Von Galapagos nach Marquesas – Mai 2001

03.05.2001

Donnerstag, 03. Mai 2001

Donnerstag, 03.05.01 – Wenn wir Bärbel jetzt erzählen, dass in dem kleinen unscheinbaren Museum eine Rieseschildkröte wohnt, die wahrscheinlich genau wie „Lonely George“ auf Santa Cruz die letzte ihrer speziellen Art und außerdem sehr schön und riesig und erst 70 Jahre jung ist, dann bricht sie in Tränen aus, weil sie so gerne eine gesehen hätte, und ungefähr fünf mal dran vorbeigelaufen ist.
Wir haben „Pepe“ aber ganz feste von Dir gegrüßt, Bärbel!

04.05.2001

Freitag, 04. Mai 2001

Freitag, 04.05.01 – Das mit dem Einkaufen ist gar nicht so einfach auf einer so kleinen Insel mitten im Pazifik… Zum Trost gibt es am Nachmittag Kaffee und Kuchen (hat Sabine gebacken!) im Cockpit, und beim Verspeisen helfen Monika und Bernhard von der „Jambo“, Wolfram (einhand unterwegs) von der „Nirwana“ und Wolfgang, Lydia, Cilia und Marius von der „Largo Star“.
Und weil es so gemütlich ist, bleiben alle noch bis spät in die Nacht. Spaghetti für zehn Leute, Lieder zur Laute und ein Geburtstagsständchen in die Funkrunde, damit Jürgen auf der „Merlin“ (ebenfalls einhand unterwegs), der eigentlich schon hier sein sollte, aber leider am Äquator in der Flaute hängt, sich nicht so einsam fühlt; das sind so die Highlights des Abends…

05.05.2001

Samstag, 05. Mai 2001

Samstag, 05.05.01 – Man trifft sich leicht verkatert auf dem Wochenmarkt…
Zeit also, um über das Wort „endemisch“ zu philosophieren: „Endemisch“ sind Dinge, die nur an einem bestimmten Ort vorkommen. Blaufußtölpel zum Beispiel. Gibt es nur hier. Total endemisch.
Meeresechsen (Maritime Iguanas). Ebenfalls total endemisch.
Pepe ebenfalls.
Die Souvenirs, steht zumindest am Ladenschild: „Endemic Souvenirs“.
Überall-Rumlieg-Seehunde, völlig endemisch!
Die Postschildkröte (sagt Dieter, weil sie immer um die Zeit hinter meinem Heck herschwimmt, wenn in Warstein der Briefträger kommt, also so gegen 10.00 h!), endemisch!
Die tägliche Pelikan-Tölpel-Fregattvogel-Möwen-Seechwalben-etc.-Flugschau, extrem endemisch!
Die Zutraulichkeit des Menschennachwuchses, denn wo sonst benutzen halbe Kindergärten anderer Leute Beiboote zum Trampolinspringen, Zubuddeln, Motor-Abschrauben… auch sehr endemisch.
Und auch der Kicker in der „Chalo“-Bar, der ist nämlich total endemisch 1-3-4-3 aufgeteilt, außerdem mindestens so alt wie Pepe und wird mit einer Murmel bespielt, die ständig unter die Theke rollt, weshalb der Abend sehr lustig und sehr lang und sehr endemisch wird…
So ist das halt mit der Endemischkeit auf abgelegenen Inseln – entwickelt sich alles irgendwie anders als man denkt…

06.05.2001

Sonntag, 06. Mai 2001

Sonntag, 06.05.01 – Anker auf und los! Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist! Und: 3003 Meilen mindestens, es gibt keine weitere Strecke als Galapagos – Marquesas auf dieser Erde, die eigentlich Wasser heißen müsste…
Ein großer Wal verabschiedet uns.
Oder begrüßt uns?

07.05.2001

Montag, 07. Mai 2001

Montag, 07.05.01 – Die erste Nacht bringt Flaute und Regen, aber das ist galapagos-typisch.
Am Morgen reicht der Wind zum Segeln – Bordroutine stellt sich ein.

08.05.2001

Dienstag, 08. Mai 2001

Dienstag, 08.05.01 – Man spürt es, man riecht es, man schmeckt es: Wir liegen im Südost-Passat. Ein Viertel Kumulus-Bewölkung (Passat-Wolken), ein Reff im Großsegel, ganze Rollgenua, null Ruderdruck, Kurs 250°, sechs Knoten Fahrt.
Tagsüber alle vier Stunden Wachwechsel, nachts alle drei Stunden.
Sabine macht eine prima Lasagne- alles bestens.

