Von Vanuata nach Vanuatu – August 2002

28.08.2002

Mittwoch, 28. August 2002

Mittwoch, 28.08.02 – Peter Zysno aus Aachen kommt pünktlich mit Tagesbeginn (also um Mitternacht) mit seinem Seesack für den nächsten Törn an Bord. Die Willkommenszeremonie im Cockpit fällt kurz und unkompliziert aus, dann fällt Peter in die Koje…
Einigermaßen ausgeruht sollte man heute nämlich sein, denn das „Melanesian Art Festival“ geht zu Ende. Zu den Abschlußfeiern veranstalten alle Teilnehmer/Tanzgruppen einen kurzen Umzug und zwischen den üblichen Festreden zeigen auch alle nochmal, was sie können. Kein schlechter Törnanfang für Peter, dem am meisten das unkomplizierte Miteinander von Weißen und Schwarzen gefällt!
(Außerdem und schon fast traditionell die besten Geburtstagswünsche an alle Goethe-Fans und an Nico S.!)

29.08.2002

Donnerstag, 29. August 2002

Donnerstag, 29.08.02 – Festivalbedingt um einen Tag verschoben findet heute hauptsächlich das große Bunkern statt: Getränke und Konserven aus dem Supermarkt und Obst und Gemüse frisch vom Bauernmarkt. Und der ist in Port Vila mal wieder besonders tropisch bunt und reichhaltig! Aus der Zeitung ist zu erfahren, das auch Militär und Polizei gestern eine kleine Sonderveranstaltung geboten haben, indem das Militär kurzfristig die Polizeistation eingekesselt hat, weil da weiterhin Unklarheiten wegen der Besetzung des Polizeichefpostens bestehen. Nach ca. zwei Stunden ging man dann aber doch mit Handschlag auseinander. Pünktlich bei Büroschluss um 16.30 h werden Revolutionen hier nämlich beendet.

30.08.2002

Freitag, 30. August 2002

Freitag, 30.08.02 – Wasser tanken, Schiff aufklaren, Leinen los: Kurs West! Ein kurzer Schauer stört den schönen Segeltag nur wenig, 19 Meilen sind schnell zurückgelegt, um 16.40 h fällt der Anker in der Havannah Bay. Erholsame Stille nach all dem Trubel in den letzten Wochen!

31.08.2002

Samstag, 31. August 2002

Samstag, 31.08.02 – Die Wetterfunkrunde prophezeit kräftigen Passat, deshalb bekomme ich ein Reff in das Großsegel gebunden und dann geht es los: Rauschefahrt bei guten fünf Beaufort, die Begrüßungsdelfine für Peter kommen einen Tag verspätet, aber dafür um so näher und spielen um den Bug. Während sich Efate Island in einen dicken Schauer hüllt, lockert die Bewölkung hier draußen mehr und mehr auf. 39 Meilen sind viel zu schnell vorbei, aber ein anderer Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden ist heute nicht mehr erreichbar, deshalb ankern wir schon um 15.15 h hinter der kleinen Insel Emae: Ein kleiner Strand mit ein paar Hütten am Ufer, ein paar befreundete Yachten – und sonst so gut wie keine Zivilisation.

01.09.2002

Sonntag, 01. September 2002

Sonntag, 01.09.02 – Der Passat legt auf über sechs Beaufort zu, da reicht die Fock für die 26-Meilen-Überfahrt nach Epi Island. In der Lamen Bay liegen schon ein paar andere Yachten, die Crew der mit uns parallel segelnden „Orinoco“ hat einen großen Mahi-Mahi geangelt, und da sind Peter und Wolfgang zum Abendessen eingeladen. Falls sie einen Süßkartoffelauflauf als Beilage mitbringen. Süßkartoffelauflauf? – kein Problem!

