Von Auckland nach Sydney – März 2003

05.03.2003

Mittwoch, 05. März 2003

Mittwoch, 05.03.03 – Martin poliert mein Unterwasserschiff, während meine Besatzung mich an und unter Deck auf Hochglanz bringt. Wie immer bei Crewwechsel, denn am Nachmittag stehen Dagmar Anemüller, Michael Merkl, Peter Zysno (waren alle drei schonmal hier an Bord!) und (flugtechnisch später in der Nacht) Klaus Noack im Cockpit: Willkommen an Bord! Roland bleibt noch, Uschi fliegt morgen, das ergibt trotzdem „volles Haus“ für den Törn nach Australien!

06.03.2003

Donnerstag, 06. März 2003

Donnerstag, 06.03.03 – Wolfgang braucht noch ein Visum für den fünften Kontinent, und ich muss natürlich noch vollgebunkert werden, was wegen des Margarine-Tauschens etwas länger dauert. Und damit (und mit dem gemütlichen Frühstück und dem abendlichen Stadtbummel…) ist der Tag eigentlich schon ganz gut angefüllt! Uschi lernt schon im Sammeltaxi ein paar Mitflieger kennen, da wünschen Skipper und ich nur herzlichst eine gute Reise und freuen uns auf das nächste Mal!

07.03.2003

Freitag, 07. März 2003

Freitag, 07.03.03 – Eine Reparatur habe ich vergessen zu erwähnen: Am Achterstag sind ein paar Haarrisse im oberen Terminal erkennbar, das wird noch ausgetauscht, bevor die Reise beginnt. Sicher ist sicher, dazu gehört natürlich auch noch die Sicherheitseinweisung für das neue Team. Aber danach geht es los! Wolfgang wirft noch schnell einen Kiwi-Dollar in den Hafen: Wir kommen wieder! Zum Einsegeln reicht dann eine gemütliche Kreuz bis hinter den Rangitoto, es wäre ja auch zu schade, an der Islington Bay vorbei zu segeln, zumal hier seit alters her alle Schiffe, die Auckland verlassen, noch schnell einen Zwischenstopp machen, damit die Crew ausnüchtert. (Die Crew, nicht der ohnehin ständig wachsame Skipper! Steht im Hafenhandbuch!)

08.03.2003

Samstag, 08. März 2003

08.03.2003

Samstag, 08.03.03 – Alles Gute zum Geburtstag, lieber Roland! Ist ein genialer Schachzug, fünf Wochen lang hier an Bord deinen …zigsten zu feiern! Zur Feier des Tages legt der Wind auf knapp sechs Beaufort zu, damit rasen wir bis nach Kawau, wegen der Wallabies, des alten Botanischen Gartens, des Heimatmuseums, wegen des guten Ankergrundes und wegen der Pommes mit Burger oder Steak, die sich der gülden bekränzte Roland zum Geburtstag wünscht, und die im Anglerclub ganz hinten im Scheitel der Bucht serviert werden. Außerdem gibt es da einen Billiardtisch, Roland darf gewinnen…

09.03.2003

Sonntag, 09. März 2003

Sonntag, 09.03.03 – Sturmwarnung, weil sich laut Wetterbericht direkt über dem Nordteil der Nordinsel (also hier!) ein Tiefdruckwirbel bilden soll. Böen bis 45 Knoten. Hafentag, schließlich gibt es ja den Anglerclub mit dem Billiardtisch. Und mit einem Fernseher, denn schließlich muss Dagmar „ihrem“ David Coulthard beim Großen Preis von Melbourne die Daumen drücken.

