Von Kusadasi nach Kusadasi – Ende August 2015

Sonntag, 16.08.15

Montag, 07. September 2015
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Sonntag, 16.08.15 Am Ende eines Törns stellen ja fast alle meine Gäste fest, dass sie viel zu viele Klamotten mitgenommen haben. Was man wirklich benötigt: Den einen Satz Langärmeliges, den man im Flugzeug an hat, eine Badehose, zwei T-Shirts, zwei Unterhosen (Wolfgangs berühmtes Zwei-Unterhosen-System bewährt sich ja seit 30 Jahren…), Strandsandalen. Na gut, Zahnbürste. Das sind dann auch mehr oder weniger genau die Sachen, die Markus einkaufen muss, weil seine Tasche beim Umsteigen in München ebendort geblieben ist. Die Rechnung geht an Lufthansa, wir segeln los! Und zwar bei herrlichem Wetter bis nach Samos, unterwegs bringen ein paar Delfine Glück für die Reise vorbei, das wir heute noch gar nicht brauchen, weil es in Posidonio ja sowieso immer wunderschön ist, der Ankergrund super hält, das Wasser glasklar ist, der Koch der Kneipe prima Essen serviert, der Ausblick auf die türkischen Berge mit mir im Vordergrund erhaben ist und der kleine Laden den guten Samos-Wein im praktischen Fünf-Liter-Karton verkauft. Seglerherz, was willst Du mehr?

Montag, 17.08.15

Montag, 07. September 2015
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Montag, 17.08.15 Die immer freundliche Tamara, die morgens den Anstandskaffee an der Bar serviert und dabei mit meinem Skipper russisch palavert, habe ich noch vergessen. Die gehört zum kleinen Glück in Posidonio auch dazu. Mittags kommt der Anker dann aber doch an Deck, die Fock zieht mich leise aus der Bucht und mein Bug zeigt kurze Zeit später nach Norden. Ziel des Törns ist Chios. Obwohl – hier an Bord ist der Weg ja das Ziel…
Bei eher leichte Brisen schaffen wir es heute bequem bis Cam Limani. Die kleine Ankerbucht wird gerade vom letzten Ausflugsboot verlassen, direkt nach mir ankert ein schweizerisches Pärchen auch noch hier, ansonsten wird es einsam. Zeit, bei Noch-Neumond Ausschau nach den Perseiden zu halten. Das schnuppt nur so!

Dienstag, 18.08.15

Montag, 07. September 2015

Dienstag, 18.08.15 An der großen Halbinsel, die den Golf von Izmir vom Golf von Kusadasi trennt, hangele ich mich Kap für Kap nach Nordwesten. Und als es Zeit für die nächste stille Ankerbucht wird, da liegt wie zufällig der Himmelshafen auf dem Weg. Heute brauche ich das Delfin-Glück, damit eine der beiden Festmachebojen frei ist! Und das klappt! Bugleine fest, fertig. Weil in diesem kleinen Fjord immer wunderbares Leuchtplankton ist, zaubern die Crew im Dunkeln noch Sterne unterwasser zu denen am Himmel dazu. Über das Sternegucken (mit meinem Superfernglas „Lupo“ erkennt man den Andromeda-Nebel!) kommt meine Crew natürlich noch ins Philosophieren im Allgemeinen und Speziellen, und das dauert dann bis in den frühen Morgen hinein. Das gehört ja auch zu einem schönen Ankerplatz.

Mittwoch, 19.08.15

Montag, 07. September 2015
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Mittwoch, 19.08.15 Das nächste Kap ist schon das Tor zur Straße von Chios. Und die ist windig. Immer. Es dauert zwar ein Weilchen, bis ich die erste Düse so richtig erwische, aber dann zweigt sich, dass der Wechsel von großer Fock auf kleine Fock und von ungerefftem Großsegel auf ein Reff doch richtig war: Das ist eine wilde Kreuz gegen den Wind bis nach Çesme hinein. Dagmar hat glänzende Augen am Ruder, die Jungs dürfen beim Wenden an den Winschen kurbeln, bis die Schoten ächzen. Das läuft.
Çesme ist ja sowas wie ein Nobelvorort von Izmir, superschicke Marina, tolle, teure Restaurants, aber auch eins von Wolfgangs Lieblingslokalen: klein und unscheinbar, gemütlich hinter alten griechischen Kirche im Schatten von ein paar Platanen.