02.09.2002

Montag, 02. September 2002

02.09.2002

Montag, 02.09.02 – Die Lamen Bay ist aus mehreren Gründen bei den Seglern beliebt: Vor allem liegt sie natürlich recht geschützt, obwohl zur Zeit ein wenig Dünung um die Ecke hereinrollt, denn der Wind ist außergewöhnlich stark. Aber zusätzlich gibt es hier zwei nette Dörfer mit unheimlich netten Menschen: im unteren Dorf gibt es eine Grundschule im Dschungel (s. Bild vom Klassenzimmer, da sitzen lernende Kinder und eine ordentliche Lehrerin drin, kein Witz!) und ein Realgymnasium am Strand, außerdem ein kleines Touristenresort mit 15 Betten in palmwedelgedeckten Hütten. Im oberen Dorf, das mit einer halben auf dem Heimweg befindlichen, schwätzenden und stolzen Schulklasse als Begleitschutz erreicht wird, bereiten die Frauen gerade LapLap zu, das ist ein Erdofengericht aus verschiedenen Wurzelgemüsen mit Kokosmilch. Peter und Wolfgang schauen zu und genießen außerdem einen interessanten Dorfrundgang mit allen Informationen über die Gemeinde, die Sitten, die Kirche, das Versammlungshaus (Nakamal), die Gärten und und und. Am Donnerstag wird die neue große Schlitztrommel des Dorfes eingeweiht und gleichzeitig wird noch ein Häuptling befördert, dazu wird nach alter Sitte („Kastom“ vom engl. „custom“ – Brauch, Sitte) getanzt – und schon jetzt ist das ganze Dorf voller Aufregung und voller Vorbereitungen. Als Gegenleistung in diesem Kulturaustausch zeigt Wolfgang den Dorfkindern, wie man auf einem Grashalm pfeift.
Die Hauptattraktion der Lamen Bay ist aber das Dugong! Das ist eine im Westpazifik heimische Seekuhart, und ein Exemplar kommt jeden Tag zum Grasen hier in die Bucht und lässt sich dabei beobachten und sogar streicheln! Man muss nur genau hinschauen, wo es gerade auftaucht, mit etwas Glück erwischt man es! Wolfgang hat zwar gut geschaut, aber kein Glück, denn bis er da ist, wo das Dugong war, da ist es weg… immerhin können mein Skipper und ich aber jetzt behaupten, wir seien in der gleichen Bucht geschwommen, wie das berühmte Dugong von Epi Island!
(Beim Abendessen im kleinen „Restaurant“ schwärmen die anderen Gäste von ihren Begegnungen mit dem sanften Riesen, aber Wolfgang ist nicht neidisch. Fast nicht. Überhaupt gar nicht…)

03.09.2002

Dienstag, 03. September 2002

Dienstag, 03.09.02 – So richtige Lust los zusegeln hat niemand, weil nämlich dicke Wolken den Himmel bedecken. Also wird ein bißchen rumgetrödelt, Egon auf der „Ganesh“ erzählt stundenlang Geschichten aus der Gegend hier und versorgt meine Crew mit vielen Insider-Tipps und am Nachmittag reicht die Zeit dann gerade noch für einen schönen Muschelsuchspaziergang am Strand entlang. Einer kleinen Promenadenmischung ist es auch langweilig, deshalb schließt sie sich zum Spaziergang an und macht recht schnell klar, dass sie das Stöckchen möglichst weit in die Bucht hinausgeworfen haben will. So kommen alle wenigstens noch zu etwas Bewegung.

