und hat nix geahnt. War eine perfekt geheim gehaltene Verschwörung. Gerdis SMS- Rechnung muss grauenhaft sein…macht nix: Party für 24 Leute in der Dorfkneipe!

31.08.2004

Dienstag, 31. August 2004

Dienstag, 31.08.04 – Und das war nur die Vorhut! Wegen des Südwindes haben vier Yachten gestern den Sprung über den Kvarner Golf nicht geschafft und laufen heute sternförmig auf uns zu! Vor Susak trifft uns die „Jonathan Pink“ mit Dirk (dem Hauptverschwörer, vielen Dank, ist eine Super-Aktion!!!), Klaus und Klaus, mit Cornelia, Dagmar und Dagmar, Gerlinde, und Helmut, die „Jana“ mit Michi, Detlef, Reiner und Christian erwischt uns in der Hafeneinfahrt zur Pomer Marina und macht tolle Fotos von mir, wie ich unter Blister bis kurz vor den Liegeplatz segele! Die „Inplus 2“ mit der Damencrew aus Daniela, Anne, Astrid, Sonja und Ulrike und die „Canuga“ mit Hans und Hille machen die Weltumsegelungsempfangsflotille komplett und Wolfgang ist platt. Fix und fertig! Sechs Schiffe voller JoJos und Kurs Westler! In der Marina Pomer biegt sich der Steg vor Leuten und Geschichten. Dagmar und Klaus haben sich zuletzt in Sydney gesehen, der andere Klaus sucht eine Freddy-Quinn-CD, die er auf Tahiti hier an Bord vergessen hat, Connie erzählt vom Americas Cup aus Auckland, Uschi von den St. Blas Indianern aus Panama, Gerlinde bekommt feuchte Augen, wenn sie an Suwarrow denkt. Helmut ist mit Viete zusammen im Beiboot in einem Hong in Thailand stecken geblieben, Rosi und Brigitte haben Buckelwale vor Tonga gesehen, und Rosi war mit Wolfgang gerade vor ein paar Monaten in Jerusalem. Monika und Norbert haben sich in Washington hier an Bord verlobt und dann auf Kuba ein Jahr später ihre Hochzeitsreise mit mir gemacht. Undundundund. Alle meine Gäste, die den „Kurs West“ erst zu dem tollen Abenteuer gemacht haben, der er ja war und ist!!! 50 Gastlandsflaggen wehen aufgereiht in meinem Masttopp! Und fast zu jedem Land steht mindestens ein Erlebnis, eine Anekdote, ein toller Urlaub, ein gesichteter Wal, ein gefangener Mahi Mahi, ein Tauchgang, eben eine Geschichte auf dem Steg! Lothar zapft das mitgebrachte „Warsteiner“-Fass an, das ist die unglaublichste Stegparty, die Pomer je gesehen hat! Und, wenig später, auch die weitgereisteste Dinnertafel! Garantiert!!!

01.09.2004

Mittwoch, 01. September 2004

Mittwoch, 01.09.04 – Der Waldbrand hinter Pomer hätte zur Begrüßung nicht wirklich sein müssen, auch wenn die Löschflugzeuge über meiner Mastspitze natürlich eine echt spektakuläre Show sind! Die fliegenden Helden bekommen das Feuer schnell in den Griff, und bei leichter Bora, also tollem Segelwetter, verholt sich die Flottille zum Grillen in die Paltana Bucht. Wegen der doch recht offensichtlichen Waldbrandgefahr wird das an das Gelage anschließende traditionelle Lagerfeuer durch Kerzen und Petroleumlampen ersetzt, aber ansonsten gibt es das volle Paltana-Programm: Sitzbänke aus Fendern und Gangways, zwei Gitarren, Geschichten und Gesänge bis in den frühen Morgen…

02.09.2004

Donnerstag, 02. September 2004

Donnerstag, 02.09.04 – Das Quietscheentchen wird aufgeblasen und die Crews treffen sich zur Wasserschlacht in der Bucht, das klart die Köpfe auf! Schließlich muss ja auch heute noch gesegelt werden, 30 Meilen, der Großteil unter Blister, bis nach Porec. Und da gibt es das nächste große Wiedersehensfest, denn Vera, die Wirtin vom „Turm“, ist Wolfgangs „Patentante“ und hat ihn sechs Jahre lang nicht gesehen. Vera hat die Dachterrasse reserviert, der Mond geht über dem Hafen von Porec auf, Vera und Wolfgang liegen sich mit reichlich Tränen in den Augen in den Armen, das nächste Fest beginnt!. Vera und ihr Mann Luca fahren eine Fischplatte nach der anderen auf, Schnaps aus dem Geheimfundus steht in Literflaschen auf den Tischen, Geschichten und Gesänge bis in den nächsten frühen Morgen…

