Von Varna nach Istanbul

25.08.2005

Donnerstag, 25. August 2005

Donnerstag, 25.08.05 – Fast hätten die bulgarischen Behörden Wolfgang nicht ausreisen lassen, weil er mich nicht im Gepäck hatte! Als Skipper ist er ja verantwortlich für mich, und da kann er ja eigentlich nicht mal eben für ein verlängertes Wochenende nach Deutschland fliegen und mich hier im Yachtclub liegen lassen! Dann darf er aber doch – und ich bleibe hier.

26.08.2005

Freitag, 26. August 2005

Freitag, 26.08.05 – Und während Wolfgang in Warstein feiert, passiert hier gar nichts. Die Hafenkatze versucht ab und zu, in den Salon zu kommen, aber ich bin natürlich wasser- und katzendicht verschlossen!

27.08.2005

Samstag, 27. August 2005

Samstag, 27.08.05 – Wie gestern!

28.08.2005

Sonntag, 28. August 2005

Sonntag, 28.08.05 – In Warstein erlebt die Party ihren Höhepunkt, weil Nico nun endlich seinen Geburtstag hat. Herzlichen Glückwunsch von hier unten, auch an Bettina R., Wolfgangs Lieblingsschulfreundin, die beiden haben sich fast 20 Jahre nicht gesehen. Überhaupt ist die Feier ein großes Wiedersehen mit alten Freunden, leider hauptsächlich Landratten, aber Wolfgang hofft, dass die/der ein oder andere demnächst endlich mal mitsegelt!

29.08.2005

Montag, 29. August 2005

Montag, 29.08.05 – Und heute wollen die deutschen Reiseveranstalter Wolfgang nicht ausreisen lassen! Erst verspätet sich der Zug zum Flughafen – und dann stellt sich LTU quer, weil mein Skipper natürlich kein Rückflugticket hat! Zusammen mit Mutter Uschi landet er aber doch mittags in Varna, da bin ich froh, dass er wieder da ist! Anne und Menno übrigens auch, zur Wiedersehensfeier mit Fisch laden die beiden auf die gestern angekommene SY „Triton”. Zum Nachtisch gibt es Röllekes mit Sahne, weil „Tante” Helga, Nachbarsjung ihm seine Mama, wie man im Sauerland sagt, mir einen ganzen Blecheimer dieser Warsteiner Waffelspezialität gebacken hat! War auch ein echter Hingucker bei der Zollkontrolle in Düsseldorf…und im Flieger…An dieser Stelle auch vielen Dank an Schulten Emmi für die neuen Topflappen!

30.08.2005

Dienstag, 30. August 2005

30.08.2005Dienstag, 30.08.05 – Mutter und Sohn gönnen sich natürlich noch einen Tag in der schönen Stadt: Opernhaus und Kathedrale müssen besichtigt werden, dann lockt die Fußgängerzone zum Flanieren und zum Schluss gruseln sich die beiden im Museum für Medizingeschichte: Beim Anblick pedalbetriebener Zahnarztbohrer ist man einfach nur froh, 100 Jahre später geboren zu sein! Und beim Anblick griechischer „Chirurgischer Werkzeuge” ist man noch froher über 2000 Jahre Distanz…

31.08.2005

Mittwoch, 31. August 2005

Mittwoch, 31.08.05 – Delfine verabschieden uns in der Hafenausfahrt, dann bläht frischer Nordostwind meine Passatsegel auf und die Reise geht nach Süden. Perfekt, auch die Makrele an der Angel! Die gibt es frisch gebraten als Snack zum Anlegebier in Nesebar, wo ich nach 40 Meilen einen Platz an der Außenpier bekomme. Anne und Menno essen und trinken mit, außerdem Ian, Skipper der 15-Meter Ketsch „Crusader” (Super Maramu von Amel), der wissen will, wieso sein Schiff auf dem Weg hierher gegen mich keine Chance hatte. Nun, weil ich schneller bin – warum wohl sonst?!
Nesebar ist ein Kleinod an der bulgarischen Küste, die Altstadt wird liebevoll erhalten und beherbergt schöne Bauten aus byzantinischer Zeit, meine Mannschaft bummelt durch die alten Gassen und genießt das Nebeneinander von Touristentrubel und Kultur.