04.09.2002

Mittwoch, 04. September 2002

Mittwoch, 04.09.02 – Und schon scheint die Sonne wieder: Anker auf und 28 Meilen weiter zu den Maskelyn-Islands. Das ist eine kleine Inselgruppe an der Südspitze von Malekula, ein richtiges kleines Binnenrevier! Der beste Ankerplatz ist hinter Awei, von zwei Seiten durch dichten Dschungel geschützt, im Süden ein breites Riff und nur von Norden her eine schmale Zufahrt. Und völlige Einsamkeit. Fast. Chief Mance kommt mit seinem Auslegerkanu vorbeigepaddelt, fragt freundlich nach dem Woher und Wohin und erzählt von seinem kleinen Dorf auf der anderen Seite der Insel. „Dorf?! – da kommen wir später noch schnell auf einen kleinen Besuch vorbei!“ denken sich Peter und Wolfgang. Allerdings denken sie nicht daran, dass die Einheimischen keine Wegweiser für die Pfade zu ihren Gärten oder Anlegeplätzen brauchen (und logischerweise auch nicht haben!) und keine Viertelstunde unterwegs haben die beiden sich schon verlaufen und kehren (wenigstens mal wieder etwas schlauer geworden)an Bord zurück.
PS: Alles Gute zum Geburtstag an Dieter in Warstein!!!

05.09.2002

Donnerstag, 05. September 2002

05.09.2002

Donnerstag, 05.09.02 – Chief Mance kommt wieder mit seinem Auslegerkanu vorbeigepaddelt und will wissen, warum das mit dem Besuch im Dorf gestern nichts geworden ist…
Und er bleibt zum Frühstück, wo er unter anderem den Gebrauch eines Buttermessers kennenlernt. Und da prallen sie mal wieder aufeinander, die Kulturen: die einen können nicht drei Meter geradeaus durch einen kleinen Dschungel gehen – und die anderen kennen Messer eben nur als Macheten, und das auch erst seit ein paar Jahren. Ein lustiger Vormittag für alle drei jedenfalls, Chief Mance steckt sich als Beweis- und Erinnerungsstück noch eine alte „Yacht“ ein!
Vier Meilen durch die Kanäle zwischen den Maskelyn-Isalnds muss mich der Motor schieben, weil es zu eng zum Kreuzen ist. Aber im freien Wasser kommen Großsegel und Fock hoch und es geht nach Norden, an der Küste von Malekula entlang bis in die Banan-Bay. Da liegen schon vier andere Yachten, und die „Orinoco“ kommt ein paar Minuten nach uns. Überall ist leichte Hektik zu bemerken, bis ein neuseeländisches Pärchen mit dem Beiboot längsseits kommt und uns aufklärt: Im Dorf wird heute ein Kastom-Dance veranstaltet, weil eine Ärztegruppe verabschiedet wird. Und die Yachties sollen auch alle kommen!
Die ca. 15 Bleichgesichter werden durch ein paar Hecken aus bunten Stauden zum Nasara geführt, das ist der Tanzplatz der Männer, die Frauen des Dorfes haben keinen Zutritt, nicht einmal schauen dürfen sie! An der einen Seite des ca. 20×30 m großen, von Büschen, Bäumen und Hecken umwucherten Platzes steht eine geräumige Hütte, die Szene erinnert an einen Hexengarten. Beim Eintritt bekommen die Gäste eine einfache Blätterkette ungehängt. Und dann tanzen die Männer und Jugendlichen vier ihrer alten Tänze: einen zur Begrüßung, einen für die Beförderung eines Chiefs, einen Neugeborenen-Willkommenstanz und einen geheimen Beschwörungstanz, zu dem alle auf ein kleines, noch versteckteres Nasara ausweichen müssen, auf dem ein Ahnen- oder Geisterhaus steht, aus dem entstellte Stimmen ertönen, nachdem der Chief die Blendblätter entfernt hat.
Danach zeigen die Frauen und Kinder noch drei Tänze auf einem offeneren, größeren Platz, und weil das alles sich nicht wirklich mit Worten beschreiben lässt, schicke ich mal ausnahmsweise ein paar Bilder mehr. Der Ton dazu: TamTams (Schlitz-bzw. Baumtrommeln) und Gestampfe und Geschrei und Gesang.
Zum Abschluss wird natürlich noch ein Erdofen geplündert, außerdem müssen sich alle Gäste mit einer kleinen Rede vorstellen, wie sich das halt gehört, hier unten in der Südsee…

