Von Auckland nach Auckland – Dezember 2001

30.12.2001

Sonntag, 30. Dezember 2001

Sonntag, 30.12.01 – Fast noch in der Boxengasse werden die Segel gesetzt, kräftiger Westwind zieht mich 28 Meilen weit bis nach Kawau, einfach ein schöner Segeltag mit einem ruhigen Ankerplatz – was will man mehr nach all der Hektik von Auckland!

31.12.2001

Montag, 31. Dezember 2001

31.12.2001

Montag, 31.12.01 – Weiterhin recht kräftiger WSW-Wind, dazu endlich mal so richtig blauer Himmel, die Fock an Steuerbord ausgebaumt, das Großsegel im ersten Reff und an Backbord mit dem Bullenstander gesichert – eine wunderbare Reise zum Great Barrier Island.
Wo vor gut zwei Wochen gerade mal drei, vier Schiffe lagen, da sind jetzt Dutzende!
Die Kiwis lieben ihre Weihnachtsferien, und am meisten lieben sie sie auf dem Wasser! Aber beim Spaziergang durch den Urwald sind meine beiden Jungs dann schon wieder alleine – und zur Sylvesterparty im Boat-Club ist ein bißchen Gesellschaft ja nicht verkehrt.
Holger tanzt zur Live-Musik einer witzigen Damen-Band ins neue Jahr, der Skipper lässt den Sektkorken fliegen und grinst sich eins, weil ihr da oben noch zwölf Stunden warten müsst, bis das neue Jahr beginnt!

01.01.2002

Dienstag, 01. Januar 2002

Dienstag, 01.01.02 – Frohes neues Jahr! Möge es euch allen Erfolg und Gesundheit bringen, damit ihr hier problemlos und sorgenfrei mitsegeln könnt! Holger und Wolfgang entschwinden zum Wandern in den Urwald, die Pfade sind auch einfach zu schön. Holger dreht sogar noch eine Extra-Tour am Nachmittag, weil er noch zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Ostseite der Insel will.
Beim Rückweg nimmt er ein Bad in einem kühlen Wasserfall und gibt sich dabei „eine Blöße“, denn wer rechnet um 17.30 h noch mit anderen Wanderern?!
Die kommen aber natürlich trotzdem – und zwar in Gestalt zweier aufgestylter Motorbootfahrerinnen! Holger möchte die Damen natürlich nicht erschrecken (bzw. enttäuschen, denn das Wasser ist ja wie gesagt recht kühl…), irgendwann begreifen die beiden die Situation dann auch und entfleuchen entrüstet!
Wolfgang versucht währenddessen stundenlang, bei Freunden und Familie in Deutschland anzurufen, was aber wegen hoffnungslos verstopfter Leitungen völlig mißlingt. Aber zum Glück gibt es seit 1897 einen Brieftaubendienst auf Great Barrier Island!
Und so kommen die Neujahrsgrüße dieses Jahr tatsächlich auf echt gefiederten Flügeln nach Deutschland (zumindest das erste Stück bis nach Auckland!). Vielleicht rüsten wir hier an Bord um, von Nera-Inmarsat-Telefon auf Taubenschlag!

02.01.2002

Mittwoch, 02. Januar 2002

Mittwoch, 02.01.02 – Ablegen vor dem Frühstück, weil über 40 Meilen vor dem Bug liegen.
Im warmen Licht des Sonnenaufgangs durch die Südausfahrt. Eine Kitschpostkarte an der anderen: bizarre Miniinseln, hingestreute Felsen, ein unaufgeräumter Zyklopenspielplatz, durch den sich vorsichtig und unwirklich winzig ein paar weiße Segel tasten.
Bei strahlend blauem Himmel übernimmt „Gustav“ das Ruder, Holger und Wolfgang lesen und faulenzen, leider reicht der Wind erst am Nachmittag zum Segeln, aber da ist das Tagesziel schon fast erreicht: Um 17.15 h ankern wir hinter Waiheke Island in der Waiti Bay.
Ein paar riesige Pohutukawa-Bäume und die schroffen Lavaformationen am Ufer locken meine Mannschaft zum abendlichen Strandspaziergang.

