Von Istanbul nach Izmir – Aug/Sept 2012

Samstag, 25.08.12

Montag, 27. August 2012

Samstag, 25.08.12 Muni muss zum Flughafen: Komm gut heim und komm bald wieder! Die Oktopusse warten bestimmt schon!
WolfgangG segelt noch bis Izmir mit, dazu kommt heute Susanne, die zum ersten Mal an Bord ist. Herzlich Willkommen! Nach dem Großeinkauf im Supermarkt gibt es ein leckeres türkisches Essen im Gartenrestaurant auf der anderen Straßenseite – und ein Extra-Eis für Susanne. Und wie extra das ist, das muss sie euch dann mal selber erzählen…

Sonntag, 26.08.12

Montag, 27. August 2012

Sonntag, 26.08.12 Susanne und WolfgangG entschwinden in den Topkapi-Palast, in die Zisterne und zur Galata-Brücke. Da treffen sie dann auf Wwolfgang und Carolin, die ist nämlich am Nachmittag ebenalls angekommen und wird von ihrer Freundin Susanne herzlich begrüßt. Und von mir, ebenfalls Willkommen an Bord, damit ist die Crew bis Izmir komplett. Kurz vor dem Absacker im Cockpit gibt es nochmal ein Eis für alle, und dieses Mal muss auch Wwolfgang dran glauben. Aber wie gesagt, dass muss auch er dann mal selber erzählen…

Montag, 27.08.12

Montag, 03. September 2012

Montag, 27.08.12 Byzantinische Verwaltung ist, wenn man nach gefühlten drei Stunden, einer Marina-Rundfahrt mit dem Sicherheitsdienst und einem Dutzend durchgeblätterter, türkischer Zeitschriften doch noch eine simple Liegeplatzrechnung bezahlen darf…
Irgendwie kommen wir trotzdem los – und dann nicht besonders weit, weil die Prinzeninseln ja quasi vor der Haustür liegen. In meiner Lieblingsbucht Cam Limani fällt der Anker, und wenig später schwimmt meine Crew die ersten Runden um mich herum. Nur der Lichtschein hinter den Hügeln erinnert am Abend noch an das Chaos der Millionenstadt.

Mittwoch, 29.08.12

Montag, 03. September 2012

Mittwoch, 29.08.12 Der Wind hat gedreht, und zwar auf Nordost, wo er hingehört. Carolin bekommt zum Geburtstag deshalb vorerst nur ein Marmeladenbrot mit Kerze, herzlichen Glückwunsch! Der Kuchen wird unterwegs nachgeholt- frisch gebacken trotz türkischer Anleitung. Die letzten Störche verabschieden uns, ein paar Delfine übernehmen die Begleitung. Und es läuft. Und weil es so gut läuft, segeln wir in die Nacht hinein, 60 Meilen weit bis nach Yeniciftlik. Der Ankerplatz ist heute ein bisschen unruhig, weil die Meltemi-Dünung um die Ecke rollt, aber das macht nach einem langen Segeltag nichts, denn es fallen ja eh alle gleich müde und glücklich in die Kojen.

Donnerstag, 30.08.12

Montag, 03. September 2012

Donnerstag, 30.08.12 Den Motor brauchen wir hier nur, um die Ankerwinsch zu unterstützen. Herrliches Segeln mit steifer Raumschotsbrise. Susanne war noch nie auf einer Yacht, ist aber offensichtlich ein Naturtalent und steuert mich wie ein Alter Hase. Alles bestens also, weshalb wir nun das Thema Übertreibung anschneiden können. Es ist durchaus angemessen, eine Balkonbrüstung aus Marmor zu gestalten. Auch Blumentöpfe und Treppengeländer sind in Ordnung. Beim kompletten Vorgarten oder dem Autostellplatz wird es dann so langsam merkwürdig.  Gleich die komplette Uferbefestigung aus Marmor aufzuschütten ist dann einfach übertrieben. Das wird nur noch von der Hafenmole in den Schatten gestellt. Ich liege längsseits bei einem Fischer im neuen Hafen von Cinarli. Im Marmorpool von Cinarli…
Seit 3000 Jahren wird auf Marmara Marmor abgebaut, und alles, was nicht zu 100% blütenweiß ist, geht anscheinend nur noch so gerade als Fußbodenbelag.
Der Ort ist aber auch sonst toll: Ein schöner Strand, an dem die Restaurants frischen Fisch servieren, schattige Plätze voll mit uralten Platanen und eine gemütliche, entspannte Atmosphäre. Da könnte man länger bleiben.