10.03.2003

Montag, 10. März 2003

Montag, 10.03.03 – Sturmwarnung, denn der Wetterbericht hat leider Recht. Hier an Bord kann man auch nicht so ganz viel machen, Michi und Klaus sortieren schonmal die Seekarten für Australien, der Rest pullt mit dem Beiboot an Land.
Am Abend freut sich die Kneipenbesatzung schon auf das traditionelle Neuseeland – Galateia-Billiardturnier!
Die Natur hat auch noch für ein Highlight gesorgt, denn der starke Wind bringt das Plankton in der Bucht auf jedem Wellenkamm (und davon gibt es bei Sturmwarnung ja auch in geschützten Gewässern wie hier durchaus reichlich!) hell zum Leuchten, außerdem leuchten das Kielwasser und die Riemenenden des Beibootes beim Pullen, und wenn ihr euch das jetzt als einziges Licht in einer windigen Bucht vorstellen könnt, dann könnt ihr euch auch vorstellen, wie gruselig es meiner Mannschaft beim Heimweg zurück hierher an den Ankerplatz zumute ist! Sechs Menschlein in einem Gummiboot, umgeben von schwarzem Wind und phosphoreszierenden Wellen…

11.03.2003

Dienstag, 11. März 2003

Dienstag, 11.03.03 – Wenn man hier in Neuseeland zum ersten Mal in eine Bar kommt, dann hat man später am Abend sicher ein paar neue Bekannte. Nach dem zweiten Abend hat man neue Freunde, und nach dem dritten Abend gehört man zur Familie. Beim Stromausfall wird zuerst das Schreckgespenst aktiviert, bevor der Notstromgenerator angeworfen wird, und nicht nur deshalb gerät der Sturm-Zwangsstopp auf Kawau zur Kiwi-Erfahrung ganz anderer Art, denn Miterleben ist besser als immer nur Zuzuschauen!

12.03.2003

Mittwoch, 12. März 2003

Mittwoch, 12.03.03 – Blauer Himmel! Schöne Brise aus Südwest! Anker auf und los! Nach dem Sturm ist der Wind noch nicht wirklich schön stabil, deshalb gibt es hier an Bord ein richtiges Manövertraining: Erst Fock und Großsegel, dann Passatbesegelung, also Fock und Genua ohne Groß, dann doch wieder das Groß mit der Fock, dann ein Reff in das Groß, und dann noch ein Reff in das Groß. Passend zum Abendessen beißen im Minutenabstand zwei Makrelen an der Heckangel, das gibt Kraft für die erste Dunkeltour dieser Reise, denn bis nach Opua in der Bay of Islands reicht das Tageslicht nicht. Am grandiosen Kap Brett ist es schon dunkle Nacht, was der Szenerie mit den schroffen Felsen, mit der durchlöcherten, vorgelagerten Insel (Piercy Island) und mit dem Leuchtfinger des Turms oben auf den Klippen aber nur zu noch mehr Dramatik verhilft.

13.03.2003

Donnerstag, 13. März 2003

Donnerstag, 13.03.03 – Mitternacht ist ja außerdem Geisterstunde. Dazu passt, das wir in die Bay of Islands hinein anluven müssen, der Wind also jetzt von vorne kommt, ich schön schräg liege und am Horizont im Westen der halbe Mond blutrot untergeht…
Um 06.00 h hat mich Roland bis in die Marina von Opua navigiert, am Vormittag wird erstmal ausgeschlafen, und für den Nachmittag steht ein volles Programm an: Meine Mannschaft besichtigt Waitangi, wo das moderne Neuseeland gegründet wurde. Außerdem müssen noch Lebensmittel gebunkert werden. Der Skipper erledigt derweil Klein – und Behördenkram: langfristige Wetterprognosen aus dem Internet, Einchecken in die Wetterfunkrunde mit Christian aus Russell, Zollformulare vorbereiten etc. Das vorerst letzte landgestützte Abendessen wird im freundlichen Opua-Cruising-Club verspeist, und dann genießen alle die letzte schwankungsfreie Nacht für die nächste Zeit…

