Von Mackey nach Cairns – Juni 2003

19.06.2003

Donnerstag, 19. Juni 2003

19.06.2003

Donnerstag, 19.06.03 – Drei Stunden marschiert meine Crew am Strand entlang. Die ersten paar hundert Meter noch mit ein paar Dutzend Tagestouristen (kommen per Ausflugsboot), dann ein paar hundert Meter mit den Exclusiv-Touristen (kommen per Hubschrauber) und dann gut sieben Kilometer (Klaus schon wieder: „Schreib neun!!“) alleine über den gleißend weißen Strand. Hat was von Gletscherwanderung, Firn quietscht ja auch so! Aber da wäre ich nicht im saphirblauen Wasser im Hintergrund, dazwischen die Abstufungen Türkis (Flachwasser) und Smaragd (etwas tiefer). In den Dünen Spuren von Wallabys und Seevögeln.
Zurück bei den ersten hundert Metern hat noch ein recht großes Boot blasse Sonnenanbeter ausgeladen, lustige, igluförmige Schattenzelte für jeweils zwei Personen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen, es werden wohl so um die hundert Augenpaare sein, die uns wehmütig nachblicken, als sich mein Bug wenig später wieder aus der Bucht hinaus wendet. Neun Meilen weiter nördlich liegt Border Island, damit die Yachten mit ihren Ankern keine Korallen zerstören, liegen Festmachebojen aus. Wir erwischen eine und liegen mit ein paar anderen Yachten wieder mitten im Naturschutzgebiet. Und wieder weit weg von igluförmigen Schattenzelten…

20.06.2003

Freitag, 20. Juni 2003

20.06.2003

Freitag, 20.06.03 – Die ersten 23 Meilen geht es einfach mit leichtem Südostwind nach Norden, aber dann ist für sieben weitere Meilen verschärfter Ausguck angesagt, denn meine Mannschaft manövriert mich durch ein paar Riffpassagen zwischen Bait Reef und Line Reef bis in den Kanal zwischen dem Hook Reef und dem Hardy Reef. Das Great Barrier Reef besteht nunmal aus vielen einzelnen Riffen! Keine Insel weit und breit, nur „Reef World“, eine Tauchbasis, die auf zwei fest verankerten Pontons installiert ist. Eine Mooringboje erspart uns und den Korallen das Ankern, wäre ohnehin schwierig gewesen, mein Liegeplatz ist 60 Meter tief, obwohl es zu beiden Riffen nur jeweils ca. 30 Meter weit ist!
Nevil, einer von den Tauchlehrern, kommt mit einem Informationsblatt vorbei, sieht nach reichlich Programm für morgen aus! Leider lädt er meine drei herzlichst aus, noch auf einen Absacker auf den Ponton zu kommen, aber es sind Gäste da, die 400,- Dollar pro Nacht für ein wenig Außenriff-Einsamkeit bezahlen… (kannten wohl den JoJo- Wassersport Katalog nicht, hätten sie hier ja deutlich billiger haben können!!!)
Da müssen meine drei die vorhin noch schnell gefangene Raubmakrele eben alleine essen… (die ersten Filets mal wieder als Sashimi, weil das einfach himmlisch ist!)

