Von Auckland nach Whangarei

10.02.2009

Dienstag, 10. Februar 2009

Dienstag, 10.02.09 – Ich schwimme wieder! Genau um 12.30 h hänge ich im Travellift und bekomme wieder Kontakt mit dem Wasser. Und deshalb gibt es jetzt natürlich auch wieder Logbuch! Wolfgang ist natürlich in voller Panik, weil der Mast ja noch gestellt werden muss, aber das klappt am Nachmittag alles prima. Außenrum glänze ich jetzt wieder in tollem Galateia-Rot, noch bisschen schöner als beim letzen Mal. Der Farbton ist ein wenig kräftiger, passt supergut zu der Baumpersenning und zum Sonnensegel – und zu mir. Da bin ich wieder die schönste Yacht der südlichen Hemisphäre. (Die schönste Yacht der nördlichen Hemisphäre werde ich dann ab Singapur sein, das liegt ja nur ein paar Meilen nördlich des Äquators!)
Mein Skipper hat natürlich noch reichlich Arbeit mit diversen Aufräumarbeiten, die Schoten und Fallen müssen noch eingefädelt werden, die Segel müssen angeschlagen werden, die Kabel vom Ankerlicht etc. müssen angeschlossen werden, aber Wolfgang hatte ja gerade einen Monat lang Urlaub und ist gut ausgeruht.
Obwohl: So ganz viel Freizeit hatte er ja gar nicht, weshalb er sich an dieser Stelle schon mal bei allen Freuden entschuldigt, die leider aus dem Besuchprogramm herausgefallen sind (Gerdi, Gisela und Manfred, Monika und alle anderen, die er eigentlich noch gerne gesehen hätte!). Schuld ist seine Nichte Merle, die Schwester Claudia und Schwager Harald leider soooo gut gelungen ist, dass Wolfgang dringend zum Babyschwimmen im Nordbad musste.

11.02.2009

Mittwoch, 11. Februar 2009

Mittwoch, 11.02.09 – Bernd Sirleja kommt ein paar Stunden zu früh – und wer zu früh kommt, den bestraft das Leben! Bernd darf bei den letzten Lötarbeiten helfen und dann staubsaugen. Und dann bin ich crewfein, willkommen an Bord für Nancy Covell-Brandt und Marianne und Hans-Peter Richter. Und natürlich für Bernd, der sie alle zu diesem Törn überredet hat. Bernd und Wolfgang kennen sich schon seit vielen Jahren, die vier sind aber alle zum ersten Mal hier bei mir an Bord.
Am Nachmittag werden noch die Kojen eingeräumt, danach gibt es ein leckeres Abendessen im Marinarestaurant, garniert mit wilden Segelgeschichten. Da Nancy, Marianne und Hans-Peter und Bernd jeweils eine Videokamera mitgebracht haben, kommt mein Skipper sich vor wie bei einer Pressekonferenz von Barack Obama. Jeder Schritt wird gefilmt!

12.02.2009

Donnerstag, 12. Februar 2009

Donnerstag, 12.02.09 – Meine Lackierer fahren die Crew zum Großeinkauf zum Supermarkt, netter Service. Danach gibt es die gewohnte Schiffs-und Sicherheitseinweisung – und die beinhaltet, dass wir bei Sturmwarnung nicht auslaufen. Das betrifft leider den heutigen Tag, denn es ist zwar heiß und sonnig, aber es bläst gewaltig. Am Abend ballen sich auch noch Regenwolken zusammen, gut, dass wir hier geblieben sind.

13.02.2009

Freitag, 13. Februar 2009

Freitag, 13.02.09 – Freitag, der dreizehnte? Glückstag! Der Wind hat auf Südwest gedreht, bläst mich unter kleiner Fock aus der Marina heraus, um Graf Luckners Verbannungsinsel herum und an der Südseite von Waiheke entlang. Weil das allen so viel Spaß macht, werde ich nicht an der Ostseite von Waiheke verankert, sonder darf noch zehn Meilen über den Firth of Thames, die weite Bucht im Süden des Hauraki-Golfes, weitersprinten. An der Koromandelküste ist der beste Ankerplatz Te Kouma Harbour, ein verschwiegenes Eckchen, perfekt nach einem tollen Segeltag. Nancy fährt das Ankermanöver, Bernd brät leckeren Fisch, dazu gibt’s bunten Reis. Der Skipper packt die Klampfe aus, ein schöner Abend.

14.02.2009

Samstag, 14. Februar 2009

Samstag, 14.02.09 – Naja, kann nicht immer alles toll sein… der Himmel ist bedeckt, im Firth steht alte Dünung, der Wind ist böig und nass, erste Bucht, Blinker links, Owhiti Bay an der Nordseite von Waiheke. Einsamkeit, ein schöner Strand, Bilderbuchneuseeland. Hans-Peter brät passenderweise Lammkoteletts, dazu gibt’s Kartoffeln und Böhnchen.

