Von Samoa nach Tonga

07.08.2008

Donnerstag, 07. August 2008

Donnerstag, 07.08.08 – Monika, Gerdi, Julia und Ben düsen mit einem Leihwagen quer über die Insel, schwimmen in Grotten und im Meer, bestaunen die wundervollen Gärten und wandlosen Fales (Wohnhäuser) der Samoaner und genießen die schöne Insel.
Wolfgang darf inzwischen eine Panne beseitigen und den Diesel aus Bora-Bora filtern, da ist Wasser drin, ziemliche Schweinerei…

08.08.2008

Freitag, 08. August 2008

Freitag, 08.08.08 – Herzliche Grüße an alle, die heute heiraten, werden bei dem Datum ja einige sein!
Wolfgang und die Mädels nehmen die Fähre nach Savaii, der anderen großen Insel Samoas hinüber und bestaunen die Lavafelder, einen Wasserfall, Kopfkissenbäume und die besten Blaslöcher der Welt. Das steht zumindest auf dem Schild am Ufer, und wenn man einmal gesehen hat, wie eine Kokosnuss dutzende von Metern auf einer Wasserfontäne gen Himmel schießt ist man versucht, es zu glauben. Nach ein paar Schalen Kava (Pfefferstrauchwurzelsud) auf dem Markt ist Wolfgang auch seine Übelkeit von den Dieseldämpfen gestern wieder los; geht nix über Naturheilkunde.
Ben spielt Chauffeur, genießt einen Tag Ruhe und Einsamkeit und holt die Ausflügler am Abend wieder von der Fähre ab.
Im „Paddles” servieren Samoas schönste Kellner ein leckeres Dinner – und dann ist schon wieder ein schöner Tag herum.

09.08.2008

Samstag, 09. August 2008

09.08.2008

Samstag, 09.08.08 – Wolfgang will zum Ausklarieren und muss feststellen, dass alle Behörden schon im Wochenende sind. Lediglich die Marinachefin kommt zufälligerweise vorbei und so kann wenigstens schon mal der Liegeplatz bezahlt werden. Der Rest geht vielleicht morgen, wenn die „Sören Larssen”, ein dänischer Großsegler, der vor der Marina ankert, auf Reise geht. Bis dahin hat die Crew noch einen Tag segelfrei , und bummelt durch die Stadt (Gerdi und Julia) oder dreht noch einmal eine Runde im Leihwagen über die Insel, diesmal über den Westteil an die Südküste, mit zwei Auslegerkanus durch die Mangroven und dann durch den Dschungel im Osten. Die ganze Insel ist ein einziger, riesiger, toll gepflegter Garten! Interessant ist auch, dass in jedem Blumenbeet mindestens ein Grabmal steht. Auf dem einen stehen frische Kränze, auf dem nächsten liegt die Wäsche zum trocknen, am dritten lehnt ein Fahrrad – Hauptsache, Ur-Oma und Ur-Opa sind immer dabei!
Zu einem Haushalt gehören meistens mehrere Häuser/Fales, eines für die Eltern, eines zum Kochen, eines als Gute Stube. Und ab und zu auch mal eines für den Billardtisch oder als Werkstatt.
Über dem „Paddles” schwingt am Abend die Dorfjugend in der Disco das Tanzbein, Monika, Ben und Wolfgang mitten drin. Um Mitternacht geht das Licht an, ein Polizist sorgt für Ruhe, denn der Sonntag gehört auf Samoa dem Herrn. Pünktlich ab 00.00 h.

