Von Hurghada nach Port Said

29.04.2004

Donnerstag, 29. April 2004

Donnerstag, 29.04.04 – Nochmal schnell staubsaugen (obwohl das bei dem Wüstenstaub fast zwecklos ist, Hausfrauenalbtraum!!!), die Kabinen herrichten und auf die neue Crew warten: Wolfgang Weber aus Bad Mergentheim (zum dritten Mal hier an Bord und aus Verwechslungsvermeidungsgründen von nun an mit dem Kürzel d.Ä. versehen!) und Britta Best aus München kommen direkt aus der Notaufnahme des Krankenhauses in Hurghada am Abend hier an. Leider befanden sich nämlich der Kofferraumdeckel des Taxis und Brittas Kopf kurzfristig auf Kollisionskurs und als Willkommensgeschenk klebt Wolfgang d.J. Britta ein Klammerpflaster auf die Augenbraue, damit es keine Narbe gibt. Harry (Arzt von Beruf!) von der kanadischen Yacht „Vahana“ kontrolliert das dann noch schnell, lobt meinen Hobby-Arzt für die Wundversorgung und gibt sein O.K. für ein leicht verspätetes Abendessen in der netten Pizzeria gegenüber.

30.04.2004

Freitag, 30. April 2004

Freitag, 30.04.04 – Bei zu viel Wind ist Segeln nunmal nicht wirklich lustig, deshalb zieht meine Mannschaft den Einkaufsbummel gemütlich in die Länge. Die schweren Getränke werden vor Ort in der Marina besorgt, mittags gibt es zur Stärkung eine Wasserpfeife zu leckeren libanesischen Pfannkuchen. Den Transport der am Nachmittag eingekauften Lebensmittel übernimmt dann der Kleinlaster des Supermarktes in El Gouna Center, Wolfgang d.Ä. darf mit ins Führerhaus, Britta und Wolfgang d.J. „müssen“ auf der Ladefläche mitfahren, das macht Spass!
In der Marina spielt eine Live-Band, für Abendunterhaltung ist also auch gesorgt!

01.05.2004

Samstag, 01. Mai 2004

Samstag, 01.05.04 – Weil die Behörden aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen heute nicht wirklich wollen, das wir ein Weilchen segeln gehen, deklariert Wolfgang d.J. den schönen Segeltag zum „Engine-Test-Trip“: das einzig Gute an dem hiesigen byzantinischen Vorschriftendschungel ist, dass man ihn üblicherweise ganz gut umgehen kann… so kreuzen wir bei tollem Wetter bis hinter ein kleines Riff, ankern dort neben einem schönen Korallenkopf auf sechs Meter Wassertiefe und Sandboden und genießen alle den Tag! Wolfgang d.Ä. schnorchelt eine Runde zu den Korallen, Britta (Badeverbot für vier Tage!) schaut narbenpflegend von oben zu, danach geht es zurück in die Marina.

02.05.2004

Sonntag, 02. Mai 2004

Sonntag, 02.05.04 – Noch ein schöner Segeltag, heute mit heißem, trockenen Wüstenwind und einer relativen Luftfeuchte, die unterhalb des Anzeigebereichs des Hygrometers liegt!! Also unter 5%! In der Schräglage verwandelt sich die mal wieder unaufgeräumte Skippervorschiffskabine endgültig in ein Wäschechaos (Britta: „War Attila mit seinen Truppen hier?!“), aber das trägt nur zur allgemeinen Heiterkeit bei, die Segler ja immer bei gut fünf Beaufort und glattem Wasser befällt! Weitere Gründe für breites Grinsen: der trotz Seitenwind prima gelungene Anleger am Liegeplatz (vorher leichte Panik bei den Marina-Jungs und unseren Liegeplatznachbarn…), die Zauberkunststückchenaustauschrunde mit den einheimischen Kellnern an der Strandbar und der lustige, abschließende Seglerhock mit den Mannschaften von „Gina“ (Lieselotte und Fritz) und „Idemo“ (die kleine Anna mit ihren Eltern Ingrid und Robert).

