Von Kusadasi nach Athen

04.05.2006

Donnerstag, 04. Mai 2006

Donnerstag, 04.05.06 – Esther und Wolfgang (jetzt weder in gewohnter Schreibweise!) verbummeln den Tag in der Stadt bzw. hier an Bord. Der Basar, das Hammam und das Backgammonspiel, das Esther lernt… aber ich profitiere auch davon, denn mein Skipper spendiert mir neue Bettwäsche! Baumwolle natur mit verschiedenfarbigen Bordüren, damit man die einzelnen Sätze auseinander halten kann, cok güzel (sehr schön) wie die Türken sagen!

05.05.2006

Freitag, 05. Mai 2006

Freitag, 05.05.06 – Esthers erster Fast-Einhand-Ableger klappt dank guter Vorbereitung natürlich prima, danach werden direkt vor der Marina das gereffte Groß und die Normalfock gesetzt, danach folgen knapp vier Stunden Rauschefahrt im Meltemi durch die Straße von Samos bis Pythagoreion, wo auch das erste Ankermanöver meiner Mini-Mannschaft bestens klappt. Super Segeltag! Und noch reichlich Zeit, bei Polizei, Küstenwache und Zoll endlich sauber einzuklarieren, was Wolfgang bisher wegen der Hüpferei zwischen Türkei und Griechenland „verschoben” hatte. Aber von nun an bleiben wir ja in Europa, ich freue mich aber schon auf das Kreuzen meines Kielwassers in sechs Jahren im Golf von Fethiye mit anschließender Feier bei Mehmet im Kapi Creek!
Was in der Türkei die Muezzins, das sind in Griechenland die Böllerschüsse…irgendwer macht immer Krach, vorzugsweise mitten in der Nacht…
(Wolfgang behauptet ja, dass die Griechen in ihrem Wahn, alles anders machen zu müssen, als die Türken, sogar rechts und links vertauschen. So wies zum Beispiel die Zöllnerin den Weg zur Polizei mit ihrer rechten Hand nach rechts, sagt aber ständig „to the left!”. Geböllert wird deshalb auch anders als im Rest der Welt an allen Tagen des Jahres außer! an Sylvester…)

06.05.2006

Samstag, 06. Mai 2006

Samstag, 06.05.06 – Skippers liebstes Frühstück? Ankersalat… Wenigstens nicht bei uns, sondern bei den beiden Nachbarbooten! Da aber der eine des anderen Anker mit aufholt, ist der plötzlich haltlos und droht auf mich zu driften! Notstart, Achterleinen los, Anker auf und weg! Es folgt der nächste tolle Segeltag: Erst ohne Seegang an der wunderschönen Südküste (dutzendfach einsame Strände, hohe Berge…) von Samos entlang und dann noch mal zwölf Meilen freies Wasser mit entsprechender Welle bis zu den fast unbesiedelten Phournoi-Inseln. Hier gibt es laut Hafenhandbuch nur wenige Ankerplätze, aber viele Fallböen und schlecht haltenden Meeresgrund! In der Bucht Ormos Monos scheint das alles nicht zu stimmen: Der Anker hält beim zweiten Versuch prima, die Fallböen sind nur mäßig, die Landschaft ist wild und schön! Vorsichtshalber wird mein Zweitanker aber auch noch gebadet, so liege ich super sicher. Der Wind weht ab und zu die Zwiebelschalen vom Tisch, die bei den Vorbereitungen für den Kartoffelauflauf anfallen, das ist doch praktisch! Esther lässt Wolfgang manchmal beim Backgammon gewinnen…

