Von Auckland nach Fiji

22.04.2009

Mittwoch, 22. April 2009

Mittwoch, 22.04.09 – Und dann darf er kommen: Nico Schilder ist ja schon von Fiji aus mit nach Auckland gesegelt, und da er die Strecke so schön fand, hat er sich gleich noch mal für den Rückweg eingebucht. Wolfgang freut sich auf die Carcassone-Revanche (s. Logbuch Fiji-Auckland!) und wartet und wartet und wartet und dann kommt Nico leicht verspätet und breit grinsend den Steg entlang. Er musste doch auch noch eben vom Skytower springen! Logbuchleser erleben einfach mehr. Herzlich Willkommen an Bord!
Das Wiedersehensdinner wird natürlich wieder mit ein paar frischen Austern im „Swashbuckler” begonnen, mit Thunfischsteaks bzw. gebackenem Snapper fortgesetzt und mit einem leckeren Absacker an der urigen Bar beendet.

23.04.2009

Donnerstag, 23. April 2009

Donnerstag, 23.04.09 – Ostsüdost, 5 Bft., Rauschefahrt aus dem Hafen heraus und 28 Meilen Kurs Nord bis nach Kawau. Ich darf wieder im Schutz der hohen Bäume abwarten, bis die beiden von der ersten Wanderung zurückkommen. Mansion-House-Museum, Wallabies, Dschungel, das dauert, scheint aber immer wieder Spaß zu machen, die nette kleine Insel steht ja bei fast jedem Törn hier in der Gegend auf dem Programm.

24.04.2009

Freitag, 24. April 2009

Freitag, 24.04.09 – Die Insel gefällt Nico und Wolfgang so gut, dass wir noch einen Tag bleiben. Mir gefällt gut, dass ich von dem Nordoststurm, der draußen heult, an meinem Ankerplatz nur ein paar Kiefernnadeln und Rindenstückchen mitbekomme, die in den Wipfeln abgerissen werden. Grauenhaftes Wetter, um es mal dezent auszudrücken.
Zum Zeitvertreib bekomme ich das Steuerrad neu bezogen – und als Vorbereitung für die Reise nach Fiji wird das Reise-Carcassone, das Nico schräglagensicher vorbereitet hat, fertig gebastelt. Und ausprobiert. Heute wird aber noch nicht aufgeschrieben, nur eine kleine Proberunde.

25.04.2009

Samstag, 25. April 2009

Samstag, 25.04.09 – Weitere Zeitvertreibe bei weiterhin Sauwetter: Die elektrische Zündung am Herd wird wieder auf Vordermann gebracht, im Café am Ufer werden zwei Cappuccino geschlürft und am Abend gibt es leckere Spaghetti an Bord.

26.04.2009

Sonntag, 26. April 2009

26.04.2009

Sonntag, 26.04.09 – Die Dünung ist natürlich noch ziemlich übel, vor allem im Kanal nördlich von Kawau. Aber ab Kap Rodney geht der Kurs nach Nordwesten, ein Reff im Großsegel, dazu die kleine Fock, das passt dann prima für gute fünf Windstärken. Die Regenschauer kleben eher am Festland, bis auf ein paar Tropfen muss das Ölzeug nur vor der Gischt schützen, die ab und zu aus den Brechern über das Cockpit weht. Außer uns ist niemand unterwegs, doch, zwei Wale und ein einsamer Schleppverband, der zum Zementwerk von Whangarei will. Und der trifft sich natürlich genau in der engen Flussmündung mit uns. Macht nichts, Nico hält mich schön am Fahrwasserrand bis die Jungs vorbei sind, danach geht es rechts ab in die Urquhardts Bay. 38 ganz schön anstrengende Meilen heute, das nächste Land, das den Seegang hätte abhalten können, ist Chile. Pilzrisotto, eine Runde Carcassone (Wolfgang geht in Führung) und ab in die Kojen.