14.03.2003

Freitag, 14. März 2003

Freitag, 14.03.03 – Australien, wir kommen! Der Zoll hat nichts einzuwenden, die Marinagebühren sind bezahlt, ich habe den Bauch voller Wasser und Diesel und das Wetter… das Wetter ist ein gewisses Risiko, weil der tropische Zyklon „Erica“, der gerade Noumea (Neukaledonien) zerbröselt hat, Kurs Südost einschlägt und am Sonntag 300 Meilen nordöstlich der Bay of Islands liegen soll. Was zu ertragen wäre. Wir hätten dann Südostwind, vielleicht einen Tag lang in Sturmstärke, aber bei „Kurs West“ müsste es gehen. Wenn Erica allerdings frecherweise weiter südlich zöge, dann wäre sie am Sonntag hier. Die Windrichtung wäre dann egal, denn bei 100 Knoten waagerecht ist alles egal…
Vorerst lädt aber eine leichte Brise aus Süd zum kleinen Inselbummel durch den verwunschesten Teil der Bay of Islands ein. Danach zieht mich der Blister nach Norden, zunehmender Wind am Nachmittag sorgt für ein paar Trainingssegelwechsel – und um 02.30 h am

15.03.2003

Samstag, 15. März 2003

15.03.2003

Samstag, 15.03.03 – …liegt das Nordkap querab. Wolfgang schnuppert nochmal den Festlandsgeruch von Harz und Honig und meldet uns ganz korrekt bei der Küstenwache ab, und die nächste Wache (Dagmar und Roland) darf sich dann am Kap Reinga, dem nordwestlichsten und exponiertesten Eck Neuseelands endgültig von meiner Wahlheimat der letzten zwei Südsommer verabschieden. War eine tolle Zeit…
Tagsüber kommen ein paar Delfine und mehrere Albatrosse zum Flossen- bzw. Flügelwinken vorbei. Und bei diesem Anblick hängt halt ein jeder ein wenig seinen Gedanken nach. 1000 Meilen bis nach Sydney. Unabhängig von aller Träumerei ist natürlich die Heckangel im Einsatz, ein großer Albacore-Thuna (Klaus heldenhaft am Gaff!!) sorgt für vier große Filets, das erste gibt es wie immer in feine Scheiben geschnitten, roh, nur mit Wasabi-gewürzter Soja-Sauce…

16.03.2003

Sonntag, 16. März 2003

Sonntag, 16.03.03 – Erica hat ein Einsehen mit uns und zieht in Richtung Kermadec-Islands. Das ist zu weit nördlich, um uns zu stören! Entwarnung also fürs Erste – und deshalb Zeit, euch den Wachplan zu erklären: Nachts wird alle drei, tagsüber alle vier Stunden gewechselt, bei den drei eingeteilten Wachen (Dagmar und Roland, Michi und Peter, Wolfgang und Klaus) führt das zu einem Rotationsprinzip, so dass nicht immer die gleiche Wache von Mitternacht bis um 03.00 h raus muss. Zur Bordroutine gehören außerdem die Funkrunden, offiziell melden wir uns morgens und abends bei der neuseeländischen Küstenwache, die wegen der noch anhaltenden Wirbelsturmsaison vorsichtshalber ein Auge auf uns wirft. Inoffiziell berät uns Christian aus Russell mit den aktuellen Wetterinfos aus dem Internet. Das ist sein Hobby und natürlich eine echte Erleichterung, weil dadurch hier an Bord niemand zu vorgegebenen Zeiten das Wetterfax bedienen muss. Außerdem ist die deutschsprachige Funkrunde immer lustig und informativ. (Für die passionierten Logbuchleser: Winfried von der SY „Anna Maria“, der das Wetter sonst immer macht, ist zur Zeit in Deutschland!) Zu den Mahlzeiten gibt es heute natürlich Thunfisch in allen Variationen, zehn Kilo wollen ja auch von sechs Personen erstmal verspeist werden!
Nicht zum alltäglichen Dasein gehört ein Badestopp, da der Wind kurz abflaut, die Sonne scheint und weil das diesem wunderbaren Sonntag quasi noch ein Sahnehäubchen aufsetzt!
Und natürlich die Albatrosse, manche Anblicke werden nie zur Routine!

17.03.2003

Montag, 17. März 2003

Montag, 17.03.03 – Nur zwei Ereignisse an einem wunderbaren Segeltag: Der Wind dreht am Abend von SSW auf SSE, weshalb das Großsegel geborgen wird. Es deckt nur das Vorsegel ab. Und eine schöne Dorade beisst an der (nach einem Monsterfischbiss mit folgendem Totalverlust von Stahlvorfach und Köder neu bestückten) Heckangel, weshalb das Überleben der Mannschaft auch weiterhin auf hohem Niveau gesichert ist!

