von Kusadasi nach Izmir – Mai 2014

Samstag, 03.05.14

Donnerstag, 08. Mai 2014

Samstag, 03.05.14 Ein letztes Frühstück ganz gemütlich im Cockpit, einmal Schiffsputz – dann heißt es Abschied nehmen. Das war eine wunderbare Reise mit Dir, Walter! Komm mal wieder! Und bring den Club mit!!
Später am Abend bringt Hakan die neue Crew an Bord: WolfgangG (wie immer, wenn er an Bord ist, also jedes Jahr mindestens ein Mal!) bezieht die Steuerbord-Achterkabine, und Wwolfgang freut sich über so treue Stammgäste.

Sonntag, 04.05.14

Donnerstag, 08. Mai 2014

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Sonntag, 04.05.14 Schon wieder ein Weltkulturerbetag! Die beiden Wolfgangs mieten sich bei der netten Schweizerin ein kleines Auto und erkunden nicht nur Ephesus (die Dame auf dem Foto ist nicht nach einer weltbekannten Sportschuhmarke benannt, sondern umgekehrt!!! Nein, nicht Adidas!!!) , sondern auch das Sterbehaus von Maria, die erste Basilika, die nach ihr benannt ist, die Siebenschläfer-Grabeskirche, die Byzantinische Burg in Selcuk, das Grab des Heiligen Johannes und das ehemals griechische Dorf Sirince, das heute ein Öko-Ausflugsziel in den Bergen ist. Seitdem ist hausgemachte Brombeermarmelade an Bord – und aus der vorderen Nasszelle duftet es nach handgeschöpfter Rosenseife. Ein angefüllter Tag. Mit platten Füßen fällt meine Crew in die Kojen.

Montag, 05.05.14

Donnerstag, 08. Mai 2014

Montag, 05.05.14 Es weht der Wind mit Stärke vier, Zeit zu verlassen diese Pier! Ein Reff ins Groß, kleine Fock, Rauschefahrt bis in das Lee von Samos. Das liegt bei Südwind natürlich ausnahmsweise auf der Nordseite, und der Törn geht ja in Richtung Izmir. Ein paar Minuten später brist es aber aus Südwest wieder auf, und mit ausgerefftem Groß und Genua wird das dann ein herrlicher Segelnachmittag bis in die Marina von Sigacik. Bei Südwind ist es ja immer schwerig, Ankerplätze zu finden, und außerdem soll der Wind in der Nacht auf Nord drehen. Über Land wären es jetzt übrigens nur sechs Meilen quer über den Isthmus bis in den Golf von Izmir. Außenrum wird es länger.
Im Örtchen entdecken die Wolfgangs die beste Pide-Bäckerei der Gegend und stellen außerdem fest, dass die Altstadt gerade wachgeküsst wird. Wo letztes Jahr noch alles recht traurig aussah, wurden über Winter neue Kanalisation und Elektrokabel verlegt, dann kann der Tourismus-Boom hier ja auch demnächst losgehen. Ohne ist aber auch schön gemütlich…

Dienstag, 06.05.14

Donnerstag, 08. Mai 2014

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Dienstag, 06.05.14 Das stimmte, das mit der Winddrehung! Gestern mit Raumschotskurs rein in den Hafen, heute mit Raumschotskurs wieder raus! Ein Delfinpärchen schwimmt eine Weile mit und entschuldigt sich, dass sie Walter letzte Woche verpasst haben. Nächstes Mal, Walter!
Am Kap Teke Burnu muss angeluvt werden, und zwei Knoten Schiebestrom sorgen für derartiges Kabbelwasser, dass mein Skipper gar nicht weiß, ob er sich über die unverhoffte Hilfe freuen soll. Zum Nachmittag hin brist es immer mehr auf, und beim Erkundungszickzack in die Bucht von Mersin hinein scheint es dort gar keinen windgeschützten Ankerplatz zu geben. Aber im Nordosten, unterhalb der neuen Windgeneratoren, da wird es dann plötzlich ruhig. Niemand wohnt hier, keine Motorengeräusche, nur das leise Summen der Rotoren. Ein wilder Mix aus Weite und Einsamkeit – und modernster Technik. Wwolfgang brutzelt eine leckere Tortilla, den Rest der Nacht muss nur der Anker arbeiten. Den an Theologie Interessierten sei an dieser Stelle übrigens mal geraten, die Johannes-Frage nachzulesen (hat Wwolfgang wegen Patmos, Apokalypse, Grab in Selçuk etc. gerade mal gemacht), was man da alles lernt!