03.09.2004

Freitag, 03. September 2004

Freitag, 03.09.04 – Sabine, Thomas und Schorsch vergrößern mit der SY „Brösel“ die Willkommensflottille um ein weiteres Schiff, vor dem Kap Savudria setzt „Mon Dieux JoJo“ den Spinnaker, weil ich schon wieder unter Blister unterwegs bin, das Wetter ist traumhaft!!! Marga segelt seit heute Morgen mit und steigt beim Einklarieren in Piran (Slowenien ist das fünfte Land dieses Törns!)wieder auf die „Mapalomitz“ um, mit 12 Meilen ist sie damit die kurzfristigste Kurs-Westlerin!
Ja, und dann kommt der ganz große Moment: Alle meine Gastlandsflaggen wehen, alle Clubstander (Trans Ocean, Hennesee, Malolo Lailai und Kreuzer Abteilung) und alle meine großen Flaggen (Warsteiner, Team New Zealand und Gran Canaria) auch, auf beiden Muscheln wird getutet, mein Bug durchtrennt das rote Band, das die Marinaeinfahrt absperrt, und auf den Molenköpfen stehen die Webers (Margaret, Heiner, Barbara, Irmgard, Kirsten, Alina, Klaus und Manfred), die Siepmanns (Bettina, Nico, Andre, Robin und Tepi und Ute), die „Orinocos“ (Sabine, Christian, Leon und Jonas), Ulla und Swen, Christoph und Nicola, Wolfgang d. Ä., undundundundund und machen tosenden Lärm und ich bin wieder zu Hause. Für zehn Sekunden, denn Wolfgang dreht meinen Bug nochmal raus und fährt die beiden Molenköpfe einzeln ab, nur auf einer Seite heulen gilt ja nicht!
„Und du hast nichts gewusst?“ Nee, ich nicht, mein Skipper nicht, Dieter wusste auch nicht, dass seine Brüder anreisen, mein und Wolfgangs Vertrauen in die Menschheit ist ob des um uns herum gesponnenen Überraschungskomplottes zutiefst erschüttert!
Party!!!!! Die Gästeliste erweitert sich noch und noch: Roland, der mit der tollen, gebunden „Kurs-West“-Ausgabe sich selber zum Verleger und mich zur Autorin gemacht hat, Bertrand, Wolfgangs Austauschschüler aus St. Pol, ist aus Paris eingeflogen, die Rekordhalter Bärbel und Klaus (23 Wochen Kurs West!!!) treffen ein, Milan und die Marina-Mädels kommen gratulieren, Mark und Anke, Lojo und Marjan, Manfred, insgesamt über 100 Freunde, wen ich hier vergessen habe, der soll nicht böse sein!! Swen zaubert Südsee-Fotos auf ein gespanntes Segel, Wolfgang muss mit „seinem“ Wanderstuhl von Tisch zu Tisch ziehen und Geschichten erzählen. Und Geschichten vermehren sich ja wie die Karnickel! Nach wenigen Minuten ist das ganze Fest ein summender Bienenschwarm, Segler, die sich in Samoa knapp verpasst haben, lernen sich heute kennen, „Ach, du bist derjenige, der….“ ist der häufigste Satz des Abends, vorher loses Seemannsgarn wird zu endlosen Seilen gesponnen! Bis in den nächsten frühen Morgen…

04.09.2004

Samstag, 04. September 2004

Samstag, 04.09.04 – Und der frühe Morgen fängt um Mitternacht an, mit Dieters 70. Geburtstag! Licht aus, Wunderkerzen an, und schon heult mein Vize-Skipper und Bordingenieur! Was für ein Fest! Was für tolle Gäste, meine Kurs-Westler!!!! Ihr seid Kurs West, ohne euch hätten wir schon 1998 auf Korfu umdrehen können!!! Und wenn euch der Kurs West anscheinend so gut gefallen hat, dass ihr hier in so großer Anzahl erschienen seid, dann feiern wir heute hauptsächlich, das mit eurer Hilfe „nur“ eine Etappe glücklich zu Ende gegangen ist! Kurs West ist rum, es lebe Kurs Ost! Das Schwarze Meer ruft!!! Juhuuuuu!!!
Am Nachmittag, also nach all den Abschieden, findet Wolfgang wenigstens ein wenig Zeit für Bertrand und ein gemeinsames, erfrischendes Bad im Meer, und dann, was keiner glauben wollte, steht schon meine nächste Crew auf der Pier! Barbara Ney und Monika Bloessl (beide erprobte Mitseglerinnen hier an Bord, Monika zuletzt auf Sri Lanka und den Malediven) haben ihre Freunde Rosi und Stephan Stolle und Thomas Federlein mitgebracht. Zum Abendessen, Kennenlernen und Weiterfeiern geht es gemeinsam mit Bertrand und den „Orinocos“ in die Kegelbahn, die Kinder bekommen für immerhin saubere Siebenen Pokale vom Wirt und der Abend geht auch nicht wirklich früh zu Ende…