01.09.2005

Donnerstag, 01. September 2005

01.09.2005Donnerstag, 01.09.05 – Und weil Nesebar so schön ist, bleiben wir natürlich einen Tag lang hier! Stadtbummel, Fotos machen, Souvenirs kaufen – Touristennormalprogramm muss ja auch mal sein!

02.09.2005

Freitag, 02. September 2005

Freitag, 02.09.05 – Mit leichten Brisen segeln wir so gemütlich die Küste runter, da verfolgt uns plötzlich die bulgarische Küstenwache. Wolfgang geht brav ans Funkgerät und meldet das Tagesziel: Kiten. Was die Küstenwache nicht daran hindert, den Skipper ausdrücklich darauf hinzuweisen, das zur Weiterreise in die Türkei in Bourgas ausklariert werden muss, was Wolfgang tatsächlich vermeiden will, weil Bourgas ziemlich weit hinten in einem Golf liegt und deshalb ein ziemlicher Umweg ist. In Kiten telefoniert der überfreundliche Hafenmeister gleich mal mit seinem Vorgesetzten und weckt damit die letzten schlafenden Hunde: Wenig später sitzen Uschi und mein Skipper im Taxi nach Bourgas und erledigen dort den Behördenkram – wie sie meinen, für morgen. Das ist aber irgendwie an des Oberzöllners Ohren vorbeigegangen, und so wird das Ausklarieren ohne Schiff (ich liege ja noch an der Hotelpier in Kiten!) zwar netterweise möglich gemacht, nicht so netterweise aber nur für sofort! Zurück in Kiten wachen schon zwei Küstenwachler und um 22.00 h befinden sich Mutter und Sohn genau da, wo sie überhaupt nicht hin wollten: auf Nachtfahrt. Mitten durch zwei heftige Gewitter. Super. Gut, das Gustav (der Autopilot) steuert – und gut, dass es bis nach Igneada nur 29 Meilen sind.

03.09.2005

Samstag, 03. September 2005

Samstag, 03.09.05 – Da fällt mein Buganker um 03.50 h mitten im großräumigen Hafenbecken und mein Skipper macht trotz der vielen schönen Abenteuer heimlich drei Kreuze, dass wir die reststalinistischen Kontrollfreaks des ehemaligen Ostblocks hinter uns gelassen haben.
Nach dem gemütlichen Frühstück werde ich gemütlich an ein Fischerboot gelegt, wo man uns gemütlich erklärt, dass der Hafenmeister am Wochenende nicht da ist und das Einklarieren deshalb gemütlicherweise einfach ausfällt. Die Küstenwache liegt gegenüber und winkt freundlich. Willkommen in der Türkei!
In der Hafenkneipe gibt es frischen Fisch, ein Deutschtürke und sein hiesiger Bruder kommen auf einen Tee zu Besuch, am Strand neben dem Hafen kann man prima baden, perfekt.

