Donnerstag, 28.03.02 – Irgendwas ist auf Schiffen ja immer zu tun: mein Skipper durchforstet erst die Bordapotheke und dann die Abgründe seiner Kabine… unglaubliche Abenteuer in den Tiefen des Schrankes… romantische Erinnerungen bei der Entdeckung eines Adressbuches aus dem Jahre 1983… Wiedersehensfeiern mit totgeglaubten Kugelschreibern…
Freitag, 29.03.02 – Uwe und seine „Fan Fan“ sind gerade aus Grönland angekommen. Mal eine ganz andere Törnroute – nur wenige Zwischenstopps und viel Einsamkeit auf langen Strecken über grooooße Ozeane! Zur Zeit ist aber seine Freundin Liona für ein paar Wochen an Bord, und um das Einhandseglerleben noch ein wenig mehr zu erheitern, kocht Wolfgang ein feudales Abendessen für alle! Die anschließenden Lügengeschichten bei Wein und Bier dauern bis weit nach Mitternacht…
Samstag, 30.03.02 – …deshalb wird der heutige Samstag mal wieder zum Ausruhen benötigt! Wodurch der Skipper allerdings am Abend wieder fit genug für eine „night out in town“ ist…
Sonntag, 31.03.02 – … und wodurch der Skipper zu unglaublichen Uhrzeiten an den unmöglichsten Stellen zum Eiersuchen herumstreunt (und fündig wird…)! Frohe Ostern!!! David hat zum Lammbraten auf die „Beacon“ eingeladen, acht Segler(innen) aus sechs Ländern erzählen sich die üblichen „lies and tales“ und machen Musik auf kubanischen Rhythmusinstrumenten: „Beacon“ war als eine der ganz wenigen Yachten im Jahr 2000 auf der gleiche Route wie ich unterwegs, also über Kuba in die USA und dann wieder über Kuba nach Panama. Leider haben wir uns da nie kennengelernt, obwohl wir uns teilweise nur um wenige Tage verpasst haben!
Montag, 01.04.02 – Der Ostermontag wurde ja wohl extra als Entspannungstag nach all den schweren Osterfeierlichkeiten eingeführt!
Dienstag, 02.04.02 – Heute ist aber wieder regulärer Arbeitstag und Wolfgang wechselt alle meine Dieselfilter, ohne dass es zu Bilgendieselüberschwemmungen kommt! Herzlichen Glückwunsch!
Mittwoch, 03.04.02 – Eigentlich sollte Dieter (Wolfgangs Vater) ja schon heute ankommen, weshalb Wolfgang noch wild in der Achterkabine staubsaugt. Aufgrund des üblichen innerfamiliären Kommunikationsproblems stellt sich der heutige Mittwoch aber als Abreisetag heraus, bis zur Ankunft des ersten Bordingenieurs dauert es also noch den ganzen…
Donnerstag, 04.04.02 – … lang, bis Dieter aus Warstein endlich am
Freitag, 05.04.02 – … vormittags mit kiloweise Schokolade im Gepäck in der Westhaven Marina ankommt und schwer begeistert mein neues Erscheinungsbild bewundert. Er behauptet, ich sähe in rot viel größer aus!
Anschließend Stadtbummel zur Reanimierung der Beinmuskulatur nach 23 Stunden Flugzeit.
Samstag, 06.04.02 – Dieter muss sich ja noch im Yachtclub die „olle Kanne“ anschauen, deretwegen hier ein gutes Dutzend sehr, sehr, sehrsehrsehrsehr teuererer Yachten Kringel umeinander fahren. Für Euch zum Urlaub planen: Die Ausscheidungsrennen (der Louis Vuitton Cup) starten schon am 01.10.02 und ziehen sich bis zum 21.01.03. Nach ein paar Wochen Pause starten dann die eigentlichen America’s Cup Matchraces zwischen Herausforderer und Neuseeland als Verteidiger am 15.02.03!! Am 01.03.03 sollte dann Siegerehrung sein, falls nicht Wind und Wetter eine Verlängerung erfordern. Genauer Törnplan folgt demnächst!
Sonntag, 07.04.02 – Das schwedische Team übt sogar am heiligen Sonntag, und sie kommen extra für unsere Fotos ganz nah an uns heran, ich segele also schon wieder!
Kräftige Böen aus dem Südwesten ziehen mich nur unter Fock nach Norden, Dieter sieht die ersten Pinguine seines Lebens in freier Wildbahn – und später, beim Spaziergang über Kawau auch die ersten Känghurus! Beide Male zwar nur kleine Sorten (Blaue Zwergpinguine und Wallabys), aber genug, um auch aus Dieter einen neuen Neuseelandfan zu machen!
Montag, 08.04.02 – Während Wolfgang mit Ellen telefoniert, rutscht eine Möwe das Solarpaneel hinunter. Viel Gelächter also schon zum Frühstück!
Unter Blister gleite ich 33 Meilen über den Hauraki-Golf und später unter Groß und Fock zwischen den Broken Islands und durch die schmale Südeinfahrt hindurch in den Naturhafen Port Fitzroy auf Great Barrier Island. Ein Dreimaster und ein paar einheimische Yachten liegen verstreut über die unzähligen einsamen Buchten dieses kleinen Binnenrevieres und genießen den herbstlichen Sonnenuntergang. Da schließen wir uns einfach an!
Dienstag, 09.04.02 – Übungswandertag: Zuerst am Wasserfall entlang und dann weiter über den Old Lady’s Walk zum Lookout-Rock. Haushohe Baumfarnwälder, Dschungelschluchten und Kiefernhänge. Neuseeland von seiner schönsten Seite! Das macht hungrig, und deshalb (auch als Grundlage für morgen!) gibt es als Dinner dicke Steaks im Boat-Club.
Beim Nach-Hause-Paddeln löst kräftiges Meeresleuchten die Grenze zwischen Wasser und Sternenhimmel auf: freudiges Blinken unten, oben, rechts, links und besonders in der Milchstraße und im Kielwasser. Überall. Unbeschreiblich.