Freitag, 31.08.12

Montag, 03. September 2012

Freitag, 31.08.12 Aber der Meltemi lockt uns wieder auf See. Nach einem letzten Bad im Marmorpool rausche ich weiter unter kleiner Passatbesegelung zu den Dardanellen. Gallipoli heißt heute Gelibolu, und im winzigen Innenhafen (mit einer noch winzigeren Einfahrt!) findet sich ein Plätzchen für mich. Mein Heck steckt schon fast im Restaurant, eigentlich liege ich mitten auf dem Marktplatz, das erinnert irgendwie an Grado!

Samstag, 01.09.12

Montag, 03. September 2012

Samstag, 01.09.12 Ableger mit Hindernissen: Mein Anker hängt in der Muring vom Fischer gegenüber, und kaum ist das Problem gelöst, hupt mich eine ablegende Fähre aus dem Weg. Aber dann geht es mit bis zu drei Knoten Schiebestrom, also über acht Knoten über Grund, hinunter ins Mittelmeer. Die Schlachtfelder von Gallipoli bleiben an Steuerbord liegen, Cannakkale und Troja an Backbord. Ein Schwarm Flamingos auf Gegenkurs sorgt für Erstaunen, wo die wohl hin wollen? Eine Delfinschule zieht lange mit mir mit, die Jungs gucken neugierig zu meinem Menschen hinauf.
Es läuft jedenfalls, und da wir durch unseren verspäteten Start in Istanbul ja ein bisschen Strecke aufzuholen haben, sausen wir weiter, insgesamt 48 Meilen bis nach Bozcaada. Da sind wir trotzdem schon um kurz vor sechs, Zeit genug für die Besichtigung der alten Ritterburg. An geschichtsträchtigen Orten finden sich ja immer auch Antiquitätengeschäfte – und so kommt Carolin dann doch noch zu zwei neuen Filmen für ihre Kamera. Naja, fast neu, aber laut Aufdruck noch bis 2013 haltbar. Ein bisschen kommt mein Skipper dann doch ins Grübeln: was heute schon alles als antiquiert gilt?! Baujahr 1967 auch schon??!! Fischplatte zum Trost…

Sonntag, 02.09.12

Montag, 03. September 2012

Sonntag, 02.09.12 Mein Dieselverbrauch bleibt erst einmal bei fast null, denn der Wind zieht mich weiter  mit bis zu sechs Beaufort nach Süden, Susanne hält „Kurs Wind von schräg hinten auf das rechte Ohr“. Aber ab dem Kap Babakale, also ab dem westlichsten Punkt Asiens, und also ab meiner Kursänderung nach Westen in die Straße von Lesbos hinein – da ist er weg, der Meltemi. Spiegelglattes Wasser, Badestopp, später nochmals ein paar Böen aus einer Bucht heraus, aber trotzdem die ersten 12 Meilen unter Motor. So ist wenigstens das Anlegen im Hafen von Assos kein Problem, bei viel Wind hätte mein Skipper die Einfahrt in das enge, flache Häfchen nicht gewagt. Bei Flaute klappt es aber prima, die Mannschaft vom Nazilhan Restaurant erkennt mich wieder und weist mir den gleichen Liegeplatz wie vor zwei Monaten zu: mit dem Bug direkt an den Abendessentisch. Da sitzt meine Mannschaft wenig später frisch geschrubbt, denn zum Boutique-Hotel gehört ein kleines, feines, türkisches Hamam…

Montag, 03.09.12

Montag, 10. September 2012

Montag, 03.09.12 Meine Mannschaft erklimmt die Akropolis von Assos. Die Ruinen oben auf dem Hügel sind vielleicht nicht die spektakulärsten der Reise, aber sie beweisen mal wieder die drei Grundpfeiler des Immobilienhandels: Lage, Lage, Lage…. Der Blick von da oben hinüber nach Lesbos oder zur anderen Seite in die fruchtbaren Ebenen hinein ist traumhaft. So dauert es bis 15.00 h, bis ich meinen Bug wieder in die Ägäis stecken darf. Im Lee von Lesbos ist der Wind recht schwach, aber es reicht für ein paar Meilen unter Passatbesegelung. Mit Sonnenuntergang brist es nochmal richtig auf, aber das verkompliziert nur noch das Anlegemanöver in der Marina von Ayvalik. Hier bleibe ich natürlich wieder zwei Tage –