10.08.2008

Sonntag, 10. August 2008

Sonntag, 10.08.08 – Apia erinnert heute an eine klassische Westernstadt kurz vor dem Showdown der verfeindeten Banditen: Niemand auf den Straßen, nur der Wind säuselt um verlassene Häuserecken, ein paar heimatlose Kavatrinker in der Markthalle – spannungsgeladene Stille überall: Wird mein Skipper es schaffen, die Behörden zum Ausklarieren zu überreden? Pünktlich um 18.00 h, wie mit dem Skipper der „Sören Larssen” verabredet, erscheinen der Oberzöllner und die Dame von den Einwanderungsbehörden im Fährterminal, Wolfgang muss nur noch die Unterschriften meiner Crew auf den Ausreisekärtchen fälschen- dann sind wir klar zum Ablegen. Es bleibt sogar noch Zeit für ein letztes Abendessen im „Aggie Greys”, alle anderen Restaurants haben geschlossen.
Um 22.00 h kommen meine Leinen an Deck, im Lee von Upolu geht die Fahrt erst einmal gemütlich an der Nordküste entlang bis an die Apolima Strait, die Opolu von Savaii trennt. Von hier an geht der Kurs nach Süden, die halbausgerollte Genua zieht mich in eine schöne erste Nacht.

11.08.2008

Montag, 11. August 2008

Montag, 11.08.08 – Es brist auf, und ich sause mit bis zu sieben Knoten durch die Wellen. Die haben sich natürlich schon ganz schön aufgebaut, Rauschefahrt mit ganz schön viel Durcheinander unter Deck. Und im Cockpit: 115 cm Mahi Mahi hängen an der Angel und glitschen und zappeln wenig später vor Julias Kabinenfenster herum, bis Ben dem Fisch eine gute Portion Rum hinter die Kiemen gießen kann.
Wolfgang macht daraus vier schöne Filets und aus denen wiederum Nudeln mit Mahi Mahi-Pesto. Dieses Gericht erfüllt die vier seemännischen Menüanforderungen: Lässt sich in einem einzigen Topf zubereiten, schmeckt, macht satt und fliegt bei Wind nicht von der Gabel!

12.08.2008

Dienstag, 12. August 2008

Dienstag, 12.08.08 – Wer braucht Dienstage? Wir fahren über die Datumsgrenze und streichen ihn. Ab sofort bin ich euch damit elf Stunden voraus! Wolfgang behauptet, unsterblich zu sein, weil ja nun nach 2001 schon der zweite Tag verloren ist und er auf dem Sterbebett das Diskutieren mit dem Sensenmann anfangen will: „Ich hab’ noch zwei Tage gut!”
Für die Crew bedeutet der verlorene Tag einen Tag weniger an Bord, aber, wegen des Rückflugs über Los Angeles, einen Tag eher in der Arbeit in Deutschland. Das Leben kann ungerecht sein…

13.08.2008

Mittwoch, 13. August 2008

Mittwoch, 13.08.08 – Es bleibt windig – und ich bleibe schnell. Um 09.30 h rutsche ich unter Segel (weiterhin einfach nur die teilausgerollte Genua) durch den Pass in die Lagune von Niua Toputapu. Wie ihr vielleicht aus der „Gala” wisst, ist am 01.08.08 der neue König von Tonga, Georg V. Tupou, gekrönt worden. Und heute macht er auf Niua Toputapu seinen Antrittsbesuch. Das verhindert leider für meine Mannschaft die Einklarierungsmöglichkeiten, und da wir über Funk von den anderen Yachten erfahren, dass der König heute bei einer Kava-Zeremonie ist und danach privat im einzigen kleinen Hotelresort der Insel zu Abend speisen wird, ruht sich meine Mannschaft nur gehörig von der schaukeligen, aber prima gelungenen Ozeanpassage aus und genießt einen ruhigen Tag am Ankerplatz.