03.01.2002

Donnerstag, 03. Januar 2002

Donnerstag, 03.01.02 – Holger übernimmt den Ausguck und Wolfgang verbringt den Vormittag am Funkgerät, weil er so langsam mal wissen will, wann genau denn die Volvo-Ocean-Racer ihren Zieleinlauf haben?
Und wo – bitteschön – denn überhaupt die Ziellinie ist?
Und wenn das schon weder der Hafenmeister noch die Küstenwache wissen, dann müsste doch wenigstens der veranstaltende Club bekannt sein?
Beim R.N.Z.Y.S. meldet sich niemand – bedeutet das irgendwas?
Auckland Maritime Radio behauptet dann: Zieleinlauf nicht vor 19.00 h.
Wolfgang: „Ortszeit oder UTC?“
Auckland Maritime: „I don’t know, stand by on this channel please!“ und eine weitere halbe Stunde später: „Local time – but you better confirm somewhere else!“
Jedenfalls Zeit genug für einen wunderschönen Zwischenstopp an der Südseite von Rakino Island, Inseln gibt es hier ja nun mehr als reichlich.
Wolfgang versucht es über die Westhaven Marina, neueste Information: die ersten kommen so gegen 04.00 h Ortszeit morgen früh, weil sie alle in der Flaute am Nordkap (natürlich nicht in Norwegen, sondern an der Nordspitze Neuseelands!!!) festhängen.
Eine blödere Uhrzeit ist ja wohl kaum vorstellbar!
Anker auf, neuer Kurs – Westhaven Marina. (Unterwegs wenigstens die Megayacht „Silvertip“ unter Blister für ein paar tolle Fotos!)
Am Steg V hat sich schon der deutsche Fanclub versammelt: Die „Nomzamo“ mit Jutta und Heiner ist extra hergesegelt, Silke und Hermann von der „Hanta Yo“ sind mit dem Auto von Tauranga hergefahren, Wolfgang („Largo Star“) und Gerold („Momo“) sind ja sowieso noch da. Nach dem Willkommensumtrunk am Liegeplatz wird beschlossen: Heute gehen alle früh schlafen, morgen wird’s ein langer Tag!

04.01.2002

Freitag, 04. Januar 2002

04.01.2002

Freitag, 04.01.02 – Die Kneipe „Loaded Hog“ (direkt am Champagner-Steg, wo die Yachten nach dem Zieleinlauf festmachen!) öffnet für die tapfersten Fans (Gerold, Jutta, Silke, Heiner, Hermann) schon um 03.30 h.
Zum Trost, denn die erste Yacht („Assa Abloy“ , Schweden) läuft doch erst um 07.50 h ein, und da sind Holger und selbst Wolfgang dann auch schon wach und partyklar!
Als zweite kommt die „Amer Sports One“ ins Ziel, und danach mit nur wenigen Minuten Abstand (was nach acht Tagen auf See ziemlich unglaublich ist!!!) die „Tyco“ und dann die „illbruck“.
Die „illbruck“ hat lange auf dem dritten Platz gelegen, und Heiner und Wolfgang regen sich ziemlich auf, weil doch jeder weiß, dass man hinter Tiri Tiri Island in der Flaute hängen bleibt! Wofür ist hier an Bord ein Satellitentelefon, wenn die Jungs von der „illbruck“ es einfach nicht für eine fundierte Regattaroutenberatung/planung nutzen?!
Oder wäre das verboten gewesen?
Holger schummelt sich mit zwei deutschen Touristinnen auf den Champagner-Steg und lässt sich sektbesudelt von der ARD filmen, der Rest des Fanclubs baut im „Loaded Hog“ einen Stammtisch mit den deutschen Flaggen auf, schließlich führt die „illbruck“ ja noch im Gesamtklassement.
Der Rest des Tages vergeht natürlich mit Hafenfest, Megayachten (z.T. mit Baketballfeld!) bestaunen und Kneipenbummel. (Obwohl: Holger schafft am Nachmittag noch einen ganz seriösen Besuch im Aquarium!) Für ganz kurzentschlossene Regattafreaks: Es gibt hier noch freie Törnplätze zum nächsten Etappenstart am 27.01.02!!

05.01.2002

Samstag, 05. Januar 2002

Samstag, 05.01.02 – Eine kräftige Brise aus SW zieht uns „mal eben“ 45 Meilen weit in sieben Stunden.
Traumhaft.
Cape Colville bildet die (mal wieder spektakuläre) Nordspitze der Koromandel-Halbinsel, dahinter liegen zwei Ankerbuchten, in der südlichen (Port Charles) sind die Fallböen aus den immerhin fast 1000 m hohen Moehau-Bergen nicht ganz so heftig, also bleiben wir dort und genießen die Stille und die Einsamkeit.

