Sonntag, 31.08.08 – Sonntag ist Schontag, in der Stadt werden die Bürgersteige hochgeklappt und Wolfgang macht mal nix. Fast nix zumindest.
Sonntag, 31.08.08 – Sonntag ist Schontag, in der Stadt werden die Bürgersteige hochgeklappt und Wolfgang macht mal nix. Fast nix zumindest.
Montag, 01.09.08 – Bastelkram. Post erledigen. Was Skipper so zu tun haben, vor allem wenn das Wetter weltuntergangsmäßig ist: Es stürmt und regnet.
Dienstag, 02.09.08 – Eigentlich ist es ja recht praktisch, dass das schlechte Wetter in der Freiwoche durchzieht. Ich liege prima an dem Fischerboot, Wolfgangs Inselbekanntschaften werden immer interessanter, und morgen geht es ja schon wieder weiter auf „Kurs West”!
Mittwoch, 03.09.08 – Als erster Neuzugang kommt Gerlinde Rapp an Bord, wir kennen uns schon seit vielen Jahren, zuletzt war Gerlinde von New York bis Portland/Maine mit mir unterwegs. Weil es weiterhin so kräftig bläst, organisiert Ben (der im Hotel gegenüber noch ein paar Tage Landurlaub verbringt) eine Tour zu den Blaslöchern an der Südseite von Tongatapu. Und da bietet sich dem Auge wirklich ein grandioses Schauspiel, wenn die Wellen unter die Kalksteinüberhänge gepresst werden und zischend und pfeifend bis zu 30 m hohe Fontänen in den Himmel pusten.
Donnerstag, 04.09.08 – Barbara Fuchs (zuletzt von Athen bis Levkas an Bord) kommt ebenfalls an und komplettiert damit meine Tonga-Tonga Crew. Willkommen an Bord! Der Nachmittag wird noch zum Bunkern genutzt – und der Abend natürlich für ein leckeres Essen im „Billfish”
Freitag, 05.09.08 – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an meinen Bordingenieur in Warstein! Aber der wird ja bekannterweise nur nominell älter 😉 !
Hier an Bord wird eine weitere Tonga-Tour per Taxi unternommen, Mr. Murphy, der eigentlich Lima heißt, erzählt wieder von den Sagen und Mythen der Tonganer, weiß Anekdoten um das freundlichste Gefängnis der Welt, kennt Hinz und Kunz auf der Insel und hat natürlich mit einer der Tänzerinnen vom Höhlenfest im genialen Oholei Beach Resort die Schulbank gedrückt. Eine ungewohnte Sehenswürdigkeit gibt es auch noch: Zwei Zimmermannsgesellen auf der Walz – und deshalb im vollen, traditionellen Anzug. Am Strand.
Samstag, 06.09.08 – Heute aber! Der Wind ist etwas weniger geworden, die ersten Meilen raus aus dem Hafen. Na gut, nur zwei Meilen, aber wenigstens sind wir mal unterwegs. Vor Pangaimotu kann man aber wenigstens schon mal ins Wasser hüpfen und in den Sonnenuntergang schauen.
Sonntag, 07.09.08 – Und von Pangaimotu aus kann man früh ablegen, denn der Behördenkram ist schon im Hafen erledigt worden. Um 07.45 h wird mein Anker gelichtet, Kurs Nord in die HaApai-Inseln. Vor den nördlichsten Riffen von Tongatapu begrüßen uns die ersten beiden Buckelwale des Törns, ein paar Meilen später hängt der erste Tunfisch an der Angel. Leider steht die alte Dünung noch in der Gegend rum und bremst mich etwas, aber es läuft ansonsten prima. Schön schräg und hoch am Wind. Fünf Beaufort, ein Reff im Groß, ein wenig Rollgenua. Gerlinde schlägt drei Schauern Schnippchen und segelt drumherum, nur ab und zu etwas Gischt erfrischt meine Steuerfrauen (Wolfgang liest unter Deck, reicht mittags aber wenigstens etwas Nudelsalat an die Decksmannschaft hoch). Um 20.00 h fällt dann nach gut 60 Meilen Backbordbug erst der Anker hinter dem Inselchen Numuka Iki auf den Grund – und dann eine müde Mannschaft in die Kojen.
Montag, 08.09.08 – Gemütliches Frühstück im Cockpit, Anker auf, herrliches Segeln in Richtung Norden, nach vier Stunden wieder eine schöne Insel voraus, hinter dem Riff in einer einsamen Lagune wieder Anker runter. Das kleine Inselchen, das nur uns gehört, heißt Pea Pea, das größere dahinter mit einem Dorf darauf Oua. Einsamkeit am Ankerplatz genießen. Die Seele baumeln lassen.