21.06.2003

Samstag, 21. Juni 2003

21.06.2003

Samstag, 21.06.03 – Unter www.hamiltonisland.com.au stehen unter der Akivity „Reef“ und dem Datum von heute eine ganze Reihe Bilder im Internet, und auf einigen Aufnahmen bin ich ganz gut zu sehen! Besonders die Luftaufnahmen beschreiben die Situation besser, als Worte das hier könnten!
Meine Crew stürzt sich in das Touristenprogramm: Wolfgang macht einen Drift-Tauchgang mit und Bärbel und Klaus erkunden die faszinierende Unterwasserwelt trockenen Fußes, nämlich mit einem der beiden U-Boote von „Reef World“: Fische und Korallen ohne Ende, und vor allem riesengroß, weil ja hier im Riff nur ganz begrenzt gefischt werden darf. Und da fühlen sich die lieben Tierchen natürlich recht wohl und freunden sich recht herzlich mit ihren Menschen an, die ja zudem auch gerne mal eine Hand voll Futter reichen. Ein gewaltiger Napoleon-Fisch ist sogar handzahm und lässt sich hinter den Kiemen kraulen. Eine Grüne Seeschildkröte zeigt, wie elegant sie sich bewegt, wenn sie in ihrem Element ist und nicht ungeschickt am Strand rumkriecht, Papageienfische „produzieren“ fleißig Sand aus alternden und schwachen Korallen, Seeanemonen winken mit ihren Tentakelarmen und ein immertreues Engelfischpärchen steht im Schatten unter einem Korallenschirm.
Um 13.10 h wird das Touristenprogramm dann aber schon für beendet erklärt, unter ausgerollter Genua und mit hohem Sonnenstand (mit „Gegensonne“ sieht man die Riffpassagen nicht!) geht es acht Meilen und ein Riff weiter: Um 14.30 h liege ich schon wieder an einer Boje, dieses Mal im Bait Reef. Ohne Tauchbasis, ohne Tagesausflügler, nur mit ein paar anderen Yachten, die sich ganz gut an den Korallenköpfen verteilen.
Einen Korallenkopf mit ca. 150 m Durchmesser haben wir für uns alleine, allerdings nur über Wasser: Beim Schnorcheln sieht man dann alle seine Bewohner. Und von der Besiedelungsdichte her ist dieser Korallenkopf nur mit einem Ameisenhaufen oder einem Hochhaus in einem Vorort von Kairo vergleichbar. Oder auch nicht, weil Ameisenhaufen und Hochhaus ja aus totem Material bestehen, während sich ein Korallenstock nur aus lebenden Organismen zusammensetzt – die zusätzlich bewohnt werden! Es wuselt. Und es ist unbeschreiblich. Riesige Papageienfische, drei monströse Napoleons, Chirurgenfische, Damsels, Schmetterlingsfische- die ganze Fischbestimmungstafel rauf und runter. Und eine 1,3 m (kein Witz! Gemessen!!) breite Mördermuschel. Faustgroße Ansauglöcher!

22.06.2003

Sonntag, 22. Juni 2003

Sonntag, 22.06.03 – Nochmal zum Schnorcheln an „unseren“ Korallenkopf. Beschreibung wie gestern, auch, wenn man linksherum schwimmt. Der einzige nennenswerte Unterschied ist, das meine Mannschaft mich beim Rückweg ebenfalls besiedelt vorfindet: Ein Schwarm Gelbschwänziger Füsilierfische hat sich unter der Badeplattform angesiedelt, ein dicker Judenfisch steht am Kiel und ein forscher Papageienfisch schwimmt Wolfgang direkt vor die Brille und fragt nach Keksen.
Nachmittags dann aber trotzdem wieder zurück an die Nordseite von Hook Island, der Anker fällt in der dschungelgrünen Butterfly Bay und kurz vor Sonnenuntergang lockt noch ein kleiner Strand zum kurzen Spaziergang.

23.06.2003

Montag, 23. Juni 2003

Montag, 23.06.03 – Die Butterfly Bay heisst übrigens so, weil morgens die Butter vom Tisch fliegt: Fallböen vom Hook Peak (448 m hoch) herunter!
Nach dem Ableger und nach den ersten Meilen nördlich an Hayman Island (mit einem der weltteuersten Resorts, leider nicht öffentlich zugänglich!) vorbei liegt Airlie Beach an Backbord voraus. Damit haben wir die Whitsunday Islands umrundet. Und dabei erkundet, und zwar gründlich! Ist ein tolles Revier, muss man mal so sagen!
Etwas weiter westlich gibt es eine flache Durchfahrt ( nur 2,90 m tief, aber die muss man schon genau finden!) südlich an Gloucester Island entlang, nach weiteren 12 Meilen ist Bowen mit seinem sicheren Hafen erreicht. Der Yachtclub hat eine kleine Bar, der Skipper opfert sich aber auch noch für einen kurzen abendlichen Erkundungsgang ins Stadtzentrum, mal schauen, wo ein Supermarkt ist…

24.06.2003

Dienstag, 24. Juni 2003

Dienstag, 24.06.03 – Direkt hinter der Irischen Kneipe ist der Supermarkt… und mit dem mal wieder fälligen Großeinkauf und mit ein wenig Stadtbummel durch das verschlafene Bowen ist der Tag so gut wie rum. Wolfgang schlendert noch über eine Landwirtschaftsausstellung, die sich im Laufe ihrer über 100-jährigen Tradition (und das ist echt lange hier für australische Verhältnisse!) leider sehr zu Kirmes gewandelt hat. Wenigstens ein paar riesige Zuchtbullen und preisgekrönte Tomaten und Paprikaschoten erinnern noch an landwirtschaftlichere Zeiten.