14.08.2008

Donnerstag, 14. August 2008

Donnerstag, 14.08.08 – Außerdem kann auf jeder Insel nur ein König sein, mein Skipper I. überlässt Georg V. das Feld. Zwischen Niuatoputapu und dem vorgelagerten Vulkan Tafahi springen eine Buckelwalin und ihr Kalb aus dem Wasser, die beiden machen wohl Morgengymnastik. Leider kommen wir nicht so nah heran wie 2001, aber Tonga ist ja noch groß, und als erster Eindruck sind die Bauch- und Rückenplatscher schon mal gewaltig.
Ein weiterer Grund für die flotte Abreise aus Niua Toputapu ist das Wetter: Der Wind hat etwas nachgelassen und noch ein wenig nördlicher gedreht, allerbeste Verhältnisse, um nach Süden zu segeln. Halber Wind, Kurs 195 Grad, nur noch leichter Seegang, tolles Segeln. Um 16.00 h beisst ein kleiner Tuna an der Angel, gerade rechtzeitig zum Abendessen.
Die Nacht bringt mal wieder Sternschnuppen bis zum Abwinken, die Laurentiustränen (Perseiden) haben ihren Höhepunkt.

15.08.2008

Freitag, 15. August 2008

Freitag, 15.08.08 – Ruhiges Gleiten über ein freundliches Meer. Das ist wunderschön, wird aber leider unterbrochen durch den Tatendrang von Skipper und Crew: Zunächst wird mal das Großsegel ausgerefft, und kurz darauf auch noch der Blister gesetzt. Das ist dann jetzt perfektes, ruhiges Gleiten über ein freundliches Meer, erfordert aber konzentrierte Steuerfrauen und -männer.
Kurz vor Sonnenuntergang wäre fast noch ein gewaltiger Tunfisch im Cockpit gelandet, wenn der Lümmel nicht den dicken Hochseehaken langgezogen hätte. Die Begrüßungsdelfine sind da wahrscheinlich effektiver, aber die freundlichen Außenbordskameraden betreiben den Tunfischfang ja auch hauptberuflich.
Mit dem letzten Tageslicht schlüpfe ich zwischen die Inseln der Vava’u Gruppe, in Lee von Mala fällt mein Anker, wieder mal 170 Meilen weiter seit dem letzen Ableger. Tonga ist wie gesagt ganz schön groß

16.08.2008

Samstag, 16. August 2008

Samstag, 16.08.08 – Neiafu ist der Hauptort der Inselgruppe, die Behörden sind natürlich schon im Wochenende, weshalb das Einklarieren mal wieder verschoben werden muss, aber Herwig und Monika von der „Monja” lotsen mich an einen prima Bojenplatz vor dem „Aquarium-Café”. Beim ersten Spaziergang macht der Ort einen gemütlichen Eindruck, auch wenn Wolfgang und Monika einige Ecken nach dem Wirbelsturm „Waka” im Jahre 2001 kaum wiedererkennen.
Wie ihr ja aus der „Gala” wisst…. und morgen macht er seinen Antrittsbesuch in Neiafu! Überall werden Triumphbögen aus Baugerüsten aufgestellt, Luftballons aufgehängt und die Bauzäune mit bunten Bildern verziert. Alles auf die letzte Minute, wie es sich gehört.
Der weibliche Teil meiner Mannschaft lässt sich vom Königsfieber anstecken und entwickelt Prinzessinengehabe, will sagen, geht shoppen. König Wolfgang und Hofrat Ben genießen majestätisch ein kühles Bier, das Abendessen gibt es dann im „Mangos” in Gegenwart der Schwester des Königs, das macht also vier Prinzessinnen in einem Restaurant.