07.05.2006

Sonntag, 07. Mai 2006

Sonntag, 07.05.06 – Fast hätte es ein Früh-Frühstücksei gegeben, aber beim Ankeraufholen (auch für den Zweitanker dank Wolfgangs neuer Ankerkettenleitkonstruktion völlig simpel!) um 07.35 h wird das Sonntagsfrühstück dann doch auf unterwegs verschoben. Heute ist laut Wettervorhersage der letzte Meltemi-Tag, und da gilt: „Carpe Diem, nutze den Tag!” 57 Meilen liegen bis nach Mykonos vor uns, die ersten 20 im Lee von Ikaria, was zwar Fallböen, aber wenig Welle bedeutet, und die letzten 30 Meilen quer über die offenen Ägäis. Kurz nach dem Kap Paras schaut Wolfgang an Backbord auf einen Wellenkamm, der den Horizont bildet, dann schaut er nach Steuerbord, wo ebenfalls ein Wellenkamm den Horizont bildet, und dann sagt er: „Na, dann sind die Wellen wohl gut 2,4 Meter hoch.” Esther schaut auch auf die Wellen und sagt „OOOOOOhhhhhhhHHHooHHOIhoihoihoi!!!!!!!”
Eine Supersause, ein großes Vergnügen, ein herrlicher Spaß! Eine Welle duscht Esther mal eben, ansonsten bleibt mein Cockpit auch ohne Sprayhood trocken. Die letzten paar Meilen in Lee von Mykonos sind wieder ganz entspannt, im Ormos Ornos findet sich vor angenehm dörflicher Kulisse ein guter Ankerplatz, meine Mannschaft genießt nach dem windigen Tag eine stille Nacht. Wolfgang muss beim Backgammon kaum noch vorsagen…

08.05.2006

Montag, 08. Mai 2006

08.05.2006Montag, 08.05.06 – Manche Buchten sind so schön und auch hier mitten in den Kykladen noch so einsam und unberührt, dass ich leider nicht verraten kann, wo sie liegen. Ich schwebe am Nachmittag über hellem Sandgrund mit ein paar Seegrasflecken, am Ufer bimmelt ab und zu ein Ziegenglöcklein, ein Seefalke und ein paar Möwen jagen um uns herum, und in der Nacht spiegeln sich die Sterne im kristallklaren Wasser.

09.05.2006

Dienstag, 09. Mai 2006

Dienstag, 09.05.06 – Da nach einem einsam verbummelten Vormittag ein Gummiboot und eine andre Yacht einlaufen, erklärt meine Crew die Bucht für geschlossen, und zwar wegen Überfüllung…
An den Ruinen der Heiligtümer auf Delos vorbei, dann noch ein paar Meilen nach Nordosten, und dann liege ich im neuen Yachthafen vom Mykonos. Der neue Hafen ist ein wunderbares Beispiel griechischer Ruinenbaukunst, da gerade ein Megabetriebsausflug mit 79 Charteryachten einläuft, darf sich meine Mannschaft die beiden Duschen mit ca. 400 anderen Duschern teilen. Wolfgang versucht es erst gar nicht…
Mykonos hat sich ansonsten aber nicht verändert: die malerischen Gassen laden zum Bummeln, alles ist wohlhabender, aber oft auch schöner geworden. Und man findet weiterhin verschwiegene Eckchen im Labyrinth der Altstadt.

10.05.2006

Mittwoch, 10. Mai 2006

Mittwoch, 10.05.06 – Paul Daetwyler bringt frische Semmeln zum Frühstück mit. Das macht um 07.00 h in der Frühe (anreise mit dem Frühflieger von Athen) ja auch Sinn. Zusammen mit Esther erholt er sich später am Strand von den Strapazen der Anreise. Tobias Engelhard kommt zwr erst abends, aber etwas verfrüht und muss von den netten Kanadiern am Nachbarliegeplatz notversorgt werden, denn die Mannschaft ist noch in den Supermärkten der Insel unterwegs, um mich voll zu bunkern. Pünktlich zum Abendessen ist die ganze Crew aber komplett und voller Tatendrang.