25.06.2003

Mittwoch, 25. Juni 2003

Mittwoch, 25.06.03 – Ein Regengebiet mit recht viel Wind vereitelt den eigentlich geplanten Frühstart. Aber sich noch einmal in der Koje rumdrehen, während die Regentropfen an die Luken klopfen, das ist ja auch mal schön. Und nach dem Großeinkauf gestern wird dann eben heute noch ein Großwaschtag drangehängt!
Im Yachtclub ist am Abend richtig was los, denn die Rugby-Nationalmannschaft von Queensland (also der Bundesstaat, in dem wir gerade segeln) spielt heute gegen New South Wales ( das ist die Gegend um Sydney). Höhepunkt des Abends ist allerdings das Torwandwerfen (natürlich mit einem Rugby-Ei! Es gewinnt eine der anwesenden Damen gegen die überwiegend männliche Konkurrenz!) in der Halbzeit, weil Queensland nämlich kläglich untergeht. Vielleicht hätte der Trainer auch mehr Frauen aufstellen sollen?!

26.06.2003

Donnerstag, 26. Juni 2003

Donnerstag, 26.06.03 – Heute klappt es aber mit dem Ablegemanöver um 07.00 h. Das Wetter ist wieder traumhaft: strahlend blauer Himmel, schöner, ablandiger Südwest, der kaum Seegang macht, allerdings wegen wechselnder Stärke zu ein paar Segelwechseln und Reffmanövern führt. Aber das macht mein eingespieltes Team ja nach so vielen Wochen mit links und zur Not mit verbundenen Augen! Drei andere Yachten geben eine kleine Privatregatta gegen mich entnervt auf und starten den Motor. Wäre mir ja peinlich…
Im Scheitel der Upstart Bay unter dem gleichnamigen Kap (43 Meilen nordwestlich von Bowen) findet sich ein ruhiger Ankerplatz auf vier Meter Wassertiefe, im Hinterland werden die abgeernteten Zuckerrohrfelder abgefackelt, was im Sonnenuntergang recht romantisch aussieht und außerdem gar nicht schlecht riecht. Noch besser riecht es allerdings aus dem Backofen, Klaus schmort einen kleinen zarten Lammrücken zu rosafarbener Perfektion…

27.06.2003

Freitag, 27. Juni 2003

Freitag, 27.06.03 – Nochmal ein Frühstart, schon um 07.20 h ist der Anker wieder an Deck und mein Bug zeigt nach Nordwesten. Morgens weht eine leichte ablandige Brise, über Mittag nutzt meine Crew eine kurze Flaute zum Gemüsesuppe kochen und verspeisen, und am Nachmittag reicht die auflandige Thermik für den Blister. Kap Bowling Green ist eine lange, flache Sandzunge, und um 15.20 fällt der Anker direkt in der Bucht dahinter. Als Anlegeschluck gibt es einen kleinen Rumpunsch mit Eiswürfeln! Das ist nämlich die neueste Errungenschaft hier an Bord! (Die Eiswürfel natürlich, nicht der Rumpunsch! Wolfgang hat in Bowen ein Eiswürfelbeutelpäckchen zum Einkauf gepackt. Funktioniert prima, hätten wir schon seit fünf Jahren machen können, aber man lernt ja nie aus…)
Am endlosen Strand und vor allem auf der Luvseite der Landzunge liegen endlos viele schöne Muscheln und Schneckengehäuse, ein verrostender Jeep eignet sich prima für lustige „Wüstenfotos“ – ansonsten Pelikane und Einsamkeit. Ein Fischerboot kommt kurz vor Sonnenuntergang und legt Netze aus.

28.06.2003

Samstag, 28. Juni 2003

Samstag, 28.06.03 – Ein ganz gemütlicher Tag ganz ohne besondere Vorkommnisse: Nach ausgiebigem Frühstück einfach nur 27 Meilen weiter, am Abend vor Buganker in der Red Rock Bay hinter dem nächsten Kap, leider wegen des sehr flachen Wassers zu weit vom Ufer entfernt, um zur Beibootexpedition aufzubrechen. Mehr Zeit an Bord, um die Eiswürfel zu genießen!