Mittwoch, 07.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

Mittwoch, 07.05.14 Da der Meltemi ja nun 14 Tage lang geschlafen hat, ist er sehr gut ausgeruht. Und deshalb voller Tatendrang. Es bläst mit freundlichen sechs, in der Straße von Chios auch sieben Beaufort. Kleine Fock, zwei Reffs im Groß, die Fußreling in Lee regelmäßig unter Wasser. Der Seegang hält sich in Grenzen, und wenn man dann hinterher wieder im Hafen liegt, dann war es ein genialer Segeltag. Aber Stadtbummel in Çeşme ist auch toll, und ich freue mich über einen geschützten Liegeplatz in der Marina.

Donnerstag, 08.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

Donnerstag, 08.05.14 Die beiden Wolfgangs haben zwei Wochen Zeit, um bis nach Izmir zu segeln, und der Plan ist, unterwegs mal neue Liegeplätze und Ankerbuchten zu erkunden: Ich war noch nie auf Chios. Also segeln wir da heute mal eben rüber, geht ja schnell bei dem Wind. Besegelung wie gestern… Die sogenannte Marina von Chios ist ein zeitgenössisches Beispiel von griechischer Ruinenbaukunst, allerdings liegt man hinter der dicken Mole super sicher. Könnte bitte mal irgendjemand aufwachen und aus dem Hafen eine funktionierende Marina machen?! Acht Meilen gegenüber bei den Türken funktioniert das doch auch!
Der Vorteil: Keine Liegegebühren, kein Papierkram.
Bis in die Innenstadt geht man 15 min zu Fuß, und dort kann man wunderbar durch die in einem alten Kastell gelegene Altstadt flanieren. Ein Kneipenwirt hat sogar einen Kulturstadtplan zur Hand und schickt meine Crew ersteinmal auf Besichtigungstour, bevor sie dann bei ihm einen Kaffee schlürft. Zurück zu mir an den Liegeplatz geht es dann schon im frisch gemieteten Leihwagen, der in der Pfütze am Fuße der Mole allerdings kurzfristig halb im Matsch versinkt. Macht nichts, der Dreck fährt sich morgen wieder ab…

Freitag, 09.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

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Freitag, 09.05.14 Diese Tour wird sicher noch Bestandteil vieler Galateia-Törns! Chios war selbst unter türkischer Herrschaft durch den Anbau von Mastix eine reiche Stadt. Hier steht die drittgrößte – und sicher vollgestopfteste Kathedrale Griechenlands, hier kleben mittelalterliche Wehrdörfer auf atemberaubenden Bergkämmen, Hier gibt es kleinkarierte Häuser, hier führen Gebirgspässe durch über tausend Meter hohe Berge, hier gibt es die schönsten Obstgärten weit und breit. Und hier wächst Kaugummi (besagtes Mastix) auf Bäumen. Muss man gesehen haben. Und gegessen. Zwischendurch kleben Wwolfgangs Finger am Lenkrad fest, wodurch er lernt, dass man immer nur das wachsweiche, aber nicht das noch flüssige oder das schon harte Kaugummi zum Sofortverzehr ernten sollte. Eine tolle Insel!

Samstag, 10.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

Samstag, 10.05.14 Der Meltemi hat sich ausgepustet, und nach einem leckeren Tortenfrühstück (ein echter Leckerbäcker an der Straße oberhalb des Hafens!) verholt mich meine Mannschaft wieder rüber in die Türkei. In den „Schwarzen Inseln“ nördlich von Çeşme war ich nämlich auch noch nie, das große Erkunden geht weiter. An der Südseite der Hauptinsel liegen drei Buchten nebeneinander, die östlichste gilt als die beste. Zu Recht: toll geschützt gegen Wind und Seegang liege ich wie auf einem Ententeich. Ein Adlerpärchen kreist über mir und balgt sich mit ein paar Möwen, später kommen noch ein Angelboot und eine kleine Motoryacht rein, was der Einsamkeit aber nicht wirklich Abbruch tut. Vogelgezwitscher als Abendkonzert.