Dienstag, 04.09.12

Montag, 10. September 2012

Dienstag, 04.09.12 denn Kurs West findet heute im Leihwagen statt. Den Ausflug nach Pergamon kann ich ja wieder nur bruchstückhaft wiedergeben, ich musste ja hier am Liegeplatz warten. Soweit mein Skipper sich erinnern kann, ist Pergamon das größte antike Stadtgelände, das er kennt. Da kann selbst die Athener Akropolis nicht mithalten. Geschickterweise haben die letzten griechischen Herrscher sich nicht gegen die Römer aufgelehnt, sondern ihnen die Stadt einfach vererbt, weshalb anstelle des sonst üblichen Verfalls an der Levante hier eine zweite Blüte einsetzte. Bis zu 150.000 Einwohner zählte die damalige Weltstadt. Sooo viel zu gucken…
Am Abend reicht die Energie noch für einen Bummel durch die Gassen von Ayvalik, in einem türkischen Öko-Café liegt das Kulturprogramm aus, heute abend gibt es ein Klarinettenkonzert direkt an der Marina. Also hin…Der Solist muss am Ende der Vorstellung vom Sicherheitsdienst vor seinen Fans gerettet werden, das begeisterte Publikum stürmt die Bühne.

Mittwoch, 05.09.12

Montag, 10. September 2012

Mittwoch, 05.09.12 Eine Delfinschule begleitet mich lange und tröstet über den schwächelnden Wind hinweg. Aber ich segele ja auch bei leichten Brisen gut, dauert halt ein bisschen länger, bis wir in Griechenland sind. Außerdem kann Carolin so endlich mal Haiköder spielen und sich an der Leine hinter mir nachschleppen lassen. In der Einfahrt zum Golf von Yeras auf der Südseite von Lesbos gibt es wunderschöne Ankerbuchten. In der ersten verhindert zwar dichtes Seegras, das mein Anker hält, aber da es reichlich Auswahl gibt, nehmen wir einfach die nächste. Mitten in einem Olivenhain und nur von ein paar Schafsglöcklein bebimmelt erklärt mein Skipper den funkelnden Sternenhimmel. Der Andromeda-Nebel ist mit dem Fernglas gut zu sehen, Skorpion und Schütze stehen hell im Süden und neben der Milchstraße springt der Delfin, der heute Morgen auch schon da war.

Donnerstag, 06.09.12

Montag, 10. September 2012

Donnerstag, 06.09.12 Es dauert bis zum Mittag, bis wir aus dem Lee von Lesbaos heraus sind, aber dann läuft es wieder gut mit dem Meltemi. Die Gastlandsflagge wird wieder gewechselt: Kurs Türkei. In Mordogan erwartet man ja irgendwie eher Graf Dracula, aber in dem Fischerhafen treffen wir nur freundliche Menschen. Weil Carolin ein perfektes Anlegemanöver fährt, schenken die Fischer meiner Crew mal eben eine Kiste Sardinen. Und weil WolfgangG das Ausnehmen zwar sehr akkurat, aber nicht schnell genug erledigt, übernimmt diese eher unangenehme Aufgabe auch noch einer von den immer freundlichen Türken. Wwolfgang übernimmt den Job, vier randvolle Pfannen „Sardellen in Galateia-Würzkruste“ zu brutzeln, die Mädels zaubern dazu einen leckeren Kartoffelsalat. Einfache Gerichte sind einfach die besten…

Freitag, 07.09.12

Montag, 10. September 2012

Freitag, 07.09.12 Die Leute hier sind nicht nur sehr nett, sondern auch sehr erfindungsreich: Ein kleines Fischerboot wird mal eben an der Schaufel eines Baggers vom Slipwagen ins Wasser gehievt , da hat meine Mannschaft Frühstücksunterhaltung.
Da ich nun wieder in der Windrutsche unterwegs bin, kann schon im Hafen die Fock gesetzt werden – und die zieht mich bequem und schnell für die letzten 25 von 333 Meilen bis in die Marina von Izmir. Ich bekomme eine Superyachtmuring an den Bug – Ehre, wem Ehre gebührt. Und erst recht nach einem so schönen und abwechslungsreichen Törn! Ich glaube, Susanne, die ja zum ersten Mal in ihrem Leben segeln war, hat eine neue Lieblingsreiseart, mich würde es freuen!
Weil die Flieger morgen schon sehr früh starten, werde ich heute schon gewienert, bevor es zum Abschiedsessen ins Marina-Restaurant geht. Wwolfgang macht das Fragespiel: „Wann waren wir wo?“ – und die Antworten klappen nur mit gegenseitiger Hilfestellung. Kein Wunder bei so vielen unterschiedlichen Eindrücken in gerade mal vierzehn Tage: Von der Millionenmetropole über Fischerhäfen, antike Ruinen und einsame Buchten, von ziemlich selten wenig bis zu meistens ziemlich viel Wind war ja wirklich alles dabei. Hoffentlich machen wir das nächstes Jahr wieder zusammen! Das war sehr schön mit euch!