03.05.2004

Montag, 03. Mai 2004

Montag, 03.05.04 – Starkwindwarnung für die nächsten zwei Tage: meine Crew lässt mich am Steg zurück und besteigt den Bus nach Luxor. Die Kiwis (Neuseeländer) Bronnie, Jeff und Tony haben den gleichen Plan, da wird die Fahrt durch die Wüste nicht so langweilig. Taha, Wolfgangs Reiseleiter aus Luxor, hat schon die Zimmer reserviert, so wird keine Zeit vergeudet, sondern gleich mit dem Besichtigungsprogramm begonnen. Als erstes zum Sundowner in ein schönes Café direkt am Nil… und dann ganz ernsthaft in die grandiose Licht-und Tonschau in der Tempelstadt von Karnak. Die Stunde Dauergänsehaut darf man sich nicht entgehen lassen!

04.05.2004

Dienstag, 04. Mai 2004

04.05.2004Dienstag, 04.05.04 – Das Tal der Könige, der Hatshepsut-Terrassentempel, der Tempel Ramses‘ des Dritten, die Mennon-Kolosse; trotz gemütlicher Mittagspause ist das so viel Programm, dass Britta irgendwann sagt: „Noch ein Grab – und ich bleibe da!“ Dann doch lieber eine gemütliche Felukkenfahrt quer über den Nil zurück an das Ostufer und noch eine Runde Backgammon in einem Garten, bis der Bus nach Hurghada abfahrbereit ist. Die tolle Mondfinsternis, habt ihr hoffentlich auch in Deutschland sehen können, wenn auch sicher nicht so klar wie hier in der dunklen Wüste! Jedenfalls ein tolles Kontrastprogramm zum Dauerschlägereivideo auf dem Busfernseher!

05.05.2004

Mittwoch, 05. Mai 2004

Mittwoch, 05.05.04 – Wir dürfen für zwei Tage die Marina verlassen, dass passt prima in unseren Zeitplan, denn übermorgen soll Harm, Brittas bislang aus beruflichen Gründen an der Törnteilnahme gehinderter Freund, aus München eintreffen. Mit leichten Brisen segelt mich meine Crew bis in die Endeavour-Bucht auf Tawila-Island. Nach all der Hektik und dem üppigen Besichtigungsprogramm der letzen Tage ist das der ultimative Kontrapunkt: Ankern in der Wüste. Keinerlei Leben an Land, aber eine ganze Welt für sich an dem „Bommie“ (Korallenkopf) hinter meinem Heck: Fische im Farbwettstreit mit den Korallen, eine riesige Moräne, bunte Algen und Muscheln – und dabei keinerlei Geräusche außer dem Knabbern der Papageienfische und dem Lachen der Möwen! Und die Ruhe bleibt die ganze sternklare Nacht hindurch erhalten.

06.05.2004

Donnerstag, 06. Mai 2004

06.05.2004Donnerstag, 06.05.04 – Frühstücken, schnorcheln, spazierengehen in der Wüste, brunchen, segeln… das wäre ja schon genug für einen Tag. Aber die Meeresgötter meinen es heute besonders gut mit uns und veranstalten noch zwei fantastische Sonderprogrammpunkte für uns: Zuerst bringt das Seeadlerpärchen, das auf dem Backbordleuchtfeuer der Marinaeinfahrt sein Nest hat, seinem gerade flügge werdenden Jungadler das Landen auf beweglichen Objekten bei! Nämlich auf meiner Mastspitze!!! Wie Stützräder benutzt Klein-Ikarus seine Klauen, wenn seine Eltern die ihren schon längst unter das Gefieder gezogen haben! Total lustig!!! Drei, vier Mal muss der „Kleine“ üben was ihm die Eltern je einmal gezeigt haben! Ein Kompliment am Rande für Windex, den Hersteller unsres Windpfeils: Adlertauglich!!!
Zweitens taucht eine Delfinschule direkt neben uns auf, und da der Wind weg ist, sagt Wolfgang d.J. nur: „Springt!“ Und dann schwimmen Britta und Wolfgang d.Ä. eine Runde mit den schönen Außenbordskameraden. Eine Delfinmutter zeigt ihrem Jungen die Menschen und schwimmt auf Armeslänge vor den Taucherbrillen lang. Unbeschreiblich. Macht daheim einfach mal eine Minute lang die Augen zu und versucht, euch dieses Erlebnis vorzustellen…

