Von Whangarei nach Auckland

04.12.2008

Donnerstag, 04. Dezember 2008

Donnerstag, 04.12.08 – Sonja und mein Skipper düsen mit dem Leihwagen über die Nordinsel, wie immer durfte ich nicht mit und ihr bekommt nur eine kurze Highlights-Liste: Zuerst zu den Hundertwasser-Toiletten in Kavakava, dann zum Freiluftmuseumsbahnhof ebendort, weiter zu den riesigen Dünen an die Westküste, dann in den Urwald, den größten lebenden Kauri anschauen, dann weiter zum Kauri-Museum und über Whangarei zurück. Absacker auf der „Anna-Maria”, wo Wolfgang bei der Rum-Zeremonie versagt…aber er verspricht Rache….

05.12.2008

Freitag, 05. Dezember 2008

Freitag, 05.12.08 – Morgens noch schnell ins Waitangi-Museum, immerhin wurde Neuseeland hier gegründet. Um punkt 12.00 h verlasse ich dann wie von der Marinaleitung gefordert meinen Liegeplatz und soll eigentlich noch ein paar Meilen segeln, obwohl alle Segler Sonja und meinen Skipper gebeten hatten, doch noch einen Tag zu bleiben, Dakota-Peter wird nämlich heute 70! Als dann auch noch Ruth, meine eine linehandlerin aus dem Panama-Kanal mit dem Beiboot längsseits kommt und Wolfgang zum Bleiben überredet, da gibt er auf. Noch einen Tag voller Geschichten und Abenteuer, erst auf der „Tuppenny” bei Jillie und Ruth, dann auf Peters schöner Geburtstagsfeier im Hafenrestaurant und zum Schluss nochmal bei Jillie und Ruth, mit Gitarre, Gesang und time-warp, der Salon rockt!

06.12.2008

Samstag, 06. Dezember 2008

Samstag, 06.12.08 – Ganz langsam, ganz leise aus der Bay heraus, eben ums Kap Brett herum, nur bis Whangamumu, dort nur den Vögeln beim Singen zuhören, Eindrücke sacken lassen, Stille genießen, abstinenzlern…
Fröhlichen Namenstag allen Klausis, Nicos etc, hier gab es zwei aus Schokolade, ganz kleine, nette, fast zu schade zum Essen. Fast.

07.12.2008

Sonntag, 07. Dezember 2008

Sonntag, 07.12.08 – Noch so ein schöner Segeltag, einfach 24 Meilen nach Südosten, zu den Poor Knights Islands. Die sind unbesiedelt und Naturschutzgebiet, die Unterwasserwelt hier gilt als die artenreichste Neuseelands, weil hier mehrere Meeresströmungen aufeinandertreffen. Da die Inseln (es sind nämlich ganz schön viele, zwei große und Unmengen bizarrer kleiner!) alle senkrecht ins Meer abfallen, ist es gar nicht so einfach, einen Ankerplatz für mich zu finden. Klappt aber, und kaum liege ich sicher, erkunden Sonja und Wolfgang mit Higgins Hilfe eine riesige Höhle, in der schon mal ein Sinfonieorchester auf einer Plattform gespielt hat, und einen engen Tunnel, in dem die Brandung gurgelt, und vor dem gewaltige Fischschwärme stehen. Wenn man jetzt ein Netz hätte, könnte man Higgins bis an die Oberkante voll laden. Aber ist ja leider Naturschutzgebiet.

