Donnerstag, 05.09.02 – Chief Mance kommt wieder mit seinem Auslegerkanu vorbeigepaddelt und will wissen, warum das mit dem Besuch im Dorf gestern nichts geworden ist…
Und er bleibt zum Frühstück, wo er unter anderem den Gebrauch eines Buttermessers kennenlernt. Und da prallen sie mal wieder aufeinander, die Kulturen: die einen können nicht drei Meter geradeaus durch einen kleinen Dschungel gehen – und die anderen kennen Messer eben nur als Macheten, und das auch erst seit ein paar Jahren. Ein lustiger Vormittag für alle drei jedenfalls, Chief Mance steckt sich als Beweis- und Erinnerungsstück noch eine alte „Yacht“ ein!
Vier Meilen durch die Kanäle zwischen den Maskelyn-Isalnds muss mich der Motor schieben, weil es zu eng zum Kreuzen ist. Aber im freien Wasser kommen Großsegel und Fock hoch und es geht nach Norden, an der Küste von Malekula entlang bis in die Banan-Bay. Da liegen schon vier andere Yachten, und die „Orinoco“ kommt ein paar Minuten nach uns. Überall ist leichte Hektik zu bemerken, bis ein neuseeländisches Pärchen mit dem Beiboot längsseits kommt und uns aufklärt: Im Dorf wird heute ein Kastom-Dance veranstaltet, weil eine Ärztegruppe verabschiedet wird. Und die Yachties sollen auch alle kommen!
Die ca. 15 Bleichgesichter werden durch ein paar Hecken aus bunten Stauden zum Nasara geführt, das ist der Tanzplatz der Männer, die Frauen des Dorfes haben keinen Zutritt, nicht einmal schauen dürfen sie! An der einen Seite des ca. 20×30 m großen, von Büschen, Bäumen und Hecken umwucherten Platzes steht eine geräumige Hütte, die Szene erinnert an einen Hexengarten. Beim Eintritt bekommen die Gäste eine einfache Blätterkette ungehängt. Und dann tanzen die Männer und Jugendlichen vier ihrer alten Tänze: einen zur Begrüßung, einen für die Beförderung eines Chiefs, einen Neugeborenen-Willkommenstanz und einen geheimen Beschwörungstanz, zu dem alle auf ein kleines, noch versteckteres Nasara ausweichen müssen, auf dem ein Ahnen- oder Geisterhaus steht, aus dem entstellte Stimmen ertönen, nachdem der Chief die Blendblätter entfernt hat.
Danach zeigen die Frauen und Kinder noch drei Tänze auf einem offeneren, größeren Platz, und weil das alles sich nicht wirklich mit Worten beschreiben lässt, schicke ich mal ausnahmsweise ein paar Bilder mehr. Der Ton dazu: TamTams (Schlitz-bzw. Baumtrommeln) und Gestampfe und Geschrei und Gesang.
Zum Abschluss wird natürlich noch ein Erdofen geplündert, außerdem müssen sich alle Gäste mit einer kleinen Rede vorstellen, wie sich das halt gehört, hier unten in der Südsee…