Von Fidji nach Fidji – Juli 2002

03.07.2002

Mittwoch, 03. Juli 2002

Mittwoch, 03.07.02 – Bei guten 20 Knoten Wind reicht die Fock, um mich in gut drei Stunden die 16 Meilen bis nach Lautoka zu ziehen. Die Zeit reicht noch für den ersten Teil des Großeinkaufs (Konserven und Getränke aus dem Supermarkt) – schon ist der Tag herum!

04.07.2002

Donnerstag, 04. Juli 2002

Donnerstag, 04.07.02 – Der zweite Teil des Großeinkaufs ist der schönere: Obst und Gemüse vom Markt – und ein bißchen Stadtbummel. Wolfgang braucht neue Sandalen und Andrea lässt sich schnell bei einem indischen Schneider einen neuen Sulu (Wickelrock) nähen.
In der Zwischenzeit rußen der Schornstein der Zuckerfabrik und die Erntebrände auf den Feldern mein Deck ein, deshalb tuckern wir noch schnell am Abend vier Meilen um die Kurve in die Vitogo-Bay – und in der Stille zwischen den Mangroven scheint Lautoka plötzlich ein Ort in einer anderen Welt zu sein!
Sternengucken, träumen, nach Hause telefonieren…

05.07.2002

Freitag, 05. Juli 2002

Freitag, 05.07.02 – Nur ein paar Fischerboote zwischen den Riffen – und ab und zu eine Farm oder ein kleines Dorf irgendwo an den Hängen der Berge von Viti Levu. Aber der leichte Ost-Passat und die Enge des Fahrwassers lassen nur wenig Zeit zum Genießen der Einsamkeit, denn erst nach ca. dreißig Wenden ist das Tagesziel erreicht und der Anker fällt – wieder zwischen Mangroven und wieder in völliger Einsamkeit hinter dem Inselchen Yanutha.
Andrea und Wolfgang sind beide Jahrgang 1967 und haben haufenweise Gemeinsamkeiten in den Jugenderinnerungen (siehe auch das lustige Buch „Generation Golf“, Autor entfallen, bitte selber rausfinden!), das fängt bei SMV und KJG an und hört bei Gitarrenschrammeln zu Songs von Bob Dillon und Pink Floyd auf, weshalb hier stundenlang ein Achtziger-Jahre-Revival-Privat-Duett über das Wasser schallt!
Die Vögel in den Mangroven haben schon vorher und freiwillig aufgehört zu singen, auch wenn Gerüchte anderer Art entstehen sollten!

06.07.2002

Samstag, 06. Juli 2002

Samstag, 06.07.02 – Eine Kaltfront reicht von einem Sturm über Neuseeland bis hierher nach Fiji und bringt Bewölkung und einen kurzen Schauer – aber auch eine Winddrehung auf Nord, weshalb wir nicht mehr aufkreuzen müssen, sondern mit halbem Wind an Viti Levus Nordküste entlang segeln können.
Am Nachmittag ist der Himmel wieder blau und am Ankerplatz vor Nanau-I-Ra erlebt Andrea das erste Korallenriff ihres Lebens: Blaue Seesterne, eine Mördermuschel, die Knabbergeräusche der Papageienfische, Gehirnkorallen, ein Seemonster in blauer Unterhose (Skipper), Seeanemonen – und natürlich Fische, Fische, Fische in allen Farben, Farben, Farben…
auch in knusperig braun, zumindest was die Riffmakrele betrifft, die leider auf unseren Köder hereingefallen ist und zum Dinner in der Pfanne brutzelt!