Donnerstag, 20.08.15

Montag, 07. September 2015

Donnerstag, 20.08.15 Und in Çesme muss man die alte Burg besichtigen! In den Genuesisch-Osmanischen Gemäuern sind mehrere Museen untergebracht, die einen weiten Bogen von Jahrtausende alten Glasfunden bis zur Seeschlacht von Cesme im Russisch-Osmanischen Krieg schlagen. Da dauert es bis zum Ableger bis 14.30 h, aber das ist noch Zeit genug für einen Schlag rüber nach Europa, bis zu den Oinoussa-Inseln. Der kleine Yachtanleger im Kitschpostkartenhafen ist schon gut belegt, aber mit Buganker und Achterleinen passe ich noch gut ins rechte Eckchen. Es folgt das klassische Griechenlandprogramm: Dorfspaziergang zu alten Windmühle und zur Kirche, danach einmal die Vorspeisen rauf und runter in der Ouzerie am Hafen.

Freitag, 21.08 15

Montag, 07. September 2015
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Freitag, 21.08 15 Der Hafen von Oinoussa wird hauptsächlich durch zwei kleine, vorgelagerte Inseln gebildet, das erleichtert natürlich den Wasseraustausch im Becken. Und deshalb sind Dagmar und Markus auch hier schon vor dem Frühstück eine Runde Schwimmen. Überhaupt ist Oinoussa eher ein Archipel – und noch dazu einer, den ich gar nicht gut kenne. Das soll sich heute ändern, wir machen eine Mini-Expedition durch sämtliche Ankerlätze in der Gegend. An der östlichsten Insel ist der schönste Platz, toll zum Schnorcheln. Leider tauchen nicht nur alle Crewmitglieder ab, sondern auch zwei Soldaten auf. Auf der Insel findet eine Militärübung statt, übernachten dürfen wir nicht. Also gibt es noch ein bisschen Kaffeesegeln bis rüber nach Karaada, Türkei. Und da erspäht Dagmar einen Seehund! Erstmalig in der Gegend hier, das ist schon ganz besonders selten.
Im Prinzip sind die „Schwarzen Inseln“ die Verlängerung des Archipels auf der türkischen Seite. Genau so schöne einsame Ankerplätze, nur eine andere Flagge unter meiner Steuerbordsaling.
Das Sommerdreieck aus Deneb im Schwan, Vega in der Leier und Atair im Adler finden meine Sternengucker mittlerweile auf Anhieb, Sternegucken ist toll!

Samstag, 22.08.15

Montag, 07. September 2015

Samstag, 22.08.15 In der Hochsaison (also jetzt) kommen Ausflugsboote tagsüber in die Buchten: Zeit, wieder ein paar Meilen zu segeln. Rüber nach Chios, wieder nach Griechenland. Nach einer Woche ist es Zeit für ein paar Einkäufe, der Retsina ist ja noch gar nicht verkostet worden… Wolfgang organisiert wie immer auf Chios einen Leihwagen für den Inselausflug morgen, das Abendessen gibt es heute nicht an Bord, sondern stilvoll an den alten Windmühlen neben dem Yachthafen.

Sonntag, 23.08.15

Montag, 07. September 2015
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Sonntag, 23.08.15 Treue Logbuchleser kennen den Ausflug über die Insel ja schon: Höhlenkloster, Weltkulturerbe Nea Moni, Ruinenstadt Anavatos, Festungsdorf Mesta, Kratzputzwunderland Pyrgi, Lavastrand, Mastix-Plantagen, Millionärsvillen…. Heute hat meine Crew das besondere Glück, dass im Kloster Nea Moni das Stiftungsfest zu Maria Himmelfahrt gefeiert wird. (Für die Sternekundigen: „Zufälligerweise“ fällt Maria Himmelfahrt wie Mohammeds Himmelfahrt in den Zeitraum des Asteroidenschwarms der Perseiden, Wolfgang Vortrag über die Zusammenhänge zwischen Religion und Sternenkunde wird ja so langsam legendär…) So richtig in Betrieb ist die Klosteranlage natürlich noch beeindruckender!