29.06.2003

Sonntag, 29. Juni 2003

Sonntag, 29.06.03 – Schildkröten und Dugongs platschen um meinen Rumpf herum, was zu recht holperiger Konversation am Cockpittisch führt, weil immer irgendwer unterbricht: „Da hat es wieder geprustet!“ – oder: „Guck mal da, nee, weiter vorne, jetzt ist es wieder weg!“
Nach Townsville ist es nur eben einmal quer über die Bucht, leider gibt es in der Marina zwar Diesel und Wasser, aber keinen Liegeplatz für mich. Macht nichts, meine Mannschaft verankert mich kurzerhand vor der Marina und bricht dann mit dem Beiboot zum Stadtbummel auf. Townsville ist Australiens größte Stadt in den Tropen, was eigentlich nur bedeutet, dass Cairns und Darwin kleiner sind. Jedenfalls handelt es sich nicht wirklich um eine Großstadt… aber schöne Parks, eine tolle Uferpromenade, eine nette Fußgängerzone und ein modernes Aquarium machen den Besuch lohnenswert. Wolfgang stürzt sich mal wieder ins Nachtleben, das wegen der Mannschaft eines zu Besuch im Hafen weilenden amerikanischen Hubschrauberträgers (USS „Boxer“) gerade boomt, aber die Nachtdetails gehören ja leider nicht in dieses Logbuch!

30.06.2003

Montag, 30. Juni 2003

Montag, 30.06.03 – Fast hätten sich Klaus und Bärbel ja Sorgen um meinen Skipper gemacht, dabei sollen sie sich doch freuen, wenn er mal zum Frühstück an Land bleiben darf!
Vor Townsville liegt Magnetic Island, an der Südseite gibt es ein paar wunderbare, kleine Buchten, schon um 12.00 h liege ich nach sieben Meilen unter Maschine wieder vor Anker! Wie so oft ist der größte Teil der Insel Naturschutzgebiet mit den dazugehörigen Wanderwegen, allerdings fällt der Ausflug wegen der tropischen Mittagstemperaturen recht kurz aus. Buchterkundung per Beiboot ist ja auch interessant, vor allem, als sich die vermeintlichen Muringbojen als Schwimmer für Haiköder entpuppen! Die Idee ist, dass sich etwaige Haie vor der Bucht an den Fleischerhaken, welche die Köder halten, die Zähne ausbeißen, bevor sie den Strand bzw. die Badegäste bzw. die Bärbel erreichen!

01.07.2003

Dienstag, 01. Juli 2003

Dienstag, 01.07.03 – Besser wäre ja, wenn Magnetic Island 23 Meilen und die Palm Islands dann auch wieder 23 Meilen nördlicher liegen würden, weil das dann beides schöne Tagestouren wären! Leider sind die 46 Meilen aber im Verhältnis sechs zu 40 aufgeteilt, weshalb heute für die anstehenden vierzig Meilen mal wieder recht früh aufgestanden wird, denn der Wetterbericht sagt nur leichten Wind voraus und behält damit auch recht. Am Nachmittag brist es zwar sogar soweit auf, dass die Genua gegen die kleine Fock getauscht wird, aber eigentlich auch nur, weil wir ein paar Schläge im Fahrwasser zwischen den Palm Islands aufkreuzen müssen, und dafür ist die kleine Kreuzfock einfach besser. Mein Ankerplatz für die Nacht ist die weiträumige Juno Bay zwischen Orpheus Island und Fantom Island, den nördlichsten Inseln dieser Gruppe. Nach Sonnenuntergang schläft der Wind wieder ein. Meine Crew auch.