07.07.2002

Sonntag, 07. Juli 2002

Sonntag, 07.07.02 – Zeit haben wir genug, also gibt es keinen Grund überhastet weiterzusegeln, ohne hier wenigstens mal an Land gewesen zu sein. Außerdem ist das Riff ja noch nicht komplett abgeschnorchelt, außerdem ist eine norwegische Yacht eingelaufen (die „Naomi“ mit Shelly und Jo Stein), die kennengelernt werden muss, außerdem werden in dem kleinen Backpackerresort „MacDonnells“ prima Hamburger serviert…

08.07.2002

Montag, 08. Juli 2002

Montag, 08.07.02 – Schon in der Riffpassage und natürlich gerade beim Segelsetzen beisst ein Fisch: Aus dem 5-kg-schweren Blackfin schneidet Wolfgang schnell die Filets heraus, das erste gibt es wie immer roh als Sashimi, den Rest dann abends bzw. sauer eingelegt morgen.
Der Tag geht aber erstmal spektakulär weiter, weil die leichte Brise aus dem Osten gerade für den Blister reicht. Leider kann die Bierreklame von niemandem außer Wolfgang und Andrea bewundert werden, denn wir sind mal wieder alleine.
Auch in Cukuvou Harbour, der Bucht auf der Westseite von Yadua liegt keine andere Yacht, erst später am Abend kommt eine neuseeländische Familie auf ihrer Ketsch „Kupere“ an unseren Ankerplatz.

09.07.2002

Dienstag, 09. Juli 2002

Dienstag, 09.07.02 – Einsamer Strandspaziergang, Papayas fangen (Andrea lacht sich halb schlapp über die Erzählung von Skippers Versuch, auf den Marquesas eine Papayastaude zu erklettern, s. Logbuch Tahuata!) Kokosnüsse sammeln, Muscheln suchen, Schnorcheln an einem der schönsten Riffe, die der Skipper kennt: Weiche und harte Korallen in buntester Mischung an einem steilen Abhang, Fische ohne Ende, und am schönsten ein stolzer Rotfeuerfisch, der genau weiß, wie giftig seien Flossenstacheln sind, und deshalb ohne Scheu minutenlang vor der Linse der Bordunterwasserkamera bleibt.

10.07.2002

Mittwoch, 10. Juli 2002

Mittwoch, 10.07.02 – Andrea und Wolfgang ziehen die Wandersandalen an und erklimmen windige Höhen.
Der Weg zum Dorf auf der anderen Seite ist seit dem letzten Aufenthalt hier auf Yadua deutlich besser geworden, es geht ganz problemlos und ohne Machete! Im Dorf kann leider keine ordentliche Kava-Zeremonie abgehalten werden, weil der Chief beim Fischen ist, aber zum Ausgleich wird meine Mannschaft zum Mittagessen eingeladen, was nach der anstrengenden Wanderung eigentlich ohnehin die praktischere Variante ist, um das typische Dorfleben kennenzulernen.
Danach steht ein Schulbesuch auf dem Programm, danach Dorfbummel und Muschelsuchen, und ganz zum Schluss erklärt der Wildhüter Pita, warum er keine Segler mehr auf die vorgelagerte Leguaninsel führen darf: Vor ein paar Wochen hat ein Deutscher namens Lutz nämlich fünf der seltenen Leguane gestohlen, ist aber auf dem Flughafen erwischt worden. Ein Tier hat die Aktion nicht überlebt. Seitdem ist das Betreten der Insel verboten.
Lieber Lutz, solltest du mal hier an Bord kommen, dann wirst du ganz sicher die Finger zwischen Keilriemen und Riemenscheibe bekommen, dafür wird mein Skipper sorgen. Und dann klaust du keine Leguane mehr!!!
Auf dem Rückweg hierher zum Liegeplatz singen meine beiden Wanderer alle möglichen lustigen und schmutzige Lieder und verlaufen sich prompt…. zurück an Bord reicht die Energie dann nur noch für ein schnelles Bad und ein Runde Kniffel.

