Von Brisbane nach Mackey – Mai 2003

14.05.2003

Mittwoch, 14. Mai 2003

Mittwoch, 14.05.03 – Morgens um 08.15 h pfeift Klaus die Melodie von „Heute hier, morgen dort“ von der Pier herab, und zwei Minuten später sitzt er mit seiner Bärbel hier zum frühstücken im Cockpit! Die beiden waren zuletzt drei Monate lang im Sommer 2001 in der Südsee an Bord und beziehen insgesamt zum dritten Mal „ihre“ Backbord-Achterkabine. Dieses Jahr „nur“ für neun Wochen!
Zur Reaktivierung der Beinmuskulatur wird ein schöner Stadtrundgang gemacht.

15.05.2003

Donnerstag, 15. Mai 2003

Donnerstag, 15.05.03 – Der Liegeplatz im Herzen von Brisbane hat einen einzigen Nachteil: es gibt keine Möglichkeit, wirklich nah mit einem Taxi an mich heran zu kommen! Deshalb wird der fällige Großeinkauf bis auf heute Abend verschoben, wo ich nach vier Stunden Fahrt unter Maschine durch strömenden Regen (auch den gibt es ja manchmal beim „Kurs West“!) einen Liegeplatz beim Yachtclub in Shorncliff bekomme. Ein einheimischer Segler lädt meine pudelnasse Crew im Ölzeug in seinen Lexus, und ein paar Stunden später bin ich vollgeladen für die nächsten beiden Wochen.

16.05.2003

Freitag, 16. Mai 2003

16.05.2003

Freitag, 16.05.03 – Eine ganz leichte Brise zieht uns quer über die Moreton Bay bis zu den Wracks von Tangalooma. Um an der Westseite von Moreton Island einen Schutzhafen zu erhalten, wurden hier vor vielen Jahren ein paar ausgediente Bagger, Leichter, Fähren etc. auf eine Sandbank geschleppt, wo sie seitdem als Wellenbrecher dienen. Beim Sonnenuntergang entsteht eine interessante Stimmung aus der Mischung von Schrottplatz und Kunstwerk!

17.05.2003

Samstag, 17. Mai 2003

Samstag, 17.05.03 – 35 Meilen und eine U-Boot-Sichtung später sind wir bei wieder wunderbarem Segelwetter viel zu früh vor Mooloolaba, denn vor 17.00 h reicht das Wasser auf der Barre nicht für meinen Kiel! Da das dann aber sowieso zu spät wäre, um irgendein Landgangsprogramm zu veranstalten, weil wir nämlich auf jeden Fall zur Nachtfahrt nach Fraser Island aufbrechen müssen, werde ich einfach beigedreht (quer zum Wind, Parkstellung für Segelboote!), damit in Ruhe die von Klaus gebratenen Lammkotellets an Ofenkartoffeln mit gemischtem Gemüse verspeist werden können. Lecker!!!
Ein wunderbarer Mondaufgang stimmt meine Mannschaft auf eine ruhige, ansonsten unspektakuläre, wolkenlose, sternklare und natürlich mondhelle Reise unter dem südlichen Herbsthimmel ein. Und unter Küstenwachenobhut natürlich, das ist ja hier weiterhin ein angenehmer Service!

18.05.2003

Sonntag, 18. Mai 2003

18.05.2003

Sonntag, 18.05.03 – Noch so eine Barre, und trotz genau abgepasstem Hochwasser bricht sich die Dünung aus dem Pazifik auf sechs Meter Wassertiefe. Alle Luken dicht – und ich darf auch mal Wellenreiten! Wolfgang ist ganz schön blass im Gesicht… aber dann ist es geschafft und an der Südspitze von Fraser Island findet sich ein schöner Ankerplatz in der Pelican-Bay. Quentin von der „Ainauia“, die die ganze Nacht lang neben uns her gesegelt ist, kommt zum Kaffee vorbei und erzählt, dass er die Barre zur Great Sandy Strait noch nie so rauh gesehen hat…
Barbara und Wolfgang pumpen „Higgins“, also das Beiboot auf, und beim anschließenden Strandspaziergang faszinieren vor allem die Soldatenkrabben! Heerscharen von Blauhelmen, die sich auf Befehl einbuddeln! Außerdem natürlich Unmengen Pelikane und Kormorane, und ein paar Delfine, die sich von den Fischern füttern lassen!
Am Abend erklingen zwei Gitarren im Cockpit, den Klaus hat seine Klampfe auch mitgebracht!

