Von Whangarei nach Auckland

26.02.2009

Donnerstag, 26. Februar 2009

Donnerstag, 26.02.09 – Autoausflug, mal wieder ohne mich. Mit dem Leihwagen…Wolfgang kennt den Weg…und Peter ist begeistert.

27.02.2009

Freitag, 27. Februar 2009

Freitag, 27.02.09 – Der Leihwagen muss zurück zum Händler, danach werde ich mit Lebensmitteln für die nächsten Tage vollgebunkert, Getränke gab’s schon gestern, war ja auch praktisch mit dem Auto. Aber der nächste Supermarkt ist ohnehin nur ein paar Meter von der Marina entfernt.
Für morgen ist leider wieder ein tropisches Tief gemeldet, sieht nicht nach Ablegen aus. Wolfgang besucht am Nachmittag Freunde (Jillie und Ruth, meine linehandler vom Panamakanal!), außerdem ist auf meiner Stegnachbarin, der kanadischen SY „Candido” ohnehin der Dauertreffpunkt aller Unter-Sechzigjährigen, da fällt mein Skipper ja noch knapp drunter. Andreas von der „Otis” taucht auf, Camila aus Mexiko erzählt von ihrem Job auf der Expo 2000 in Hannover und Chris (so um zwölf Jahre) führt stolz seine selbstgemachten Lego-Trickfilme auf dem i-pod vor.

28.02.2009

Samstag, 28. Februar 2009

Samstag, 28.02.09 – Sturm und Starkwind aus Ost verhindern meine Abreise einerseits, Peters Erkältung andererseits. Da hat man schon mal Pech, dann kommt noch Unglück dazu.

01.03.2009

Sonntag, 01. März 2009

Sonntag, 01.03.09 – Wieder tolles Wetter, westliche Winde, aber nur fiebriges Blinzeln aus dem Schlafsack in der Achterkabine. Da geht noch nix.

02.03.2009

Montag, 02. März 2009

Montag, 02.03.09 – Peter mummelt sich warm ein, die Sonne wärmt ihn fleißig, so bummeln wir mit der einsetzenden Ebbe den Whangarei River hinunter und setzen bis auf die Hen-and-Chicken Islands über. Heute habe ich den Ankerplatz in der Starfishbay ganz für mich alleine. Vogelkonzert vor großer Kulisse. Bizarre Felsen, grün überwucherte Steilhänge, Brandungsrauschen und ein theatralischer Sonnenuntergang.

03.03.2009

Dienstag, 03. März 2009

03.03.2009

Dienstag, 03.03.09 – Bis nach Great Barrier Island hinüber sind es 37 Meilen, und die werden traumhaft. Vollzeugbrise aus SSW, kaum Seegang, blauer Himmel, Rauschefahrt. Die ersten Pinguine kurz vor der Einfahrt nach Port Fitzroy, zwei, drei Wenden durch die schmale Passage in den Innenhafen, dann fällt mein Anker an meinem super geschützten Lieblingsplatz zwischen Coigne Island und dem Campingplatz. „Hier bleiben wir!” sagt Peter. „Gerne!” sagt Wolfgang. Trotz aller Begeisterung muss mein Skipper den Besuch im Boatclub alleine unternehmen, Peters Erkältung verlangt noch nach ordentlichen Ruhephasen, schade.

04.03.2009

Mittwoch, 04. März 2009

Mittwoch, 04.03.09 – Peter und Wolfgang wandern den Bridle Track hinauf zum Wasserfall und genießen wie an jedem „Wandertag” die neuseeländische Natur an Land.
Im CBD von Port Fitzroy gibt es Kaffee und die Tageszeitung, am Abend wird an Bord heiteres Gedichteraten veranstaltet.

