Von Neukaledonien nach Neukaledonien – Oktober 2002

16.10.2002

Mittwoch, 16. Oktober 2002

Mittwoch, 16.10.02 – Großreinemachen, wie bei jedem Törnende. Außerdem liegt der Yachthafen natürlich voller Yachten, die sich auf den Törn nach Neuseeland oder Australien vorbereiten, und so ist der Cockpittisch im Dauerbetrieb, denn irgendwer ist eigentlich ständig für ein Schwätzchen zu Besuch.

17.10.2002

Donnerstag, 17. Oktober 2002

Donnerstag, 17.10.02 – Im Prinzip wie gestern, nur das heute noch der Großeinkauf und die Schiffs- und Sicherheitseinweisung dazukommen!

18.10.2002

Freitag, 18. Oktober 2002

Freitag, 18.10.02 – Um 06.00 löst der Skipper die letzte Leine, Monika legt den Rückwärtsgang ein und dann dreht sich mein Bug Richtung Hauptfahrwasser. Die Südspitze Neukaledoniens lässt sich gegen den Passat mal wieder am besten in den flautigen Morgenstunden runden, im spektakulären Woodin-Canal (hohe Berge, knallrote Erde, grüne Bäume, blaues Wasser, Begrüßungsdelfin für Monika!) hilft uns die Ebbe mit fast zwei Knoten Schiebestrom, im östlichsten Eck der Baie de Prony fällt dann vor ähnlicher Kulisse (oben und unten blau, dazwischen rot-grün!) der Anker in einem kleinen Naturhafen. Einsamkeit. Ausruhen. Jet-Lag verarbeiten. Den Vögeln in den Bäumen zuhören.

19.10.2002

Samstag, 19. Oktober 2002

19.10.2002

Samstag, 19.10.02 – Zur Abwechslung mal schon um 05.00 h los! Zur Belohnung hängt schon um 06.15 h ein Blackfin an der Angel, „nur“ sieben Kilo, Gott sei Dank! Blackfin ist die andere Thunfischsorte, bei der die Japaner immer wässerige Augen im Restaurant bekommen, denn auch die Schwarzflossenthunfische haben dieses zarte, rote Fleisch, das am besten roh schmeckt. Heute um 12.00 h als Mittagessen mit frischer Gurke als Beilage.
Wir sind jetzt schon auf der Luvseite von Neukaledonien, kein Kapeffekt verstärkt den Wind – bei gut drei Beaufort, blauem Himmel und einem Haufen Riffe und Inselchen kreuzen wir gemütlich bis zum Ilot (Inselchen) Moro, schon im Schutz der großen Ile des Pins. Ein kleines Privat-Riff mit nur einer schmalen Passage bildet zusammen mit dem weißumstrandeten Moro eine winzige Lagune, zwei kleine Tagesausflugsboote und eine englische Yacht müssen noch den Anker lichten, bevor wir dieses kleine Paradies mal wieder ganz für uns alleine haben. Pina-Colada aus frischen Früchten zum Sundowner, Prosit!!

20.10.2002

Sonntag, 20. Oktober 2002

20.10.2002

Sonntag, 20.10.02 – Ein Inseltag. Auf unserer Insel. Monika lugt beim Strandspaziergang Mal eben um die Ecke und entdeckt in der Baie de Kuto (was ein theoretisches Tagesziel gewesen wäre!) ein Kreuzfahrtschiff! Touristen!! Da bleiben wir natürlich lieber noch einen Tag liegen, zumal die „Orinoco“ uns gewittert hat und die einsame Lagune nun mit uns teilt. Der Nachmittag vergeht mit Holz sammeln und Korallenschlangen (sehr giftig, aber wegen des winzigen Maules harmlos!) beobachten, und am Abend gibt es ein prima Lagerfeuer mit ein paar echten Gruselfaktoren: die Möwen schreien und maunzen und heulen auf Ihren Rastplätzen wie Kinder oder Welpen – und ein paar große Krabben fühlen sich magisch vom Feuer angezogen. Aber Angst gibt es natürlich keine, die wird nämlich einfach weggesungen, Wolfgang hat ja die Gitarre und Sabine eine Flöte bei!

21.10.2002

Montag, 21. Oktober 2002

Montag, 21.10.02 – Noch ein perfekter Inseltag: Galafrühstück unter dem Sonnensegel, schnorcheln am Riff, faulenzen, lesen, Möwen und Seeadler beobachten, Pizza essen, Uno spielen – fertig!