19.05.2003

Montag, 19. Mai 2003

Montag, 19.05.03 – Warmer Nordwind löst die Morgenwolken auf und verhindert, dass ich auf dem Weg nach Norden große Sprünge mache. Wäre aber auch schade, denn Fraser Island ist immerhin die größte Sandinsel der Welt und Weltkulturerbe. 15 Meilen kreuzen wir im Binnenrevier zwischen den Mangroveninseln auf, dann fällt der Anker in „Garry’s Anchorage“. Ein paar andere Yachten, am Ufer Eukalyptuswald, Adler, Kakadus, eine Schildkröte, Soldatenkrabben und Dingospuren im Sand. Ansonsten Einsamkeit. Und leider ein „paar“ Mücken…

20.05.2003

Dienstag, 20. Mai 2003

Dienstag, 20.05.03 – Weiterhin Nordwind, also weiterhin Segelpause. Drei Schweizer gesellen sich beim Landausflug zu meiner Crew, kehren aber zu früh um und verpassen so den Anblick der ersten australischen Schlange. Sollen ja recht häufig sein hier unten… Der Spaziergang ist überhaupt interessanter als gestern, weil die Landschaft in Richtung Süden abwechslungsreicher ist: Ein Moor, ein kleiner Bach und ein paar Hügel sorgen für ganz unterschiedliche Vegetation. Und damit natürlich auch für unterschiedliche Vogel- und Schmetterlings- und überhaupt Tierarten, je nachdem, was die Tiere lieber mögen.

21.05.2003

Mittwoch, 21. Mai 2003

21.05.2003

Mittwoch, 21.05.03 – Ziemlich früh am Morgen geht ein Nachbarsegler mit seinem kleinen Hund am Strand Gassi und lockt dadurch einen Dingo an. (Da ist der Köter quasi der Köder!) Dingos gibt es hier auf Fraser Island noch ein paar hundert, die sich nie mit Haushunden gekreuzt haben und deshalb noch genetisch rein und dadurch sehr selten und wertvoll sind. Leider verscheucht „Herrchen“ den Dingo zu früh, um ein Foto machen zu können. Dabei wollte der bestimmt nur spielen…
Beim Versuch, eine Abkürzung auf dem Weg nach Norden zu nehmen, bekomme ich meine Kielsohle geschrubbt… also doch lieber etwas Umweg – und dann für den Rest des Tages ungetrübte Weiterfahrt durch den Mangrovenzoo: Dutzende Schildkröten, ein Adlerrochen, Delfine, Adler, Pelikane, Tölpel und ein Dugong (eine pazifische Seekuh!) schauen mal vorbei!
Mit dem Nachmittagshochwasser reicht die Tiefe auf den Sheridan Flats, der engsten Stelle zwischen Fraser Island und dem Festland, auch für meine 1.85 m Tiefgang, danach schwimme ich wieder in tiefem Wasser 40 Meilen bis nach Bundaberg. Wolfgang hat das letzte Liegeplätzchen in der Burnett Heads Marina für mich reserviert, und um kurz nach Mitternacht sind die Leinen fest und alle meine Menschen müde in den Kojen.

22.05.2003

Donnerstag, 22. Mai 2003

Donnerstag, 22.05.03 – Der fällige Zwischendurch-Lebensmitteleinkauf wird morgens schnell mit Hilfe des marinaeigenen Kleintransporters erledigt, sowas geht hier in Australien ganz unkompliziert, nach dem Motto: “ Die Kiste steht dahinten, der Schlüssel steckt.“
In Bundaberg wird Zuckerrohr angebaut – und deshalb natürlich Rum gebrannt! Bei der fälligen Destillenführung darf man natürlich auch ein wenig probieren – und güüüüünstig einkaufen! Der Rumbedarf für die nächsten Wochen ist jedenfalls gedeckt…

23.05.2003

Freitag, 23. Mai 2003

Freitag, 23.05.03 – Um 04.10 h morgens sind wir schon wieder unterwegs. Bis Lady Musgrove Island sind es gut 60 Meilen, und ohne Tageslicht kommt man nicht durch den Pass in die Lagune. Bis mittags zieht mich der Blister mit der „Warsteiner“-Reklame nach Norden, dann klaut eine armdicke Wasserschlange den Wind und wir motoren den Rest bis an den Pass. Pass? Lagune?? Richtig: Lady Musgrove ist Teil des Great Barrier Reefs und eines von ganz wenigen echten Korallenriffatollen Australiens! Von hier an werden wir bis an die Torres Strait an der Nord-Ostecke Australiens immer im Schutz des Barrier Reefs sein, wenngleich der manchmal durch den bis zu 60 Meilen großen Abstand zum Festland gar nicht so ganz viel hilft!
Lady Musgrove Island ist Naturschutzgebiet: Über Wasser für Tausende brütender Seevögel (hauptsächlich die eleganten, seeschwalbenähnlichen Black Noddys und ein Weißbauchseeadlerpaar) – und unter Wasser wegen der Korallen. Dazu weißer Strand, der den Dschungel säumt, ein perfekter Sonnenuntergang mit ein bisschen Green Flash unter wolkenlosem Himmel…