05.03.2009

Donnerstag, 05. März 2009

Donnerstag, 05.03.09 – Weil abzusehen ist, dass nur der Vormittag das Verlassen des Ankerplatzes per Beiboot zulassen wird, vertreten sich meine beiden Heute-leider-nicht-Segler noch mal schnell die Beine (Kaffee und Tageszeitung im Central Business District…), da kommt auch schon die Ladenchefin und fragt: „Are you from that catamaran? It’s on the move…”
Der Katamaran lag eigentlich vor mir, bis meine Crew wieder da ist, haben ihn aber schon ein paar andere Retter hinter mir eingesammelt und verankern ihn neu.
Der Rest des Tages ist Scheiweta: Vierzig Knoten Wind im Cockpit (neuer Rekord für dieses Jahr!), Higgins klappt, obwohl er quer und kurz an der Badeplattform festgezurrt ist, samt Außenbordmotor vor das Achterstag und die kleine Yacht neben mir wird in einer Hammerbö in eine Wolke weißer Gischt gehüllt. Vorsichtshalber steckt Wolfgang zehn Meter Ankerkette zusätzlich, dann ist Zeit für einen gemütlichen Spieleabend unter Deck…

06.03.2009

Freitag, 06. März 2009

Freitag, 06.03.09 – Der Wind hat schon nachgelassen, und auch der Regen soll weniger werden. Ölzeug an, Kurs West. Nach der auch bei bedecktem Himmel malerischen Man-O-War-Passage rollt der Skipper die Genua aus, dann zieht mich eine schöne Raumschotsbrise in Richtung Festland. Auf halber Strecke kann das Ölzeug trocken wieder in den Schrank, der Regen hängt nur an den Bergen, auf See scheint 33 Meilen lang die Sonne. Der Tag wird viel schöner als erwartet, er wird prima! Ein paar Pinguine erinnern den Skipper daran, dass er vor Kawau die Angel wieder einholen muss, ist leider nur Seetang dran. In der Two House Bay, also in der kleinen Minibucht neben der Mansion House Bay mit dem kleinen Museum, ist noch der Logenplatz frei, super. Sturm? Regen? Schnee von gestern.

07.03.2009

Samstag, 07. März 2009

07.03.2009

Samstag, 07.03.09 – Das tropische Tief ist endgültig nach Osten abgerauscht, während der morgendlichen Übergangsflaute zum nächsten Hochdruckgebiet ist wieder ein Spaziergang angesagt. Ein offensichtlich kurzsichtiges Känguru hüpft erst im letzten Moment vom Pfad, hat aber das große Glück, dass Peter auf dem Rückweg zu mir kurz ausrutscht und dabei, wie er später bemerkt, seine Lesebrille verliert. Hoffentlich findet das Känguru die wenigstens!
Am Nachmittag brist es aus Südwest auf, das ist hier die schönste Windrichtung. Kurz vor der Whangaparaoa Halbinsel muss die große gegen die kleine Fock getauscht werden, und für die kurze Kreuz in die Marina hinein bekomme ich sogar ein Reff ins Großsegel. Aber der ablandige Wind baut keine Welle auf, herrliches Segeln!
Zum Abschluss für einen tollen Tag gönnt sich die Crew ein tolles Steak in der Gulf Harbour Marina.

08.03.2009

Sonntag, 08. März 2009

Sonntag, 08.03.09 – Der Südwest hält, was er gestern versprochen hat. Fünf Beaufort, glattes Wasser. Meine Besegelung bleibt mit kleiner Fock und einem Reff im Großsegel angepasst, der Kurs nach Waiheke ist Ostsüdost, Halbwindkurs, Logge am Anschlag. Eigentlich ist die Strecke mit weniger als 20 Meilen viel zu kurz für den schönen Tag, aber die Inseln liegen hier nun einmal so dicht beieinander, und Peter soll ja auch ein bisschen was vom Land sehen. Kaum vor Anker in der Oneroa-Bucht werden also mal wieder die Wandersandalen aktiviert und meine Crew bummelt durch das kleine Örtchen im Scheitel der Bucht. Die Insel Waiheke ist ja so was wie der Villenvorort von Auckland – und hinterlässt damit wieder einen ganz anderen Eindruck von Neuseeland als die Natur-Pur-Erfahrung von Great Barrier Island oder Kawau.