02.07.2003

Mittwoch, 02. Juli 2003

02.07.2003

Mittwoch, 02.07.03 – Auf dem Weg zum Hinchinbrook Channel beisst eine gewaltige Königsmakrele an der Mörderangel. 1,23 m lang, 15 Kilo schwer. (Klaus: „Elf Zentimeter Augenabstand!“) Ein Foto sagt mehr als tausend Worte…
Der Hinchinbrook Kanal gilt als Australiens beschaulichster Wasserweg. Auf beiden Seiten (also auf dem Festland und auch auf Hinchinbrook Island) erheben sich regenwaldgrüne Berge bis auf tausend Meter Höhe, das Fahrwasser dazwischen windet sich durch dichten Mangrovendschungel, in dem ich hinter einem Hügel tief im Mendel Creek versteckt werde, damit mich niemand sieht, während Bärbel, Klaus und Wolfgang mit dem Dinghi creekaufwärts fahren, bis es nicht mehr weiter geht. Mangroven schlucken jegliches Windgeräusch, und in der unglaublichen Stille werden Geräusche unterscheidbar, von denen viele Menschen gar nicht wissen, das es sie gibt: Das Klicken der Scheren der Krabben, wenn sie futtern; das Plätschern eines Rochens, der halb ausgetaucht eine Wurzel abschleckt; das Blubbern des Morastes; das Fallen einzelner Blätter; das Eintauchen der winzigen Eisvögel beim Jagen; und, ob ihr es glaubt oder nicht, das Knacken der Bäume beim Wachsen. Dazu noch ein paar andere Geräusche, die sich so gruselig anhören, dass niemand wissen will, wie sie entstehen, und das Summen von Mücken, die sich aber mit Autan und Moskitonetzen gut in Schach halten lassen.

03.07.2003

Donnerstag, 03. Juli 2003

Donnerstag, 03.07.03 – Ein Adlerpärchen hat seinen Horst in einem hohen Wipfel hinter meinem Heck, zwei Delfine kommen mit der Flut und schwimmen am Frühstückstisch vorbei den Mendel Creek (der Creek ist ja nur ca. 30 m breit!) hinauf, eine Schildkröte schnappt nach Luft – mal wieder ein Liegeplatz im Zoo! Aber Cairns kommt uns ja leider nicht entgegen, also wird widerwillig um 10.30 h der Anker aufgeholt. Die beiden Delfine haben mit der Weile auch gemerkt, dass der Seitenarm (ist wohl die beste Übersetzung für Creek) weiter innen immer flacher wird und begleiten uns noch ein Stückchen zurück ins Hauptfahrwasser.
Kurz hinter Hecate Point, der Nordwestecke von Hinchinbrook Island, setzt im freien Wasser der Passatwind wieder ein und zieht uns bis hinter Dunk Island in die Brammon Bay. Ein Hotelresort und ein paar andere Yachten teilen sich die Bucht mit uns – und den Fisch! Weil abzusehen ist, dass auch mit allerbestem Willen und mit mindestens drei Fischmahlzeiten (roh, gedünstet, gebraten, geschmort, gebeizt…) am Tag vier riesige Filets einfach nicht von drei Personen gegessen werden können, wird ein Gutteil der Königsmakrele an zwei andere Schiffe verteilt. Geteilte Freude ist ja doppelte Freude!

04.07.2003

Freitag, 04. Juli 2003

Freitag, 04.07.03 – Inseln, Inseln, Inseln. Leider hat man von Australien ja immer nur die groben Umrisse im Kopf, und da sind all diese Inseln irgendwie nie mit dabei. Kaum ist der Anker an Deck und kaum sind die Segel gesetzt, da muss sich meine Mannschaft schon entscheiden, ob die North Barnard Islands an Backbord oder Steuerbord liegen bleiben sollen. Oder mitten durch? Mitten durch! Das ist übrigens oft die sicherste Variante, weil es einfacher ist, sich zwischen zwei Inseln (in diesem Falle Lindquist Island und Bresnahan Island) in der Mitte , als von einer Insel einen bestimmten Abstand zu halten! In diesem Flachwasserrevier geben ja leider auch die Tiefenlinien kaum Anhaltspunkte zu Navigation. Und bei wunderbarem Segelwetter will ja nun auch niemand unter Deck am Radargerät hocken, nur um Mal wieder eine Insel links liegen zu lassen!
Meine heutige Etappe endet allerdings mal wieder auf dem Festland: Mourilyan Harbour ist ein kleines, verschlafenes Schlupfloch, das lange unentdeckt blieb und nur durch den Schiffbruch der Brigg „Maria“ im Jahre 1872 (also immerhin 102 Jahre nach Cook!) auf den Seekarten erschien. Eine Zuckerverladestelle an der Einfahrt und ein paar Fischerboote und Yachten an einer Dalbenreihe sind heute die einzigen Zeichen von Zivilisation an unserem Ankerplatz ein Stückchen flußaufwärts.