06.01.2002

Sonntag, 06. Januar 2002

Sonntag, 06.01.02 – Es regnet.
Außerdem kein Wind.
Und trotzdem ist es ein wunderbarer Tag, denn wo sonst geht der Kurs entlang rosafarbener Strände, lila-grüner Hügel, schwarzer Felsen und kleiner Inseln, die alle mindestens ein Loch zum Durchschauen haben?! In Whitianga gibt es eine neue Marina, Magnetkarten für den Sanitärbereich liegen in einem kleinen Schließfach extra für die Gäste, die Zahlenschlosskombination weiß die Küstenwache – da kann man nicht über mangelndes Organisationtalent der Kiwis meckern!

07.01.2002

Montag, 07. Januar 2002

Montag, 07.01.02 – Holger macht einen Ausflug zum Hot Water Beach (mit Thermalquellen: Strand mit Fußbodenheizumg also!) und lernt dabei eine deutschstämmige Familie kenne, die ihn gleich adoptiert und praktischerweise auch chauffiert. Prima!
Wolfgang schaut sich derweil das Heimatmuseum an: Capt’n Cook, die ersten Siedler, der Kauri-Kahlschlag, Relikte von den vielen Wracks in der Gegend, die alte Schul-Schreibmaschine – nett!
Am Nachmittag wird wieder gesegelt: Eine wunderbare Kreuz an der Cathedral-Cove (eine berühmte große Höhle in einem Felsen) vorbei, dann weiter durch den Inselgarten um den Old Man Rock herum bis zum Huruhi Harbour auf Mercury Island.
Ein wunderbarer kleiner Naturhafen, zwei schöne, versteckte Ferienvillen am Ufer, die hauptsächlich wegen des Hubschrauberverkehrs (?!) auffallen, Schafe auf der Weide – nur leider gut 30 andere Yachten, denen es hier auch gefällt…

08.01.2002

Dienstag, 08. Januar 2002

Dienstag, 08.01.02 – Die meisten anderen Yachten motoren, weil der Wind nur schwach ist. Aber mir macht das nichts aus, Wolfgang behauptet ja immer, das ich aus nix noch Fahrt mache.
Wenigstens ein bißchen Fahrt… so dauert es halt etwas länger, bis der Anker in Whangaparapara fällt, macht aber viel mehr Spaß, das Abendessen wird dann eben schon unterwegs gekocht! Wir sind jetzt wieder auf Great Barrier Island, allerdings an der Südwest-Ecke – auch schön!

09.01.2002

Mittwoch, 09. Januar 2002

Mittwoch, 09.01.02 – Holger wandert morgens zu den heißen Quellen, die auf unserer Great-Barrier-Attraktions-Abhakliste noch fehlen, danach rasen wir quer über den Hauraki-Golf: Bei fünf Beaufort aus dem Norden und Kurs Südwest laufe ich eigentlich ständig und locker über sieben Knoten, das macht Spaß!
Aber leider hat sich durch die schöne Brise etwas Schwell bis in die Mansion-House-Bay auf Kawau geschlichen, deshalb müssen wir zum Ankern bis in den hinteren Teil vom Bon-Accord-Harbour. Da liege ich aber völlig geschützt auf fünf Meter Wassertiefe, soll die angekündigte Warmfront mal ruhig kommen!

10.01.2002

Donnerstag, 10. Januar 2002

10.01.2002

Donnerstag, 10.01.02 – Schon vorbei, die Warmfront. Ein paar Regentropfen in der Nacht, heute wieder blauer Himmel und morgens noch Flaute: Zeit für die nächste Wanderung.
Der Einfachheit halber düsen Holger und Wolfgang mit dem Beiboot zurück zur Mansion-House-Bay und erkunden von dort aus den alten Gouverneurs-Sitz und die tollen Wanderwege zu einer alten Kupfermine. Die thermische Nachmittagsbrise passt dann prima, um noch eben 25 Meilen bis nach Rangitoto zu segeln. Irgendwie setzt sich das hier so langsam als Tagesgrundschema durch: Morgens Sehenswürdigkeiten abklappern/Wandern und nachmittags mit zwischenzeitlich aufgekommenem prima Segelwind bis in die nächste schöne Bucht sprinten, heute bis zur Islington Bay auf Rangitoto!