24.05.2003

Samstag, 24. Mai 2003

Samstag, 24.05.03 – Ausnahmsweise fällt nach 20 Meilen schon wieder der Anker. Mitten im Meer. Fitzroy Reef ist nämlich auch eine Lagune, aber ohne Motu, also ohne Insel. Einfach nur ein Ring aus Korallen um einen Ankerplatz herum. Eine Meile im Durchmesser, aber außer ein wenig Brandung und ein paar Markierungsbojen an der Einfahrt sieht man über Wasser nichts. Nur ein wellenfrei verzaubertes Stück Meer mitten im Meer. In dem übrigens seit 10.45 h zwei schöne Thunfische fehlen…
Unter Wasser, also beim Schnorcheln an der Riffpassage sieht man das volle Programm: Korallen in allen Farben, Fische in allen Größen und eine riesige Meeresschildkröte, die auf ca. vier Meter tiefe gerade ein Nickerchen macht.
Henrike und Alfred von der neben uns ankernden „Emma Too“ kommen zum Abendessen vorbei, Alfred hat zwei Riffforellen gespeert und schon filetiert, es gibt also ein delikates Vergleichsessen, bei dem der eine den herzhaften Thun, die andere die zartere Coral Trout vorzieht. Klaus hat in der Küche gezaubert, das passt ja auch gut zu diesem magischen Fleckchen Erde, das (mangels Erde!) keines ist!

25.05.2003

Sonntag, 25. Mai 2003

Sonntag, 25.05.03 – Henrike bringt noch den versprochenen Zucker (beim Einkaufen vergessen…) und vier Kugeln Lindt-Schokolade vorbei, Barbara und Bärbel gehen noch eine Runde schwimmen, und dann wird die Badeplattform für die nächste Etappe hochgeklappt. Wolfgang tutet zum Abschied auf der Muschel und mein Bug zeigt wieder nach Norden. Mit der Überquerung des Wendekreises des Steinbocks sind wir wieder in den Tropen, die als das Gebiet zwischen den Wendekreisen definiert werden. Leider gibt es hier an Bord ja keinen Tropenhelm – und Rasmus sei Dank ja auch keine Helmpflicht. Also werden wieder mal „nur“ die Sonnenhüte aufgesetzt!
Leichte Winde reichen mal zum Segeln, mal nicht. Günstige Verhältnisse, um aus den restlichen Thunfischfilets ein weiteres wunderbares Essen zu brutzeln, so hat die Fast-Flaute auch ihr Gutes…

26.05.2003

Montag, 26. Mai 2003

26.05.2003

Montag, 26.05.03 – Leichter Passatwind steht die ganze Nacht durch und zieht mich schneller als geplant nach Norden. Schon um 05.00 h liegen die Clara Group Inseln an Backbord querab, eine kleine Kursänderung erfordert eine Halse. Klaus serviert Pfannkuchen zum Frühstück bei acht Knoten Rauschefahrt und um 13.40 h ist der Segelspass dann hinter North East Percy Isle zu Ende. Das Inselchen ist unbewohnt, noch nicht einmal einen kleinen Wanderpfad gibt es, nur Natur pur. Herumklettern auf den Felsen am Ufer, Seevögel beobachten, Schmetterlinge anschauen, Spinnweben aus den Gesichtern wischen…
Weil ein paar Sandbänke bei Flut überspült werden, ist der Ankerplatz ein paar Abendstunden lang recht rollig, aber das macht nichts, bei Ebbe geht es schon wieder!

27.05.2003

Dienstag, 27. Mai 2003

Dienstag, 27.05.03 – Außerdem ist die Nacht zumindest für Barbara und Wolfgang sowieso schon um 04.00 h zu Ende, da heisst es nämlich schon wieder: „Anker auf, Segel hoch und weiter!“ Inseln und noch mehr Inseln auf dem Weg nach Mackay: Erst durch die Nordgruppe der Percy Isles, dann mitten durch die Berverly Group, weiter an Double Island und Prudhoe Island vorbei bis Round Top Island, aber das liegt quasi schon in der Einfahrt nach Mackay.
Die Marinaverwaltung hat die Liegeplatzbelegung nicht wirklich gut im Griff, aber das wird sich im Lauf der Zeit wohl noch besser einspielen, ist nämlich noch alles ziemlich funkelnagelneu hier im erweiterten Nordhafen von Mackay. Um 16.30 h steht dann aber der wohlverdiente Anlegeschluck auf dem Cockpittisch, die ersten 603 Meilen für Bärbel und Klaus seit Brisbane, und über 1100 Meilen seit Sydney für Barbara, den Skipper und mich. Zeit für eine schöne Fischplatte im Yachtclub!

28.05.2003

Mittwoch, 28. Mai 2003

Mittwoch, 28.05.03 – Großreinemachen, drei Stunden lang, wie immer (plus eine extra-gründlich Runde….)
Barbara muss am Nachmittag dann doch zum Flieger, gute Reise! Und bis zum nächsten Mal!