15.02.2009

Sonntag, 15. Februar 2009

Sonntag, 15.02.09 – Morgens eine Runde Schwimmen, dann gemütlich im Cockpit frühstücken, und dann ist auch seglerisch alles wieder gut: Unter Passatbesegelung (Fock und Genua gegenüber) nach Nordwesten, zwischen ein paar kleinen Inseln hindurch bis nach Tiritiri Matangi. Den Ankerplatz versuchen wir ja bei jedem Törn anzusteuern, um durch das Vogelschutzgebiet zu wandern. Seit Dezember habe ich eine Vogelbestimmungskarte an Bord, dazu kommt das Fernglas in den Rucksack. Und dann hat meine Crew großes Glück! Bis auf den Kiwi, den man tagsüber niemals sieht, weil er nämlich nachtaktiv ist, können fast alle Vögel auf der Tafel abghakt werden. Stichbirds, Kokakos, Maori-Tauben, Robins, grüne Sittiche, Fantails, Bellbirds, Whiteheads, die Takahes Greg und Cheesecake (Greg lässt sich unter dem Kinn kraulen, er ist mit 16 Jahren der Urvater des Wiederaufzuchtprogramms dieser mal als ausgestorben gegoltenen Riesenrallen), Tuis, Pukekos, ein Pinguinküken und ein paar Bussarde. Alles noch nie gehört? Gibt es auch nur hier. Einige der Vogelarten sind nur noch auf nagetierfreien Inseln heimisch, und die meisten sind akut vom Aussterben bedroht. Schön zu sehen, wie viel Mühe sich die Neuseeländer geben, um dieses kleine Paradies zu erhalten.

16.02.2009

Montag, 16. Februar 2009

16.02.2009

Montag, 16.02.09 – Das morgendliche Schwimmen wird zur Routine, das Galafrühstück mit frischem Obst, Müsli, großer Aufschnittplatte und reichlich Kaffee und Tee auch. Da freut sich mein langschlafender Skipper. Gut gestärkt segeln wir 14 Meilen nach Norden bis nach Kawau. Unterwegs freuen sich ein paar kleine Delfine über uns und springen Salti. In der Mansion-House-Bay wird natürlich sofort wieder Higgins, mein Beiboot zu Wasser gelassen, denn der nächste Landausflug lockt. Das kleine Heimatmuseum und der Wanderweg an der alten Kupfermine vorbei sind mit der Weile Standardprogramm, und weiterhin einer meiner Lieblingsplätze. Schon wegen der Wallabies im Dschungel!

17.02.2009

Dienstag, 17. Februar 2009

Dienstag, 17.02.09 – Schwimmen, frühstücken, Anker auf, ihr wisst schon…Unter Land ist der Wind erst noch recht schwach, aber ab 10.45 h kann der Motor ausgeschaltet werden, und meine neue Fock darf zum ersten Mal an die Arbeit. Die Segelmacher in Auckland haben mir ein feines Tuch geschneidert, hoch am Wind geht es hinaus auf den Hauraki Golf in Richtung Great Barrier Island. Auf halber Strecke liegt Little Barrier, kurz vor dem Vulkankegel, der diese Insel bildet, wendet Bernd mich auf Steuerbordbug, danach wechselt Wolfgang die Fock. Der Wind hat wieder etwas zugelegt, die kleine Fock reicht aus. Mit 35 Meilen ist das heute die bisher längste Strecke dieses Törns, zur Belohnung für die tapfere Crew ankere ich hinter Akatarere-Point in einer verschwiegenen, wildromantischen Bucht zwischen den Broken Islands. Rundherum bizarre Felsformationen, Miniinseln und Klippen im warmen Gegenlicht des Sonnenuntergangs…