06.09.2002

Freitag, 06. September 2002

Freitag, 06.09.02 – Dorfspaziergang durch eine andere Welt, trotz neuer Sanitätsstation. Obwohl die Tänzer und Tänzerinnen heute „in Zivil“ herumlaufen und wieder normal aussehen. Obwohl sie ja gestern in Penishülle oder Bastrock auch normal aussahen. Eigentlich sogar normaler. Ach.
Auf dem Weg weiter nach Norden fängt Christian auf der mal wieder parallel segelnden „Orinoco“ eine große Raubmakrele, wir haben nur wieder mal einen Köder verloren – die Fische hier sind einfach zu groß für mein Angelgeschirr am Heckkorb. Aber die Makrele reicht für beide Crews, Krautsalat soll Wolfgang beisteuern, das ist ja schnell gemacht. So klingt der Tag in der einsamen Crab-Bay aus, noch mehr Aufregung und Abenteuer wären ja auch nicht mehr auszuhalten!

07.09.2002

Samstag, 07. September 2002

Samstag, 07.09.02 – Ein richtiger Traumsegeltag, von dem es nichts zu berichten gibt, außer dass es ein Traumsegeltag ist: Hier die Original-Logbucheinträge:
09.00 h: Anker auf, Passatbesegelung (Fock und Genua)aufgebaut
12.00 h: Mahi-Mahi (4,5kg) geangelt bei Traumwetter, Wind SE 3 Bft, blauer Himmel, leichte See
14.30 h: Genua gegen Blister getauscht, weiterhin wunderbares, leichtes Segeln
18.15 h: Blister und Fock in der Hafeneinfahrt von Luganville auf Santo geborgen
19.00 h: Fest an Mooringboje vor dem Aore-Ferienresorthotel
Eine kleine Anekdote am Rande: Santo (eigentlich Espirito Santo) wurde von den frühen spanischen Entdeckern so getauft, weil sie glaubten, den sagenumwobenen Südkontinent gefunden zu haben, die terra incognita australis, das Gelobte Land. Der französische Entdecker Bougainville (jaja, der mit der Blume!) ist dann einen Kreis um Santo herumgefahren und hat den Kanal zwischen Santo und Malekula, also den Beweis, das Santo nur eine kleine Insel ist, stolz nach sich selbst „Canal de Bougainville“ benannt.

08.09.2002

Sonntag, 08. September 2002

Sonntag, 08.09.02 – Peter bummelt mit Bruno, einem schweizerisch-australischem Segler, durch das sonntäglich ausgestorbene Luganville und diskutiert in einem Café mit diesem „alten Hasen“ auch mal über ganz andere Seiten der Ni-Vanuatu und ihren Hang zum archaisch-patriarchalischen und fortschrittswidrigen Stammeswesen. Wolfgang setzt sich derweil in 20 m Wassertiefe in einen Traktor, denn er macht einen Tauchgang am berühmten „Million-Dollar-Point“, wo die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg tonnenweise Kriegs- und Baugerät versenkt haben, weil man sich mit den Franzosen, Briten und den Ni-Vanuatu (also den Einheimischen) nicht auf einen Kaufpreis einigen konnte…