09.05.2001

Mittwoch, 09. Mai 2001

Mittwoch, 09.05.01 – Ein großer Hai auf dem Weg ins Büro!
Und später eine Schule Pilot-Wale.
Und weiter traumhaftes Segeln.

10.05.2001

Donnerstag, 10. Mai 2001

Donnerstag, 10.05.01 – Eine Goldmakrele landet in der Pfanne, außerdem schiebt uns die Strömung zusätzlich zum Traumwetter, wir schaffen 174 Meilen in 24 Stunden!
Kann mal jemand die durchschnittliche Geschwindigkeit ausrechnen?!

11.05.2001

Freitag, 11. Mai 2001

Freitag, 11.05.01 – Ein halbes Dutzend Fliegender Fische und ein paar Tintenfische werden mit einer extra zu diesem Zweck aussortierten Beerdigungsgabel vom Deck zurück in den Pazifik befördert.
Man könnte die „Morgengabe“ theoretisch auch essen, aber die nächste Goldmakrele hat gebissen, die sind einfach deutlich weniger grätig!
Wolfgang bäckt zwei Brote, ca. 60 Delfine begleiten uns eine Weile, Dieter lagert in „Gustavs“ Getriebe ein paar Zahnräder neu, nach dem Sundowner betrachten alle drei Crewmitglieder den Sternenhimmel noch ein Weilchen, dann ist wieder ein Traumsegeltag vorbei.
Und noch was ist vorbei: nämlich die Inmarsat-Abdeckung!
Kein Telefon im Südpazifik, kein Logbuch (hoffentlich kommen jetzt ein paar „Ahhh-deshalb“-Seufzer von meinen treuen Logbuch-Lesern!), keine e-mail, und vor allem: Keine Geburtstagsgrüße an Uschi!
Katastrophe!!!
Dieter und Wolfgang haben aber den ganzen Tag an Dich gedacht!!!!
Herzlichen Glückwunsch nachträglich

12.05.2001

Samstag, 12. Mai 2001

Samstag, 12.05.01 – Nochmal über 160 Meilen, noch eine Goldmakrele (und Angelverbot für den Skipper…), noch ein traumhafter Tag, auch wenn das wahrscheinlich wieder keiner glaubt.
Und schon 1000 Meilen hinter uns, aktuelle Position 05°43’S, 105°38’W.

13.05.2001

Sonntag, 13. Mai 2001

Sonntag, 13.05.01 – Nach Aufhebung des Angelverbotes wieder eine Goldmakrele/Dolphin/Mahi-Mahi/Dorade. Ein wenig Astronavigation mit Sonne und Mond, wieder 169 Meilen Etmal, wieder traumhaftes Segeln.
Und wie ist Muttertag so gelaufen?!

14.05.2001

Montag, 14. Mai 2001

Montag, 14.05.01 – Nach acht Tagen mit unveränderter Segelstellung (!!!!!) wird heute umgebaut: das Großsegel kommt runter, und die andere Genua wird nach Backbord ausgebaumt.
Passatbesegelung, denn wir sind schon auf über 06° Süd und müssen den Kurs auf 260° ändern, also etwas abfallen.
Zur Stärkung eine von den beiden Goldmakrelen, die andere darf weiterschwimmen, Wolfgang darf ab sofort nur noch mit einer Angel angeln…
Und Dieter trägt selbst um Mitternacht mal wieder „Traumsegeln im Passat“ ins offizielle Logbuch ein…

15.05.2001

Dienstag, 15. Mai 2001

Dienstag, 15.05.01 – Es läuft.
Sabine schafft die Mittagsbreite schon auf eine Meile genau.
Dieter sichtet eine riesige Sternschnuppe, Wolfgang eine noch riesigerere, und das liegt daran, dass die Augen nicht mehr von der Salonbeleuchtung geblendet werden, weil nämlich heute die neue Puffbeleuchtung montiert wurde!
Die hat mir der Manfred Schwarz spendiert, weil er im ICW das Glas der alten Salonbeleuchtung hat fallen lassen. Und weil es das Glas nicht einzeln zu kaufen gibt, hat er gleich eine ganze Lampe besorgt. Und die hat ein eingebautes Rotlicht für den Nachtbetrieb! Und das ist wirklich toll, eben wegen der ungeblendeten Sternschnuppenbetrachtung. Und mit der Love-Songs-CD von der Bild-Zeitung (Grüße an Jaime in die Schweiz!!) ist es nebenbei eben schön puffig unter Deck.
Toll!! Noch toller wäre natürlich gewesen, Du wärest jetzt hier, Manfred!!