04.09.2005

Sonntag, 04. September 2005

04.09.2005Sonntag, 04.09.05 – Wäre auch ein tolles Geburtstagwetter für Dieter, meinen Bordingenieur, der heute 71 wird: Herzlichen Glückwunsch bei sechs Windstärken aus dem Norden, Kurs Südost und bei 7 Knoten Fahrt. Mindestens. Die kleineren Frachter suchen Schutz unter Land, aber ich segele mit dem Zwergpirateneffekt (s. Kapt’n Blaubär, erstes Leben, oder fragt André oder Robin!). Das heißt, die zugegebenerweise recht hohen Wellen (bis vier Meter) heben mich gemächlich an und schaukeln mich nicht hin und her wie sie es mit den Frachtern tun: Da pendeln die Kommandobrücken locker fünf Meter von einer Seite auf die andere! Bei uns ist einfach nur Rauschefahrt, vor allem die Wellen runter. 9,7 Knoten ist highscore… Die vier Wasserhosen hätte man allerdings weglassen können.
Zehn Meilen vor dem Bosporus dreht in einem Schauer der Wind nach Osten, das wäre unangenehm, aber dann überlegt er es sich wieder, schleicht sich wieder in den Norden und wird schwächer. Aber wir sind ja auch schon da, 62 Meilen in achteinhalb Stunden…
In Türkeli Feneri hat allerdings die Bonito-Saison begonnen, und im Gewusel der an- und ablegenden Fischerboote bleibt trotz zweier Versuche kein Liegeplatz für mich. Das war auf dem Hinweg vor ein paar Monaten noch ein ganz verschlafenes Nest!
Auf der anderen Seite des Bosporus liegt Poyrazkoy, da wuseln genau so viele Fischer umher, aber die Pier ist länger, und so findet sich ein Plätzchen für mich an einem Fischerboot, das garantiert nicht mehr ausläuft: es hat keinen Motor mehr!
Abends, zum wohlverdienten Dinner, da gibt es frischen Bonito, wer hätte das gedacht?!

05.09.2005

Montag, 05. September 2005

Montag, 05.09.05 – Die Türkei fühlt sich von ihren Nachbarn am Schwarzen Meer offensichtlich nicht mehr bedroht: die alten Militäranlagen am Eingang zu dieser wichtigen Meerenge verfallen und werden als Picknickgelände genutzt, prima! Ansonsten gibt es eine byzantinische Ruine zu besichtigen – und ein schattiges Café auf halber Hanghöhe. Schöne Aussicht auf die anlandenden Fischer – und auf mich!
Gestern habe ich mich anlegetechnisch übrigens verschätzt: Mein motorloser Nachbar wird nämlich weggeschleppt, jetzt liege ich also direkt am Kai. Aber der wird ja wohl nicht auch noch ablegen!!!

06.09.2005

Dienstag, 06. September 2005

Dienstag, 06.09.05 – Schon alleine das „Café zur schönen Aussicht” rechtfertigt noch einen gemütlichen Hafentag extra!

07.09.2005

Mittwoch, 07. September 2005

Mittwoch, 07.09.05 – Aber heute geht es dann doch weiter: Leinen los und den Bosporus hinunter, denn das Mittelmeer liegt 14,4 cm tiefer als das Schwarze Meer! In dieser viel befahrenen Meerenge ist Rechtsverkehr Vorschrift, für uns heißt das, dass wir auf der historisch interessanteren Altstadtseite entlang müssen, super! Am Dolmahbahce-Palast steuert Wolfgang mich so dicht an den prunkvollen Amts- und Wohnräumen der letzten Sultane vorbei, dass die Wache uns anpfeift (durchaus wörtlich zu nehmen!) und uns etwas weiter zurück ins Fahrwasser schickt. Aber da sind die besten Fotos längst im Kasten! Weiter geht es, einen kurzen Abstecher in das Goldene Horn, den alten Istanbuler Hafen, hinein bis zur Galata-Brücke, dann an Hagia Sophia und Blauer Moschee vorbei, im Zickzack durch die übervolle Reede (bester Schiffsname: Supertanker „Eurochampion 2004” aus Pireäus, die Griechen sind sich echt für nix zu schade…) bis zur Ataköy Marina, Steg F, Platz 56. Da ist der Törn dann schon zu Ende, Uschi und Wolfgang haben mich so schnell hierher gesegelt, dass sie nun eine Woche Zeit haben, die geniale Metropole zu erkunden!

