von Kuşadası nach Izmir – Juli 2014

Samstag, 12.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Samstag, 12.07.14 Mitten in der Nacht geben sich Gerald und Frank die Klinke in die Hand, der frühe Flieger schlägt den Preis…
Frank hat so aber tagsüber noch reichlich Zeit, sich Ephesus anzuschauen, und am Nachmittag bin ich wieder im üblichen Zeitplan: Lebensmittel bunkern, Basarbummel.

Sonntag, 13.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Sonntag, 13.07.14 Auf nach Izmir! Peter Pilotfisch wartet an der Muringleine, um mir den Weg zu zeigen, die Götter bekommen beim ersten Segelsetzen ihr traditionelles Opfer – und sie meinen es gut mit uns. Leichter Meltemi sorgt für schnelle Schläge hoch am Wind auf dem Weg nach Nordwesten. Das Tageslicht reicht ja bis spät in den Abend hinein, und weil es so gut läuft, schrubben Frank und Wolfgang mal eben 36 Meilen runter und lassen meinen Anker erst in der Quellenbucht bei Körmen Adasi fallen. Eine englische Fahrtenyacht teilt sich das wunderbare Fleckchen Erde mit mir, ansonsten Einsamkeit und Sternegucken. Nördlich von Kusadasi ist Yachttourismus noch eine Freizeitbeschäftigung für Individualisten. Für den Liveticker muss mangels GSM-Abdeckung der Surfstick auf halbe Salingshöhe gezogen werden, aber dann klappt das auch in völliger Einsamkeit, das mit dem Weltmeister werden 😉

Montag, 14.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Montag, 14.07.14 Ich darf es vorwegnehmen: Auf dem kompletten 14-Tage-Törn bis Izmir werden mir insgesamt ca. zehn andere Segelyachten unterwegs begegnen. Hier kann man die Seele noch baumeln lassen…
Die Engländer legen früh ab, und erst als am Vormittag zwei Ausflugsboote in die Bucht kommen wird es Zeit für mich, die nächsten 23 Meilen zur nächsten einsamen Bucht hinter mich zu bringen. Die heißt übersetzt „Himmelshafen“ und ist ein Fjord am nächsten Kap. Klein-Norwegen. Nur ohne den Regen.

Dienstag, 15.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Dienstag, 15.07.14 Der Isthmus von Alacati ist ein berühmtes Surf-Revier – und die Straße von Chios eine berüchtigte Meltemi-Düse. Kleine Fock, ein Reff im Groß, die Fußreling im Wasser, eine herrliche Kreuz bis in die „Marina“ von Chios. Hier liege ich zwar nicht wirklich in schönem Ambiente (das ist ein Euphemismus für „wurde nie fertig gestellt“), aber dafür sehr sicher und windgeschützt.

Mittwoch, 16.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Mittwoch, 16.07.14 Und das ist gut so, denn ich darf ja mal wieder nicht mit auf den Leihwagenausflug und muss am Liegeplatz bleiben… Frank und Wolfgang düsen im hochbeinigen Geländefiat über die Insel und bestaunen Höhlenkloster, Festungsstädte, eine Tropfsteinhöhle, Kaugummibäume (Mastix), Obstplantagen und die Dorfschönheiten. Chios ist sicherlich die abwechslungsreichste Insel in der Ägäis, man bräuchte Wochen, um alles zu erkunden.

Donnerstag, 17.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Donnerstag, 17.07.14 Außerdem gibt es gegenüber von der Marina den besten Leckerbäcker der Ägäis, weshalb es heute ein ausgedehntes Kuchenfrühstück gibt. Bis der Leihwagen abgegeben ist etc. wird es fast 14.00 h, der Nachmittag reicht noch für 19 Meilen auf Steuerbordbug bis nach Egriliman. In der perfekt geschützten Bucht haben die Fischer (bzw. Fischfarmer) ein paar Festmachebojen ausgelegt, ein freundlicher Türke deutet von seinem Bötchen auf eine unbelegte Boje und erspart mir so das Ankern. Frank entdeckt seine Seemannskochkunstader und lernt heute von Wolfgang die Grundregel für ein seemännisches Gericht: Es muss schmecken, es muss satt machen, es muss sich in einem einzigen Topf zubereiten lassen und es darf bei sieben Beaufort nicht von der Gabel fliegen. Die heutige Spanische Kartoffeltortilla erfüllt alle Ansprüche perfekt.