11.01.2002

Freitag, 11. Januar 2002

Freitag, 11.01.02 – Rangitoto ist der neueste Teil Neuseelands: erst vor 800 Jahren hat sich dieser kleine Vulkan aus dem Meer erhoben, und erst seit 600 Jahren ist er soweit fest und abgekühlt, dass man darauf herumklettern kann.
Was meine Mannschaft natürlich ergiebigst tut, vom Gipfel am Kraterrand (249 m) hat man einen wunderbaren Rundumblick über die Hafenbucht von Auckland und über den ganzen Hauraki-Golf.
Am Nachmittag sind es dann nur noch ein paar Meilen bis zum Liegeplatz in der Westhaven-Marina. Allerdings spannende Meilen, weil der Frachter „Contship“ plötzlich auf Kollisionkurs liegt, weshalb wir ihn passieren lassen, worauf der Frachter plötzlich Fahrt verliert, was wiederum zu Kollisionskurs führt. „Hat wohl irgendwelche Probleme“ murmelt Wolfgang.
Und richtig – nach dem Anlegen und nach dem Abendessen, also beim Absacker in der Kneipe „Loaded Hog“, da sagt ein Kiwi zu meinem Skipper: „Ich kenne noch einen Deutschen, er heute mit dem Boot reingekommen ist, der steht da hinten an der Theke!“ Herrmann, der Contship-Kapitän! (Übrigens hatte nicht sein Schiff ein Problem, sondern dasjenige, das noch auf dem anvisierten Liegeplatz lag, deshalb das merkwürdige stop-and-go!) Und das war dann schon wieder das letzte Abenteuer auf diesen 324 Meilen…

12.01.2002

Samstag, 12. Januar 2002

Samstag, 12.01.02 – Das übliche Großreinemachen und ein verspätetes Abschiedsessen, weil Holgers Flieger erst morgen abhebt. „Largo-Star“-Wolfgang und „Momo“-Gerold verstärken meine Crew zum Bummel durch Posonby.
Und wenn ihr euch vorstellen könnt, das es als Vorspeise „Grünlippige Muscheln in Zitronen-Kokos-Sauce mit Hühnerhautknödeln“ gibt, dann könnt ihr euch auch vorstellen, wie lustig der anschließende Kneipenbummel noch ist. Und wenn nicht – dann eben nicht!

13.01.2002

Sonntag, 13. Januar 2002

Sonntag, 13.01.02 – Holger kann hoffentlich im Flieger entspannen, Wolfgang entspannt sich derweil irgendwo in Auckland, der Lümmel…

14.01.2002

Montag, 14. Januar 2002

Montag, 14.01.02 – Gerold lädt zu Rinderrollbraten an diversem Babygemüse etc, und vor allem, er hat ein Skatspiel an Bord, weshalb er und die beiden Wolfgangs nach jeweils jahrelanger Abstinenz bis in die Puppen Skat kloppen.
Grüße an alle Warsteiner, die zu Skippers Schulzeit unter seinen Skatkenntnissen (grauenhaft!!!!) leiden mussten! Hat sich nicht viel geändert, nach kurzer Führung verliert er sang- und klanglos…

15.01.2002

Dienstag, 15. Januar 2002

15.01.2002

Dienstag, 15.01.02 – Und weil nicht nur das Skatspielen, sondern vor allem auch das Kochen (und natürlich das anschließende Essen…) so viel Spaß gemacht hat, wird es heute hier an Bord wiederholt.
Sylvia Schuster (München) und Robi Sulzbacher (Zürich) sind gerade als neue Crew eingetrudelt und können kaum fassen, was hier alles gebrutzelt wird:
Als Vorspeise Grünlippige Muscheln in Weißwein-Kräuter-Sud, dazu frisches Knoblauchbrot; als Zwischengang dann ein wenig Sushi, hauptsächlich mit Krabben. Das alles mit Sonnenuntergang im Cockpit.
Zum Hauptgang wird dann in den Salon verholt, es gibt handgemachte Königsberger Klopse! Dazu natürlich frischen Gartensalat.
Als erste Nachspeise flambiert Gerold eine halbe Ananas (vorher natürlich in Honig gebraten!), als zweite Nachspeise flambiert er die zweite halbe Ananas (und weil das mit dem Flambieren so gut geklappt hat, nimmt er diesmal etwas mehr Rum, was beim Skipper Stirnrunzeln und besorgte Blicke zur Deckenverkleidung hervorruft…ist aber alles in Ordnung!), und als dritte Nachspeise gibt es frischgebrühten Espresso mit echter Schweizer Schokolade, die Robi schmuggeln konnte!
Guten Appetit!

16.01.2002

Mittwoch, 16. Januar 2002

Mittwoch, 16.01.02 – Damit der einmal gesetzte Kochstandard hier an Bord für die nächsten 14 Tage gehalten werden kann, plündern Sylvia und Robi erstmal den Supermarkt.
Trotzdem bleibt heute hier an Bord die Küche kalt, denn am Abend geht es zum Stadtbummel nach Ponsonby und später noch zum Absacker ins „Loaded Hog“ im Innenhafen.