27.04.2009

Montag, 27. April 2009

Montag, 27.04.09 – Unsere chinesische Freundin Tai Ming hat die Flut heute genau so getaktet, dass nicht nur ein schöner NNE mich den Whangarei River hinauf zieht, sonder der Schiebestrom auch noch für einen guten Knoten Fahrt extra sorgt. Und natürlich für genug Wasser in der flachen Einfahrt zum Town Basin. Dort angekommen lotst mich der Hafenmeister längsseits an einen holländischen Motorsegeler, die Marina ist voll mit Yachten, die auf dem Sprung nach Norden sind. Viele Bekannte sind natürlich wieder darunter, hier an Bord wird eine Runde Kaffee nach der anderen geschlürft, das macht Spaß. Abends wird noch mit Evi und Wolfgang von der „Sleipnir“ ein paar Runden lang erzählt.

28.04.2009

Dienstag, 28. April 2009

Dienstag, 28.04.09 – Nico kennt Whangarei noch nicht, deshalb wird heute ein gemütlicher Stadtbummel mit anschließendem Großeinkauf für den Törn nach Fiji veranstaltet.
Immer dienstags ist im „Reva’s“, also zehn Meter backbord querab, der Seglertreff. Das Bier kostet nur die Hälfte vom normalen Preis, da brummt der Laden natürlich. Und alles dreht sich um die eine Frage: Kann man übermorgen schon lossegeln, oder muss man das kleine Tief noch abwarten, dass sich nordöstlich von Neuseeland bilden soll?
An einem Tisch dreht sich die Diskussion allerdings nur um „Braille-Navigation“ (von Huckel/Sandbank zu Huckel?), warme, achterliche Winde, die nicht die eigenen sein sollen und die Heldentaten der Anwesenden. Das sind Jillie und Ruth (meine Linehandlerinnen vom Panamakanal, Barb und Bob (barb’n Bob?! Boab and Boab?!) Andreas und seine Crew von der Otis, ein älteres australisches Pärchen, dass einfach dem Lärm nach navigiert hat – und natürlich Nico und Wolfgang. Der Barkeeper zu Nico, als er die nächsten sieben Bier holt: „You must be from that table having so much fun out there!“ Nico: „Yes!!!“

29.04.2009

Mittwoch, 29. April 2009

Mittwoch, 29.04.09 – Aber wer feiern kann, der kann natürlich auch arbeiten. Mit dem Hochwasser um 11.30 h und der nun einsetzenden Ebbe schiebt mich Tai Ming wieder den Whangarei River hinab, allerdings nur bis zur neuen, aber leeren Marsden Cove Marina. Hier ist quasi der Zollanleger für Whangarei – und Nico und Wolfgang haben beschlossen, dass die Reise morgen los gehen soll.

30.04.2009

Donnerstag, 30. April 2009

Donnerstag, 30.04.09 – Der Zöllner erledigt seine Arbeit schnell und freundlich, der Wind bläst aus Südwest, um 12.00 h dreht sich mein Bug erst ins Fahrwasser und dann nach Norden. Weil mein Kurs hinter dem zu erwartenden Tiefdruckgebiet her führen soll, bleiben wir noch unter Land und nehmen nicht direkten Kurs auf Fiji. Ein Zollpatrouillenboot checkt uns noch einmal kurz über Funk, ein Delfin und ein Pinguin sagen „Tschüss“ und eine gemütliche erste Nacht beginnt.

01.05.2009

Freitag, 01. Mai 2009

Freitag, 01.05.09 – Am Tag der Arbeit gibt es nicht all zu viel von selbiger: Eine Halse, als der Wind wie versprochen auf Südost dreht. Außerdem sind ein paar Jungalbatrossen zu sehen. Die Wetterkarten noch mal checken: alles wie geplant, nach dem Tief bildet sich ein kräftiges Hoch über der Tasmansee, das sollte mich schön auf seiner Vorderseite nach Norden schieben.