Montag, 24.08.15

Montag, 07. September 2015

Montag, 24.08.15 Von Chios weg nach Süden ist immer der schönste Segeltag: Erst mit Rückenwind die Straße von Chios runterbrettern und dann mit halbem Wind, aber ohne Welle unterhalb von Cesme lang nach Osten. Delfinbesuch und Rauschefahrt den ganzen Tag lang (V-Max: Dagmar mit 9,3 Knoten), denn der Meltemi bläst kräftig. Sogar so kräftig, dass wir in Sarpdere Limani nicht wie sonst in der Südbucht, sondern unter Land im Norden ankern. Anno 2008 hat Wolfgang ja einen Danforth-Anker im San Blas Archipel (Panama) hochgetaucht, der wird heute erstmalig als Zweitanker eingesetzt. Und hält super. Genauso, wie mein Erstanker, aber in den Fallböen liege ich so wesentlich ruhiger. Zwei weitere Yachten verkrümeln sich nebenan, die eine kann’s, die andere nicht, das Ankern. Große Aufregung am späten Abend, als die „Lumpazivagabundus“ auf Drift geht. Geht aber nochmal alles gut, kurz vor den Felsen greift deren Anker doch wieder.

Dienstag, 25.08.15

Montag, 07. September 2015
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Dienstag, 25.08.15 Die „Lumpazivagabundus“ legt vor uns ab, kommt aber eine halbe Stunde später ohne Großbaum wieder in die Bucht. Es ist ein windiges Revier hier in der nördlichen Ägäis…
Ich bin das ja gewohnt und segele erst ohne Großsegel (da kann man dann gar keine Patenthalsen fahren…) bis ans nächste Kap – und dann mit zwei Reffs im Groß und kleiner Fock hoch am Wind bis nach Sigacik. Sechs, in Böen sieben Windstärken, eine Hammerbö am Kap auch mit acht. Aber meine Reling musste ohnehin mal abgespült werden. Siehe Horizont beim Foto. Und die nächsten Delfine haben Spaß in meiner Bugwelle.  Markus steuert höchstmögliche Höhe, am Ende fehlt nur eine knappe, schnell aufgekreuzte Meile bis zur Hafeneinfahrt, super. Der Grund für den Abstecher ans Ende des Sigacik-Golfes ist gar nicht so sehr die schicke Marina, sondern das Restaurant „Milos“. Das will Wolfgang meiner Feinschmeckercrew nicht vorenthalten! Alleine die Sardellen in Weinblättern sind die Reise wert.

Mittwoch, 26.08.15

Montag, 07. September 2015

Mittwoch, 26.08.15 Gestern rauf in den Golf – heute wieder runter. Bis in die Bucht mit den heißen Quellen am Kap Dogan Bey. Als am Abend eine Yacht Probleme beim Ankern hat, übernimmt Wolfgang das Kommando und sorgt, dafür, dass die Chartercrew sicher liegt. Der Skipper kommt sich auch bedanken und gibt ganz ehrlich zu, dass er nicht so viel Erfahrung hat. Gern geschehen!
Weil der Abend heute der letzte in einer einsamen Bucht ist, wird er besonders lang: Mein Skipper packt die Gitarre aus, dann startet ein wunderbares Buchtkonzert. Christians Chorerfahrung hilft prima, und selbst auf dem Nachbarboot lauscht die Mannschaft auf dem Vordeck unter dem fast vollen Mond. Schon schön hier!

Donnerstag, 27.08.15

Montag, 07. September 2015
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Donnerstag, 27.08.15 Markus und Dagmar erkunden die heißen Quellen in den Felsnischen, Christian und Wolfgang reicht das Geblubber unter meiner Badeplattform. Ich ankere an einem alten Vulkan. Die tolle Kulisse lockt Tagesausflügler an, wir suchen die Weite des Meeres. Wie immer so gut wie kein anderes Segel am Horizont. Toll, dass es noch dieses eine, unbekannte Revier im Mittelmeer gibt.
Der beständige Meltemi zieht mich bequem mit der großen Fock bis vor die Marina von Kusadasi. Törnende, der Flieger geht ja schon morgen. Ein bisschen Wehmut, aber weil es ein wunderbarer Törn war, auch ganz viel Grund zum Feiern! Und das geht am besten im Basar in der Altstadt.

Freitag, 28.08.15

Montag, 07. September 2015
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Freitag, 28.08.15 Ich werde heute nicht nur geputzt, sondern auch extra aufgeräumt: Die Segel kommen unter Deck, Higgins, mein Beiboot, wird flachgelegt, die Nationale wandert vom Heck in die Backskiste. Vier Wochen lang habe ich Pause, im Oktober geht es dann mit den Saisonabschlusstörns weiter! Bis dahin noch einen schönen Sommer, eure Galateia.