Von Fidschi nach Fidschi – Oktober 2001

25.10.2001

Donnerstag, 25. Oktober 2001

Donnerstag, 25.10.01 – Kaum angekommen – schon wieder weg! Die anderen Fahrtenyachtbesatzungen können mein Tempo kaum fassen! Aber schließlich heißt es Fahrtenyacht – und nicht Liegeyacht!
Zum gemütlichen Einsegeln reichen die elf Meilen bis nach Lautoka, den Ankerplatz kenne ich ja schon! Der Großeinkauf für die nächsten zwei Wochen muß auf zwei Beiboot-Touren (Karen mutig an der Pinne!) verteilt werden, aber in der Inselwelt im Norden und Westen von Viti Levu sind die Supermärkte eher dünn gesät…

26.10.2001

Freitag, 26. Oktober 2001

Freitag, 26.10.01 – Noch einmal kurz mit dem Beiboot zum Frischmarkt, dann geht die Fahrt hinter dem Außenriff nach Nordosten. Eine leichte thermische Brise füllt die Segel, geankert wird da, wo wir zufälligerweise eben gerade sind, als der Tag zu Ende geht. Hinter dem Riff zu segeln ist eigentlich eher Binnensegeln, ankern kann man überall, heute hinter Jana-Point – einfach so, ganz alleine. (Die Fiji-Törns für nächstes Jahr kann man auch schon buchen!!!)

27.10.2001

Samstag, 27. Oktober 2001

Samstag, 27.10.01 – Wir „mogeln“ (motoren) uns 30 Meilen gegen den Wind nach Luv, weil das Fahrwasser zum Kreuzen einfach zu schmal ist, aber dafür entschädigt die Kulisse: die ganze Blau- und Türkis-Palette (Riff) an Backbord – und die grünen Berge und Plantagen von Viti Levu an Steuerbord. Dazwischen eingestreut ein paar Inselchen, manche mit ein paar Palmen und weißem Strand, andere etwas größer und bewohnt.
Hinter so einer ankern wir am Abend: Molaka Island, und mal wieder ganz alleine. Nach dem Sundowner liest der Skipper ein Kapitel aus den „13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ vor, Klaus wird es plötzlich „ganz schlecht“ (weil er noch einen Absacker aus der „Bordapotheke“ verordnet haben will!), die letzten Gute-Nacht-Gedanken werden ausgetauscht, und dann wachen nur noch die pazifischen Meeresgötter über uns…

28.10.2001

Sonntag, 28. Oktober 2001

28.10.2001

Sonntag, 28.10.01 – Zwischen Viti Levu (der Südinsel) und Vanua Levu (der Nordinsel) liegen die „Bligh-Waters“. Quer rüber sind es 34 Meilen nach Norden bei vier bis fünf Beaufort aus Ost: Ein Reff im Großsegel, dazu die Normalfock – traumhaft.
Eine große Dorade (s.Foto!) ergibt sich nach langem Kampf an der Angel, am Nachmittag liegen wir dann wieder mal unglaublich schön: Die kleine Insel Yadua (vor der Südwestecke von Vanua Levu) hat an ihrer Westseite eine fast kreisrunde Bucht, die nur durch eine schmale Riffpassage zugänglich ist. Drei weiße Strände mit Palmen und Mangroven, vor dem südlichen ankern wir.
Als allerallereinzige – wie meistens…