02.05.2009

Samstag, 02. Mai 2009

Samstag, 02.05.09 – Das Tief liegt östlich von uns, die ebenfalls gestartete „Golden Tilla“ mit Wolfgang und Uli an Bord steht ganz in der Nähe von uns und hat ebenfalls Regen und ein paar Böen. Tagsüber klart es schon wieder ganz gut auf, der Luftdruck steigt, der Wind dreht wieder auf Südwest. Ein erster Mahi Mahi landet im Cockpit, den gibt es morgen als Sonntagsbraten, heute ist es schon zu spät. Zur Nacht wird die Rollgenua geborgen, nur noch die kleine Fock steht ausgebaumt auf dem Vorschiff. Wind weiterhin Südwest, sieben Beaufort, die ein oder andere Bö. Allerdings vertieft sich das Tief und macht an seiner Südseite (Tiefdruckgebiete drehen sich hier ja rechts herum!) stürmischen Südost. Von diesem Wind bekomme ich natürlich nichts ab, ist ja durch, das Tief. Aber die Dünung, die läuft bis hier her. Und bildet Kreuzseen. Und deshalb steht als letzter Eintrag, obwohl der Wind absolut moderat ist, „Schwere See, Brecher übers Cockpit“ für den heutigen Tag im Schiffslogbuch. Bis morgen könnt ihr euch ja mal Gedanken machen, wie der Schraubenzieher und das Teppichmesser aus der Werkzeugkiste unter dem Kartentischsitz an Steuerbord in das Fach mit den Frühstücksbrettchen und den Eierbechern über der Pantry an Backbord gegenüber gekommen sind. Ganz ohne Anfassen!

03.05.2009

Sonntag, 03. Mai 2009

03.05.2009

Sonntag, 03.05.09 – Ganz einfach! Sie sind dahin gefallen. So ca. gegen ein Uhr morgens legt mich eine Welle, die sich stürmisch in mich verliebt hat, flach. Wolfgang hängt während der ca. 20 Sekunden, die der Spaß dauert, am Steuerbordheckkorb über ihm und sieht den Cockpitboden neben der Reling im Wasser verschwinden. Leider kann er aber gerade nicht loslassen, trotz Schwimmweste und Lifebelt… Die Reling sieht man natürlich nicht, die ist unter Wasser. Die Rettungsinsel, die ja unter der Abdeckung gestaut ist, bleibt an Ort und Stelle fest verstaut. Als ich wieder senkrecht stehe, sieht alles an Deck ganz ordentlich aus, lediglich der Außenbordmotor hat sich hochgeklappt. Das würde von einer seitlichen Neigung von über 90° zeugen, allerdings entwickelt so ein Querschlagen natürlich auch noch ein gewaltiges Drehmoment. Wahrscheinlich war es also etwas weniger. Nicos erst Frage, nachdem er sich zuerst von der Kojenwand zurück auf die Liegefläche und dann in Richtung Niedergang vorgearbeitet hat: „Bist du noch da?“ Wolfgang: „Ja, aber das wäre fast die Rettungsinsel gewesen.“ Was leider zu dem Missverständnis führt, dass Nico meint, er hätte fast in selbige gemusst, dem ist aber nicht so. Ich schwimme noch und schwamm auch immer, und zwar bestens. Seit heute ist nämlich bewiesen, dass ich auch quer noch schwimme. Geht doch nix über ein bisschen Ballast unterm Mast.
Auper dem Teppichmesser und dem Schraubenzieher hat sich natürlich auch der Rest des Werkzeugkasteninhalts in der Pantry verteilt, der Laptop ist vom Kartentisch oben! auf den Herd gefallen, die Marinarechnung aus Whangarei hat sich mit ein paar anderen Zetteln vom angestammten Zettellager hinter den Kursdreiecken ins Bücherbord verholt und klebt dort, feucht von der Gischt, die durch die Niedergangsritzen gesprüht ist, auf den Buchrücken. Aus dem Orchestergraben (der Salonablage mit der Gitarre etc.) haben sich nur die Strohhüte, der Staubsauger, eine Okarina und ein paar Notenhefte auf den Flug nach Backbord begeben, ansonsten hält sich das Chaos in Grenzen. Wolfgangs „Zwischenablage“ („muss ich irgendwann mal aufräumen?“) auf seinem Kleiderschapp hat sich bei der Aktion selbst aufgeräumt und liegt auf seiner Koje.
Wasser schwappt natürlich in allen Bilgen, der Niedergang ist ja nicht luftdicht. Außerdem hat die backbordseitige Backkiste reichlich Wasser abbekommen, und die hat Verbindung zur Motorbilge. Lustigerweise sind deshalb die getrennten Bilgen der Nasszellen die einzigen, die trocken sind!
Der Rest der Nacht verläuft völlig unspektakulär, Nico klariert absolut heldenhaft trotz Seekrankheit unter Deck das Chaos, während Wolfgang noch lange am Ruder steht.
Zur Funkrunde am Morgen ist fast alles schon wieder an Ort und Stelle, und als am Nachmittag der Sonntagsbraten (der Mahi Mahi hat sich im Kühlschrank nur etwas verschoben) endlich in die Pfanne kommt, da ist die Welt schon wieder in Ordnung. Etmal von 154 Meilen, immerhin. In der Nacht schläft der Wind ein, für ein paar Stunden muss der Motor schieben. Da kann das Radargerät mal eine Weile Ausschau halten, ich habe zwei sehr müde Männer unter Deck.
Für die Wetterinteressierten unter euch (oder falls jemand nach dem Cockpitboden tauchen möchte) hier Ort und Uhrzeit des Brechers: 30°31′ S, 174°38′ E, 13.00 h UTC am 02.05.09.