16.05.2001

Mittwoch, 16. Mai 2001

Mittwoch, 16.05.01 – Halbzeit, man glaubt es kaum!
Die Funkrunde mit den anderen deutschsprachigen Yachtbesatzungen freut sich mit uns, und auch der sagenumwobene „Pazifik-Günther“ der das Pacific-Island-Netz leitet beglückwünscht uns. Ist aber auch einfach nur optimal bisher! Klopft mal auf Holz zu Hause, dass das so bleibt!

17.05.2001

Donnerstag, 17. Mai 2001

Donnerstag, 17.05.01 – Wolfgang hat ein kleines Bläschen auf der Zunge, deshalb funkt Sabine heute. Das freut Günther natürlich, denn er ist ein Charmeur…
ein ganz praktischer übrigens, denn er sendet zu Beginn der Funkrunde (für die Funker unter euch: um 00.30 Weltzeit auf 14135 KHz, oberes Seitenband, und für die Stör-Amateurfunker mit Ordnungsfimmel: Ihr seid elende Korinthenkacker!!!!) das Wettervorhersagefax, und danach moderiert er die Runde, stellt Verbindungen her, leitet Informationen weiter, schickt Geburtstagsgrüße per Fax nach Deutschland usw.
Günther ist Klasse, mal so nebenbei…

18.05.2001

Freitag, 18. Mai 2001

Freitag, 18.05.01 – Ein weiterer lebensreicher, intensiver, naturnaher, einfacher Tag, der auf 08°35’Süd, 118°23’West anfängt und auf 09°03’Süd, 120°29’West aufhört.

19.05.2001

Samstag, 19. Mai 2001

Samstag, 19.05.01 – Wir feiern das Fest der Heiligen UTA (Unter TAusend Meilen!):
Sabine raucht eine Havanna,
Wolfgang köpft eine Kokosnuss und gießt mit Rum auf,
Dieter macht nix und genießt.

20.05.2001

Sonntag, 20. Mai 2001

Sonntag, 20.05.01 – Zur Abwechslung beißt ein Blackfin-Thunfisch. Schmeckt gut mit Knoblauchbrot, jede Menge Delfine als Kulisse, Wind und Wetter weiter traumhaft, auch wenn euch das wahrscheinlich schon nervt und ihr alle vor Neid ganz grün seid.
Aber was soll ich da sagen außer: es sind ja noch Kojen frei!

21.05.2001

Montag, 21. Mai 2001

Montag, 21.05.01 – Endlich: Was negatives zu berichten! Der Wind wird schwächer, weil weiter südlich ein Tiefdruckwirbel in Richtung Pitcairn zieht und das Südpazifik-Hoch stört, welches uns den schönen, beständigen Passat beschert.
Etmal nur 96 Meilen!
Alles Gute zum Geburtstag nach Warstein an Viete!!!

22.05.2001

Dienstag, 22. Mai 2001

Dienstag, 22.05.01 – Der Wind wird noch schwächer…
aufgrund der Kontinentalverschiebung wird uns Günther mitsamt seiner Insel wahrscheinlich morgen überholen!
Das darf nicht sein, deshalb wird zum ersten Mal auf dieser Reise der Motor zum Schieben gestartet. Aber nach drei Stunden reicht der Wind für den Blister, auch schön! (Hoffentlich ist Herr Cramer nicht böse, weil das schöne „Warsteiner“-Logo nur von der internationalen Raumstation aus zu sehen ist. 09°53’Süd und 126° 40′ West ist sicherlich die einsamste Pilsener-Reklame der Welt…)
Die Funkrunde findet ohne Günther statt, weil RTL auf seiner Nachbarinsel eine von diesen bescheuerten Survival-Sendungen dreht und die Aufnahmeleitung in dem Hotel auf Contadora wohnt. Und da muß er natürlich helfen…
Die Largo Star ist auch endlich unterwegs, und Marius (der weltberühmte sechs Jahre alte Schildkrötenreiter, dessen Freundschaft sich Wolfgang rühmen darf!) erzählt uns, das er einen Pottwal beim Kaka-machen zugeschaut hat!
Na, das ist ja man aufregend!!!