29.10.2001

Montag, 29. Oktober 2001

Montag, 29.10.01 – Das Riff hält nicht nur den Seegang vor der Tür, sondern es ist auch das Zuhause von Abermillionen Fischen und Korallen und Muscheln und Seesternen und Seeigeln und Schnecken und Algen undundund – großer, gemeinsamer Schnorchelvormittag!
Und am Nachmittag dann trotzdem weiter zum nächsten Abenteuer. An der unzulänglichen Nordwestseite von Vanua Levu liegt an einem perfekten Naturhafen das kleine Dorf Koroinasolo.
Bärbel und Karen ziehen sich knielange Röcke an, die Jungs ordentliche Shorts und Hemden: der erste Eindruck zählt! Am Dorfrand wird meine Mannschaft von der Dorfjugend in Empfang genommen und zum Chief geführt. Der ist auf einer Baustelle, denn die Männer des Dorfes bauen gerade zusammen ein neues Bure, so heißen die traditionellen Häuser aus Matten und Blättern hier nämlich.
Für die Gäste unterbricht er die Arbeit aber natürlich, lädt alle zu sich nach Hause (also in ein sehr schönes Bure, innen ganz mit Pandanus-Matten ausgelegt und behängt, schön geschmückt und gemütlich!) ein, zieht sich einen sauberen Rock über und akzeptiert das Gastgeschenk, zwei Päckchen tonganisches Kava und eine kleine Schachtel Zigaretten.
Damit ist die erste Hürde für einen Dorfbesuch gemeistert. Die Dorfjugend soll uns dann zum Lehrer bringen, damit der meiner Mannschaft den Stolz des Dorfes zeigt: die Schule!
Vier Klassenzimmer für 44 Schüler und vier Lehrer, zwei kleine Lehrerzimmer und eine riesige Wiese zum Rugby-spielen.
Im Gästebuch stehen die letzten Besucher: Zwei französische Yachtbesatzungen im Juni!
Deshalb nutzt der Lehrer die Gunst der Stunde und lädt meine Mädels und Jungs für morgen früh als Lehrmaterial für den Geografieunterricht ein! Zurück auf dem Dorfplatz ist unterdessen schon die große Gästematte auf dem Rasen ausgerollt worden.
Eine große Schüssel voller Kava ist angerichtet, Wolfgang bekommt als Skipper den ersten Schluck und muß eine Rede halten, danach geht es zwangloser weiter, weil die „Neulinge“ das mit dem zeremoniellen Händeklatschen sowieso nicht so ganz perfekt hinkriegen – und weil für die Dorfbewohner auch eher die Geste als der genaue Ablauf im Vordergrund steht. Runde um Runde kreist die Kokostrinkschale, bis sich meine Crew irgendwann im Mondlicht verwirrt/beeindruckt/stolz/glücklich zu mir an Bord zurückziehen darf.

30.10.2001

Dienstag, 30. Oktober 2001

Dienstag, 30.10.01 – Fabian hat den im Nachhinein mit acht „Paul“ (der Einheit für den Genialitätsgehalt von Ideen, siehe Tonga-Aufenthalt!) bewerteten Einfall, vorsichtshalber mal zwei Lieder einzuüben und die Gitarren mitzunehmen.
Der Vormittag in der Dorfschule läuft nämlich folgendermaßen ab: Als meine Mannschaft über den Hügel kommt, beginnt (nach der Meldung des extra postierten Mini-Spions!) in der Schule das große Stühleschieben, den alle Kinder sollen ja mit den Gästen reden können, also müssen alle Bänke auf die Veranda, da ist Platz genug.
Kleine Kinder vorne, große hinten.
Meine Mannschaft ganz vorne, logisch.
Vorstellen müssen sie sich erstmal, und dann geht die Fragestunde los: Die Kleinen haben Fragen vorbereitet, die sie jetzt ganz mutig vom Zettel ablesen.
Welche Berufe habt ihr?
Wie sieht Deutschland aus?
Was isst man dort?
Welche Tiere gibt es?
Gibt es bei euch auch Dorfschulen?
Und da staunen die Kinder dann, weil es in Deutschland so viele Menschen gibt. Und weil manche davon keinen Garten haben und in Hochhäusern leben. Mit Heizung!
Die älteren und die Lehrer fragen dann nach Afghanistan und Hitler, da werden die Antworten schon schwieriger und länger!
Zum Abschluss singen die Kinder zwei Hymnen. Dafür braucht man, wenn man gegenüber der Kinderschar sitzt, eigentlich einen Anschnallgurt, sonst fegt es einen normalgebauten Mittdreißiger fast vom Stuhl, so schön und so laut singen die hier!
Aber „Heute hier, morgen dort“ und „Dat du min Leevsten bist“ werden auch mit viel Applaus bedacht. Und am allerbesten sind natürlich die Polaroidfotos, die Klaus verschenkt!
Für den Rückweg zum Dorfplatz singen sie dann nochmal alle aus vollem Herzen, und weil es in dem Dorf weder Strom (also keinen Generatorlärm) noch Autos gibt, klingt der Chor durch das ganze Tal, so dass der Klaus gleich eine fürchterliche Gänsehaut bekommt!
Danach ist Mittagspause – und ruck-zuck haben die Kinder ihre Gäste eingeholt und umringt und anfassen will man ja auch mal und noch ein Foto!
Der Chief guckt ein bisschen traurig, als er erfährt, dass wir weitermüssen, aber über die Verrücktheit, ganz Fiji in zwei Wochen anzuschauen, darüber hat sich die ganze Kava-Runde ja gestern schon köstlich amüsiert!
Unter Muscheltuten dreht sich mein Bug wieder buchtauswärts. Und wenn neue Eindrücke Gewicht hätten, dann müsste mein Wasserpass jetzt einen halben Meter höher gepinselt werden!
Auf den 19 Meilen zurück nach Yadua beisst natürlich auch noch ein wunderbarer Bluefin-Thunfisch, am Ankerplatz versinkt eine kitschig rote Sonne hinter einer wolkenlosen Kimm – und bleibt bis zum Schluss rot, aber ein „Green Flash“ wäre nach diesem Tag auch wirklich reichlich übertrieben gewesen…