07.05.2004

Freitag, 07. Mai 2004

Freitag, 07.05.04 – Faulenztag. Internetcafé, nochmal saubere Wäsche abholen, Wolfgang d.Ä. spielt Billiard mit Bill von der „Apollo“, Britta sonnt sich auf dem Vordeck, Wolfgang d.J. nimmt sich eine Abend lang „crewfrei“ und bummelt durch El Gouna Center.

08.05.2004

Samstag, 08. Mai 2004

Samstag, 08.05.04 – Erstmal kommt Hiob vorbei: Harm liegt im Krankenhaus. Ist, Rasmus sei Dank, nur eine Kleinigkeit, aber er kann nicht kommen. Schade, hoffentlich klappt es nächstes Jahr!!!
Auch nicht erfreulich: die Behördenhürden: Obwohl wir nur nach Suez wollen, kommt der Zoll und kontrolliert, ob Wolfgang d.J. teile meiner Navigationsausrüstung verkauft hat…
Aber um 16.00 h sind alle Formalitäten erledigt, der Abschied von der netten Marinabelegschaft und von Hisham, meinem Agenten fällt ein wenig schwer, Wolfgang d.J. singt „Nehmt Abschied, Brüder“ als sich mein Bug seewärts dreht, die Freunde auf den anderen Yachten winken, im Mittelmeer wird sich die ganze internationale Red-Sea-Gruppe wohl leider auflösen.
Eine Königsmakrele landet erst im Cockpit und dann am Abend, wieder in der Endeavour-Bucht, frisch filetiert in der Pfanne

09.05.2004

Sonntag, 09. Mai 2004

Sonntag, 09.05.04 – Ganz nach Vorschrift überqueren wir rechtwinklig das Verkehrstrennungsgebiet, das den ganzen Golf von Suez hinauf die Frachter und Tanker auf zwei Bahnen verteilt. Zur Belohnung für das befolgen der Vorschriften gibt es eine gewaltige Ledernackenschildkröte zum Anschauen und einen Thunfisch zum Essen: ein Filet Sashimi, drei Filets kurz gebraten… Und es gibt Südostwind zum Segeln! Südost!!! Gibt’s ja gar nicht! Nicht hier, nicht um diese Jahreszeit! Nachtfahrt unter Passatbesegelung! Immer am Rande des Verkehrstrennungsgebietes entlang, gespenstisch beleuchtet durch die Gasfackeln der ungezählten Ölbohrtürme. Einsame, romantische und gleichzeitig aufregende und spannende Nachtwachen im dreistündigen Wechsel.
Nachtrag: Während Wolfgang d.Ä. fachmännisch eine ausgerissene Öse an meinem Sonnensegel einnäht und Wolfgang d.J. den Thun auf dem Cockpitboden filetiert, entfährt Britta ein kurzes „meine beiden Hausfrauen“!! Das wird sie durch stundenlanges Erzählen frauenfeindlicher Witze zu büßen haben.