05.07.2003

Samstag, 05. Juli 2003

Samstag, 05.07.03 – Ein Hochdruckgebiet verstärkte den Passatwind: die kleine Fock wird mit dem einen Spinnakerbaum zur einen, die Rollgenua ein Stückchen weit mit dem anderen Spinnakerbaum zur anderen Seite ausgebaumt und Wolfgang grinst sich eins, weil Bärbel und Klaus ziemlich fasziniert sind, weil diese Art den Besegelung die sonst oft unangenehme Rollbewegung des Schiffsrumpfes bei achterlichem (Rücken-) Wind ziemlich auf Null reduziert.
Und schnell bin ich damit auch noch: Schon um 15.00 h sind wir 36 Meilen weiter nördlich. Vor dem Nacktbadestrand von Fitzroy Island schwimmt eine große Seeschlange durch die Wellen, ob ein Zusammenhang besteht ist unbekannt. Aber Adam und Eva waren ja auch nackt. Hmm.
Der Ankerplatz vor einem Hotelresort ist sehr unruhig, deshalb rudert meine Mannschaft zusammen mit einer schon angeheiterten österreichischen Wahlaustralierin vom Nachbarschiff zur Wochenendstrandparty ans Ufer. Schiffsladungsweise wird das Jungvolk vom Festland auf diese berüchtigte Partyinsel gekarrt, die Stimmung ist auch schnell recht ausgelassen, eine kleine Japanerin will von Bärbel wissen, ob sie „Je t’aime“ richtig geschrieben hat („Light ol long?“), man kriegt schon mit, worum es hier heute abend geht. Wolfgang ist übrigens erkennbar die viertälteste Person auf der Feier, nach Bärbel, Klaus und Karin, der Ex-Österreicherin, was ihn mal wieder zu dem Standdartspruch zwingt: „Das Schlimmste an der Jugend von heute ist, dass man nicht mehr dazu gehört!“

06.07.2003

Sonntag, 06. Juli 2003

Sonntag, 06.07.03 – Ein Damenunterhöschen samt Hygienezubehör ist gestern irgendwie im Beiboot gelandet. Ansonsten erinnert aber kaum noch was an das nächtliche Treiben, sechs Kilometer schön angelegte Wanderwege warten auf ihre Erkundung, sogar einen kleinen Waldlehrpfad durch ein besonders dichtes Stückchen Dschungel („Secret Garden“) gibt es.
Danach wird noch ein wenig gesegelt: fünf Meilen bis in die Mission Bay hinter dem Kap Grafton, dort ist das Wasser deutlich ruhiger als vor Fitzroy Island. Und auch an Land stört kein Hotel, kein Haus, kein gar nichts die Stille der Nacht. Nur der Wind singt in meinen Wanten und begleitet meine Musiker, die mal wieder ihre Instrumente ausgepackt haben.

07.07.2003

Montag, 07. Juli 2003

07.07.2003

Montag, 07.07.03 – Bei ruhigem Wetter könnte man noch für eine Nacht ins Riff, bei unruhigem in die Mangroven hinter Cairns. Und es ist unruhig, also Mangroven. Der Weg dorthin führt schon mitten durch Cairns, aber zwei Flussbiegung und einen Seitenarm später ist von alledem nichts mehr zu sehen. Das Beiboot wird im Redbank Creek zu Wasser gelassen, und dann geht es wieder für ein paar Stunden in die Grüne Hölle. Ein Wirbelsturm hat an einigen Stellen die vorderen, buschigen Mangroven weggerissen, so dass man dort jetzt bis zwischen die bis zu 15 Meter hohen Stämme hineinfahren kann. Regendichte Überdachung! Bewohnt von allen möglichen Vögeln, Krokodilen und Insekten. Eine Wunderwelt.

08.07.2003

Dienstag, 08. Juli 2003

Dienstag, 08.07.03 – Mit allen Tricks (Galafrühstück, Bordkonzert, Mittagessen…) wird das Ablegen verzögert, aber irgendwann müssen wir dann doch los: Die letzten fünf Meilen flußabwärts bis in die Marlin Marina im Stadtzentrum von Cairns. 1129 Meilen seit Brisbane. Und jeden Tag ein Abenteuer!

09.07.2003

Mittwoch, 09. Juli 2003

Mittwoch, 09.07.03 – Bärbel und Klaus laden sich stapelweise Fotos vom Laptop auf Disketten, und Wolfgang holt die nächste Crew vom Flughafen ab: Dieter, Wolfgangs Papa und vor allem mein Bordingenieur kommt für fast drei Monate an Bord. Schade, dass es (fast) nichts zu reparieren gibt!