PS.: Nach einer Phase datumsmäßiger Verwirrung stimmen Datum und Wochentag ab heute wieder überein. Bei lauter Sonntagen kann man ja schon mal durcheinander kommen, entschuldigt bitte!
Dienstag, 09.09.08 – Herzliche Geburtstagswünsche nach München an Claudia! Schön, dass Du ausnahmsweise keinen Alkohol trinken darfst, pass weiter gut auf euch beide auf! Wolfgang häkelt schon Schlabberlätzchen
Hier an Bord geht das Inselprogramm weiter, heute mit zwei Ausnahmen: Erstens hängt an der Angel nur ein Tunfischkopf, der derartig sauber abgetrennt ist, dass niemand an Bord wissen will, was das genau für ein Monster war, das sich da einen Braten von meiner Angel stibitzt hat. Kann der große Buckelwal dahinten ja kaum gewesen sein, der schlürft nur Plankton.
Und zweitens gibt es mal wieder Menschen zu sehen, wenn auch nur wenige. Soni und Mary haben auf Uoleva ja ihren kleinen Campingplatz, und Wolfgang will natürlich noch mal das kleine Glücksschwein streicheln, das gerne ein Hund wäre. Ansonsten haben wir die große Bucht mit dem endlosen Strand für uns alleine, wie so oft in diesem letzten Geheimtipp der Südsee. Na gut, vorletzter Geheimtipp, wir haben schon noch ein paar traumhafte Ecken in petto. Törnprogramm checken!
Mittwoch, 10.09.08 – Barbara lernt das Schnorcheln im Korallenriff vor meinem Bug, ein schöneres Klassenzimmer gibt es nicht. Gerlinde kann das ja schon, lernt aber dazu: Abtauchen und Schnorchel ausblasen, so kann sie jetzt auch mal Fische von unten angucken.
Am unteren Ende der Bucht baut Patti, eine Amerikanerin, ein weiteres Mini-Resort, das stört in der Weite der Bucht auch nicht weiter und hat den Vorteil, dass man nun einen wunderbaren Strandspaziergang um die Halbinsel herum auf die Luvseite machen kann, um dann auf Höhe ihres Hauses die Abkürzung zurück zu unserer Seite zu nehmen.
Mia, eine finnische Backpackerin, nutzt die Gunst der Stunde und trampt mit mir am Nachmittag die fünf Meilen bis Pangai, dem einzigen „größeren” Ort in der Hapai-Gruppe. Eine Schildkröte kreuzt noch schnell mein Fahrwasser, dann liege ich vor dem kleinen Fähranleger. Barbara und Gerlinde bleiben an Land im CBD (Central Business District, man sagt wohl nicht mehr downtown) in einem Verkehrstau stecken: Vorne blockiert ein Schwein die Hauptstrasse, und von hinten kommen drei Schulkinder lärmend daher und versperren die Ausweichroute über die Ortsumgehung. Wolfgang verbringt die Wartezeit auf seine Crew im Vergnügungsviertel („Mariners Café”) und verschenkt den polnischen Segelknigge (mein Skipper ist ja seit kurzem ein international übersetzter Autor!) an Magda, die polnische Wirtin. Die freut sich: „Schon mein drittes polnisches Buch in diesem Jahr, ist ja irre!” Die Freudenfeier wird mit Rumpunsch veranstaltet, dazu Kolbasa vom Grill.
Donnerstag, 11.09.08 – Schon im Pass zur nächsten Insel kommen die ersten beiden Buckelwale herangeschwommen, ganz nah, ganz laut atmend, unbeschreiblich. Und vor meinem nächsten Ankerplatz, hinter dem Miniinselchen Limu säugt gerade eine Walmutter ihr Junges, anscheinend im Kopfstand, gibt es das? Ein Walexperte bitte!
Um Limu kann man in einer guten halben Stunde einmal herumwandern. Also gut, man könnte in zehn Minuten einmal herum wandern, aber meine Mannschaft braucht Zeit zum Muscheln sammeln, zum Fotos machen, zum Fische gucken, zum Hai gucken – zum Insel-Erobern. Barbaras Einsiedlerkrebs „Hugo” gewinnt das traditionelle Einsamer-Strand-Einsiedlerkrebsrennen, herzlichen Glückwunsch!