18.03.2003

Dienstag, 18. März 2003

18.03.2003

Dienstag, 18.03.03 – Mitten, also wirklich ziemlich mitten in der Tasmansee landet eine Taube auf der Reling und macht es sich später hinter dem Rudergänger auf dem Außenbordmotor bequem. Offensichtlich ist es die völlig erschöpfte Friedenstaube, die sich vom Weltgeschehen angewidert bis hierher an das Ende der Welt zurückgezogen hat. Willkommen an Bord! Ein unglaublicher Vollmond steuert zusätzlich das Seine zu einer friedlichen Nacht bei, in der meine Crew noch gar nicht weiss, was im Nahen Osten los ist, denn hier wird absichtlich kein Radio gehört.

19.03.2003

Mittwoch, 19. März 2003

Mittwoch, 19.03.03 – Die Taube verabschiedet sich in einer Bö, und der Wind dreht noch ein bisschen weiter in Richtung Osten. Die Passatbesegelung wird aufgebaut: Fahrtensegeln wie aus dem Bilderbuch. Ein Etmal von unglaublichen 168 Meilen! Logischerweise tolle Stimmung an Bord, schöne Gespräche während der Nachtwachen und einfach viel Spass miteinander den ganzen Tag lang! Pfannkuchen zum Frühstück, Kürbiseintopf zu Mittag und ein paar Schnitten frischgebackenen Brotes zum Abendessen.

20.03.2003

Donnerstag, 20. März 2003

Donnerstag, 20.03.03 – Roland erklärt dem Rest der Mannschaft, wie man mit dem Sextanten herausfindet, wo ich gerade rumsegele. Spannend! Der Skipper holt währenddessen über Funk ein paar Wetterfaxkarten ein, denn das Barometer fällt und auch Christian meldet eine herannahende Kaltfront. Heute aber noch überwiegend blauer Himmel mit leichter Passatbewölkung. Und weitere 162 Meilen auf der Logge!

21.03.2003

Freitag, 21. März 2003

Freitag, 21.03.03 – Der Wind dreht nachts über Nordost weiter auf Nord, und am frühen Morgen legt er außerdem auf gute sechs Beaufort zu. Das ist schon eine ganze Menge, aber da die Richtung passt und meine mitdenkende Crew mich vorsichtshalber ein wenig nach Norden hinaufgesegelt hat, so dass wir jetzt ein wenig abfallen (also auf einen Kurs mit fast Rückenwind steuern!) können, ist das weiterhin kein Problem, sondern eher ein Vergnügen! Wenn es nur in den Gewittern vor uns nicht so ekelig blitzen und donnern würde. Und zwar so richtig ekelig. Am ganzen Horizont entlang. Bis auf eine kleine Lücke, die ca. 3,9 Meter breit ist. Und da motoren wir in einer kurzen Flaute mitten hindurch, der Wind kommt danach aus WSW, die Front ist durch, die Gewitter donnern und blitzen weiterhin eklig, nur unglaublicherweise nicht mehr vor meinem Bug, sondern hinter meinem Heck. Wolfgang klopft auf Holz, wo immer er welches findet (also Rolands Kopf zum Beispiel), Dagmar zündet ein Rauchopfer nach dem anderen und insgesamt ist unser Dusel mit dem Wetter einfach nicht zu fassen. Um 15.30 h wird unter wieder blauem Himmel und unter feierlichem Abspielen der australischen Nationalhymne die Gastlandsflagge gehisst, außerdem findet ein kleiner Nationalhymnenratewettbewerb statt. Peter (schließlich ist er vom Fach!) sollte vielleicht mal eine Untersuchung anstellen, ob Langstreckensegeln prinzipiell zu infantilem Verhalten führt, Beispiele gab und gibt es hier an Bord lustigerweise ja schon mehr als reichlich! Aber wahrscheinlich macht Segeln einfach nur glücklich…