18.02.2009

Mittwoch, 18. Februar 2009

18.02.2009

Mittwoch, 18.02.09 – Bis in die Whangaparapara-Bucht habe ich nur sieben Meilen vor dem Bug, die dauern aber fast vier Stunden. Ich mutiere nämlich zum Whalewatching-Boat. Kaum aus den Broken Islands heraus schnaubt es plötzlich neben mir, der Finnwal, der wohl zwischen Great Barrier und der Koromandelküste zu Hause ist, frühstückt heute mal auf dieser Seite seines Reviers. Marianne steuert mich sanft möglichst nah an ihn heran, ohne im den Weg zu versperren. Der Rest der Mannschaft steht natürlich auf dem Vordeck und lässt die Videokameras auf Hochtouren laufen. Drei, vier Atemzüge macht der ca. 14 m lange Riese, bevor er wieder für ein paar Minuten zum Fischen abtaucht. Wo er wohl wieder hoch kommt? Fast eine Stunde lang geht das Spiel so, bis wir uns freundlich verabschieden. Keine drei Meilen weiter wartet die nächste Attraktion: Eine große Delfinschule jagt an den Riffen, und da kann ich ein bisschen mithelfen, denn Delfine treiben kleine Schwarmfische gerne gegen die Küste – oder gegen große, dunkle Schatten, die für ihr Mittagessen wie ein Wal aussehen und deshalb eine Barriere bilden. Und so ein Schatten ist mein Unterwasserschiff, plötzlich stecke ich mitten in der wilden Hatz. Dazu ein paar kleine Pinguine, Tölpel, Seeschwalben etc. Ein Tag im Zoo, nur ohne Zaun.
Am Ankerplatz geht das Programm nahtlos weiter, der Wirt des Gästehauses (Great Barrier Lodge, sehr nett, falls ihr mal her kommt!) am Ufer der Bucht kutschiert meine Abenteurer zum Einstieg in den Wanderweg zu den heißen Quellen. Und er gibt noch einen guten Tipp, denn auf dem Rückweg von Wolfgangs liebster Badewanne (mitten im Dschungel) gibt es etwas abseits vom Dschungelpfad noch einen verwunschenen Wasserfall, den mein Skipper noch gar nicht kennt. So wird es eine echte Kneipp-Tour, so richtig mit heißem (in den Schwefelquellen) und kaltem Guss (unter dem Wasserfall).
Die einzige Panne: In der Lodge ist die Küche kalt, der Chef hat seinen freien Tag. Aber mit ein paar getoasteten Sandwichs und einem guten Glas Wein auf der Terrasse ist meine Crew schon glücklich. Sie ist nämlich sowieso glücklich, nach all den Erlebnissen. Ein unglaublich reicher Tag.

19.02.2009

Donnerstag, 19. Februar 2009

Donnerstag, 19.02.09 – Nancy hat noch mal den Wal und die Pinguine bestellt, nur die Delfine sind weitergezogen. Heute also „nur” kleines Showprogramm. Durch die enge Man-o-War-Passage stecke ich meinen Bug in den Naturhafen Port Fitzroy, vor dem kleinen Campingplatz fällt mein Anker im Schutz eines Inselchens, das die Bucht in der Bucht zum seegangsfreien Ententeich macht. Mit Higgins verholt sich meine Great-Barrier Expedition ans Ufer und wandert die nächsten fünf, sechs Kilometer. Heute einen Bachlauf entlang bis zu den Birdle-Falls. Noch so ein Whirlpool mitten im Urwald. Badehose an und rein, herrlich!
Leider hat heute der Küchenchef des Boatclubs frei, weshalb das Abendessen an Land auf morgen verschoben werden muss. Macht nichts, gibt es noch mal Gemüseeintopf an Bord und einen lustigen Spieleabend danach.
Neben dem Pech mit den freien Tagen der Küchenchefs auf Great Barrier gibt es übrigens noch einen running gag auf dieser Reise: Schon zum dritten Mal ankert eine kleine Flottille von Fahrtenyachten, die in einer Rallye organisiert sind, kurz nach meiner Ankunft um mich herum. Mich wundert’s zumindest heute nicht wirklich, denn mein Ankerplatz ist einer der sichersten (und schönsten!) in der Gegend, und für morgen ist Sturm angesagt.

20.02.2009

Freitag, 20. Februar 2009

Freitag, 20.02.09 – Leider hat der Wetterbericht recht: Es regnet, es stürmt, eine kleine Yacht neben mir driftet ins flache Wasser und steckt dort fest, im Cockpit weht es mit in Böen über dreißig Knoten und ich schwoje lustig an meinen sechzig Metern Ankerkette, damit sich der Schlammhaken tiefer und tiefer und fester und fester in den Untergrund gräbt. Die Mannschaft vertreibt sich den Tag mit Lesen und Spielen, bis am späten Nachmittag der Himmel wieder aufreißt und das Abendessen im Boatclub nachgeholt werden kann.
Leider verlässt uns der running gag mit den Küchenchefs nicht ganz, den als meine Mannschaft in Club ankommt, ist das Tagesspecial, nämlich leckerer Rostbraten, schon ausverkauft…
Macht nichts, zum Trost und zu Wolfgangs großer, freudiger Überraschung sitzt Joachim von der „Sappho” mit einem Freund am Nachbartisch, die Sappho ist mit mir zusammen 2006 über den Atlantik gesegelt, zuletzt haben wir uns in Papeete und dann ganz kurz in Opua getroffen. Mal wieder viiiele Geschichten zu erzählen – und trotzdem noch ein irgendwie unfallfreier, taschenlampenbeschienener Rückweg zu Higgins und dann zurück zu mir an Bord.