08.12.2008

Montag, 08. Dezember 2008

Montag, 08.12.08 – Auf der anderen Seite der Armen Ritter stehen die allerbizarrsten Felsinseln herum. Eine hat eine 23 m hohe Durchfahrt, beim nächsten Mal, sagt Wolfgang, darf ich unten durch, er will nur noch mal vorher eine kleine Erkundungsrunde drehen. Heute reicht die Zeit dazu nicht, bis Great Barrier Island sind es fast 50 Meilen, Segel hoch und ab die Post. Wolfgang sichtet einen großen Hai, was ihn an die Angel erinnert: Hier draußen gibt es keine Pinguine, deshalb können Köder und Haken mal wieder gebadet werden. Und wenig später hängt ein ordentlicher Tunfisch an der Leine, den gibt es heute Abend frisch aus der Pfanne, und das erste Filet als Sashimi, wie immer!
An den Mokehau-Inseln vorbei, an den nach Guano stinkenden Maori-Rocks vorbei, immer in Begeleitung von Australtölpeln und den wendigen Petrels bis nach Port Fitzroy. Andere Yachten? Fehlanzeige.
Zum Ankern muss kurz der Motor angeworfen werden, ansonsten waren das fünfzig schnelle Meilen unter Segeln, meiner Cew tun ganz schön die Arme weh!

09.12.2008

Dienstag, 09. Dezember 2008

Dienstag, 09.12.08 – Ich habe Pause, Sonja und Wolfgang gehen Wandern. Von meinem Ankerplatz aus erst einmal bis nach Port Fitzroy Downtown. Das sind ca. genau sechs Häuser, eines davon der Dorfladen, eines die Dorfbibliothek, eines die Kneipe und eines ist die Touristeninformationshütte. In den anderen beiden Häusern kann man wohnen. Der Dorfladen hat ein paar Sitzbänke vor der Tür, weshalb er der offizielle Treffpunkt für diesen Teil von Great Barrier Island ist. Von hier aus geht auch der erste Wanderweg los: rein in den Wald, oberhalb des Dorfes zurück in Richtung Ankerplatz, Dschungel, ein Wasserfall und mal wieder Natur pur. Zum Sockenwechseln kommt meine Crew mal kurz zurück an Bord, dann verschwinden die beiden wieder in Richtung CBD (Wolfgang hat lernen müssen, dass es gar nicht mehr Downtown, sondern Central Business District heißt). Im „Boatclub”, also in der Kneipe, freut man sich, dass Wolfgang nach fast sechs Jahren mal wieder reinschaut, aber er freut sich ja auch!

10.12.2008

Mittwoch, 10. Dezember 2008

10.12.2008

Mittwoch, 10.12.08 – Im CBD ist die Hölle los, weil alle auf das Postauto warten. Alle zehn. Plus Sonja und Wolfgang, die fahren nämlich im Postauto bis zum Einstieg in den „Windy Canyon” mit, hier beginnt der Aufstieg zum Mount Hobson. Erst steil bergauf durch eine wilde Klamm, dann über einen langen Höhenrücken und zum Schluss über neue Wurzelwerkschontreppen hinauf zum Gipfel. 360° Rundumblick über den ganzen Hauraki-Golf. Bergab auf der Südwestflanke an den alten Holzstaudämmen entlang, bis weiter unten wieder dichter Dschungel die Wanderer umgibt. Unbeschreiblich schön. Nach sechs Stunden strammen Marsches werden die Socken nicht gewechselt, sondern nur noch ausgezogen, meine Mannschaft ist mal wieder müde, aber überglücklich.