10.05.2004

Montag, 10. Mai 2004

10.05.2004Montag, 10.05.04 – Eine Bö aus dem Südwesten zwingt Britta und Wolfgang zu Frühsport. Die Genua muss geborgen werden, das Großsegel muss hoch. Und drei Minuten später dürfen sie das wieder rückgängig machen, denn der Wind dreht wieder auf Südost. Und bleibt da auch, prima!! Um 11.00 h hängt ein sieben kg schwerer, 75 cm langer Thunfisch an der Angel! Der bisher drittgrößte hier an Bord, herzlichen Glückwunsch vor allem an Britta, die die Angel ausgebracht hat.! Ein halbes Filet landet gleich mal im Rührei zum Frühstück, eineinhalb Filetstücke werden später im Dampftopf polynesisch mit Kokosmilch verzaubert, ein Filet bekommen Jeff und Bronnie auf der „Ranganui“ und ein Filet bekommt Lieselotte auf der „Gina“. Wir sind nämlich nach 165 Meilen prima im Yachtclub von Suez angekommen, und so viel Fisch kann man ja gar nicht alleine essen!!! Und schon gar nicht bei 40° im Schatten und f…ztrockenem Wüstenwind. Lieselotte und Fritz revanchieren sich mit einer Einladung zum Sundowner. Mit Blick auf die endlose Reihe der Großschifffahrt, denn der Liegeplatz ist direkt am berühmten Kanal!!!

11.05.2004

Dienstag, 11. Mai 2004

11.05.2004Dienstag, 11.05.04 – Zuerst mal herzliche Glückwünsche nach Warstein, wo meine heimliche Bordchefin Uschi schon wieder ein Jahr älter geworden ist! Wir freuen uns schon auf die Törns im Juni/Juli, wenn Du hoffentlich gesund und munter wieder mal hier an Bord sein wirst, um Deinen fußlahmen Altersgenossinen zu beweisen, was man mit 67 Jahren noch so alles erleben kann!!
Hier in Suez legen Lieselotte und Fritz unter kräftigem Muschelabschiedstuten ab – und bei uns kommen die nächsten Behördenvertreter an Bord: Der Hafenmeister hakt Schwimmwesten, Logge, Radarreflektor, Funkgerät, Handfunkgerät etc. auf seiner Kanaldurchfahrtscheckliste ab, und der Vermesser errechnet meine Nettoregistertonnen (Laderaumvolumen), weshalb Wolfgang d.J. das Ende vom Maßband immer schön ein paar Dezimeter innerhalb der geforderten Messpunkte anhält und zu meinem Motorraum gleich mal die Hälfte der Backskisten, den Dieseltank und das Fach für die Rettungsinsel addiert… das wird nämlich hinterher abgezogen! Normalerweise schummeln wir ja nicht, aber die Dreistigkeit, mit der Hafenmeister und Vermesser nach Bakschisch verlangen (fragen wäre ja höflich!), verlangt eben ein wenig nach ausgleichender Gerechtigkeit.
Bei Said, einem der Bootsleute, die hier im Yachtclub arbeiten, beklagt sich Wolfgang denn auch bitterlich, worauf Said meine Mannschaft gleich mal auf eine Beruhigungswasserpfeife auf die von ihm betreute kleine Motorbarkasse (gehört dem englischen Botschafter!) einlädt. Ahmed, unser Agent, führt die drei dann am Abend durch das überraschend schöne Port Suez, in einem kleinen Lokal gibt es Bohnenbrei (Ful) und Bohnenbällchen (Falafel), später noch ein Bier in einer Kneipe, so klingt der Tag doch noch richtig schön aus!