22.10.2002

Dienstag, 22. Oktober 2002

Dienstag, 22.10.02 – Da musste der Anker ja gut halten, wenn er von einem großen Oktopus (mit Herzmuschelmütze!) persönlich festgehalten wird! Erst, als sich mein Bug in Richtung Riffpassage dreht und Wolfgang schon den Fotoapparat und den Bootshaken holen will, da entschließt sich der neugierige Saugfüßler nach einem letzten Blick an Deck doch noch zum Plumps zurück ins Wasser! Sachen gibt’s!
Auf dem kurzen Stück zur Baie de Kuto (jetzt endlich ohne Kreuzfahrtschiff!)beißt der nächste Thunfisch! Abendessen schon gesichert! Vorher gibt es aber noch einen musikalischen Sundowner auf der „Tilly Whim“, Tom übt immer fleißig Ukulele und ist seit dem ersten gemeinsamen Bordkonzert im Juni auf Fiji süchtig nach dem „Drunken Sailor“ und all den anderen simplen Songs, die mein Skipper so klampft.

23.10.2002

Mittwoch, 23. Oktober 2002

Mittwoch, 23.10.02 – Monika, Sabine und Christian schauen sich die Ile des Pines mit ihren großen Lagunen vom höchsten Gipfel aus an, Wolfgang meldet sich fußkrank und passt derweil auf Jonas und Leon auf. In der Nachbarbucht planscht ein Dugong, am Ankerplatz sind ein paar große Schildkröten und ein kleines Hotelresort hat eine Bar mit einer Kühltruhe voller Eis! Speiseeis natürlich! Einem wundervollen Tag steht also nichts im Wege!

24.10.2002

Donnerstag, 24. Oktober 2002

Donnerstag, 24.10.02 – Die Neukaledonier behaupten ja, von der größten Lagune der Welt umgeben zu sein. Am südöstlichen Eck dieser riesigen Riff- und Insellandschaft liegt die Ile des Pines, die wiederum eigene, flache Lagunen um sich herum hat. Wenn die Sonne hoch genug steht ist es aber möglich, sich eine Weg zwischen den Riffen hindurch zu suchen, wenn es wie heute (und überhaupt in all den Wochen seit Ankunft in Neukaledonien!) fast wolkenlos ist, dann geht das sogar recht gut. Nur genau gegen das Licht kann man die Wassertiefe nicht am Blau- bzw.- Grünton abschätzen, weil die Sonne da zu sehr blendet. Nach einem spannenden Korallenstockslalom mit selten mehr als vier Meter Wasser unter dem Kiel gelangen wir so von der südwestlichsten Bucht zur Nordspitze der Ile des Pines. Und zwischen einem Haufen winziger Inselchen liegt ein rundum geschützter Lagunenankerplatz, der einfach atemberaubend schön ist.

25.10.2002

Freitag, 25. Oktober 2002

Freitag, 25.10.02 – Monika und Wolfgang packen das Beiboot voller Geraffel: Schnorchelzeug, Dhingianker, Badeschuhe, Proviant, Bücher, Wasser, Bier, Sonnencreme, Handtücher, Reservetank… und dann starten die beiden zur großen Lagunenerkundungsexpedition. Eigentlich wollen sie an jedem Strand und auf jedem Inselchen einmal anhalten, aber das geht ja gar nicht an nur einem Tag! Dann eben nur an den schönsten Stränden und auf den schönsten Inselchen! Auf dem Weg von Privatparadies zu Privatparadies gleitet das Beiboot über quietschblau blühende Geweihkorallen – und zweimal entpuppt sich ein kleiner Korallenstock als großer Rochen!
Bei Sonnenuntergang trudeln die beiden wieder hier an Bord ein, rechtzeitig zur Strandparty, die von den anderen Fahrtenseglern gerade vorbereitet wird. Ein gutes halbes Dutzend Segelboote aus aller Herren Länder hat sich eingefunden, „Whiskers“ aus Südafrika und „Four Winds“ aus den USA kennen wir schon seit zwei Jahren – und die anderen sind eben einfach neue Freunde!

26.10.2002

Samstag, 26. Oktober 2002

Samstag, 26.10.02 – Die Lagune lässt zum Abschied die kleine „Hauswolke“ der Ile des Pines grün schimmern, ein leichter Nordostwind füllt meine Segel und zieht uns leise durch das glatte, riffgeschützte Wasser zurück zum „Festland“. In der Baie de Prony sorgen mehrere Flüsse für dichten Dschungel auf roter Erde – welch ein Kontrastprogramm zum weißen Korallensand und den eher lichten Palmenhainen der flachen Laguneninselchen!
Ein Singvogelkonzert mit Bassbegleitung durch einen Wasserfall irgendwo dahinten ersetzt die Bordmusik in ansonsten mal wieder perfekter Einsamkeit.

27.10.2002

Sonntag, 27. Oktober 2002

27.10.2002

Sonntag, 27.10.02 – Wasserfall?! Süßwasser?! Whirlpool!!! Um 10.00 h ist das Beiboot klar zur nächsten Expedition und um 10.30 h sitzen Crew und Skipper in der Freiluftbadewanne!
Frisch duftend kann sich der Skipper ja wieder unter Menschen wagen, deshalb werde ich aus der Einsamkeit drei Meilen bis zu einer kleinen Insel (Ilot Casy) verholt, auf der ein paar Schweizer ein sehr schönes Hotelresortchen gebaut haben. Ein Spaziergang auf dem Waldlehrpfad (!) vertreibt die Zeit bis zum ersten „Auswärtsessen“ dieses Törns, denn leider hat kein Fisch gebissen, nur um mich herumgesprungen sind sie, wie um uns zu ärgern, aber wir kriegen schon wieder mal einen von euch Lümmels…!