11.07.2002

Donnerstag, 11. Juli 2002

Donnerstag, 11.07.02 – Mir dem ersten Licht lichten wir den Anker. Die „Kupere“ läuft ebenfalls aus, gemeinsam auf Kurs West zur Inselgruppe der Yasawas. Traumhaftes Passatsegeln im Fotoabstand, die Kinder auf der deutlich längeren, aber schwereren „Kupere“ zupfen an den Segeln, Martin (der Skipper) setzt Vollzeug, aber ich bin heute mal wieder nicht zu schlagen: Mit der ausgebaumten Fock und der Rollgenua dazu surfen wir in den Wellen mit über acht Knoten, 55 Meilen sind mal wieder viel zu kurz…
Zum Trost gibt es am Abend hier den frisch gefangenen Barracuda, der reicht für alle sieben (drei Kinder plus die Eltern von der „Kupere!), dazu Reis, Bier und Geschichten!

12.07.2002

Freitag, 12. Juli 2002

Freitag, 12.07.02 – Eine Kaltfront bringt überraschenden Westwind und sintflutartigen Regen. Leider liegt die Bucht an der Nordspitze von Yasawa für dieses Wetter ungünstig, wir liegen auf Legerwall. Aber der Anker hält, und am späten Vormittag ist der gröbste Spuk vorbei und die Sonne scheint wieder. Das Unwetter hat eine kabbelige Dünung hinterlassen, deshalb verbringt Andrea die kurze Passage nach Sawa-I-Lau lieber in ihrer Koje. Erst eine lustige Delfinschule lockt sie wieder an Deck!
Wolfgang angelt währenddessen mal eben zwei große Riffmakrelen, eine landet in Sesamkörnern gewälzt in der Pfanne, die andere auf der „Gina“ im Kühlschrank. Liselotte und Fritz sind auch heute hier angekommen, die „Phönix“ mit Ute und Peter liegt schon seit ein paar Tagen da, das riecht ja schon wieder nach Party!

13.07.2002

Samstag, 13. Juli 2002

Samstag, 13.07.02 – Die „Neuankömmlinge“ müssen zum Chief und ihr Sevu-Sevu abgeben, wie sich das in fijianischen Dörfern nun mal gehört. Die Häuptlingstochter macht dann noch eine wunderbare Inselführung mit der ganzen Gruppe, da gibt es meterlange Seegurken zu bestaunen, Anemonenfische zu entdecken, frische Kokosnüsse zu schlürfen, kleine Haselnüsse zu knacken, Dorfschweine zu begrüßen undundund…
Am Nachmittag schnorcheln Andrea, Wolfgang und Fritz in der Höhle herum, und das ist wieder ein genauso gruseliges wie erhebendes Erlebnis, denn wie sonst soll man das Schnorcheln in einer gotischen Kathedrale bei Mondschein beschreiben?!
Zum Abendessen lädt Liselotte auf die „Gina“, da wartet ja die Makrele von gestern. Die „Phönix“-Crew kommt auch, die Gitarre wird ausgepackt, ein wunderbarer Abend. Andrea ist dann auch ziemlich begeistert von der ganzen Fahrtenseglerszene hier auf Fiji, und deshalb kann sie es gar nicht glauben, dass Peter sein Beiboot unzureichend festgebunden hat: „Der Peter segelt seit sieben Jahren mit seiner Ute hier rum, und dann kann er nicht mal sein Beiboot anbinden??“ Aber so isses nunmal, shit happens, nächtliche Suchaktion mit den verbliebenen Dhingis – leider erfolglos.

14.07.2002

Sonntag, 14. Juli 2002

Sonntag, 14.07.02 – „Heureka“ schallt es aus dem Funkgerät, als Peter und Fritz das verschollene Beiboot dann doch noch finden. Liselotte und Andrea gehen zum Dank für die wunderbare Rettung mit den Dörflern in die Kirche, Wolfgang schnorchelt derweil mit den Neuseeländern in der Höhle, weil die Kiwis den Eingang zum dunklen Teil nicht gefunden haben. Ute hat zur Feier des Tages (also zur erfolgreichen Beibootsuchaktion) Kuchen gebacken – und bis der dann vertilgt ist, ist der Tag schon wieder rum!