Freitag, 18.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Freitag, 18.07.14 Es hilft schon, bei Törnbeginn den Göttern etwas zu opfern: Das manchmal nur sehr schwer zu rundende Schwarze Kap am Ende der Halbinsel zwischen Kusadasi und Izmir zeigt sich gnädig, der Meltemi weht unten um Lesbos herum, also eher südwestlich, und ich schaffe es ohne Kreuzschläge bis an die Südostecke von Lesbos. Erst in die Ankerbucht hinein muss ein, zwei Mal gewendet werden, ein Riff und eine Klippe mit einer Bake wollen umsegelt werden, dann liege ich mal wieder alleine in einer wunderbaren Bucht: Rundherum ein endloser Olivenhain, eine einsame Ferienvilla oben am Hang, ein kleiner Bauernhof im Scheitel der Bucht. Badeplattform runter, ins Wasser hüpfen, Aussicht genießen.

Samstag, 19.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Samstag, 19.07.14 Halbzeit! Und damit Zeit für einen kurzen Marina-Aufenthalt. Ayvalik liegt etwas nördlich von Mytilene auf der türkischen Seite der Straße von Lesbos. Ab und zu ein bisschen Zivilisation ist ja auch nicht verkehrt…

Sonntag, 20.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Sonntag, 20.07.14 Aber sobald meine Wassertanks wieder voll sind und meine Jungs frisch rasiert aus den Sanitäranlagen wieder an Bord erscheinen, da zieht es uns wieder in die Buchten. Ayvalik liegt ganz innen in einem Archipel aus Inseln und Halbinseln, und ganz hinten rechts, da gibt es einen kiefernumstandenen Ententeich, Klein-Schweden sozusagen, nur wieder ohne den Regen… Das Tolle an diesem Revier ist, dass man alle paar Meilen die Auswahl zwischen Einsamkeit oder städtischen Gewusel hat. Heute mal wieder Einsamkeit.

Montag, 21.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Montag, 21.07.14 Der Archipel von Ayvalik ist der nördlichste Punkt der Reise, ich bin ja quasi schon etwas über das Ziel hinaus geschossen. Raumschots geht es nun „bergab“ zum Golf Kolpos Yeras auf Lesbos, und weil das natürlich irre schnell geht, kreuzen meine Jungs mich aus reiner Abenteuerlust das enge Fahrwasser hinauf in den Golf hinein. Wenn ihr mal eine Karte von Lesbos anschaut, dann ist das der östliche der beiden riesigen Hafenbuchten, die Lesbos umschließt. Die Menschen am Ufer gucken ganz verwundert, als meine Regattacrew in Rufweite zum Strand Wende um Wende fährt, aber Frank hat natürlich völlig recht, wenn er „Der Weg ist das Ziel“ sagt und die Fock nach der nächsten Wende dicht kurbelt.
Der Golf selber ist zum Ankern zu weitläufig, aber am Nordende des Zufahrtsfahrwassers liegt Skala Loutron, eine kleine Hafenbucht mit Bastelwerft und Fischerkneipe. Grill statt Fritteuse hätte das Abendessen fischmäßig perfekt gemacht, aber das wäre dann Nörgeln auf hohem Niveau 😉

Dienstag, 22.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Dienstag, 22.07.14 Das Tiefdruckgebiet, das über der Adria gerade für schwere Gewitter sorgt und Bulgarien und Rumänien absaufen lässt, schwächt den Wind bei uns auf „nur“ drei Windstärken ab. Bei strahlendem Sonnenschein. Perfektes Astronavigationswetter, Frank bekommt einen Minisextantenlehrgang. Wie alle Astroneulinge ist er recht erstaunt, dass ein Sextant wirklich nur ein Winkelmessgerät ist – und man als Ergebnis einfach nur eine sehr genaue Gradzahl erhält. Das Rechnen macht es dann erst kompliziert…
Ganz einfach ist dann wieder das Ankermanöver in einer Bucht bei Foca: Anker runter, testen ob er hält, fertig. Badeplattform runter, schwimmen gehen, Abendessen, Skorpion anschauen, Mars bewundern und „All is lost“ mit Robert Redford auf dem Tablet gucken. Fazit: Robert hätte es wie Gerald letzte Woche machen sollen und vorher mal eine Weile mit Wolfgang üben und Erfahrung sammeln…
Mal davon abgesehen: Erstens sinken Container (s. mein Logbuch vom 07.01.1999) bzw. Fahrtenyachten gleiten auf Hindernisse auf (s.mein Logbuch Thailand-Sri Lanka 2010) . Schon in den 80er Jahren hat Dehler bewiesen, dass man mit Fahrtenyachten mehrfach mit Vollgas in eine geschüttete Steinmole preschen muss, um Löcher zu erzeugen, die zum Totalverlust führen. Mein Skipperfragt sich, ob nicht 99,99% aller „Containerkollisionen“ simpler Versicherungsbetrug sind… und ich darf das dann per erhöhter Versicherungsprämie zahlen… grummelgrummel….