12.05.2004

Mittwoch, 12. Mai 2004

Mittwoch, 12.05.04 – Großreinemachen, wie immer am Törnende. Aber die drei Stunden sind schnell um, danach noch auf eine Shisha (Wasserpfeife) zu Said – und dann in den Bus nach Kairo. Ohne mich, ich bleibe mit gedoppelten Trossen zwischen zwei Bojen am Liegeplatz. Wobei Segeln mal wieder die sicherere Reisevariante gewesen wäre. Mitten auf der Autobahn schert nämlich ein Kieslaster nach links, der Bus muss bremsen, der Bus hinter uns merkt das nicht so schnell, es rummst gar fürchterlich und der Ausflug ist vorerst beendet. Leider kann Britta nun auch nicht wissen, ob Dolf Lundgreen die kleine Asiatin vor ihrem sadistischen Bräutigam retten kann, denn auch das Busvideo stoppt. Rasmus sei dank gibt es keine Verletzten, die Koffer werden ausgeladen und vierzig Personen stehen an der Autobahn und trampen. Das regt niemanden großartig auf, meine Crew wird von Hanee Afia, einem Finanzmanager der Kraft-Gruppe für Ägypten aufgelesen. Und Hanee lässt es sich nicht nehmen, eine wunderbare Besichtigungtour durch Kairo zu veranstalten: „Dort seht ihr das wichtigste Gebäude der Stadt: da wohnt nämlich meine Schwiegermutter!“ Außerdem auf dem Programm: Das alte Aquädukt der Zitadelle, die muslimische Nekropole, die Universität, die neue Oper und schließlich das Ägyptische Museum. Und direkt daneben ist das gebuchte Hotel! Da bleibt meinen Lieben nur ein herzliches Dankeschön!

13.05.2004

Donnerstag, 13. Mai 2004

13.05.2004Donnerstag, 13.05.04 – Pünktlich um 09.00 h steht die Touristenführerin Fatima im Foyer des Hotels. Zwei Tage lang soll sie Britta und den Wolfgangs Kairo und Umgebung zeigen, heute geht es zunächst in das Ägyptische Museum. Keine weiteren Kommentare, sowohl das Alter (z.T. über 5600 Jahre) als auch der Wert (tonnenweise Gold aus Tut Ench Amuns Grab) der Exponate sind einfach atemberaubend. Die Besuchermassen allerdings auch!
Am Nachmittag verteilt sich der Tourismus dann auf dem weiträumigen Gelände um die Pyramiden und die Sphinx von Gizeh einigermaßen, und weil die klassischen Bilder ja jeder kennt, zeige ich euch mal die Polizeipatroullie!
Beim Spaziergang am Nil entlang wird Britta das Angestarrt-werden dann irgendwann zu viel, ein Reiseland für Frauen ist Ägypten sicherlich nicht. Schnell mit der Metro ins Hotel!
Am Abend finden meine Abenteurer eine prima Gasse voller Straßencafés! Keine Touristen, keine Schlepper, eher studentisches Publikum: „Ein Backgammon und zwei Wasserpfeifen bitte!!“ – und die Welt ist wieder in Ordnung.