Die ISS zieht nach Sonnenuntergang am Mond vorbei, die Jungs da oben haben nach mir wahrscheinlich den zweiteinsamsten Platz auf diesem Planeten.
Freitag, 12.09.08 – Walmama und Walkind frühstücken schon vor meiner Crew! Und zwar nur wenige hundert Meter hinter meinem Heck.
Aber unter Wasser gibt es auch noch viel zu sehen, der nächste Schnorchelausflug, einfach von der Badeplattform aus, rechts oder links, egal. Wolfgang hatte gestern schon Mühe, einen korallenfreien Sandfleck für meinen Anker zu finden, rundherum Aquarium.
Unterwegs nach Teleki Vavau wieder Wale, in der Laguneneinfahrt die nächste Schildkröte, und vom wunderbaren Segeln in stetigem Passat bei Sonnenschein habe ich ja noch gar nicht erzählt.
Der nächste einsame Ankerplatz, die kleine Villa am Strand ist verlassen, in ein paar Jahren wird die Natur den Platz ganz zurückerobert haben.
Samstag, 13.09.08 – Die Inseln liegen hier so grob im 20-Meilen-Abstand, das ergibt eine prima Kombination aus schöner Segelstrecke und trotzdem Zeit genug zum Schnorcheln oder Wandern. Heute Abend auf Kelefesia – und da liegt zum ersten Mal seit dem Ableger aus Nukualofa schon eine andere Yacht vor Anker! Massentourismus! Auf der kleinen Insel mit ihren zwei kleinen Bergen gibt es auch noch eine kleine Schweinezucht. Also gut, Orion, der Schweinezüchter, spaltet jeden Tag ein paar Dutzend Kokosnüsse – und den Rest machen die Schweine dann schon selber. Wenn also schon mal zwei Yachten aufeinandertreffen, von denen die eine (die amerikanische SY„Intention” mit Alicia und Jim) als Tramper zufälligerweise auch noch den Cousin des Schweinezüchters an Bord hat, dann gibt das natürlich das nächste Fest. Und da ich den größeren Tisch habe, bei mir an Bord. Festmenü mit dem Besten aus beider Schiffe Vorräten – und mit frischem Fisch. Orion war noch nie auf einer Yacht und ist begeistert, Alicia ist Sängerin und übernimmt die Gitarre, Wolfgang Didgeridoo und Saxophon (noch mal Danke an Monika!), Sifa (der trampende Cousin) macht Zauberkunststückchen, ein Abend voller Gelächter und Gesang auf „unserer” kleinen Insel mit zwei kleinen Bergen.
Sonntag, 14.09.08 – Leider müssen wir an dieser Stelle über den Nachteil der Hapai-Gruppe reden: Es gibt keine Ankerplätze, die gegen Westwind geschützt sind. Und der ist für übermorgen angekündigt. Die „Intention” und ich segeln gemeinsam gemütlich nach Süden, Ziel Nukualofa. Die nächsten Wale und ein kompletter Tunfisch an der Angel trösten über die Wehmut hinweg, dieses kleine Segelparadies leicht verfrüht verlassen zu müssen. Sifa wird von seiner Familie am Kai abgeholt, aber Alicia und Jim helfen beim Vertilgen des Tunfischs: wieder ein schöner, dieses Mal ganz ruhiger, fast nachdenklicher Abend. Zwei philosophierende Skipper im Schein meiner gemütlichen Petroleumlampe, dazu Barbaras Geschichten aus der Wüste, Gerlindes Segelabenteuer und Alicias Mondsüchtigkeit (Schön, dass es noch ein paar überlebende amerikanische Blumenkinder gibt ).
Montag, 15.09.08 – Die Wettervorhersage trifft leider zu: Es regnet. Barbara und Gerlinde bummeln durch die Markthalle, die ist überdacht.
Dienstag, 16.09.08 – Schon scheint die Sonne wieder! Aber weil der Wind weiterhin aus dem Westen bläst, darf ich im Hafen bleiben und meine Mannschaft macht einen Ausflug nach Pangai Motu. Da gibt es ein kleines Wrack zum Schnorcheln, ein kleines Resort zum Lunchen und eine kleine Insel zum Drumherumlaufen.
Mittwoch, 17.09.08 – Weil Gerlindes Flieger heute schon sehr früh geht, darf sie sich vor dem Putzen drücken. Barbara und Wolfgang erledigen das dann ganz gemütlich tagsüber und hauen am Abend Gerlindes Trostpflaster (ihre letzten Paanga-Scheine und Münzen) auf den Kopp.