09.09.2002

Montag, 09. September 2002

Montag, 09.09.02 – Peter bummelt über den Markt und kauft Gemüse ein, während Wolfgang sich in 36 m Wassertiefe durch die Laderäume voller Jeeps in der SS „President Coolidge“ zwängt und zwischendurch eine Riesenmuräne unter dem Kinn krault. Die „Coolidge“ war/ist ein zum Truppentransporter umgebauter Luxusliner, der am 26.10.1942 auf eine „eigene“, also amerikanische Mine gelaufen ist. Bis auf zwei Seeleute konnten alle gerettet werden, weil der Kapitän das leckgeschlagene Schiff noch auf das Riff setzen konnte, von dem es dann erst wenig später rückwärts herunterrutschte und seitdem direkt vor dem Strand liegt. Da unten kann man jetzt aus chinesischen Porzellan Meerwasser trinken, auf einer Schreibmaschine schreiben, sich auf eines der vielen Klos setzen oder sich wie Wolfgang in den Laderäumen voller Autos und Leuchtfische gruseln. Bis zu 12 verschiedene Tauchgängen in alle Teile des riesigen Wracks bieten die Tauchschulen hier an!
Ein lustiges Manövertraining wegen Bojentausch mit anschließenden Kaffeetrinken auf der gerade eingetrudelten „Orinoco“ verzögert den geplanten Ableger bis in den frühen Abend hinein, aber dann beginnt eine wunderbare Nachtfahrt bei leichtem Passat und sternenklarem Himmel!
PS: Herzlichste Glückwünsche zum Geburtstag an Claudia!!

10.09.2002

Dienstag, 10. September 2002

Dienstag, 10.09.02 – Luganville war bisher der erste Halt, bei dem von See aus Anzeichen von Zivilisation auszumachen waren. Auf allen anderen Ankerplätzen war immer bis zum Schluß nichts außer der ein oder anderen feinen Rauchsäule aus dem Dschungel heraus zu sehen. Keine Häuser, keine Straßen und auch keine Weiden oder Plantagen. Nur Dschungel. Grüne Berge, grüne Schluchten. Und das ist heute morgen um 10.50 h hier auf Maewo, der nordöstlichsten Insel des Archipels wieder genau so: erst in der Ankerbucht selbst sind die Hütten zwischen den Palmen und den riesigen Banyan-Bäumen erkennbar. Asanvari heisst das um einen kleinen Hügel herumgebaute Dorf, bei den Gärten am Rande der Bucht ergiesst sich ein Wasserfall in das Meer. Peter wandert mit einem der immer wahnsinnig interessierten und netten Einheimischen zum Nachbardorf, und weil er auch immer wahnsinnig an allem interessiert ist (vor allem an Sitten und Gebräuchen, Hochzeits- und Beerdigungszeremonien, Rechtsprechung mit Sippenhaft und fünf Schweinen Ausgleichszahlung für den Mord an einem Mann, Häuptlingswesen, Kastom, Geschlechterverhältnis, Handelsformen…) ergänzen sich die beiden prima. Wolfgang spielt währenddessen ein bißchen Gitarre mit der hiesigen String-Band und probiert den Kistenbass aus. Abends gibt es ein paar Schälchen Kava im Nakamal, das hier eine Männer- und eine Frauenhälfte hat. Bei den Frauen schmoren ein Schwein und Laplap im Erdofen (was nebenbei für recht „würzige“ Luft in der Gemeindehütte sorgt!), bei den Männern werden frische Kavawurzeln zerrieben und ausgefiltert. Der Sud wird gleich getrunken, das Schwein mit Laplap gleich vertilgt, irgendwie könnte das alles auch eine Grillparty sein, nur dass hier die Menschen eben jeden Abend zusammen kochen, essen und trinken. Und sich übrigens nicht vorstellen können, dass das woanders nicht so sein könnte…