28.10.2002

Montag, 28. Oktober 2002

Montag, 28.10.02 – Zwei typische Landschaftsformen gibt es in Neukaledonien: Rote Berge mit grünen Wäldern auf der Hauptinsel – und die Lagunen mit den weißstrandigen Kitschinselchen. Und heute haben wir beides, denn durch den Canal de Woodin an der Südseite der Hauptinsel geht es weiter in den Südwestteil der Lagune bis zur Ile Amedée. Dazwischen liegen 30 leichtwindige Meilen und ein schöner Wahoo (Riffhecht, ca. 6 kg) an der Angel!
Auf der Ile Amedée steht ein großer Leuchtturm aus den Kindertagen des maritimen Stahlbaus, deshalb ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel – und außerdem Naturschutzgebiet. Über Nacht bleibt aber kaum jemand, als wir ankommen, legt das letzte Touristenboot gerade ab und überlässt Monika am Ruder eine reichliche Auswahl an Mooringbojen, da braucht mein Skipper keine Angst haben, dass mein Anker die Korallen zerstört.

29.10.2002

Dienstag, 29. Oktober 2002

Dienstag, 29.10.02 – Leider kann der Leuchtturm nur an den Wochenenden besucht werden, weil dann ausreichend Publikumsverkehr ist, trotzdem lohnt sich der morgendliche Inselspaziergang, in 15 Minuten ist man ja auch schon einmal rundherum! Trotz Slalom durch die Korallenschlangen!
Und dann sind es nur noch zwölf Meilen bis nach Noumea. Schon wieder ein Törn zu Ende, der letzte Südseeurlaubstörn dieser Weltumsegelung, es ist ja kaum zu glauben!
Ich bekomme den Bauch voller Diesel und dann einen schönen Liegeplatz in der Marina, Monika und Wolfgang verspachteln den Rest vom Wahoo, uns geht’s gut!

30.10.2002

Mittwoch, 30. Oktober 2002

30.10.2002

Mittwoch, 30.10.02 – Monika fällt eine prima Entscheidung: Sie segelt mit nach Neuseeland! Super!!

31.10.2002

Donnerstag, 31. Oktober 2002

Donnerstag, 31.10.02 – Spontane Entscheidungen zur Verlängerung der Kür entbinden leider nicht vom üblichen Pflichtprogramm: Ich bekomme meine Törnendreinigung, zur Belohnung gönnen sich Crew und Skipper am Abend eine „Night out in Town“!

01.11.2002

Freitag, 01. November 2002

Freitag, 01.11.02 – Leider bekommt der Skipper dadurch nicht die Ankunft des Ersten Bordingenieurs mit, weil er um 02.00 h in der Frühe tief und fest schläft. Erst bei Tageslicht können Wolfgang und Monika meinen „Ersten“ dann begrüßen. Dieter bringt mal wieder taschenweise neue Ausrüstungsgegenstände aus Warstein mit, da bin ich ja mal gespannt, was ich dieses Mal eingebaut bekomme! Als erstes bekommt er aber einen Job als Babysitter, denn die „Orinoco“ ist ebenfalls angekommen, und während mein Senior und die „Orinoco“-Junioren hier in den Kojen schlummern, kann sich die mittlere Generation sorgenfrei in Noumeas Nachtleben stürzen.

02.11.2002

Samstag, 02. November 2002

Samstag, 02.11.02 – Wolfgang bohrt einmal das Außenlautsprecherkabel an und Dieter misst solange und so genau, bis der neue Wechselrichter einen Zentimeter zu tief sitzt! Aber die beiden kleinen Pannen sind dann auch noch schnell behoben – und ich habe jetzt einen bordeigenen 240 Volt Anschluss! Da könnt ihr demnächst alle eure elektrischen Zahnbürsten mitbringen! (Und natürlich eure Akku-Ladegeräte für die Videokamera etc.!)

03.11.2002

Sonntag, 03. November 2002

Sonntag, 03.11.02 – Zur Belohnung gibt es einen tollen Sonntagsausflug zum Kulturzentrum! Das ist eine wunderbare, von Renzo Piano entworfene Anlage mit diversen Ausstellungen, Bibliotheken, mit einem großen Freigelände undundund. Viel zu viel für nur einen Tag!
Abends kocht Monika Nudeln für alle, zu noch mehr Programm kann sich niemand mehr aufraffen. Wobei zwei Briefträger spielende und über Salonbänke rasende Kinder ja auch Aufregung genug sind!