15.07.2002

Montag, 15. Juli 2002

Montag, 15.07.02 – Das übliche Freiluftfrühstück mit Buchtblick, und dann heisst es wieder einmal Abschied nehmen von alten und neuen Freunden – nur um dann 18 Meilen, eine Delfinschule und eine Insel weiter andere Freunde zu treffen! In der Somosomo-Bay auf Naviti liegt die „Orinoco“ mit Sabine und Christian und den beiden Knirpsen. Dazu kommen per Zufall noch die „Zydico“ mit Sandra und Steffen und die vollbeladene „Schoggelgaul“, denn Uschi und Günther haben Familienbesuch.
Gut, das wieder eine große Riffmakrele gebissen hat – und gut, das mein Cockpittisch locker für acht Personen reicht!

16.07.2002

Dienstag, 16. Juli 2002

Dienstag, 16.07.02 – Bucht an Bucht, Strand an Strand. Andrea gehen die Augen über, man müsste überall mal eben anhalten! Aber da streikt der Skipper leider. Der Ankerplatz vor Waya Sewa entspricht ebenfalls den gängigen Südsee-Clichées (weißer Strand, Palmen, ein paar Hütten), zusätzlich sehen die Felsen wie ein Totenkopfhaufen aus – gruselig!
Eine andere Yacht (Gary mit seinen beiden Töchtern und einer jungen Fijianierin als Crew auf der „Chelsea“) am ansonsten wieder mal einsamen Ankerplatz freut sich über unser Angelglück, denn den riesigen Blackfin-Thuna können Andrea und Wolfgang unmöglich alleine essen. Das mit dem Wetter hat der Petrus ja nicht immer so toll im Griff, aber das mit dem Angeln macht der Schutzpatron der Fischer prima!

17.07.2002

Mittwoch, 17. Juli 2002

Mittwoch, 17.07.02 – Und weil wir schon auf Kurs Vuda-Point-Marina sind, wo man sicher ein paar Fische verteilen kann, hört Wolfgang ausnahmsweise nicht nach dem ersten gelandeten Fang mit dem Angeln auf , sondern erfreut die Kameraden und Freunde mit zwei Thunfischen und einer Makrele, zusammen ca. 13 Kg Fisch. Unglaublich! Bordparty mit den Besatzungen von „Summertime“, „Nicole Spain“ und „Anna Maria“, damit Andrea endlich mal den Winfried kennenlernt, der immer die morgendliche Krautfunkrunde leitet! Kurt hat eine Mandoline mitgebracht, Musik und Spass bis lang nach Mitternacht! Und natürlich Fisch bis zum Abwinken!

18.07.2002

Donnerstag, 18. Juli 2002

Donnerstag, 18.07.02 – Ich bekomme meine wohlverdienten Streicheleinheiten, dann vertrödelt meine Mannschaft den Nachmittag am Pool, um fit für das Gala-Abschiedsessen (nach ca. 34 selbstgefangenen Kilogramm in beiderseitigem Einvernehmen fischfrei!!!) zu sein. Ein weiß gedeckter einzeln stehender Tisch am Strand im Palmengarten des First-Landing-Resorts, mit Blick auf den Sonnenuntergang, die kleine Kapelle mit Südseeliedern im Hintergrund… und dann wartet das Taxi nicht mehr länger, Andrea fliegt nach Deutschland zurück!
Gute Reise – und hoffentlich bis nächstes Jahr!

19.07.2002

Freitag, 19. Juli 2002

Freitag, 19.07.02 – Wolfgang bastelt rum, tauscht die Gasflaschen, schreibt und liest, verkauft ein paar von den sagenhaften Angelködern für gutes Geld und sammelt schonmal ein paar Infos für das nächste große Ziel, die Inseln von Vanuatu!