04.05.2009

Montag, 04. Mai 2009

Montag, 04.05.09 – Das Tief hat noch ein paar Gewitter auf seiner Rückseite, aber wir bleiben trocken. Der Wind ist ab 06.00 h wieder prima zum Segeln, weiterhin Südwest, ich bekomme die Passatbesegelung aus Fock und Rollgenua auf das Vorschiff, von der Mittagsposition (28°09’S, 176°00’E) mal abgesehen steht einfach nur „schönes Segeln“ im Logbuch auf dem Kartentisch. Verschnaufpause. Und damit auch noch einmal Zeit, über meine „Verbeugung“ nachzudenken. Interessant ist nämlich auch, was alles nicht passiert ist: Es ist, vom Cockpitboden und einem kleinen Rettungsring abgesehen, keinerlei Ausrüstung verloren gegangen. Der Cockpitboden ist als Zugang zur Rettungsinsel natürlich mit Absicht leicht abnehmbar gewesen, der nächste wird deshalb wieder so sein. Für den Rettungskragen gilt dasselbe, denn es macht ja keinen Sinn, den Ring so fest zu binden, dass er im Notfall nicht wurfbereit ist. Da ich keinerlei Ausrüstung an Deck gestaut fahre, kein Bimini und keine Sprayhood habe und mein Deck nur schmale, feste Luken hat, konnte die Welle ziemlich widerstandsfrei über mich hinweg brechen, ohne auch nur etwas Tauwerk zu finden, das sie hätte mitnehmen können. Keine Dieselkanister oder Surfbretter an der Reling, keine Fahrräder, keine Kajaks. Higgins, mein Beiboot, ist für Überfahrten immer nur ein luftleeres Paket, Davits habe ich ja ebenfalls keine. Alles glatt wie ein Kinderpopo. Unter Deck waren die einzigen echten Flugobjekte die kleine Werkzeugkiste aus dem Kartentischsitz (Schraubenzieher und Teppichmesser zwischen den Eierbechern, das ist ca. drei Meter quer rüber und einen Meter bergauf ohne Schräglage!) und der Laptop, der einen Satz über die Anrichte auf den Herd gemacht hat. Und dort weich gelandet ist, denn der Herd ist ja kardanisch aufgehängt. Nicht geflogen sind sämtliche Navi-Instrumente, die Ferngläser, die Navi-Bücher etc., Obst, Gemüse, Eier, Getränke. Alles an Ort und Stelle geblieben. Eine Dose Nescafe ist aufgesprungen und hat eine ziemliche Schweinerei in der Pantry verursacht. Die Polster waren nicht alle fest, und einiger Kleinkram hat sich verteilt: Die Stifte vom Kartentisch, Kleinkram aus dem Orchestergraben, die Pflaster, Vitaminpillen, Aspirin aus den Hängekörbchen über der Spüle. Aber das war es auch schon. Das Wasser ist hauptsächlich durch die Zwangsbelüftung der Backskiste an Backbord und von dort weiter in die Motorbilge eingedrungen, außerdem die Gischt durch den Niedergang um das Steckschott herum. Durch die Schräglage natürlich nicht schön mittig in der Zentralbilge, sondern gut verteilt in allen Schapps an Backbord, insgesamt laufen ein paar Eimer zusammen, aber ebenfalls keine irgendwie bedrohliche Menge. Nico, der ja hauptsächlich gelenzt hat, schätzt vier, fünf Eimer insgesamt, das meiste saugt die Lenzpumpe aus dem Motorraum. Für mich war es ja das erste Mal, dass ich quergeschlagen bin. Brauche ich nicht noch mal. Könnte ich aber. Denn der Gutachter damals in Gibraltar hatte recht: „She is ready to sail all seas.“ Even very rough ones.