Sonntag, 11.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

Sonntag, 11.05.14 Alles Gute zum Geburtstag an Mama Uschi nach Warstein! Und zum Muttertag auch noch! Ist ja immer praktisch, wenn das alle sieben Jahre auf denselben Tag fällt…
Auf den Inseln soll es Wildschweine geben – und Wwolfgang erspäht tatsächlich zwei Stück: Ein weißes und ein rotblondes! Beide mit Hörnern! Und mit einem Bärtchen unter dem Kinn! Wwolfgang ruft sie mal vorsichtshalber auf echt Sauerländisch-Wildschweinisch an: „Määhähäää!“ – und tatsächlich! Sie antworten! „Määhähähää?“
Zeit zum Weitersegeln… Der angekündigte Südwind kommt exakt aus Nord, weht aber nur recht schwach, was zu einem recht gemütlichen Segeltag unter Vollzeug bis nach Yeniliman führt. Den kleinen Hafen kenne ich schon, bei den Fischern ist wie meistens ein Plätzchen längsseits frei, in der Taverne werden Sardellen und Goldbrasse serviert, Yeniliman ist ein kleines, gemütliches Stückchen ganz normaler Türkei.

Montag, 12.05.14

Mittwoch, 14. Mai 2014

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Montag, 12.05.14 Morgens steht die Pier voller Militär: Die Küstenwache hat ein Flüchtlingsboot aufgebracht und eskortiert es nun in den Hafen. Ein Neun-Meter-Kahn mit sicher über 20 Personen an Bord, die Lesbos schon in Sichtweite hatten. Ein paar Flüchtlinge weniger für alle CSU-und AfD-Wähler – und ein paar enttäuschte Hoffnungen mehr für alle, die im Gegensatz dazu ein Herz haben.
Der angekündigte Südwind kommt auch heute aus Nord. Und aus Süd. Oder Nord. Oder Süd. Oder auch mal gar nicht. Weil aber ansonsten weiterhin bestes Wetter ist, wird das Zupfen an den Schoten sportlich und lustig genommen – und so komme ich immerhin bis nach Yeni Foça. Auch hier haben die Fischer nichts dagegen, dass ich längsseits komme, prima! Unterwegs war übrigens Fliegenalarm, mit den deutlich besser riechenden Fischerbooten ist der Spuk aber sofort wieder vorbei. Für Fliegen deutlich besser riechend, ich erinnere an Wwolfgangs Rosenseife in der Vorschiffsnasszelle!
Yeni Foça hat schon ein bisschen Ausflugsverkehr von Izmir aus, die Tavernen und die kleinen Pide-Küchen in der Altstadt leben vom Inlandstourismus. Jetzt, also in der Vorsaison, ist es aber noch recht ruhig und behäbig, das Aufregendste ist eine kleine Drei-Mann-Kapelle, die bei einer Familienfeier aufspielt. Und der Papa singt…

Dienstag, 13.05.14

Dienstag, 20. Mai 2014

Dienstag, 13.05.14 Ein paar Delfine kommen unterwegs zu Besuch und trösten darüber hinweg, dass der Wind auch heute ein wenig schwächelt. Ab und zu hilft der Motor für ein paar Meter, dann reicht es wieder zum Segeln, dann wieder kurz motoren, dann wieder segeln – wenigstens bleibt meine Crew so schön in Bewegung. Bis nach Foça sind es ja auch nur ein paar Meilen ums Kap herum, und als weiteren Trost für entgangene Segelfreuden bekomme ich einen der raren Liegeplätze direkt am Stadtkai zugewiesen. Bei einem Spaziergang durch den Ort entdecken die beiden Wolfgangs das Hamam, und als der Masseur dann so richtig loslegt und Salz und Sonnencreme von meiner Crew runterrubbelt, da gibt es schon spektakuläre Ergebnisse zu bestaunen. Wahrscheinlich ist ein Hamam-Besuch die schnellste Methode, um mal eben ein Kilo abzunehmen – auch wenn es nur Dreck ist…

An der Hafenpromenade ist die Stimmung wegen des Grubenunglücks in Soma heute natürlich gedrückt, den Türken ist verständlicherweise nicht nach Ausgehen zumute.

Mittwoch, 14.05.14

Dienstag, 20. Mai 2014

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Mittwoch, 14.05.14 Die Flagge auf dem Isthmus südlich vom Kai wird auf halbmast gesetzt, Staatstrauer. Aber auch halbmast steht sie noch wie ein Brett, denn heute stürmt es. Meine Crew bricht zur großen Foça-Erkundungswanderung auf und erklimmt die Felsformation, die kurz hinter der Stadt das Tal überragt. Oben kann man wegen des Windes nur auf allen Vieren rumkraxeln, aber der Ausblick belohnt für die Mühen!
Wieder unten am Hafen führt der Weg über die lange Uferpromenade bis in die nächste Bucht, draußen auf dem Meer ist alles weiß vor Gischt. Schön, dass wir im Hafen liegen.