11.05.2006

Donnerstag, 11. Mai 2006

11.05.2006Donnerstag, 11.05.06 – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nach Warstein an Uschi! Bis im September auf Mallorca!
Hier an Bord wird noch ein morgendlicher Bummel vor den Ableger eingeschoben, damit auch Tobias das Bilderbuchgriechenland, das Mykonos ja ist, bei Tageslicht bestaunen kann. Wolfgang mokiert sich natürlich wieder über irgendwas, heute mal über die wunderbaren, nagelneuen Strom-und Wasserversorgungssäulen für Yachten im alten Stadthafen, der für Yachten aber leider gesperrt ist. Im neuen Hafen gibt es natürlich keinerlei Versorgung…
Am Nachmittag weht leichter Meltemi, Großsegel und Fock ziehen mich bis hinüber nach Tinos, das so ganz anders als Mykonos ist: Grün, bewaldet, leise und bescheiden. Der Ex-Regensburger Hafenkapitän empfiehlt meiner Mannschaft ein Super-Restaurant, in dem das ganze reichhaltige Abendessen (riesige Fischvorspeisenplatte, Lamm aus dem Ofen, Retsina, Kaffee etc.) weniger kostet, als der Salat auf Mykonos!
Gut gelaunt spaziert die Crew durch die Straßen, als Musik aus einer Taverne erklingt. Da wird der Absacker genommen! Nach zwei Runden Ouzo singt Tobias absolut kenntnisfrei, aber perfekt griechisch, Wolfgang greift auch mal zur Gitarre und ermöglicht dem griechischen „Kapellmeister” eine Zigarettenpause, Esther und Paul verschwestern und verbrüdern sich mit der Wirtin und dem Chor, eine lange Nacht…

12.05.2006

Freitag, 12. Mai 2006

Freitag, 12.05.06 – Der Ex-Regensburger Hafenkapitän erlässt mir als einzigem Schiff freundlicherweise die Liegebühren und wünscht Gute Reise. Natürlich erst nach der Besichtigung der großen Wallfahrtskirche mit den außergewöhnlichen Votivlämpchen und nach einem kurzen Besuch im archäologischen Museum. Beides sehenswert, die Kirche noch mehr als die antiken Funde.
Obwohl das Ablegemanöver so mal wieder erst um 12.45 h gefahren wird, ist es noch zu früh für die Nachmittagsbrise. Die kommt leider erst, als wir schon 16 Meilen weiter an der Nordspitze von Syros im Ormos Grammata einsam vor Anker liegen, in Form von Fallböen aus den Hügeln! Mein Anker liegt aber gut eingedampft im Sand, dazu wird vorsichtshalber der Echolotalarm aktiviert und so steht einem gemütlichen Cockpitabend mit Kartoffelauflauf, Gesang und Geschichten nichts im Wege.

13.05.2006

Samstag, 13. Mai 2006

Samstag, 13.05.06 – Alarm, morgens um sechs! Ist aber nur Wolfgangs Handy, bei dem der Akku leer ist, dafür erntet er böse Blicke… wenigstens piepst ein paar Minuten später auch wirklich das Echolot, aber nur, weil der Wind etwas auf Ost gedreht hat und ich nicht mehr im tiefsten Teil der bucht schwimme. Mein Anker hält! Bis um 10.20 h, weil wir weitersegeln: Kythnos ist die nächste Etappe, wieder kräftiger Meltemi macht die Überfahrt schnell und spannend, zwei Reffs müssen in das Großsegel, Tobias fährt die erste Halse des Törns in den Ormos Kolona hinein, die nächste schöne Ankerbucht. Allerdings merkt man sowohl die Nähe zu Athen als auch das Wochenende, denn wir sind nicht ganz alleine, weiter hinten liegen drei Motoryachten, in „unserem” Zipfel der Bucht noch eine weitere.
Am Strand gibt es eine heiße Quelle in einer natürlichen Badewanne, in der Wolfgang mal ein halbes Stündchen einweicht, Paul als echter Rudertrainer übernimmt den Shuttleverkehr mit Higgins, meinem Beiboot, so gibt es den Sundowner frisch gebadet am Ufer!

14.05.2006

Sonntag, 14. Mai 2006

Sonntag, 14.05.06 – Heute wird die Törnplanung mehrfach umgeschmissen: Wenn der Wind gut bläst, dann soll der Kurs Richtung Poros gehen – und wenn er schwächelt, dann doch nur bis an die Attika-Küste südlich von Athen. Schließlich bleibt es bei der Festlandsküste, und vor dem Örtchen Anavysson fällt der Anker in der Westbucht. Eine Strandbar lädt zum nächsten Dinghiausflug, zum Abendessen gibt es fettige Souvlaki mit Pommes vom Würstchenstand. Gut, dass man den Hügel neben dem Strand zwecks Verdauungsspaziergang erklimmen kann!