05.05.2009

Dienstag, 05. Mai 2009

05.05.2009

Dienstag, 05.05.09 – Traumtag, mit allem was dazu gehört. Ein großer Mahi Mahi für die Pfanne, die Eröffnung der Badesaison auf der Heckplattform, Sonnenschein, tolle Brise, 117 Meilen Etmal. Und damit schon Halbzeit!

06.05.2009

Mittwoch, 06. Mai 2009

Mittwoch, 06.05.09 – Der nächste Traumtag, denn die zweite Hälfte vom Mahi Mahi landet in der Pfanne, aus dem Ofen duftet frisches Brot und beim Philosophieren in den Sonnenuntergang hinein stellt meine Mannschaft fest, dass wir am Horizont waren, denn der war am Sonntag ja im Cockpit…

07.05.2009

Donnerstag, 07. Mai 2009

Donnerstag, 07.05.09 – Der Wind hält und zieht mich der Wärme entgegen. Ich laufe wie auf Schienen, Zeit für eine Runde Carcassone (Wolfgang führt weiterhin) und ein paar kulinarische Glanztaten. Das geht schon morgens mit Spiegelei auf Speck und frischem Brot los, dann weiter mit leckeren Canapées zu Mittag, am Nachmittag wird das italienische Eiscafé „Galateiaria“ eröffnet, es gibt frischen Cappuccino (mit aufgeschäumter Milch, Kakaostreuseln und all den Zutaten), dazu den Früchtebecher „Tropical“, denn um 17.00 h ist es soweit: Ich überquere den Wendekreis des Steinbocks auf 23°26,2’S und bin wieder in den Tropen. Die Luft- und Wassertemperatur beträgt schon um die 25°C, die Socken haben ausgedient: Barfußroute. Passend dazu serviert der Skipper abends Afrikanisches: Couscous mit frischem Gemüse.

08.05.2009

Freitag, 08. Mai 2009

Freitag, 08.05.09 – Auch wenn es euch langweilig wird: Der nächste traumhafte Tag…Rückenwind, Sonnenschein. Nico macht die ersten Gehversuche in Astronavigation und bestimmt am Mittag meinen Breitengrad mit dem Sextanten: 21°51,8’S. Die Kontrolle mit dem GPS ergibt einen Fehler von knapp drei Meilen, aber das ist für das erste Mal ein erstklassiges Ergebnis, zumal ja der Horizont durch den schönen Passatseegang nicht ganz ruhig ist. Kurz vor Sonnenuntergang segeln wir wohl durch einen Tunfischschwarm, denn plötzlich hängt an jeder der beiden Heckangeln ein ordentlicher Yellowfin, jeweils ca. drei kg. Wolfgang übt sich im Schnellfiletieren, da die Sonne untergeht, dann kommen die Filets fast noch zuckend in die Pfanne, dazu das frische Brot mit etwas Salz auf der Butter, einfach – und köstlich.
Der Mond ist fast schon voll und beleuchtet eine weitere wunderbare Nacht, Nico übernimmt wie immer die erste Hälfte.