22.03.2003

Samstag, 22. März 2003

Samstag, 22.03.03 – Südwind. Unglaublich, die Front ist wirklich durch. Ein paar Rückseitenwetterlagenwinddreher sorgen zwar noch für einige Segelmanöver, und zwei Schauer entsalzen außerdem noch schnell mein Deck, aber das muss auch so sein, denn sonst wäre ich als einzige hier draußen noch ungeduscht, alle anderen haben sich nämlich schon landfein gemacht! Jawohl, landfein, denn um 16.45 h kommt Australien in Sicht. Platt wie’n Pfannkuchen!
Mit einem Regenbogen verabschiedet sich die Tasmansee, und eine große Delfinschule bildet das Willkommenskomittee, denn um 19.30 h laufen wir unter vollen Segeln in den Hafen von Sydney ein. Spektakulär. Die Bilder von der Oper und der Hafenbrücke wird ja spätestens seit der Olympiade jeder kennen, aber daran entlang zu segeln, nach einem unglaublich glücklichen und schnellen Törn hier anzukommen, im Sonnenuntergang vor der Oper die Segel zu bergen, das ist schon nochmal ganz was anderes!
An einer Festmacheboje vor dem Zollgebäude werden von vier jungen Zöllnern und ihrer charmanten, ebenfalls jungen Chefin (wie überall auf der Welt haben die „Nachrücker“ Wochenenddienst!) beim Verspeisen einer Käseplatte die Einreiseformalitäten erledigt, und als das Wassertaxi (!!!) die fünf wieder abholt, da beginnt meine Mannschaft so langsam, das Ankommen zu genießen! Fast 1200 Meilen in nur acht Tagen. Keine nennenswerten Flauten (und gar keine, wenn Peter und Michi Wache hatten!), kein nennenswerter Starkwind oder Sturm, kein Gegenwind, kein Gewitter, keine Pannen oder Probleme – einfach nur eine wunderbare, schnelle Überquerung der Tasmansee, eines der berüchtigsten Meere dieser Erde. Ein bisschen Glück gehört wohl auch dazu…

23.03.2003

Sonntag, 23. März 2003

Sonntag, 23.03.03 – Der Cruising Yacht Club of Australia hat einen schönen Liegeplatz für mich: Zentral gelegen, S-Bahn-Anschluss, eigene Bar. Also alles, was sechs Segler und eine rote Yacht nach über einer Woche auf See brauchen!
In den Clubräumen hängen übrigens Bilder von der Tasmansee, wie sie sich auch hätte gebärden können, der CYCA richtet nämlich das berüchtigte Sydney-Hobart-Race aus, welches nicht dafür bekannt ist, das auch wirklich alle Yachten in Tasmanien ankommen…
Die Crew bummelt in die Stadt – und ich genieße den wohlverdienten „Seegang: 0“.

24.03.2003

Montag, 24. März 2003

Montag, 24.03.03 – Stadtbummel, das kann man hier in Sydney schon ein paar Tage hintereinander veranstalten! Der Anblick der pompösen „Amerigo Vespucci“ (Dreimast-Vollschiff und quasi Staatskarosse Italiens!) am Circular Quay führt übrigens dazu, dass ich und mein Skipper so langsam unter Verfolgungswahn leiden: Sie war in Auckland, sie war in Wellington und jetzt liegt sie hier! Muss uns irgendwie heimlich überholt haben…

25.03.2003

Dienstag, 25. März 2003

25.03.2003

Dienstag, 25.03.03 – Vormittags alle zusammen auf den Fernsehturm wegen des Blicks auf mich (Mitte rechts auf dem Foto, also quasi der Mittelpunkt Sydneys, der Galateia-Schriftzug auf meiner Baumpersenning ist von da oben leider nur mit dem Fernglas zu erkennen!), danach eine Hafenrundfahrt auf einem Charterkatamaran (anstatt mich mal spazierenzufahren, sowas aber auch!) und am Abend dann so fein wie es eben nur geht in die Oper. Puccinis „Cinderella“ steht auf dem Programm, das ist mal ein Törnabschlussabend der etwas anderen Art! Die Aufführung ist wunderbar inszeniert und besetzt, das Haus ausverkauft, ein toller Abend! Zitat Dagmar: „Das hat schon Stil, mal eben in die Oper zu segeln!“ Stimmt!