11.09.2002

Mittwoch, 11. September 2002

Mittwoch, 11.09.02 – 10.00 h: Ein letztes Bad im Wasserfall, dann Anker auf, Segel gesetzt, Angel geangelt. Und bis das alles entwirrt ist, ist schon das Nordkap von Pentecost querab, kurz danach fällt der Anker vor Loltong, dem nächsten schönen Dorf… Peter und Wolfgang können ihre Französisch-Kenntnisse auffrischen, denn die Kinder in der katholischen Misionsschule lernen erst französisch, dann englisch. Vom Klang her ist das übrigens auch viel einfacher für sie, jedenfalls kann man ihr französisch besser verstehen als woanders das Englisch! Kontaktadresse für Brieffreundschaften: Ecole Catholique Melsisi, Pentecote, Vanuatu.
Am Abend führt die Theatergruppe „Wan Small Bag“ (eine kleine Tasche) auf dem Dorfplatz ein Stück über das Bevölkerungswachstum auf: Requisiten: Ein Betttuch (Kulisse), ein Stock (alter Mann), eine Mütze (Kind), ein Stück Kreide (Lehrerin). Genial. Joan Doras aus Port Vila schreibt die Stücke für die Truppe, Vanuatus einziges Tourneetheater zieht dann damit über die Inseln und durch die Dörfer, lehrt, unterhält und regt Diskussionen über den Holzeinschlag, die Plünderung der Riffe, die Umweltverschmutzung etc. an. (Nochmal zur Erinnerung: hier gibt es keinen Strom, kein Fernsehen und nur der Chief hat ein altes Transistorradio!)
Meine Crew schlägt sich bei der Dorfplatzdikussion im Anschluss an dieses Stück auf die Seite der Pro-Familienplanungs-Fraktion, also auf die Seite der Frauen. Wie fast überall auf der Welt scheinen auch hier die meisten Männer mit einem anderen Körperteil als dem Kopf zu denken…

12.09.2002

Donnerstag, 12. September 2002

Donnerstag, 12.09.02 – Peter findet ein paar schöne Souvenirs mit den zugehörigen Geschichten: geflochtenes Mattengeld und einen schönen Häuptlingsstock, schwer bepackt geht es dann am Nachmittag eine Bucht weiter. Gegen Abend dreht uns der Wind auf die Nase, durch das Aufkreuzen an der Bilderbuchlandschaft (grüne Dschungelwand!) entlang dauert es bis zum Einbruch der Dunkelheit, bis in der Homo-Bay der Anker fällt. Zu spät für einen Dorfspaziergang.

13.09.2002

Freitag, 13. September 2002

Freitag, 13.09.02 – Bedeckter Himmel und dunstiges Wetter laden auch heute nicht zum Spaziergang ein, also lassen Peter und Wolfgang es ganz bleiben und drehen meinen Bug nach Südwesten, die nächste Insel lockt. Ambrym ist berühmt für den aktiven Vulkan und für die Schönheit der Holzschnitzereien, die hier angefertigt werden. Die Dorfjugend von Ranon verbindet die Führung zum Chief (man muss sich ja immer kurz vorstellen, wenn man quasi im Dorfgarten, also vor dem Strand oder im Riff ankert!) gleich mit der Zur-Schau-Stellung ihrer neuesten Kunstwerke. Und dann ist plötzlich großes Gejohle am Strand, denn eine Yacht ist auf Drift gegangen. Eine rote Yacht – ich! Ich wollte dem Skipper ja noch sagen, dass man auch bei gutem Ankergrund nicht einfach an der Kette sparen soll! Und wenn dann noch ein paar Fallböen den Vulkan runtersausen, dann kommt der Zug der Kette eben nicht mehr waagerecht am Anker an. Und dann hält der beste Anker nicht mehr! Ein Fischerboot fährt als Begleitschutz mit raus und schleppt meine Crew und das Beiboot die letzten Meter – und ein paar Minuten später liege ich schon wieder am alten Platz – mit reichlich Kette!
Und zeitgleich geht die andere Yacht, die australische „Aisling“ auf Drift! Peter und Wolfgang montieren schnell den Außenborder an das Beiboot (war vorher aus umweltschutztechnischen Gründen wie meistens natürlich nicht dran!) und düsen los, auf der „Aisling“ ist nämlich niemand, der einhand segelnde Skipper ist im Nachbardorf. Leider lässt sich die Maschine zwar starten, aber eine Angelleine blockiert den Propeller. Also müssen Peter und Wolfgang die „Aisling“ unter Segeln zurück an den Ankerplatz bringen. Klappt prima, das haben die beiden klasse hingekriegt. In all dem Chaos hat Peter das Tele von seiner Kamera verloren, aber ansonsten haben alle ja nochmal ganz schön viel Glück gehabt an diesem Freitag, dem dreizehnten!!!