23.05.2001

Mittwoch, 23. Mai 2001

Mittwoch, 23.05.01 – Nach einer Motor-Nacht brist es wieder ein wenig auf, unser Etmal ist immerhin noch 91 Meilen, deshalb bäckt Sabine den „Unter-600-Meilen-Kuchen“!

24.05.2001

Donnerstag, 24. Mai 2001

Donnerstag, 24.05.01 – Wenn man das mit den Wochen vorher vergleicht, dann leistet meine Crew zur Zeit die reinste Schwerstarbeit.
Aufgrund der leichten Brisen aus unterschiedlichen Richtungen kommt es heute nämlich zu drei (in Zahlen:3) Segelmanövern (setzen, reffen, bergen)! Puh!

25.05.2001

Freitag, 25. Mai 2001

Freitag, 25.05.01 – Der allertollste Sternenhimmel mit den drei allerhellsten Sternen (Sirius im Großen Hund, Canopus im Kiel des Argonauten-Schiffes und Alpha Centauri mit der berühmten Raumstation im Zentauren) spiegelt sich im allerstillsten Ozean.
Tagsüber reicht der Wind aber wieder für den Blister…

26.05.2001

Samstag, 26. Mai 2001

Samstag, 26.05.01 – Der erste motorfreie Tag seit Dienstag. Eine leichte Brise aus Nordost schiebt mich vorwärts, die Passatbesegelung wird wieder aufgebaut.

27.05.2001

Sonntag, 27. Mai 2001

Sonntag, 27.05.01 – 4,5 Kilogramm Sonntagsbraten nach langem Kampf im Cockpit.
Pfannenweise Filets, töpfeweise Sashimi….
und weil ansonsten alles wieder beim langweiligen „alles traumhaft“ ist, an dieser Stelle ein wenig Reklame für Gundel-Pfannen: Gundel-Pfannen sind suuuper!
Liebe Hausfrauen, liebe Skipper: Unpanierter Fisch versucht es ja immer wieder gerne, sich an den Pfannenboden zu heften. Aber er schafft es nicht! Wegen der Suuuper-Gundel-Pfanne!!!
Danke an Siggi!!!

28.05.2001

Montag, 28. Mai 2001

Montag, 28.05.01 – Bißchen böig in der Nacht, liegt wohl an der Landnähe.
Landnähe??!!

29.05.2001

Dienstag, 29. Mai 2001

29.05.2001

Dienstag, 29.05.01 – Fatu Hiva steckt in einem dicken Schauer.
Senkrechte Lavawände, von denen sich hohe Wasserfälle ins Meer ergießen. Ein üppig-grüner Riesenspielzeugklotz, in den die Brandung Grotten frißt.
Wieviele Sorten grün gibt es?
Hinter welchem Grat verstecken sich die Aussätzigen, die Jack London in seinen Südsee-Geschichten beschreibt?
Können Inseln atmen?
Riecht Inselatem so würzig?
Wenn die Begrüßungsdelfine mit ihren Luftsprüngen und Pirouetten meine Mannschaft nicht wieder auf das Meer hinausgelockt hätten, dann hingen wir jetzt vielleicht alle in den Klippen dieser verzauberten Insel, angelockt vom Grün, vom verzauberten Grün der ersten Insel nach 22 Tagen und 22 Stunden….
Um 11.45 h schütteln Crew und Skipper das Staunen ab, konzentrieren sich wieder, weil doch plötzlich sich eine Lücke in den Basaltwänden auftut und Masten in der fantastischsten aller Buchten erscheinen. Und dann fällt auch schon der Anker zwischen den Yachten „Nomzama“ mit Jutta und Heiner und „Orinoko“ mit Sabine und Christian.
Die „Muskat“ ist seit gestern da, „Steffi“ kommt zwei Stunden nach uns, schon hocken alle aus der Funkrunde reihum in irgendwelchen Cockpits und erzählen sich, wie es denn so war, 3049 Meilen lang!
Beim wackeligen (wegen der weichen Knie!) Landspaziergang durch all die Grüns treffen sich dann auch noch die Crews von der „Seaquester“, die mit uns durch den Panama-Kanal gefahren sind, und der „Nimbus“, bei denen Wolfgang seit den St. Blas-Inseln einen Schluck neuseeländisches Selbstbraubier gut hat. Tagelang könnte man sich gegenseitig Geschichten erzählen, aber Sabines Flieger wartet nicht, und deshalb legen wir um 21.00 h tatsächlich wieder ab und segeln 46 Meilen durch eine schöne Nacht mit einem kräftigen Schauer nach Hiva Oa.