26.03.2003

Mittwoch, 26. März 2003

Mittwoch, 26.03.03 – Großreinemachen, wie immer am letzten Tag. Dagmar muss als erste zum Flughafen, Roland dann am Abend als zweiter, die anderen drei bleiben noch. Gute Reise, und Danke für alles!

27.03.2003

Donnerstag, 27. März 2003

Donnerstag, 27.03.03 – Heute verabschiedet sich Peter, das geht hier ein wenig nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, wobei natürlich alle am liebsten noch bleiben würden!

28.03.2003

Freitag, 28. März 2003

Freitag, 28.03.03 – Da waren es nur noch drei, aber heute reist ausnahmsweise keiner ab!

29.03.2003

Samstag, 29. März 2003

Samstag, 29.03.03 – Klaus ist als nächster dran, Gute Reise – und hoffentlich bis nächstes Jahr! Michi und Wolfgang stürzen sich am Abend in das Wochenendgeschehen…

30.03.2003

Sonntag, 30. März 2003

Sonntag, 30.03.03 – … deshalb fällt der eigentlich von Michi geplante Ausflug zu den Blue Mountains leider aus. Wolfgang schafft es immerhin bis zum Bondi Beach, wo das Umhertollen in der tasmanischen Brandung ausnüchterungsmäßig wahre Wunder wirkt. Am Abend kommt Ellen zu Besuch; erinnert ihr euch an die Holländerin, die letztes Jahr beim Volvo-Ocean-Race hier an Bord war? Sie trampt immer noch maritim umher und ist gerade auf dem Weg nach Neuseeland!

31.03.2003

Montag, 31. März 2003

Montag, 31.03.03 – Michi ist der Letzte Mohikaner, dann sitzt Wolfgang alleine im Cockpit und macht sich so ganz langsam an die liegen gebliebenen Aufgaben. Wäsche waschen zum Beispiel.

01.04.2003

Dienstag, 01. April 2003

Dienstag, 01.04.03 – Skippers Reisepass ist voll. Und zwar so voll, dass er einen neuen braucht. Die Einwanderungsbehörden weigern sich beharrlich, das Visum einfach außen auf den Pass zu kleben! Also zur Botschaft, Formulare ausfüllen, Passbilder machen etc…

02.04.2003

Mittwoch, 02. April 2003

Mittwoch, 02.04.03 – Ein wenig basteln, ein paar Leute kennenlernen, spazierengehen…

03.04.2003

Donnerstag, 03. April 2003

Donnerstag, 03.04.03 – Eigentlich vergeht der Tag schon wieder mit Vorbereitungen auf die nächsten Gäste! Wolfgang kauft zum Beispiel einen Strauss Rosen…

04.04.2003

Freitag, 04. April 2003

Freitag, 04.04.03 – …und um 07.00 h in der Nacht steht des Skippers Schwester mit ihrem Freund Andreas Beutl auf dem Steg! Willkommen an Bord! (Kurze Anmerkung: laut C.H. gibt es kein 07.00 h morgens, sondern nur ein 07.00 h am frühen Nachmittag – und eines mitten in der Nacht!)
Nach dem langen Flug tut etwas Bewegung Not, und deshalb wandern die drei zur Reanimierung der doch recht lange unbenutzten Beine bis zur Oper. Der Weg führt durch das Nobelviertel Elisabeth Bay zur Woollomoolloo Bay und von dort weiter durch den Botanischen Garten zur Farm Bay, da hat man schon einen Teil der Sehenswürdigkeiten in Sydneys Osten hinter sich. Nicole Kidmans Schlafzimmerfenster zum Beispiel…
Beim Abendessen an der multikulturellen Victoria Street gönnt sich der Skipper Kasseler Rippchen mit Sauerkraut, Claudia genießt einen Cesar’s Salad und Andreas Fettucini con Verdura. Es serviert ein Österreicher in Lederhose. Alles im gleichen Restaurant!