14.09.2002

Samstag, 14. September 2002

Samstag, 14.09.02 – Ableger um 04.00 h, in der Hoffnung, dass dann der Wind noch nicht so stark ist. Angekündigt sind nämlich 25 Knoten aus Südost. Wenn wir da nicht genau hin müssten… Bis zum Mittag ist das dann auch eine ziemlich eklige maschinengestützte Gegenanbolzerei, ab dem Südostkap geht es dann ohne Motor, aber schön ist das Wetter trotzdem nicht. Eigentlich sollte das heute ein spektakulärer Vulkanslalom werden, s-förmig um Ambrym, Paama, Lopevi und Epi herum, alle vier steile, schroffe, unwirkliche Vulkankegel und Kraterlandschaften. Aber wir können nur kurze Blicke erhaschen, wenn sich die Regenwolken gerade mal kurz verdrücken. Und bei über 30 Knoten Wind am Nachmittag ist sowieso keine Muße mehr für ein paar Fotos da!
Ein ganzes Dutzend anderer Yachten hat ebenfalls in der Lamen-Bay auf Epi Schutz gesucht, eine ca.1,4 m große Schildkröte begrüsst uns freundlich, so ganz ohne Lichtblick soll der Tag ja nicht zu Ende gehen! (Außerdem gibt es prima Gemüseauflauf, leider keinen Fisch, weil auch die neue 100-kg-Leine aus Luganville von irgendeinem Monsterhai oder so zerrissen wurde. Wolfgang hat beschlossen, nur noch mit der Schlepptrosse und dem Dhingianker zu angeln.)

15.09.2002

Sonntag, 15. September 2002

Sonntag, 15.09.02 – Sauwetter, aber so richtig. Das kann durch zwei Wettergeschehen hier schon mal vorkommen: Entweder, weil ein kräftiges Südmeertiefdruckgebiet seine Kaltfront trotz schützendem Subtropenhoch bis hierher auf 15°Süd heraufschickt. Das dauert dann meistens nur ein bis zwei Tage und ist mit schweren Schauern und teilweise stürmischem, kaltem Südwind verbunden. Die andere Variante ist eine sich etwas zu früh südverlagernde Innertropische Konvergenzzone, das ist der Tiefdruckgürtel, der immer in Äquatornähe zwischen den Passatbreiten (Nordostpassat auf der Nordhalbkugel, Südost hier unten!) anzutreffen ist. Wenn sich gleichzeitig ein Hochdruckgebiet von Australien aus auf den Weg nach Osten macht, dann werden die Isobaren zwischen Hoch und Tief ganz schön zusammengedrängt, das Druckgefälle steigt nämlich, wenn hoher und niedriger Druck so dicht beieinander liegen. Und das macht den Wind. Viel Wind, und in der Nähe der Tiefdruckrinne auch noch viel Regen, und diese Variante haben wir gerade…

16.09.2002

Montag, 16. September 2002

Montag, 16.09.02 – Und außerdem kann diese Variante schon mal ein paar Tage andauern… Aber am Nachmittag klart der Himmel wenigstens so weit auf, das Peter und Wolfgang einen Spaziergang zu dem Dorf machen können, wo vor vierzehn Tagen doch das neue TamTam eingeweiht werden sollte! Die Einheimischen können sich auch noch alle ganz gut an meine Crew erinnern und führen die beiden zu den Gärten und zu einem schönen Aussichtspunkt hinter dem Dorf. Peter verteilt noch ein paar Süßigkeiten und der beförderte Chief lässt es sich nicht nehmen, für ein Foto wenigstens so zu tun, als ob er das TamTam schlagen würde. Gehört hätten Peter und Wolfgang es natürlich auch gerne, zumal es mit drei Metern Höhe schon zu den größeren Exemplaren der Schlitztrommeln gehört. Aber getrommelt wird nur bei besonderen Anlässen, und ein paar neugierige Bleichgesichter sind einfach nicht Anlass genug.