30.05.2001

Mittwoch, 30. Mai 2001

Mittwoch, 30.05.01 – Es könnte sein, dass noch ein paar weitere Grüns an den Hängen kleben…
Ich bekomme den Bauch voller Wasser und Diesel, und hier in Atuona endet die Reise zu den Marquesas dann wirklich. Um 10.15 h liege ich vor Bug- und Heckanker mit dem Bug gegen den etwas in die Bucht stehenden Schwell, der daran erinnert, dass da draußen 3095 Meilen wunderbare Meilen liegen…
Sabine fliegt heim, Wolfgang geht zum Einklarieren zur Gendarmerie, Dieter räumt auf. Eine Nacht durchschlafen…

31.05.2001

Donnerstag, 31. Mai 2001

Donnerstag, 31.05.01 – Ich bin ganz grün!
Lauter Seetang und Entenmuscheln am Rumpf, und zwar oberhalb der Wasserlinie, wo kein Antifouling ist! Deshalb hängt Wolfgang den halben Tag lang im Bootsmannsstuhl an der Bordwand und ist am Abend total aufgeweicht. Abends gönnen sich die beiden Webers das offizielle Ankunftsdinner (Wolfgang nimmt zum Hauptgang Rindfleischeintopf, Dieter Lammkoteletts, wen wundert’s?) im ersten Haus am Platze, danach gibt es noch einen Absacker bei den neun Dänen auf ihrem alten Whitbread-Racer, danach ist endlich Ruh…

01.06.2001

Freitag, 01. Juni 2001

Freitag, 01.06.01 – Das mit der Bordroutine beim Segeln kennt ihr ja jetzt schon, beim Hafenliegen gibt es das natürlich auch: Dieter kocht so gegen 07.30 h Kaffee und Tee, was Wolfgang dann aus der Koje lockt. Frühstück gibt es meistens am neuen Tisch im Cockpit, außer wenn zufällig ein Schauer runterprasselt.
Nach dem Frühstück bastelt Dieter an irgendwas rum (heute an einer neuen Geheimerfindung zur Skipperbeschleunigung), und Wolfgang schaut zu oder weg, je nach Interessenlage.
Bei Geheimerfindungen natürlich zu!
Außerdem müssen die ja ausprobiert werden, das ist Skipperaufgabe!
Funktioniert übrigens total toll, die Geheimerfindung zur Skipperbeschleunigung.
Genaue Einzelheiten des Patentes können wegen des Patentschutzes leider noch nicht gegeben werden! Weiter mit der Bordroutine: Basteln und Ausprobieren macht hungrig, also kocht Wolfgang irgendetwas. Zum Essen oder hinterher kommen dann vielleicht ein paar Gäste, oder meine Mannschaft lädt sich irgendwo auf einer anderen Yacht zum Absacker ein. Und schon ist der Tag um, ganz routiniert!

02.06.2001

Samstag, 02. Juni 2001

Samstag, 02.06.01 – Die Yachten „Freya“, „Steffi“ und „Schoggelgaul“ laufen ein, weswegen der Tag von meiner Crew hauptsächlich in fremden Cockpits verbracht wird. Informationsaustausch, sagt man so. Oder klönen, bzw. ratschen…

03.06.2001

Sonntag, 03. Juni 2001

Sonntag, 03.06.01 – Sonntag ist prinzipiell arbeitsfrei, deshalb trampen Dieter und Wolfgang nach Atuona und besichtigen das Museum mit vielen schönen Bildern von Gaugain und dem Flugzeug von Jaques Brel, und auch den Friedhof mit den Gräbern der beiden, die da friedlich nebeneinander schlummern und eine prima Aussicht über die Bucht und bis rüber nach Fatu Hiva haben! (die Einheimischen verbringen den Sonntag übrigens beim Boule- und Bingospielen auf dem Dorfplatz!)