05.04.2003

Samstag, 05. April 2003

Samstag, 05.04.03 – Als Ausnüchterungsprogramm hat sich Bondi Beach ja sehr bewährt! Vorsichtshalber wird am Abend auch hier an Bord gekocht: Frischer Fisch und ein paar Scampis an Knoblauchsoße!

06.04.2003

Sonntag, 06. April 2003

Sonntag, 06.04.03 – Claudia hat herausgefunden, dass die S-Bahn direkt im Queen Victoria Building hält, und das ist Sydneys schönstes Kaufhaus. Ein Jugendstilarkadentraum, der zu Goldrauschzeiten Sydneys Rathaus war und heute Edelboutiquen im Dutzend beherbergt.

07.04.2003

Montag, 07. April 2003

Montag, 07.04.03 – Andreas holt Ausflugsinformationen ein, Claudia liest und Wolfgang fettet meine Gashebelmechanik.

08.04.2003

Dienstag, 08. April 2003

Dienstag, 08.04.03 – Heute auf dem Touristenprogramm: Darling Harbour und das Aquarium mit dem berühmten Haibecken. Weshalb Claudia ihrem Bruder verbietet, jemals wieder in Australien schwimmen zu gehen!

09.04.2003

Mittwoch, 09. April 2003

09.04.2003

Mittwoch, 09.04.03 – Und weil das mit den Tieren so viel Spass macht, gleich noch in den Zoo! Der liegt traumhaft an einem Hang gegenüber der Oper und hat all diese Südhalbkugelwunderwesen zum Bestaunen: Eierlegende Schnabeligel, immerschlafende Koalabären (Bildmitte, nicht die ausnahmsweise wachen Schlaftiere links oder rechts!), riesige Salzwasserkrokodile (weshalb Claudia ihrem Bruder verbietet, sich in Australien jemals wieder auch nur dem Wasser zu nähern!), an senkrechten Glasscheiben entlang laufende Flugmäuse, Monsterstabheuschrecken und natürlich Känguruhs und überhaupt Beuteltiere in allen Variationen, weshalb sich Andreas (Beutl!!) besonders wohl fühlt. Der herzhafte Elefantenfurz ist dagegen schon fast irgendwie langweilig. Australien hat übrigens deutlich mehr als einen gerechten Anteil an gefährlichen Tieren. 15 der 20 giftigsten Schlangenarten leben hier (und nicht nur im Zoo!!!), einige Eidechsen sind giftig, Spinnen sowieso, selbst eine Quallenart kann bei Berührung tödlich sein! Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass hier am Abend im Rushcutters Park, also direkt an der Marina, immer ein paar hundert Flughunde in den Bäumen landen und rumkreischen?

10.04.2003

Donnerstag, 10. April 2003

Donnerstag, 10.04.03 – Weiter im Touristenprogramm: Heute ein „Standardspaziergang“ durch das Stadtzentrum mit

Besuch des Kriegerdenkmals, der St. Anne’s Cathedral, der alten, sehr bedrückenden

Sträflingsbaracken, des Art Deco Innenhofes im St. Mary’s Hospital etc… Das sind all die

Sehenswürdigkeiten entlang des Hyde-Parks, und damit ist man gut einen Tag lang beschäftigt!

11.04.2003

Freitag, 11. April 2003

11.04.2003

Freitag, 11.04.03 – Und wer jetzt meint, gestern sei ja ein ganz schön anstrengender und aufregender Tag

gewesen, der wird heute eines Besseren belehrt: Schon früh morgens geht es mit einem

Allradbus in die Blue Mountains. Das ist eine zwar nicht sehr hohe, aber sehr schroffe

Bergkette mit vielen Canyon-artigen Tälern mit senkrechten Wänden. Diese Barriere galt lange

als unüberwindlich, und bei vielen Sträflingen hielt sich das Gerücht, das dahinter China

und die Freiheit lägen! Heute ist die ganze Gegend ein riesiger Nationalpark unter blauem

Eukalyptus-Dunst, in dem sich Känguruhs und Adler tummeln und sich die Touristen eher in der

Weite verlieren. Der Busfahrer erzählt nicht nur während der zahlreichen Stopps, sondern

auch beim Fahren ohne Ende Lustiges, Wissenswertes und Aborigine-Sagen – und das alles hier

zu wiederholen, das würde den Rahmen sprengen! Na gut, drei Details zur Kostprobe: Känguruhs

lieben es, um Lagerfeuer herum zu liegen, Flughunde hängen beim Fressen kopfüber, damit sie

sich nicht so sehr bekleckern und Kakadus grasen auf der Wiese wie bei euch in Deutschland

die Kühe auf der Alm!