09.05.2009

Samstag, 09. Mai 2009

09.05.2009

Samstag, 09.05.09 – Normalerweise legt Nico sich ja immer so gegen 02.00 h in die Koje, heute bleibt er aber bis 02.10.59 h wach, denn da sind tausend Meilen seit Whangarei rum. Wolfgang übernimmt, stellt sich die Eieruhr auf „alle halbe Stunde” und döst im Salon dem Morgen entgegen. Gustav steuert, so ab 06.00 h wird es schon schön hell, die Positionslampen können aus, Zeit für Skippers Frühstück. Um 08.00 h läuft die erste Funkrunde, um 09.00 h dann noch einmal die zweite, so gegen 09.30 kommt Nico aus der Koje. Mit steigendem Sonnenstand wird das Sonnensegel über das Cockpit gespannt – und die Mannschaft entspannt. Fragt sich, wovon…
Um 11.30 ist Land in Sicht. Kandavu, das ist schon ein Teil von Fiji. Nico macht Handy-Navigation, das heißt, er versucht anhand des Providers auf dem Display festzustellen, in welchem Land wir gelandet sind. Klappt aber noch nicht. Ein Fischerboot funkt uns über UKW an, die Jungs sind der erste Sichtkontakt seit Whangarei, ansonsten waren wir immer alleine. War auch schön. Zwecks Zivilisationsannäherung seiner äußeren Erscheinung geht Wolfgang noch einmal auf die Badeplattform zum Duschen. Und erfindet das Nacktangeln, denn prompt beisst ein gewaltiger Mahi Mahi an Backbord. Und erst im allerletzten Moment, um ehrlich zu sein, beim Anblick meines Skippers im Adamsgewand, da springt er doch noch vom Haken. Wolfgang lacht: „Der wäre eh zu groß für uns gewesen!”

10.05.2009

Sonntag, 10. Mai 2009

Sonntag, 10.05.09 – Auch die Handynavigation bestätigt nun das Erreichen von Fiji. Genau um 12.00 h stecke ich meinen Bug in die Riffpassage bei Malolo Lailai, 10 Tage seit dem letzten Ableger. In Malolo erfährt meine Crew von Freunden leider nur, dass der Zoll noch nicht für den Ansturm aus Neuseeland hierher gekommen ist, sondern dass ich weiter nach Lautoka zum Einklarieren muss. Schade, Einklarieren an der Drei-Dollar-Bar wäre auch schön gewesen. So kommt Nico aber wenigstens noch zu ein paar Meilen Blistersegeln, denn eine leichte Brise zieht mich für die letzten 15 Meilen innerhalb des Riffs nach Norden. Unterwegs wird mit dem Staubsauger das Beiboot aufgeblasen, und nach einer spannenden Nachteinfahrt fällt um 18.30 h (da ist es hier ja schon stockdunkel!) vor Lautoka der Anker. Die Behörden können dann morgen kommen.