17.08.2008

Sonntag, 17. August 2008

Sonntag, 17.08.08 – Seit zehn Uhr ist er auf der Insel, Georg V. Tupou, lässt sich aber nicht sehen. Die Stadt erinnert an Apia am Sonntag, und das erinnerte ja bekanntlich an eine Westernstadt kurz vor dem Showdown der verfeindeten Banditengruppen. Nur die Luftballons zerpoppen in der Hitze.
Erster öffentlicher Auftritt des Königs soll die Abendmesse in der Freien Wesleyanischen Kirche sein, meine Crew geht hin und spielt Paparazzi: Es erscheinen die Prinzessinnen, es erscheinen der Premier- und andere Minister, es erscheint die Mutter des Königs. Es erscheint nicht: Der König.
Der Gottesdienst ist trotzdem ein Erlebnis, vier Chöre singen um die Wette und loben anstatt der Größe des Königs dann eben lieber die Größe Gottes. Lustigerweise wird die Hymne der Wesleyaner auf die Melodie des Deutschlandliedes gesungen, Wolfgang singt mit.
Nach der Kirche bietet es sich natürlich an, die Untertanen zu fragen, ob sie denn nun enttäuscht seien. Die meisten outen sich als Republikaner, freuen sich, dass der König innerhalb von zwei Jahren Tonga zur Demokratie umwandeln will und kennen die Kontaktscheue des Herrschers schon aus seiner Zeit als unbeliebter Kronprinz.

18.08.2008

Montag, 18. August 2008

18.08.2008

Montag, 18.08.08 – Da heute die Läden wieder geöffnet haben, benehmen sich meine Prinzessinnen entsprechend, Freunde und Verwandte dürfen sich auf schöne Mitbringsel freuen!
Die Behörden sind auch wieder aktiv, zum Einklarieren muss ich kurz an die Zollpier, da geht aber alles schnell vonstatten, und Wolfgang kann sogar gleich für die Weiterreise innerhalb Tongas ausklarieren. Am „Aquarium” bekomme ich noch schnell den Bauch voll Wasser, dann werde ich vor dem neuen Hafenhotel verankert, das ist paparazzimäßig die erste Reihe, denn heute findet die Fackelzeremonie statt, und der König soll von der Hotelterrasse aus zuschauen. Es wird dunkel, die Fackeln rund um den Hafen werden angezündet, eine Militärkapelle fährt auf einem Landungsboot durch den Hafen und spielt schmissige Melodien, die Yachten haben über die Toppen geflaggt, die Prinzessin erscheint, die Mutter des Königs erscheint, die Minister und Honoratioren erscheinen – und der König erscheint. Zwar nicht auf der Terrasse, sondern nur hinter Glas im Foyer des Hotels, wo man ihm ein Sofa hingestellt hat. Zwar hinter einem Blumenkübel, aber nicht versteckt genug, um nicht mit Lupo, meinem Superfernglas, jede Runzel auf seinen Wangen zu erkennen. Was man sieht, wenn man ehrlich ist: Einen früh gealterten 60jährigen, dem jedes Lächeln schwer fällt, der nicht ein einziges Mal auch nur die höhergestellten Gäste begrüßt, der null Kontakt zur Bevölkerung zulässt, der ein Glas Bier zu drei Vierteln trinkt und dann wieder durch den Hintereingang verschwindet. Das Foto zeigt Georg V. bei seinem Antrittsbesuch hier an Bord 😉
Elke und Werner von der „Antaia” haben hier auf Tonga ihr zweites Zuhause gefunden, wir kennen uns schon von lustigen Abenden mit Burkhard Pieske und anderen Freunden aus dem Jahr 2001 in Nuku’alofa. Da lässt man den König König sein, feiert noch ein paar Stunden in meinem Cockpit und erzählt wilde Geschichten aus langen Seglerleben.

19.08.2008

Dienstag, 19. August 2008

Dienstag, 19.08.08 – Die Mädels müssen natürlich noch ein allerletztes Mal in den Ort, Ben chauffiert die Prinzessinnen, aber dann darf ich wieder ein Stückchen weiter: Port Maurelle ist zwar nur fünf Meilen entfernt, aber schon eine andere Welt. Rechts und links Dschungel, im Scheitel der Bucht ein kleiner Sandstrand, Vogelgezwitscher in den Bäumen. Damit alle das in Ruhe genießen können, regnet es.