31.10.2001

Mittwoch, 31. Oktober 2001

Mittwoch, 31.10.01 – Wolfgang klettert auf dem Hügeln rum, Fabian und Karen spazieren am Strand lang, Klaus und Bärbel backen Apfelstrudel.
Und Pita (Peter) kommt vorbei, das ist der offizielle Naturschützer für die grünbrüstigen Leguane, die es nur hier gibt. Genauer: auf dem vorgelagerten Inselchen Yadua Taba, zu dem er meine Mannschaft gerne mit seinem Naturschützerboot fahren würde, wenn wir nur Zeit hätten! Leider ist aber für den späten Nachmittag der Ableger geplant, eine Nachtfahrt steht auf dem Programm.
Kurs West quer über die Bligh Waters nach Yasawa, und damit wir da nicht vor Tagesanbruch in der Riffpassage stehen, werde ich mal wieder gebremst, darf also nur unter Fock und nicht über vier Knoten schnell segeln. Sicherheit geht halt vor. Zum Ausgleich wird die Nacht aber wunderschön: sternenklar und mondhell bei leichter Brise aus Nordost…

01.11.2001

Donnerstag, 01. November 2001

Donnerstag, 01.11.01 – Kurz nach Sonnenaufgang und (wie geplant) kurz vor der Riffpassage fangen Bärbel (am Ruder) und Klaus (an der Angel) ihren ersten Fisch ohne Skipperhilfe (schläft noch!).
Herzlichen Glückwunsch!
Karen und Wolfgang übernehmen dann die Wache und lotsen mich in eine Bucht (Nadala Bay) an der Südwestecke von Yasawa.
Meilenlange Strände, das nächste wunderschöne Schnorchelriff (Wolfgang lacht sich halb kaputt über den Lärm, den ein riesiger Schwarm Papageienfische beim Korallenknabbern veranstaltet! Das muss man aber auch wirklich mal gehört haben!), keine Menschenseele weit und breit.

02.11.2001

Freitag, 02. November 2001

Freitag, 02.11.01 – Zumindest noch einen halben Tag muss man hier einfach noch verbummeln!
Und dann aber doch ein paar Meilen weiter nach Süden.
Hinter Nacula (noch eine von den Dutzenden Inseln in der 50 Meilen langen Yasawa-Gruppe) springt mir ein Riff vor den Bug (die gibt es hier leider auch zu Dutzenden!), aber mit einmal „Ruder hart steuerbord!“ und betretenen Gesichtern bei der Mannschaft (weil sie nämlich alle ganz schön gepennt haben!) ist die Gefahr schon wieder vorbei.
Brooke Shields war auch schon hier auf Turtle Island. Und hat eine Nebenrolle in „Die Blaue Lagune“ gespielt, denn die Hauptdarstellerin ist die Lagune selbst: ein wunderbarer Naturhafen zwischen kleinen Inseln und Riffen. Und natürlich Menschen, die seitdem hier Urlaub machen wollen.
Deshalb werden nach acht Tagen Ursprünglichkeit hier die ersten Palangis (Weiße, also Amis oder Europäer) gesichtet. Nach Karens Super-Ankermanöver kommen zwei davon auch gleich an Bord: die Nachbarschiffcrew kommt sich vorstellen, das macht man hier so.