08.09.2005

Donnerstag, 08. September 2005

Donnerstag, 08.09.05 – Jeden Tag ein paar andere Sehenswürdigkeiten, heute in den Großen Basar, der Kellner aus „Julia’s Kitchen” grüßt Claudia schön!

09.09.2005

Freitag, 09. September 2005

09.09.2005Freitag, 09.09.05 – Und wir alle hier grüßen sie auch, weil sie nämlich heute Geburtstag hat! Herzlichste Glückwünsche nach München, komm mal wieder vorbei!!
Hier vergeht ein Großteil des Tages mit Behördengängen, aber Can, ein Praktikumsstudent aus der Marina, hilft mit, und so klappt alles ganz gut, am Nachmittag wird der Dolmahbahce-Palast von innen besichtigt – Wahnsinn! Treppenaufgänge aus Kristallglas oder ein Alabaster-Bad hatten wir bisher noch nicht…

10.09.2005

Samstag, 10. September 2005

10.09.2005Samstag, 10.09.05 – Morgens gibt es die letzten Stempel beim Hafenmeister; dann bin auch ich endlich offiziell in der Türkei. Auf dem Touri-Programm stehen Hagia Sophia, Mittelpunkt der Welt zu Zeiten Ostroms, dann die gruselige Zisterne und zum Abschluss die elegante Blaue Moschee mit ihren wundervollen Fayencen. Obwohl, der eigentliche Abschluss ist natürlich die Wasserpfeife im Café neben der Blauen Moschee…

11.09.2005

Sonntag, 11. September 2005

Sonntag, 11.09.05 – Anne und Menno von der SY „Triton” sind auch angekommen und bringen zum Sonntagsbrunch mit Tante Helgas letzten Röllekes (immer noch frisch aus dem Eimer!!!) eine Flasche Krimsekt mit. Das Uschi und Wolfgang es trotzdem noch schaffen, die byzantinische Kirche Hagia Irene und den Topkapi-Palast mit seiner unvorstellbaren Schatzkammer zu besuchen deutet auf außergewöhnliches Durchhaltevermögen hin. Wolfgang erfrischt sich danach wenigstens kurzfristig in einem Türkischen Bad, Uschi pausiert im Wasserpfeifencafé! Romantisches Mondscheindinner gibt es zusammen mit Anne und Menno in Kumkapi, direkt am Wasser auf dem Kai vom Fischmarkt, der auch schon wieder eine Sehenswürdigkeit ist!

12.09.2005

Montag, 12. September 2005

Montag, 12.09.05 – Weiter im Besichtigungsmarathon: Erst in die Suleyman-Moschee, dann durch die Gassen der Alstadt zur Galata-Brücke, auf der anderen Seite des Goldenen Horns hinauf zum Galata-Turm und von dort aus die Aussicht auf all die Paläste und Moscheen genießen, die in den letzten Tagen von innen betrachtet wurden. Und dann wieder runter zur Galata-Brücke, die im unteren Bereich voller Kneipen und Restaurants steckt (geniale Konstruktion von Thyssen!), ein Wasserpfeife im Sonnenuntergang, Ursula hat sich schon ganz gut an den Apfeltabak gewöhnt!

13.09.2005

Dienstag, 13. September 2005

Dienstag, 13.09.05 – Morgen kommt die nächste Crew – und deshalb werde ich heute geschrubbt!

14.09.2005

Mittwoch, 14. September 2005

Mittwoch, 14.09.05 – Juan Sanchez kommt schon morgens als erster an und bezieht die Steuerbord-Achterkabine. Und am späten Nachmittag stehen Steffi Meyer und Martin Noha, beide ebenfalls aus München, auf dem Steg: Willkommen an Bord! Allerdings nur kurz, denn dann verlassen mich schon alle wieder und düsen im Taxi in die Altstadt, mit kleinen Umwegen zum Galata-Turm – und dann weiter zur Wasserpfeife auf der Brücke