20.08.2008

Mittwoch, 20. August 2008

20.08.2008

Mittwoch, 20.08.08 – Und schon scheint die Sonne wieder, fröhliches Morgenschnorcheln zwischen den Korallen am Ufer. Eine Einheimischenfamilie kommt mit ein paar schönen Schnitzarbeiten längsseits und findet AbnehmerInnen, so langsam komme ich an die Grenzen meiner Schwimmfähigkeit.
Auf dem Weg zur Hunga-Lagune erkunden Ben, Gerdi und Julia die „Swallows Cove”. Mit dem Beiboot kann man eine kurze Strecke in die Kalksteinhöhle hineinrudern und das Farbenspiel der magischen Unterwasserbeleuchtung genießen.
Wieder auf Strecke verliest Contadora-Günther die neuesten Olympia-Ergebnisse, und gleich danach bin ich schon vor der haarsträubend engen Einfahrt in die Hunga-Lagune. Zu beiden Seiten ekelig scharfe Kalksteinfelsen, unter mir nur ein guter halber Meter zwischen Korallenriff und Kielsohle, aber Elke und Werner haben ja gesagt, dass die Einfahrt kein Problem sei. Ist sie auch tatsächlich nicht. Nur eng…
Die beiden Neu-Tonganer haben zwei gute Festmachebojen im Südteil der Lagune ausgelegt, die rechte dürfen wir benutzen. Über einen Dschungelpfad gelangt man dann zum kleinen Paradies der beiden, und somit zum weltschönsten Trans-Ocean-Stützpunkt. Ein kleiner Garten, ein Kater, ein stabiler Slip für den kleinen, praktischen Motorsegler, den sie anstatt ihrer Yacht „Anataia” erstanden haben, ein kleiner Wirbelsturmbunker und große Gastlichkeit von den beiden Teilzeitaussteigern. Julia und Gerdi sind gar nicht mehr aus der Schaukel am Strand zu bekommen, Ben und Wolfgang hocken im Schatten unter einem Eisenholzbaum und lauschen den Erzählungen von Elke und Werner, die den Königsbesuch in Neiafu seit heute ebenfalls abgehakt haben. Am Horizont springen ein paar Buckelwale.
Und auf dem Rückweg durch den Dschungel kreischt Julia wirklich nur zwei Mal, als ihr ein paar fleißige Spinnen ins Gesicht baumeln!

21.08.2008

Donnerstag, 21. August 2008

Donnerstag, 21.08.08 – Elke hat zum Riffspaziergang bei Niedrigwasser eingeladen, da gibt es wieder tausend kleine Wunder zu bestaunen. Wolfgang entdeckt eine quietschgrüne Miniseeanemonenart, die von nun an Anemona wolfgangis heißen soll. Eine tongaische Familie nutzt die Ebbe zum Schneckensammeln, außerdem wächst leckerer „tongaischer Kaviar”, eine pfeffrig schmeckende Algenart mit kugeligen Früchten an den Felsen. Kleine Minispringbrunnen und große Gurgelschluchten, bunte Seesterne und glänzende Kaurischalen, flinke Fische und träge Seegurken. Und natürlich wieder Wale am Horizont.
Mit dem letzten Tageslicht will mein Skipper weiter, Kurs Hapai-Inseln, 60 Meilen hoch am Wind nach Süden. Da liege ich natürlich ordentlich auf der Backe, komme aber gut voran. Ab und zu schwappt ein wenig Gischt über das Cockpit und hält die Wache wach.

22.08.2008

Freitag, 22. August 2008

Freitag, 22.08.08 – Bei der Einfahrt nach Pangai kann ich leider nicht mehr hupen oder bremsen, als ein Wal plötzlich direkt vor mir über den Zebrastreifen schwimmt. So nah wollten wir die Riesen ja nun doch nicht sehen! Geschickt lässt er sich auf 1,95 m Tiefe absinken, lässt mich mit meinen 1,85 m Tiefgang oben drüber rutschen und holt hinter meinem Heck noch mal tief Luft, bevor er endgültig an der Riffkante hinunter verschwindet. Glück gehabt, er und ich!
Vor Pangai liegt nur eine einzige andere Yacht vor Anker, die Hapai-Gruppe ist ein eher weniger besuchtes Revier. Nachdem alle über Mittag ausgeschlafen haben, setzen Gerdi, Julia und Wolfgang zum Fähranleger über und bummeln durch den Ort. Hafenmeister und Zollbeamter nehmen kurz meine Schiffsdaten auf und erstellen gleich die Weiterreisepapiere, in der Bäckerei gibt es frisches Brot und in der einzigen Kneipe leckere Hamburger, Internetanschluss und höllisch guten Rumpunsch…