11.12.2008

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Donnerstag, 11.12.08 – Gerade haben wir den Anker an Deck, da kontrolliert mich ein riesiges Zollboot! Das darf es ruhig, ist ja alles in Ordnung hier an Bord. Das Hauptanliegen der Zöllner scheint auch zu sein, herauszufinden, ob ich als ausländische Yacht mit der Präsenz der Sicherheitskräfte zufrieden bin. Quasi eine Kundenzufriedenheitsumfrage. Hatte ich auch noch nicht, empfehle ich als Idee aber gerne an diverse heimische Behörden weiter. Bei Voranmeldung hätte Sonja auch noch ihre gestreifte Pyjamahose , die sie lässig unter der Shorts trägt, gegen etwas gediegeneres getauscht…
Bis nach Whangaparapara sind es gerade mal 10 Meilen, aber die haben es landschaftlich mal wieder in sich, bizarre Felsformationen in engen Passagen, schroffe Küste und weite Hügel, rot blühender Pohutukawa und grüner Urwald im Hinterland. Darüber blauer Himmel, drumherum blaues Wasser.
In Whangaparapara werde ich mal wieder nur schnell vor Anker gelegt, dann wandern meine beiden zum Baden zu den heißen Quellen im Wald, wegen der Socken und so… An den Quellen sind tatsächlich schon andere Menschen mit der gleichen Idee, erstmalig verflüchtigt sich das Gefühl endloser Einsamkeit.
Kommt aber gleich wieder, denn zurück wählen Sonja und Wolfgang einen etwas weiteren Weg, in dem die Spinnenweben beweisen, dass schon länger niemand hier unterwegs war.
Eine Kneipe am Ende des Universums gibt es auch, und Wirtsleute, die fast noch bessere Geschichten als mein Skipper erzählen können. Wolfgang war zumindest noch nicht unabsichtlich in Südafrika für den MOSSAD tätig. Da staunen Jan und Daniel, die beiden jugendlichen Kneipengastarbeiter aus Bamberg und der Schweiz (Ferien und Ferienjob zu verbinden ist ein beliebter Plan bei Rucksacktouristen), die solche Abenteuer erst noch erleben wollen.

12.12.2008

Freitag, 12. Dezember 2008

Freitag, 12.12.08 – Heute kein Dschungel, keine Wanderung, keine fremden Leute, heute wird gesegelt. 38 Meilen bis in eine schöne Bucht am Ostende der Insel Waiheke. Vormittags Groß und Genua, über Mittag Blister, am Nachmittag mit zunehmender Thermik wieder Groß und Genua. Ich darf wieder mitspielen, herrlich! Spielkameraden habe ich auch eingeladen: Zu den üblichen tausenden Seevögeln (heute die pfeilschnellen Australtölpel, die wie in Angriffsformation wie eine Wasserhose aus der Schwarmwolke heraus im Dauerstakkato einen Fischschwarm abgrasen) einen Delfin, der kurz vorbeischaut, und einen großen Finnwal, der ganz langsam auf mich zu schwimmt, alle paar Minuten bläst und zum Schluss nur ein paar Meter neben mir auf Tauchstation geht. Sonja sprachlos.

13.12.2008

Samstag, 13. Dezember 2008

Samstag, 13.12.08 – Kontrastprogramm, nur zwölf Meilen weiter westlich: Meine Crew fährt in Onerau mit Higgins ans Ufer und gerät in einen Weihnachtsumzug. Das ist ein Mix aus Karneval, Werbung, Gemeindeleben und Religion. Es nehmen teil: Die Feuerwehr, der Ralleyclub, das Fitnessstudio, das Kinderkrankenhaus, der Gemeinderat, der Ponyclub, der Rotaryclub, die Disco, die schwulen MotorradfahrerInnen, diverse Kleingruppen und der Weihnachtsmann. Pflichtkopfbedeckung für alle: Rote Zipfelmützen. Schuhwerk: Badelatschen. Oder gleich barfuß.
Am Abend treffen sich alle (also ein paar hundert Leute) am Strand, wo die Verwaltung eine kleine Bühne samt Klavier und Lautsprechern aufgebaut hat. Kinder verteilen Noten und Kerzen, und mit Sonnenuntergang picknicken alle und singen dabei Weihnachtslieder. Ein Riesenspaß!