12.04.2003

Samstag, 12. April 2003

Samstag, 12.04.03 – Endlich Wochenende, man muss sich ja mal erholen!

13.04.2003

Sonntag, 13. April 2003

Sonntag, 13.04.03 – Claudia und Andreas besichtigen das „Powerhouse-Museum“, was quasi die Australische Variante

des Deutschen Museums in München ist. Womit der Tag aber auch schon wieder rum ist!

14.04.2003

Montag, 14. April 2003

Montag, 14.04.03 – Wolfgang erledigt Papierkram, das ist ja immer einen extra Logbucheintrag wert, weil das

erstens so selten und zweitens so sehenswert ist, wenn er versucht, Dutzende Rechnungen aus

verschiedenen Jahrgängen in irgendeine Ordnung zu bringen…

15.04.2003

Dienstag, 15. April 2003

Dienstag, 15.04.03 – Claudia und Andreas waren ja noch nicht auf dem Fernsehturm… und Wolfgang hängt sich

kopfüber in meinen Ankerkasten, weil da immer noch Wasser in die Vorschiffskabine leckt.

16.04.2003

Mittwoch, 16. April 2003

Mittwoch, 16.04.03 – Ungefähr wie gestern, Wolfgang also wieder kopfüber im Ankerkasten, heute allerdings von der

Schleifstaub saugenden Claudia unterstützt!

17.04.2003

Donnerstag, 17. April 2003

Donnerstag, 17.04.03 – Heute wieder volles Programm: Mit dem Linienbus nach Canberra, Australiens Hauptstadt auf

grüner Wiese, weil sich Sydney und Melbourne in Streit um die Vorherrschaft im seit 1901

unabhängigen Australien weiserweise auf eine Schaffarm ziemlich genau auf der Hälfte

zwischen den beiden Orten geeinigt haben. Da ist auch heute noch Platz ohne Ende, weshalb

Canberra auch eher ein Hauptpark als eine Hauptstadt ist!
Neben den futuristischen Regierungsgebäuden sind auch die im jeweiligen landestypischen Stil

gebauten Botschaftsgebäude sehenswert: China hat einen großen Tempel gebaut, Finnland ein

Handy – und Schweden hat seine Botschaft in einem tiefen Wald unsichtbar gemacht!

18.04.2003

Freitag, 18. April 2003

18.04.2003

Freitag, 18.04.03 – Karfreitag. Alle Geschäfte geschlossen. Bis auf die schöne Ladenzeile im Darling Harbour, wo

deshalb richtig gut was los ist! Hier unten hat nämlich der Sommerschlussverkauf begonnen,

und so zwingt Claudia ihre beiden Männer zur Schnäppchenjagd durch die Boutiquen. Wolfgang

wird komplett neu angekleidet und ist dadurch wieder Besitzer einer sauberen, fleckenfreien

Hose, Andreas leistet sich einen neuen Mantel im australischen Country-Style, Claudia

ersteht eine weitgereiste italienische Handtasche und für mich gibt es zwei neue Gästehüte

aus Känguruhleder, also Hüte für Mitsegler, deren Baseballkappen beim ersten Windhauch

außenbords geflogen sind.
Am Abend ist die Situation ähnlich: weil die meisten Bars und Clubs geschlossen haben,

drängt sich alles in den paar verbliebenen Lokalitäten, wo dementsprechend der Bär tobt…

19.04.2003

Samstag, 19. April 2003

Samstag, 19.04.03 – Schon wieder zwei Wochen vorbei: Nach dem Frühstück wartet das Taxi, Claudia und Andreas

steigen ein und Wolfgang und ich bleiben noch… Gute Heimreise, und kommt mal öfters!