23.08.2008

Samstag, 23. August 2008

Samstag, 23.08.08 – Magdalena, die polnische Wirtin vom Mariner’s Café, besagter Kneipe in Pangai, hat uns verraten, dass heute eine Insel weiter südlich in einem kleinen Backpacker-Resort ein tonganisches Fest stattfindet. Und weil der Ankerplatz dort sowieso auf dem Programm steht, sind wir über Mittag mal eben fünf Meilen unterwegs – und dann fällt der Anker schon wieder. Endloser Sandstrand, ein tolles Riff zum Schnorcheln, Palmen im Wind und das kleine Resort für Rucksacktouristen, das ist Uoleva.
Soni und Maria, die Besitzer des Resorts (richtiger ist in diesem Falle eigentlich Campingplatz) haben schon ein Ferkel geschlachtet, den Umu (Erdofen) angeheizt, Salat geschnippelt, Fische ausgenommen und in Kokosmilch und Zitronensaft eingelegt, Magdalena kommt mit einer Kühlbox voller Rumpunsch und Bier und knapp ein Dutzend Gäste aus aller Herren Länder schmausen bei Sonnenuntergang vom reichhaltigen Buffet am Strand. Da erfährt man dann, dass einige der Reisenden Zahnmedizinstudenten aus Deutschland sind, die zum Zähneziehenlernen hergekommen sind. Das gibt es daheim ja fast nicht mehr, also Famulatur in Tonga!
Als das Lagerfeuer entzündet wird, packt Wolfgang die Gitarre und die Trommel aus, die einheimischen Jungs und Mädels tanzen traditionell, die Gäste modern, der Abend wird lang…

24.08.2008

Sonntag, 24. August 2008

Sonntag, 24.08.08 – Ben und mein Skipper fahren nochmal an Land, um sich zu verabschieden und um die Rechnung zu begleichen. Und um sich von dem lustigen, schwarz gepunkteten Glücksschweinchen zu verabschieden, dass lieber ein Hund geworden wäre und sich deshalb genauso benimmt: Lässt sich unter dem Bauch kraulen, hört auf Zuruf und wedelt den ganzen Tag mit seinem Ringelschwanz. Julia und Gerdi erkunden derweil das Riff und erzählen begeistert von wunderschönen Korallen, kleinen Höhlen und natürlich tausenden von Fischen.
Am Nachmittag darf ich dann 10 Meilen nach Süden sprinten, zwischen Uonukuhahaki und Uonukuhihifo hat sich eine Sandbank gebildet, hinter der ich zwar seegangs- aber nicht besonders windgeschützt liege, und deshalb zur Abwechslung mal vor beiden Bugankern liegen darf.

25.08.2008

Montag, 25. August 2008

Montag, 25.08.08 – Die meisten Tage hier an Bord sind ja ziemlich perfekt, aber heute ist mal wieder einer dieser superperfekten, unvergesslichen Tage. Die Basics: Strahlend blauer Himmel, mäßiger Passatwind, aber hinter dem Außenriff der Hapaigruppe kein Seegang. 22 Meilen Halbwindkurs, herrliches Segeln.
Die Sonderpunkte: Um 11.30 h ein schöner Tunfisch an der Angel. Um 11.45 h springende Buckelwale ca. 150 m entfernt gesichtet. um 12.20 h zwei weitere Buckelwale nur 50 m an Backbord querab, danach ein Delfin direkt am Bug. um 14.40 h noch mal Wale, ca. 200 m entfernt. Und um 15.00 Einfahrt in ein kleines Paradies: die Minilagune von Telekivavau. Südseekitsch vom Feinsten. Gekrönt vom ersten Green Flash der Saison: Ganz zum Schluss wird die untergehende Sonne neongrün.