Donnerstag, 15.05.14

Dienstag, 20. Mai 2014

Donnerstag, 15.05.14 Außer mir steckt natürlich noch niemand den Bug aufs Meer, aber mit gerefftem Groß und kleiner Fock bin ich ja immer gut auch bei viel Wind unterwegs. Tagesziel für heute ist: „Schauen wir mal, wie weit wir kommen!“ Wir kommen gegen sieben, in Böen acht Beaufort bis nach Mordogan. Bei Zwei Trawlern darf ich längsseits anlegen, die Jungs passen auf mich auf, während WolfgangG und Wwolfgang die Altstadt erkunden. Die liegt nämlich neben dem neuen Fischerhafen am alten Hafen, der aber nicht so gut geschützt ist. Aber hier gibt es nette Restaurants, ein bisschen Strand für die Sommergäste und viel türkische Gastfreundschaft. Wwolfgang wundert sich, was es selbst in Häfen, die wir eigentlich schon kennen, noch alles zu entdecken gibt!

Freitag, 16.05.14

Dienstag, 20. Mai 2014

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Freitag, 16.05.14 Der Wind bläst weiterhin kräftig, aber ab der Südspitze von der Insel Uzunada kann ich auf halben Wind abfallen – und nun geht es mit der Logge am Anschlag hinein in die Bucht von Izmir! Rauschefahrt – und ein toller Törnabschluss, denn die Levent-Marina ist ja schon das Törnziel. Der Hafenmeister erinnert sich noch vom letzten Jahr an mich, und weil so wenig Fahrtenyachten hierher kommen, organisiert die Marina-Chefin Kaffe und Kuchen für meine Mannschaft – frei Haus vom Kellner des Restaurants gegenüber an Deck serviert! Das hatte ich ansonsten auch noch nirgendwo auf diesem Planeten, vielen Dank!

Samstag, 17.05.14

Dienstag, 20. Mai 2014

Samstag, 17.05.14 Ich werde wie immer auf Hochglanz geputzt – und weil die neue Crew erst am Abend kommt, erledigen die Wolfgangs auch schonmal den Großeinkauf für die nächste Woche. WolfgangG bleibt nämlich noch auch für die Rückreise bis nach Kuşadası an Bord – und dazu kommt Ulrike aus Stuttgart. Ulrike kennt nicht nur mich und Wwolfgang, sondern auch Gwolfgang von früheren Törns, so vergeht der erste gemeinsame Abend natürlich mal wieder mit dem lustigen Aufwärmen von alten Geschichten… Willkommen an Bord!

Mittwoch, 21.05.14

Montag, 02. Juni 2014

Mittwoch, 21.05.14 Der Meltemi ruft! Kleine Fock, keine Welle, aber in Böen sechs Beaufort. An Çeşme vorbei, an Alaçati vorbei, bis in die Bucht Kirkdilim. Das eine Hafenhandbuch sagt: Ein lieblicher Ort!, das andere Hafenhandbuch sagt: Schwere Fallböen. Heute gibt es schwere Fallböen. Eine schweizerische Yacht liegt aber auch schon hier, und da die dortige Crew behauptet, dass es nachts ruhig würde, ankern wir ebenfalls. Tolle Umgebung, tolle Landschaft, tolle Berge. Und tolle Fallböen. Auf 5 Metern nicht so toller Ankergrund, erst nach einigem Rutschen über Fels gräbt sich mein 22-kg-Parkeisen einigermaßen ein. Um 23.00 h ist einigermaßen nicht gut genug, und ich rutsche fröhlich bis in 11 Meter tiefes Wasser. Da liege ich dann allerdings so nah am seitlichen Ufer, dass Wwolfgang vorsichtshalber mal Ankerwache geht. Die Fallböen kommen nun zwar nicht mehr so hart (tatsächlich war die letzte, härteste genau die, die mich losgerissen hat), aber dafür aus allen Richtungen. Toller Sternenhimmel übrigens auch noch! Jupi in den Zwillingen, Mars in der Jungfrau, sehr spektakulär zur Zeit!