03.11.2001

Samstag, 03. November 2001

Samstag, 03.11.01 – Die andere Nachbarschiffcrew (es liegen tatsächlich DREI Yachten hier rum!) kommt sich vorstellen und nimmt Karen mit zum Bierbunkern. Das tut nämlich Not, und auf Turtle Island ist ein kleiner Laden, der meine Jungs rettet, denn ich bin innerlich total trocken!
Obwohl dem Abendessen an Bord aufgrund der verbesserten Versorgungslage nichts im Wege steht, verholt sich meine Mannschaft im Beiboot zu einem kleinen Rucksacktouristenresort, wo sich die Einheimischen die größte Mühe geben, um Stimmung in die Bude zu kriegen. Und am besten geht das mit Musik, deshalb wird fijianisch getanzt, ganz ordentlich und schön nebeneinander!
Der Abend unter „normalen“ Menschen wird also recht lang und lustig, die Rücktour mit dem Dhingi denn auch ist eine besonders feuchtfröhliche!

04.11.2001

Sonntag, 04. November 2001

Sonntag, 04.11.01 – Leicht verkaterter Aufbruch so gegen 11.30 h.
Ein schöner Segeltag, bis vor Waya (am Südende der Yasawa-Gruppe)der Wind einschläft. Mit dem letzten Rest Tageslicht und ein bißchen Lotsenhilfe der hier ebenfalls ankernden „Adelie“ erreichen wir die Yalobi Bay. Der frisch gefangene Thunfisch wandert noch schnell in die Pfanne, und dann ist der Tag auch schon wieder rum!

05.11.2001

Montag, 05. November 2001

Montag, 05.11.01 – So bei richtigem Tageslicht sieht man erst einmal, wie schön Waya ist! Steile, grüne Berghänge bis an die Bucht, hinter dem Strand ein kleines Dorf – echt nett!
Aber der Wind hat gedreht und ich liege leider auf Legerwall (für die Nicht-so-viel-Segler: in Strandungsgefahr!). Deshalb drängt der Skipper zum Aufbruch.
Nördliche Winde bescheren uns noch einen weiteren tollen Segeltag, denn der Kurs ist heute Südost, und das hätte auch eine langwierige Kreuz gegen den Passat werden können. Über Viti Levu haben sich im Laufe des Tages allerdings dicke Cumulus-Wolken zusammengeballt – und richtig: kaum liege ich sicher in der Saweni Bay vor Anker, und kaum sitzt die Crew beim Bierchen an der geschützten Theke des kleinen Hotelresorts, da öffnen sich des Himmels Schleusen.
Es regnet nicht, es schüttet!
In einer kleinen Gießpause schaffen sie den Rückweg, gegen den Regen wird mal wieder eine Kava-Zeremonie an Bord veranstaltet, hoffentlich wirkt das!

06.11.2001

Dienstag, 06. November 2001

Dienstag, 06.11.01 – Das wirkt prima!
Blauer Himmel, wie gewohnt!
Zum Törnabschluss ist dann auch noch Blisterwind, drei Beaufort blähen die „Warsteiner“-Reklame 120 Quadratmeter groß auf, schöner geht es nicht!
In der Vuda-Point Marina haben sich Monika und Jochen von der „Nereus“ und Gary von der „Chelsea“ (nebenbei eine wunderbar gepflegte 60-Fuß-Swan…) schon zwei Tage lang um Mark Töpfer gekümmert (etwas verfrüht angereist!), deshalb gibt es ein großes Willkommenskomitee an der Tankstelle, prima!
Und zum Abendessen gibt es natürlich hauptsächlich Geschichten und Gerüchte, schließlich haben Mark und Wolfgang sich drei Jahre nicht gesehen, und Jochen und Monika und meine Crew haben ja auch ohne Ende zu erzählen!

07.11.2001

Mittwoch, 07. November 2001

Mittwoch, 07.11.01 – Watt mutt, dat mutt: Großreinemachen, Taschen packen, Endzeitstimmung…
Und schon weiter planen und organisieren: Gasflaschen füllen, mit Mark und Abdul (Super-Taxifahrer!) zum Bunkern und Papierkram erledigen nach Lautoka, alle Lebensmittel einräumen etc…
Ein bißchen Muße kehrt erst am Abend ein, obwohl die Fijianische Tänzerin, die im Yachtclub ihren Auftritt hat, nun alles andere als einschläfernd ist!