26.08.2008

Dienstag, 26. August 2008

Dienstag, 26.08.08 – Ben versucht um 07.00 h Kaffe zu kochen, denn leider kommen Tongatapu und Nukualofa uns nicht entgegen. Das mit dem Kaffe klappt später dann auch noch, wenigstens sind schon mal alle wach und ich komme mit den ersten Sonnenstrahlen durch die Riffpassage. Der letzte Segeltag der Reise bringt 62 Meilen Strecke, noch einmal Wale, Wale, Wale, zwei Tunas an der Angel, die Julia ein neues Hobby bescheren (Filetieren, wenn’s noch zuckt), einen Abriss durch einen unbekannten Monsterfisch, ein paar kurze Schauer am Abend und eine Nachteinfahrt nach Nukualofa. Um 21.35 h und nach 523 Meilen seit Samoa liege ich an der Tankstelle im Fischereihafen. Schade mal wieder.

27.08.2008

Mittwoch, 27. August 2008

Mittwoch, 27.08.08 – Großreinemachen, kennt ihr ja. Meinen Liegeplatz für die Freiwoche bekomme ich bei einem Fischkutter mit Motorschaden, das ist besser, als an der gegenüberliegenden Seite das Hafens mit langen Achterleinen an der Außenmole zu liegen. Die Crew erkundet das Städtchen, am Abend trifft sich alles im „Billfish”, das ist der Seglertreff hier an der Promenade.

28.08.2008

Donnerstag, 28. August 2008

28.08.2008

Donnerstag, 28.08.08 – Gerdi muss heute schon zum Flughafen, gute Weiterreise, viel Spaß in Australien und hoffentlich bis nächstes Jahr! Ben und Monika haben schon einen Taxler organisiert, der mit meiner Restcrew einen Ausflug über die Insel macht. Mr. Murphy war früher Lehrer und erklärt alle Sehenswürdigkeiten, vom megalithischen Torbogen aus dem 13. Jahrhundert über die Königsgräber in der alten Hauptstadt und die Sagen über die Blowholes bis zum scheinbar unvermeidlichen Rückgang der Flughunde, von denen aber weiterhin ein paar hundert lustig keckernd in drei Eisenholzbäumen über einem Friedhof hängen.

29.08.2008

Freitag, 29. August 2008

Freitag, 29.08.08 – Heute ist leider schon der letzte Tag für Julia und Monika, und als Abschiedsessen haben sich die beiden die Tonga-Show im gemütlichen Resort Liki Alofa (Strand der Liebe) gewünscht. Da wirbeln die Tänzerinnen und Tänzer, und das Publikum macht mit, und das Essen schmeckt prima, ein toller Abend.
Übrigens hat Wolfgang nun doch eine funktionierende Handy-Nr: Wir sind unter (00676) 12647 erreichbar!

30.08.2008

Samstag, 30. August 2008

Samstag, 30.08.08 – Da stehen sie mit ihren Rücksäcken, Monika und Julia. Für fast 6000 Meilen in vier Monaten war die eine an Bord – und für die ersten 523 ihres Lebens die andere. Großes Abenteuer – so oder so! Einfach prima, dass ihr da wart!
Wolfgang ist ja immer nicht so gut im Abschied nehmen, verkriecht sich in Arbeit und holt die Polster aus der Reinigung. Charly, der Fischer von meinem Nachbarboot, hilft beim Beziehen kräftig mit und findet mich superschön. Aber Fischer sehen Yachten ja auch nur selten von innen. Obwohl, recht hat er natürlich schon!