11.05.2009

Montag, 11. Mai 2009

Montag, 11.05.09 – Alles Gute an Mama Ursel zum Geburtstag! Hier gibt es auch Grund zum Feiern, denn das Einklarieren klappt prima, nur beim zweiten Zöllnertransport reicht das Benzin im Außenbordmotor doch nicht ganz für den Rückweg, Nico darf ein wenig paddeln.
Am Nachmittag verholt mich meine Crew in die Vuda-Point-Marina, Wolfgang kennt mal wieder ein paar Leute, mit denen er dringend quatschen muss, Nico fühlt sich ebenfalls gleich heimisch (von hier sind wir letztes Jahr ja auch gestartet!), und nach einem kühlen Gin Tonic an der Bar und nach einem Steak und ein paar Bierchen im Yachtclub, da werden die Geschichten immer besser…
Vorsichtshalber deshalb hier mal eben die Fakten: 1200 Meilen in zehn Tagen, ein Durchschnitt von genau fünf Knoten, dass ist super. Ganze 40 l Diesel haben wir verbraucht, einen Teil davon zum Batterienladen, wenn ich nicht schnell genug für den Wellengenerator war. Eine wunderbare Reise. Trotz, vielleicht sogar ein bisschen wegen der Verbeugung am letzten Sonntag.

12.05.2009

Dienstag, 12. Mai 2009

Dienstag, 12.05.09 – Ich muss euch noch einen der trockensten Kommentare nachtragen, die hier an Bord je gemacht worden sind: Neulich in der Sturmnacht (offizielle durchschnittliche Wellenhöhe laut Wetterkarte 4,3 m, einzelne Brecher können dann das 1,5 fache erreichen, also über sechs Meter, und so einer hat mich wohl auf die Seite gelegt…) lenzt Nico das Wasser aus der Motorbilge. Aufgrund des Missverständnisses mit der Rettungsinsel noch der Meinung, knapp dem Einstieg in die Rettungsinsel entgangen zu sein, also einigermaßen angespannt, verständlicherweise bei dem Seegang über Kopf arbeitend seekrank, dabei auf den Bodenwrangen balancierend, da die Bodenbretter zur Bilgenkontrolle offen liegen. Heldenhaft, wie gesagt. Und auf Wolfgangs Frage „Wie geht es Dir?” nur trocken antwortend: „Kannst Du mich bitte im nächsten Hafen rauslassen?!” „Mach ich!” sagt Wolfgang – und ist froh, dass Nico sich nicht unterkriegen lässt. Und heute wird das Versprechen eingelöst, denn Malolo Lailai, das ja unser erster Hafen war, wird zum zweiten Mal angesteuert. Hier ist es einfach schöner und vor allem luftiger als in der Marina, und da Nico sowieso noch zwei Nächte in Denerau im Hotel bleibt, kann er vom Musket Cove Resort mit der Fähre hinüber, zum halben Preis. Den Sondertarif zahlen alle Mitglieder des Musket Cove Yachtclubs, und Nico wird natürlich Mitglied. Der MCYC ist einer der exclusivsten Yachtclubs der Welt, denn Antragsteller müssen zumindest Fiji auf einer Yacht erreichen oder verlassen. Und Nico wird natürlich voll akzeptiert.
Abends Feier mit Steak- und Schnitzelverbrennung auf den Grills der Drei-Dollar-Bar… und mit wiederholtem Erzählen unseres Abenteuers, man muss sein Heldentum auch mal genießen!

13.05.2009

Mittwoch, 13. Mai 2009

Mittwoch, 13.05.09 – Weil die Rallye, die nach uns von Auckland aus gestartet ist, nun doch schon fast komplett eingetrudelt ist, kommen Zoll und Immigration doch noch auf die Insel. Da spart sich Wolfgang den Weg nach Lautoka, um Nico von der Crewliste streichen zu lassen und erledigt das gleich hier. „Very hard work”, sagt der eine Beamte auf Wolfgangs Frage, ob sie sich freuen, mal außerhalb des Büros zu arbeiten. Und dann hat man als Skipper immer das Problem, nicht zu wissen, ob man laut loslachen darf oder nicht. Drei Behördenhürdenhordenvertreter, die im Palmenschatten die Formulare von sechs Yachten abstempeln dürfen, ausfüllen muss man ja selber…
Nico muss wirklich hart arbeiten: Erst die üblichen drei Stunden Putzdienst, und dann Koffertragen zum Fähranleger. Naja, ca. fünf Meter weit, den Higgins parkt direkt neben der Lände. Und dann fährt er weg, und Wolfgang ist mal wieder ganz schön traurig. Aber er hat ja die Nico-Gedächtnisschraube am Niedergang (insider-gag). Mach’s gut, komm wieder, und noch mal vielen Dank für das schräglagensichere Carcassone!