21.02.2009

Samstag, 21. Februar 2009

Samstag, 21.02.09 – Das schlechte Wetter ist endgültig durch, Marianne steuert mich konzentriert und hoch am Wind nördlich an Little Barrier Island vorbei nach Westen. Mit etwas aufgefierten Schoten übernehmen dann die Männer, geht ja auch wieder einfacher.
In der Omaha Cove am Cape Rodney war ich noch nie, schön, dass es auch in der dritten Neuseelandsaison immer noch so viel zu entdecken gibt. Die kleine Bucht ist zwar eng mit Fischerbooten belegt, aber Hans-Peter und Wolfgang zirkeln mich in ein freies Eckchen, wo ich gegen das Herumdriften in den umlaufenden, leichten Böen noch zu einem Fischerboot hinüber gesichert werde.
Der schöne Abend lockt zum Cockpitplausch mitsamt gemeinschaftlicher Weltverbesserung, so ein bisschen Philosophieren und Romantisieren gehört ja auch zum Segeln!

22.02.2009

Sonntag, 22. Februar 2009

Sonntag, 22.02.09 – Neuer Kurs: Nord. Nach 15 Meilen und diversem Fachgeplänkel über Flaggenbräuche bekommt Nancy endlich Stars and Stripes unter die Backbordsaling gesetzt (Rot-Weiß-Rot für Marianne ist mangels österreichischer Häfen leider nicht an Bord), nach dem Abspielen aller Nationalhymnen sind dann 25 Meilen um, und die Hen and Chicken Islands liegen vor dem Bug, da war ich übrigens auch noch nie. Auf Maori heißt die zweitwestlichste der Inseln Whatupuke Island, in der Starfishbay liegt zwar schon eine kleine, neuseeländische Yacht, aber hier mitten im unbewohnten Naturschutzgebiet kommt trotzdem ein Gefühl von grenzenloser Einsamkeit auf. Eine weitere kleine Yacht kommt mit dem letzten Büchsenlicht hereingetuckert und wird mit Hilfe meines Suchscheinwerfers in den flacheren teil der Bucht gelotst. Trotzdem: Ein toller Platz, weitab von der Zivilisation und deshalb natürlich auch toll zum Sternegucken mit Lupo, meinem Superfernglas. Am schönsten heute: Der Orionnebel in voller Pracht.

23.02.2009

Montag, 23. Februar 2009

Montag, 23.02.09 – Die Spätankommer sind Schweizer und bedanken sich für den gestrigen Leuchtdienst, kurz nach ihnen gehen wir auch ankerauf und segeln bei leichten Brisen in Richtung Whangarei. Wolfgang hat keine Eile, weil ich sowieso bis zum Nachmittag auf das Hochwasser warten muss, die Zufahrt ins Townbasin ist sonst zu flach für mich. Fliegende Fische hatten wir auf diesem Törn bisher nicht im Zoo, heute sausen ein paar Prachtexemplare vorbei.
Den Fluss hinauf gibt es noch einmal viel zu gucken, dann begrüßt mich der Hafenmeister und nimmt die Leinen an. 227 mal wieder wunderschöne Meilen, schade, dass sie schon zu Ende sind.

24.02.2009

Dienstag, 24. Februar 2009

24.02.2009

Dienstag, 24.02.09 – Autoausflug, mal wieder ohne mich. Mit dem Leihwagen erkundet meine Crew den Norden der Nordinsel. Die Glühwürmchenhöhle in Kaviti, die Hundertwassertoilette (darf offensichtlich benutzt werden) und die alten Loks in Kawa Kawa, die Dünen in Opnoni, die riesigen Kauris, das Museum in Dargaville und so weiter.
Am Abend beim Abschiedsdinner darf jeder seinen Kommentar zum Törn auf Video sprechen, scheint allen großen Spaß gemacht zu habe, ist mir ja schon fast peinlich, die Loberei. Wolfgang sagt nur: „Ein Törn lebt von der Crew.” Und ihr wart eine prima Crew!

25.02.2009

Mittwoch, 25. Februar 2009

Mittwoch, 25.02.09 – Nach dem Großreinemachen steht das Taxi vor dem Steg, gute Weiterreise – und hoffentlich bis nächstes Jahr!
Am Nachmittag steht an gleicher Stelle mein nächster Gast: Peter aus Aachen hat in der Steuerbordachterkabine ja schon fast sein zweites Zuhause, schön, dass es auch dieses Jahr mit ein paar gemeinsamen Meilen klappt!