17.09.2002

Dienstag, 17. September 2002

Dienstag, 17.09.02 – Mit dem ersten Büchsenlicht wird der Anker gehievt – und dann entschädigt ein traumhafter Tag für das Mistwetter der letzten Zeit. Fünf Windstärken aus Ost, und dazu strahlend blauer Himmel! Gut, dass durch die beiden Wartetage noch so viele Meilen zum Segeln übrig geblieben sind! Kurs Süd, genau halber Wind (Seitenwind), kleine Fock und zwei Reffs im Großsegel, die erst in Lee von Efate Island am Abend ausgeschüttet werden. Nach 85 Meilen legt mich der Skipper um 20.00 h sanft an die Tankstelle von Port Vila, da bin ich morgen früh gleich als erste dran.

18.09.2002

Mittwoch, 18. September 2002

Mittwoch, 18.09.02 – Das Törnende ist ja immer ziemlich unspektakulär, auch wenn während der zurückgelegten 469 Meilen jeder Tag sein Abenteuer hatte. Und das mit den Abenteuern, das gilt hier in Vanuatu sicherlich in ganz besonderem Maße!
Aber Peters Flieger wartet nicht, und um13.30 h sitzt er dann schon im Taxi! Guten Flug – und hoffentlich bis nächstes Jahr!

19.09.2002

Donnerstag, 19. September 2002

Donnerstag, 19.09.02 – Wie immer in den Wochen ohne Gäste bekommen Skipper und ich unsere Streicheleinheiten: Die ein oder andere Stunde bastelt Wolfgang an irgendwas rum oder er räumt auf oder hat irgendwelche Wartungsarbeiten zu erledigen – und dann entschwindet er zum Klönen auf eine andere Yacht (heute auf die mit Ruderbruch festliegende Santa Maria, habe ich eigentlich erzählt, dass wir die hätten schleppen müssen, wenn das Wetter sich vorige Woche eher verschlechtert hätte und sie es nicht bis Port Vila, sondern nur bis Luganville geschafft hätten? War schon alles angeleiert!) oder an die Bar der „Waterfront“, da sitzt immer der ein oder andere „Leidensgenosse“!

20.09.2002

Freitag, 20. September 2002

Freitag, 20.09.02 – Der Ölwechsel ist fällig, das Logbuch will geschrieben werden – und dann ist natürlich so langsam schon wieder Wochenende… !

21.09.2002

Samstag, 21. September 2002

Samstag, 21.09.02 – Das „Waterfront“ hat zwar auch eine wunderbare Hauskapelle, aber manchmal laden Don und Donna zur Abwechslung auch mal „Stargäste“ ein, diesmal eine Showband aus Australien. Und die Show ist nach der Show natürlich mal wieder noch lange nicht zu Ende, beide Bands vereinen sich zum Kneipenbummel – und mein behelfsmusizierender Skipper natürlich wieder mitten drin…

22.09.2002

Sonntag, 22. September 2002

Sonntag, 22.09.02 – Der Skipper und ich ruhen uns aus…

23.09.2002

Montag, 23. September 2002

Montag, 23.09.02 – Joanne ist die Barchefin im „Waterfront“, aber heute hat sie ihren freien Tag. Und es ist Traumwetter, deshalb machen wir drei (Joanne, Skipper und ich) einen prima Segel-/Schnorchelausflug. Am Abend steigen noch zwei Freunde von Joanne zum Sternegucken zu und bringen drei große Pizzen mit!

24.09.2002

Dienstag, 24. September 2002

Dienstag, 24.09.02 – Wolfgang verlegt mich von der Boje an die Pier und bringt mich noch ein bißchen auf Hochglanz, denn am…