09.03.2009

Montag, 09. März 2009

09.03.2009

Montag, 09.03.09 – Der Südwest zeigt, was er kann. So um die dreißig Knoten bitten dann doch recht eindringlich um das zweite Reff im Großsegel, aber dann macht selbst das Aufkreuzen nach Westen Spaß! Peter hält mich hoch am Wind und Wolfgang darf die Fock nach jeder Wende dicht kurbeln.
Ein kurzer Blick in die Bucht unterhalb des Vulkans Rangitoto macht klar, dass da heute zuviel Wind durch die Bäume pfeift, also darf ich anderthalb Meilen zurücksprinten und im Lee der Steilküste von Motuihe ausruhen. Während nördlich und südlich der Miniinsel die Schaumkronen über die Wasserstraßen geblasen werden, ist hier völlige Flaute.
Graf Luckner, der nach dem Verlust der „Seeadler” bei Bora Bora hier mitsamt seiner Mannschaft inhaftiert war, mochte die Insel im Gegensatz zu meiner mal wieder durch die Natur spazierenden Mannschaft nicht all zu sehr, jedenfalls gelang ihm eine spektakuläre Flucht. Auf Norfolk Island war die dann allerdings zu Ende, und auch Luckner durfte dann wieder hier bis zum Kriegsende spazieren gehen. Besser bewacht als vorher…

10.03.2009

Dienstag, 10. März 2009

Dienstag, 10.03.09 – Neun Enten und drei Möwen balgen sich um ihr Frühstück, das ihnen an der Badeplattform serviert wird, dann heißt es mal wieder „Anker auf!”.
Die letzten Meilen bis in die Half Moon Bay Marina, wieder ein paar regattamäßige Kreuzschläge, heute sogar mit Gegner: Eine 39er Bavaria mit Rollsegeln zieht den Kürzeren gegen mich, „Geht nix über’n Bindereff und ’ne schmale Kreuzfock am zweiten Vorstag!” freut sich mein Skipper.
In der Marina bekomme ich einen Platz gegenüber dem Marinabüro, aber das Anlegen „unter Aufsicht” klappt prima, die Landcrew, die mich ja von meinem Lackieraufenthalt kennt, freut sich, dass ich ohne Macken und weiterhin frisch glänzend wieder da bin.
Peter und Wolfgang gönnen sich als Törnabschlussessen einen Abend im Bucklands Beach Yacht Club, danach fordert Peter Revanche für ein neulich verlorenes Carcassonne-Match. Der letzte gemütliche Abend für diesen Törn, schade.

11.03.2009

Mittwoch, 11. März 2009

Mittwoch, 11.03.09 – Nach den üblichen drei Stunden Putzaktion steht Peter mit seiner Tasche am Fähranleger und verabschiedet sich. Hoffentlich kommst Du beim nächsten Mal ohne Erkältung an Bord! Viel Spaß noch beim Weiterreisen!
Wolfgang nutzt den Nachmittag für Organisationskram, denn während mein Skipper für einen 14-tägigen Urlaub nach Japan fliegt (das ist eine längere Geschichte, die einiges mit Kriminologie zu tun hat, hier aber nicht erzählt wird, zumal ich ja mal wieder nicht mit darf!), sollen bei mir die letzten Wartungsarbeiten für die zweite Hälfte meiner zweiten Weltumsegelung erledigt werden. Da nun ja wieder alle meine paartausend fleißigen Logbuchleser aufstöhnen werden „Wieso fährt Wolfgang in Urlaub, der macht doch das ganze Jahr nur Urlaub!”, grüßt er euch herzlichst und sagt „Stimmt, und da noch ein paar Törnplätze frei sind, seid ihr herzlich eingeladen, mitzumachen!”
Mich hört ihr wieder ab Anfang April, checkt inzwischen mal die kurzfristigen Angebote von Emirates, ist gar nicht mehr so teuer, hier runter zu fliegen. Mit ein bisschen Glück sogar im A 380!