04.06.2001

Montag, 04. Juni 2001

Montag, 04.06.01 – Einer von den Boulespielern hat einen Schwiegersohn, der einen Pickup hat! Und damit fahren Eva von der „Windriver“, Hannelore und Günther von der „Freya“ und meine beiden über die Insel.
Kurz hinter dem Dorf hört die befestigte Straße auf, auf Schotterpisten geht es weiter durch die Grüne Hölle. Der Pass zur anderen Seite der Insel liegt auf fast 1000 Metern Höhe, atemberaubende Blicke von da oben! Dann runter zur Nordseite, mal am Abgrund lang, mal durch dichten Dschungel, weiter unten dann durch Kokosplantagen – Pierre (der Fahrer) erklärt, Wolfgang übersetzt und Hannelore übermittelt durch die Heckscheibe zu Günther und Eva, die sitzen nämlich auf der Ladefläche.
Im ersten Dorf wird an Pierres Elternhaus gerastet, es gibt frische Trinkkokosnuss. Und die ersten Tikis sind zu besichtigen, das sind die polynesischen Steinfiguren, die Geister oder Ahnen darstellen.
Diese beiden standen schon immer da, sagt Pierre, sogar schon, als sein Großvater geboren wurde! Den geschichtlichen Hintergrund kennt er leider nicht, aber von dem einem Tiki aus ist er immer auf’s Pferd gestiegen, als er klein war, das ist doch eine prima Geschichte: Das berühmte „auf-das-Pferd-Kletter-Tiki“! Und lacht sich weg…
Im nächsten Dorf wird Pfingsten gefeiert. Pierres Schwiegervater taucht aus der Menge auf, der Küster/Dorfpolizist gesellt sich dazu und schon sind alle zum Festschmaus eingeladen, den die drei umliegenden Dorfgemeinden (ca. 120 Personen) hier gerade veranstalten. Zwei riesige Erdöfen wurden gerade geöffnet, aus den heißen Kokosblatttaschen werden die fantastischsten Leckereien ausgepackt, die da stundenlang im Sand und unter heißen Steinen gegart haben: Lamm-, Huhn-, Rind-, und Schweinefleisch in allen erdenklichen Soßen; Fisch, Muscheln und kakerlakenähnliche Seepocken in allen Garungszuständen von roh bis kross;
Früchte und Gemüse mit unaussprechlichen Namen, die die Gastgeber zwar jedesmal stolz sagen, wenn sie wieder zwei Hände (!) voll auf den Tellern ihrer Gäste abladen, die man sich aber trotzdem einfach nicht merken kann….
Dieters Lieblingsessen ist seit heute jedenfalls „angegorene Banane in Kokosmilch“…
Danach geht es weiter zum eigentlichen Ziel des Ausflugs, einem alten Opferplatz, wo vor 200 Jahren zum letzten Mal die Häuptlinge des überlegenen Stammes den Häuptlingen des unterlegenen Stammen das „Mana“ (Lebensessenz…schwer zu übersetzen, sagen die Insulaner!) aus dem Schädel gelöffelt haben…
Allein die Vorstellung ist gruselig, die Tikis sind gruselig, der ganze Platz im einem tiefen Dschungeltal ist gruselig – schnell weiter an den Strand!
Auf dem Rückweg klaut Pierre noch schnell ein paar Bananenstauden, mit dem Dunkelwerden kommen alle zurück, trinken noch einen Absacker auf der „Freya“ und begießen so das Glück, gleich zu Beginn des Südseeaufenthaltes zu einem so großartigen Festessen eingeladen gewesen zu sein!

05.06.2001

Dienstag, 05. Juni 2001

Dienstag, 05.06.01 – Bordroutine… und ausruhen und Eindrücke sacken lassen…
Nebenbei: da die Wege zwischen den einzelnen Yachten in der Hafenbucht von Atuona ziemlich kurz sind, rudern Dieter und Wolfgang das Beiboot aus umweltschutztechnischen Gründen natürlich. Normalerweise sind hier ja eher Ehepaare unterwegs, da rudert dann immer der Mann, und die Frau sitzt hinten auf dem Heck vom Beiboot.
Das geht hier natürlich nicht, weil Dieter sich nicht von Wolfgang durch die Gegend rudern lassen will, und umgekehrt auch nicht, man hat ja seinen Stolz. Also rudern sie als einzige nebeneinandersitzend, jeder mit einem Paddel.
Zu Beginn schien sich dafür bei den anderen Yachties der Ausdruck: „Da kommen Oxford gegen Cambridge wieder!“ durchzusetzen, das wurde dann aber ersetzt durch das kürzere „die Olympioniken“, nämlich in der neuen Disziplin „Zweier mit zwei Steuerleuten“…

06.06.2001

Mittwoch, 06. Juni 2001

Mittwoch, 06.06.01 – Waschtag! Das muss man gesehen haben: Dieter und Wolfgang am Spülstein am Ufer beim Auswringen der Bettwäsche!