15.05.2006

Montag, 15. Mai 2006

15.05.2006Montag, 15.05.06 – Die Hängematte kommt zum ersten Mal in diesem Jahr zum Einsatz! Nicht wirklich lange, denn man kühlt doch noch von unten her aus, aber immerhin: Es wird Sommer! Dazu passt auch die leichte Brise, und dazu passt mein Blister, der mich ja auch bei wenig Wind elegant weiterzieht! Fast schon wieder zu schnell, aber auf dem unbewohnten Inselchen Flesvos ist eine kleine Bucht auf der Ostseite verzeichnet, die muss sich doch prima für einen Badestopp eignen! Hinsegeln, Anker werfen, Badehosen an und rein ins kühle Nass!
Für die letzen zwei Meilen wird noch mal der Blister gehisst, dann legt mich Paul längsseits an die äußere Mole der Marina Vouliagmeni. Und da fällt ihm ein, dass er ja noch ein paar Portionen Schweizer G’rösti im Seesack hat! Die kommen mal gleich in die Pfanne, schon steigt das nächste Bordfest, die schicke Marina-Bar hat ohnehin noch wegen Renovierung geschlossen!

16.05.2006

Dienstag, 16. Mai 2006

Dienstag, 16.05.06 – Auch die Delfine vor der Akropolis können nicht darüber hinwegtäuschen, dass irgendwann die letzen Meilen eines jeden Törns gesegelt sind…Ich liege wieder in der Marina Falirou, fast am gleichen Liegeplatz wie letztes Jahr! Zentral in Piräus, super Verkehrsanbindung durch das Fußballstadion und die Olympiahalle, und nur ein schöner Spaziergang bis ins Kneipenviertel am Mikrolimani und um die Zea-Marina.
Zum Abschiedsessen bekommt meine Mannschaft Verstärkung, denn Ellen, Wolfgangs Lieblingsholländerin vom ersten Treffen auf Tonga an, arbeitet auf einer Yacht hier im Hafen! Sooo viele alte und neue Geschichten zu erzählen!

17.05.2006

Mittwoch, 17. Mai 2006

Mittwoch, 17.05.06 – Morgens werde ich wie bei jedem Crewwechsel geschrubbt, und dann stehen für Esther und Paul die Koffer auf dem Steg. Esther war ja fast fünf Wochen hier an Bord, da fällt der Abschied mal wieder besonders schwer. 528 tolle Meilen seit Göcek!
Tobias’ Flieger geht erst morgen, so bleibt er noch eine Nacht an Bord. Den Nachmittag verbringen er und Esther auf der Akropolis – so viel Kultur muss sein.

18.05.2006

Donnerstag, 18. Mai 2006

Donnerstag, 18.05.06 – Esther hat der Törn so gut gefallen, dass sie trotz Hotel zumindest den Abend mit meinem Skipper verbringt. Besonders schön ist ein Konzert von vier Saxophonistinnen im Athenäum, einer kleinen Konzerthalle in der Altstadt.

19.05.2006

Freitag, 19. Mai 2006

Freitag, 19.05.06 – Wolfgang verlässt mich übers Wochenende, um in Engers am Rhein Victorias Konfirmation zu feiern. Guten Flug, mir wird es hier wahrscheinlich einfach nur langweilig werden. Nicht mal mit meinem Basilikum kann ich mich unterhalten, weil der zur Pflege zu einem englischen Ehepaar am Steganfang gebracht wird.

20.05.2006

Samstag, 20. Mai 2006

Samstag, 20.05.06 – Chrrrr, chrrr, chrrr….

21.05.2006

Sonntag, 21. Mai 2006

Sonntag, 21.05.06 – Herzlichen Glückwunsch sowohl an die frisch konfirmierte Victoria als auch an Viete nach Bochum zum Geburtstag!

22.05.2006

Montag, 22. Mai 2006

Montag, 22.05.06 – Schon ist er wieder da, mein Skipper.

23.05.2006

Dienstag, 23. Mai 2006

Dienstag, 23.05.06 – Und er macht die üblichen Wartungsarbeiten: Ölwechsel, Wäsche wegbringen etc.
Zum Abendessen kommen Ellen und ihr Freund Paul vorbei, bevor sie morgen mit ihrem Schiff in die Türkei fahren! Ellen bekommt Wolfgangs alte SIM-Karte geschenkt, deshalb bitte nicht mehr auf der türkischen Nummer anrufen, außer wenn ihr mit Ellen reden wollt!