14.12.2008

Sonntag, 14. Dezember 2008

Sonntag, 14.12.08 – Schöne Grüße an die Jojo-Weihnachtsfeier, eine warme Pinte im kalten Schwabing ist krassestes Kontrastprogramm zu uns, trotzdem viel Vergnügen!
Ich ankere morgens plötzlich mitten in einer Optiregatta (die war da gestern aber noch nicht!), also weiter, heute zur Abwechslung noch mal nach Norden. Auf Tiritiri Matangi hat das DoC (Department of Conservation, also das Umweltamt, das auch für die genialen Wanderwege verantwortlich ist) einen Vogelschutzpark eingerichtet, die kleine Insel ist frei von Ratten und Wieseln. Beim Abendspaziergang singt der Wald in allen Tonlagen; Tuis, Whiteheads, Saddlebacks, Rotschopfpapageien, Pukekos, Miniwachteln, fette Fruchttauben usw. – es zwitschert und trillert und wuselt und flattert in einer Tour. Nur die sehr seltenen Takahes brüten gerade und dürfen nicht gestört werden, ich freue mich auf die Küken nächsten Monat!
Der Park lockt natürlich Tagesausflügler an, aber mit Sonnenuntergang sind wir wieder alleine, wie so oft in den letzten Wochen. Sonja ist mit Kochen dran und zaubert indisches Currygemüse, Wolfgang muss spülen. Macht er gerne, wenn es so gut geschmeckt hat!

15.12.2008

Montag, 15. Dezember 2008

Montag, 15.12.08 – Weil der Wind auf Nord-Nordost gedreht und etwas zugelegt hat, reicht ein Stückchen Genua für den Weg zurück nach Süden. Weil es außerdem nach Regen aussieht, ankern wir zwar schon um 14.30 h zwischen dem Rangitoto und Motutapu im Islington Harbour, meine beiden Wandervögel lassen die Bergschuhe aber trotzdem in den Kabinen. Der Gipfel es Rangitoto hüllt sich in Wolken, nix mit Aussicht über den ganzen Hauraki-Golf, der in den letzten Wochen unsere Heimat war. Entspannungsprogramm heute: Lesen, Spielen gut essen: Wolfgang macht mal wieder eine Reste-Tortilla, die Sonja demnächst dringend in München nachkochen will. Seid gewarnt, wenn sie zum Bildergucken einlädt, da kommt Chili rein ;-)!

16.12.2008

Dienstag, 16. Dezember 2008

16.12.2008

Dienstag, 16.12.08 – Der letzte Segeltag, kaum zu glauben. Aber der wird ein krönender Abschluss, die Wolken haben sich verzogen, der Wind bläst weiterhin wunderbar, ich darf mal wieder längs durch Aucklands genialen Naturhafen segeln. Der America’s Cupper NZ 41 ist (neben dutzenden von Fähren und dem hier üblichen Gewimmel von Segel- und Motoryachten) auch mit Gästen unterwegs und wendet nur wenige Meter neben mir. Wie diese Rennmaschinen dabei stöhnen und ächzen, irre!
Für das obligatorische Hafenbrückenpanoramafoto darf ich kurz unter ersterer hindurchschlüpfen, danach muss ich an meinen Liegeplatz in der Westhaven Marina. 292 mal wieder wunderbare, abenteuerliche, sonnige Meilen seit dem ersten Ableger vor drei Wochen. Beim Dutzend Pflicht-Austern im „Swashbuckler” kommt das Galateia-Gefühl auf: Schön, dass es so schön war, aber schade, dass es rum ist…
Den Abend verbummelt meine Crew im CBD, das hier wirklich eines ist. Abschiedsdinner gibt’s beim Japaner, mal zur Abwechslung.

17.12.2008

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Mittwoch, 17.12.08 – Ich bekomme meine Pflegestunden, danach bleibt bis zu Sonjas Abreise noch Zeit für einen ausgedehnten Spazierggang durch Wolfgangs Lieblingsteil von Auckland: Erst zum Kunsthandwerkermarkt am Albert-Park, dann den alten Stadtpark hinauf nach Ponsonby und dort durch den Teil Aucklands bummeln, den man am ehesten als Altstadt bezeichnen kann. Künstlerviertel, Kneipenviertel…
Und dann muss Sonja doch zum Flughafen, war prima, Dich an Bord zu haben, hoffentlich bis nächstes Jahr!