14.05.2004

Freitag, 14. Mai 2004

Freitag, 14.05.04 – Britta muss am frühen Morgen zum Flughafen, Gute Reise – und gute Besserung an Harm!!!
Fatima (die übrigens auf Empfehlung von Bettina, Nico, Ute, Tepi und den Kindern angeheuert wurde und ihren Job prima macht!) führt die beiden Wolfgangs nach Memphis und Saqqara, wo die berühmte Stufenpyramide, Ägyptens ältestes Bauwerk steht. 4644 Jahre alt. Am erstaunlichsten ist, dass die Hochreliefs in einem Grab in der Nähe von einer Lebendigkeit und vor allem von einer perspektivischen Korrektheit sind (und an unperspektivischer Darstellung „leiden“ die späteren Bildnisse ja doch sehr!), die danach nie wieder erreicht wurde!
Für den Nachmittag steht das muslimische Kairo mit der Zitadelle, der eleganten, wunderschönen Alabaster-Moschee und dem Basar auf dem Programm – und das Abenteuer beginnt so richtig, als Fatima sich verabschiedet und W. und W. sich auf eigenen Faust in das Gassengewühl stürzen. Wolfgang d.Ä. übernimmt die Navigation, weil d.J. an Land bekannterweise ziemlich hilflos ist. Irgendwie grobe Richtung Südwest, erst durch das Goldhändlerviertel (noch sehr viele Touristen), dann durch das Schlachterviertel, (schlagartig keine Touristen mehr!) dann durch das Kupferschmiedviertel, dann durch das Elektronikzubehörviertel, dann durch eine Abkürzung durch den Keller eines Rohbaus, bis der Basar abrupt an einer Hauptverkehrsstraße endet!
Mit dem Taxi zurück in das Hotel, kurze Pause, bis das Nachtleben beginnt!
Im Straßencafé werden die beiden schon als Stammgäste begrüsst, ein Silberhändler spielt eine Partie Domino mit und die Shishas werden zwei Stunden lang am Brennen gehalten. Natürlich mit richtigem Qass, nicht mit dem Apfeltabak für Touris!
Hier noch ein typisches Gespräch am einem Abend in Kairo:
Wolfgang d.J.: „Wir müssen noch Schuhe putzen lassen, so kannst Du ja morgen nicht in den Flieger!“
Wolfgang d.Ä.: „Stimmt. Da vorne ist einer!“
Zehn Meter weiter, neben einem Unterhosenverkaufsstand.
Unterhosenverkäufer: „Ihr wart gestern doch schon hier, Du hast Unterhosen gekauft!“
W.d.J.: „Stimmt, für 10 L.E. (Ägyptische Pfund, sieben L.E. gleich ein Euro) das Stück, viel zu teuer, kosten dahinten nur sieben“
Unterhosenverkäufer: „Niemals! Bei Allah, zu billig! Nicht möglich, wo, kann nicht sein, Ruin…“
W.d.J.: „Was kosten Schuhputzen?“
Schuhputzer: „Nur ein Pfund!“
W.d.J. zu einem Passanten: „Ist das korrekt?“
Passant: „Ja das stimmt!“
Also putzt der Schuhputzer die Schuhe von Wolfgang d.Ä., man scherzt und lacht. Dann will W.d.Ä. bezahlen.
Schuhputzer: „Zwei Pfund“
W.d.Ä: „????“
Schuhputzer: „Ein Pfund linker Schuh, ein Pfund rechter Schuh!!“
W.d.J.: „Niemals! Bei Allah, viel zu teuer! Nicht möglich, kann nicht sein, Ruin… dann lasse ich meine Schuhe nicht putzen“
Schuhputzer: „Bei Allah, ganz billig, na gut, nur ein Pfund beide Schuhe, aber dann ein Pfund Bakschisch!“
W.d.Ä. und W.d.J: „Niemals, bei Allah, ein Pfund Bakschisch, zu teuer, Ruin…“
Schuhputzer: „Geschäft: morgen Schuhe putzen umsonst!“
W.d.J. (breitet die Arme weit aus): „Dann komme ich morgen mit meinen großen Schuhen“
Schuhverkäufer lacht sich halb schlapp, Unterhosenverkäufer lacht sich halb schlapp, Passant lacht sich halb schlapp, d.Ä und d.J lachen sich halb schlapp…
Schuhputzer, noch lachend: „Also gut, guter Witz, also Schuhe putzen heute umsonst!“
W.d.J: „Ne, das geht ja auch nicht. Ein Pfund linker Schuh, ein Pfund rechter Schuh, ein Pfund meine Sandalen und 50 Piaster Bakschisch. Stimmt so!“
Passant, sich etwas entschuldigend: „Viel verdient er ja nicht!“
Und das stimmt ja leider auch.

15.05.2004

Samstag, 15. Mai 2004

Samstag, 15.05.04 – Wolfgang d.Ä. muss auch zum Flughafen, Wolfgang (von nun an wieder ohne d.J) fährt zurück nach Suez und verdreht die Augen. Ich bin nämlich ganz gelb an Deck, weil hier gestern ein Sandsturm war. Kann schon mal vorkommen…
(Schönen Dank nochmal an Britta und Wolfgang d.Ä. für die netten SMS-Nachrichten nach sicherer Ankunft in Deutschland – und überhaupt für die schöne Zeit hier an Bord!)