14.05.2009

Donnerstag, 14. Mai 2009

Donnerstag, 14.05.09 – Wolfgang bemerkt, dass er noch gar nicht schwimmen war und holt das sofort nach. Herrlich.
Abends lernt er einen Unterwasserfilmer von der BBC und einen Megayachtskipper kennen, auch nette Arten, Geld zu verdienen.

15.05.2009

Freitag, 15. Mai 2009

Freitag, 15.05.09 – Wolfgang bastelt an Kleinkram rum, heute bekommt die Buglaterne neue Kontakte.

16.05.2009

Samstag, 16. Mai 2009

Samstag, 16.05.09 – Alles Liebe zur Taufe an Merle! Mögest Du Deinen Namen mit Deiner ganz eigenen Persönlichkeit füllen! Wolfgang wäre ja gerne gekommen, kann aber gerade nicht weg, schade.

17.05.2009

Sonntag, 17. Mai 2009

Sonntag, 17.05.09 – Die S/Y„Josi”, wie ich unter TO-Stander, aus Lübeck parkt an der Boje hinter mir, schon wieder neue Freunde! Nachts ziehen ein paar Gewitter durch und sorgen für willkommene Abkühlung.

18.05.2009

Montag, 18. Mai 2009

Montag, 18.05.09 – Außerdem drehen sie den Wind auf Süd, dass passt prima, denn Wolfgang lichtet den Anker (ganz ehrlich: die Ankerwinsch lichtet den Anker, Wolfgang drückt ja nur auf den roten Knopf!) und wir segeln die 12 Meilen zurück zur Vuda Point Marina. Auch mal nett so zur Abwechslung, nur mein Skipper und ich. (Wiederum ganz ehrlich: Gustav segelt, und Wolfgang drückt nur den nächsten roten Knopf, nämlich „Auto” auf Gustavs Steuerpaneel. Nur Segelsetzen, -trimmen und -bergen muss mein Skipper, was ihn irgendwie zur Deckshand degradiert. ) Das Anlegen klappt auch einhand prima, zumal für die langen Leinen zu den Festmachebojen ein Marinaangestellter mit dem Beiboot helfen kommt.
Der Schreiner erscheint kurz darauf wie verabredet mit dem neuen Cockpitboden und nimmt ihn zum Anbringen der Beschläge gleich wieder mit. Sieht aber schon mal toll aus! (Der Boden, obwohl der Schreiner auch nicht hässlich ist ;-))

19.05.2009

Dienstag, 19. Mai 2009

19.05.2009

Dienstag, 19.05.09 – Der Schreiner kommt wieder und bringt die Beschläge zum Anpassen mit. Für Dieter und alle technisch interessierten: Vorne hat der Boden jetzt zwei kräftige Edelstahlwinkel, die beim Einsetzen automatisch unter den vorderen Auflagebalken greifen. Achtern sind die beiden Bolzen geblieben, sitzen jetzt aber strammer. Rundherum sind sechs kleine Abstandsklötzchen angebracht, die dafür sorgen, dass einerseits kein Schmutz im Spalt zwischen Wanne und Gräting reiben kann, und andererseits der Boden nicht verrutscht. Rutschen wird man jetzt übrigens ebenfalls nicht mehr, der alte Boden hatte ja kaum noch Antislipbelag und war Wolfgang deshalb ohnehin schon immer ein Dorn im Auge. Was Wolfgang gar nicht weiß: Der alte Boden ist ja gar nicht rausgefallen, sondern ich habe die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und ihm ein anständiges Seemannsgrab besorgt. War an der Zeit.