Mittwoch, 23.07.14

Dienstag, 12. August 2014

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Mittwoch, 23.07.14 Besagtes Tiefdruckgebiet produziert hier weiterhin keine Wolken, aber Südwind. Der führt aus dem Golf von Izmir heraus zu einem extrem kabbeligen Wellenbild, Wolfgang fühlt sich an Bali erinnert, wo in den Passagen zwischen den Inseln die Strömung auch schonmal dafür sorgte, dass Wellen von Lee aus (!) ins Cockpit platschten. Macht nichts, trotzdem herrliches Segelwetter und Zeit genug, um einen Umweg rund um die Insel Uzun Ada herum zu segeln. Eine Delfinschule schwimmt um mich herum, Mama Delfin zeigt ihrem Kalb mal eben eine schöne, rote Segelyacht.
Weil der Wind in der Nacht wieder zurück auf Nord drehen soll, ist es schwierig, einen gegen alle Windrichtungen geschützten Ankerplatz zu finden, und meine Crew beschließt, gute Seemannschaft walten zu lassen und läuft den unspektakulären Fischerhafen Mordogan an. Da ist auch Platz genug zum Ankern, ist ja fast wie eine Bucht.

Donnerstag, 24.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Donnerstag, 24.07.14 Frank zaubert mal wieder ein Gala-Frühstück und kopiert danach das Logbuch für seine Reiseerinnerungen. So verbummeln wir noch ein bisschen Zeit, bis der Meltemi wieder voll da ist und mich in einer einzigen Raumschots-bis Halbwindrutsche in den Hafen von Izmir bläst. Ein paar neue Fahrwassertonnen können in die Karte eingetragen werden, die Türken waren fleißig. In der Marina bin ich ja schon bekannt, Fahrtenyachten sind hier eben sehr, sehr selten. Der Marinero begrüßt Wolfgang schon mit seinem Vornamen, die Managerin ordert einen Willkommenscocktail aus einem der Restaurants an der schicken, kleinen Marina-Promenade – hier fühle ich mich immer schnell und gerne zu Hause!

Freitag, 25.07.14

Dienstag, 12. August 2014

Freitag, 25.07.14 Izmir ist „die andere Türkei“: Modern, Hafenstadt, weltoffen. Frank erkundet die Sehenswürdigkeiten, Wolfgang hört mir endlich mal zu und schreibt mein sträflich vernachlässigtes Logbuch 😉 Zur Statistik: Wir haben 337 Meilen zurückgelegt, davon ca. 10 (oder drei Prozent!) unter Motor, nämlich die Hafenausfahrt Ayvalik (selbst für mich zu schmal zum Aufkreuzen) und ein paar Meilen in Lee an einem der Kaps. Mit den Anker- bzw. Anlegemanövern summiert sich das auf sagenhafte 13,5 Motorstunden. Also Pi mal Daumen eine am Tag; um noch weniger zu motoren, müsste man unter Segeln ankern bzw. morgens den Anker von Hand aufholen. Eine solche Windgarantie gibt es nur in meinem Heimatrevier, der nordöstlichen Ägäis… es ist wunderbar hier…und der Tankwart darf zu Hause bleiben.
Am Abend gibt es das Abschiedsessen ein paar Meter hinter meinem Heck im eleganten Fischlokal „Sipari“, und in der Nacht wird Frank dann schon vom Taxi abgeholt. Gute Reise, lieber Frank! Und vielen Dank für das schöne Portrait von mir im Logbuch!